Anatolien
  Anatolien

Aussprache:
arabisch:
أناضول
persisch:
آناتولی
englisch: Anatolia

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Anatolien, im deutschen auch Kleinasien genannt, ist jener Teil der heutigen Türkei, der zu Vorderasien gehört. Häufig wird auch Zypern zu Kleinasien gerechnet. Im Türkischen wird es Anadolu genannt.

Ursprünglich bezog sich der Name Anatolien nur auf den westlichen Teil der Halbinsel. Nach Gründung der Türkei 1923, wurde der Begriff auf die ganze Türkei ohne Thrakien (der europäische Teil der Türkei) ausgeweitet. Die Fläche Kleinasiens beträgt 757.000 km². Es wird im Süden vom Mittelmeer begrenzt, im Norden vom Schwarzen Meer, im Westen von der Ägäis und im Nordwesten von Bosporus, Marmarameer und Dardanellen. Die östliche Grenze von Kleinasien ist nicht genau definiert. Der Einfachheit halber wird sie heutzutage meist mit der östlichen Landesgrenze der Türkei gleichgesetzt.

Der Name "Kleinasien" leitet sich historisch von der ehemals römischen Provinz Asia ab, die aber nur den westlichsten Teil der heutigen Türkei bildete.

Um 2000 v. Chr. bestand in Anatolien der Herrschaftsbereich der Hatti (auch Protohethiter). Es wurde von Indoeuropäern abgelöst, deren Migration einige Völker möglicherweise vom Kaukasus hierher brachte: Die Völker der Pala ließen sich im Norden (speziell in Paphlagonien) nieder, die Nesili in Mittelanatolien. Die Luwier siedelten an der Süd- und Südostküste Kleinasiens in Gebieten, die in hethitischen Quellen Tarhuntassa und Kizzuwatna genannt werden, stießen aber auch bis nach Westanatolien (Arzawa) vor. Nach ersten Fürstentümern um 1700 v. Chr. entstand das Großkönigreich der Hethiter (circa 1600 - 1190 v. Chr.).

Als eines der bedeutendsten Ereignisse der hethitischen Geschichte gilt die Schlacht bei Kadeš (1274 v. Chr.), in der die Armeen des hethitischen Großkönigs Muwatalli II. und des ägyptischen Pharaos Ramses II. aufeinandertrafen sowie der nachfolgende Vertrag zwischen Ramses und Hattušili I. (1259 v. Chr.) Hierbei handelt es sich um den ältesten schriftlich überlieferten Friedensvertrag der Welt, von dem unter anderem eine Kopie – als ein Symbol für den Frieden – im UNO-Gebäude in New York zu sehen ist.

Im 9. Jh. v. Chr. etabliert sich das Reich Urartu im späteren Armenien am ostanatolischen Euphrat. König Sarduri I. (um 830 v. Chr.) errichtet die Hauptstadt Tuschpa am Van-See. Hochwertige Bewässerung und Zucht, Metalle und eigene Hieroglyphen wurden entwickelt. Um 620 v. Chr. wird das Reich von den Skythen erobert und vernichtet. Nach 700 v. Chr. beginnen griechische Ionier und Dorer entlang der Ägäisküste Kolonien zu gründen.

546 v. Chr. eroberte Persiens Großkönig Kyros II. Lydien und danach die griechischen Städte an der Küste und Lykien. Um 500 v. Chr. wurde Südanatolien dem Perserreich angegliedert. Infolge der Perserkriege fiel die Westküste wieder an die Griechen, wurde aber nach dem Peloponnesischen Krieg wieder persisch.

Alexander der Große setzt mit seinem Heer 334 v. Chr. über das Marmarameer und schlug die Perser vernichtend. Fast ganz Kleinasien wurde Teil  seines Reichs. Nach Alexanders Tod teilten die Diadochen das Reich auf, Kleinasien ging größtenteils an Lysimachos und Seleukos I..

Philetairos spaltete 282 v. Chr. davon die Stadt Pergamon ab, die unter seinen Nachfolgern, den Attaliden, zum einflussreichsten hellenistischen Staat in Kleinasien wurde. 133 v. Chr. wurde das Pergamenische Reich an Rom vererbt und in die Provinz Asia umgewandelt. Um 275 v. Chr. siedelten sich Kelten aus Thrakien nach Plünderungen in Zentralanatolien an und gründeten das Reich Galatien.

Ab 60 v. Chr. kamen die Küstenregionen durch Pompeius zum Römischen Reich. Ein starker Gegner war König Mithridates VI. Eupator von Pontus (121-63 v. Chr.). Später wurde auch das Landesinnere annektiert und um das Jahr 65 die Provinzen neu gegliedert (Pontus im Norden, Cilicia (Kilikien) im Süden und Syria im Osten). Die Könige von Galatien, Kappadokien, und Paphlagonien behielten als Vasallen Roms und als Schutz gegen Nachbarvölker ihren Thron.

Mit der "Pax Romana" des Augustus begann um die Zeitenwende eine Blütezeit bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. (Kaiser Trajan und Hadrian). Um das Jahr 50 begann das Christentum Fuß zu fassen, zuerst in Perge, später bis zur Provinzhauptstadt Ephesos und nach Griechenland - siehe z.B. die Paulusbriefe an verschiedene Gemeinden. Auch einige Bischofssitze entstanden, unter anderem in Myra, in dem um 350 der heilige Nikolaus wirkte. Auch die ersten Konzile fanden in Kleinasien statt.

324 wurde Konstantinopel zur Residenz des Römischen Reiches. Nach der endgültigen Teilung des Römischen Reiches bildete Kleinasien das Kerngebiet des Oströmischen Reiches. Ende des 11. Jahrhunderts wurden weite Teile von den Türken erobert, doch konnte das Oströmische Reich bzw. Byzanz mit dem Beginn der Kreuzzüge wieder in die Offensive gehen, bis nach dem 4. Kreuzzug Byzanz die Verteidigung in Kleinasien nicht mehr aufrechterhalten konnte. Mitte des 14. Jahrhunderts fielen die letzten byzantinischen Städte in muslimische Hand. Philadelphia konnte sich jedoch bis 1390 halten, ebenso blieb das Kaiserreich von Trabzon im Pontos bis 1461 unter byzantinischer Kontrolle.

Im 11. Jh. n.Chr. drangen aus dem Osten die Seldschuken nach Kleinasien. Nach dem Sieg bei Malazgirt (1071) fiel der Großteil Anatoliens an sie. Das Zentrum ihres Reiches war Ikonion.

Im 12. Jh. n.Chr.t konnte Byzanz ausgehend von ihrem Sitz des Patriarchen in Konstantinopel einige Gebiete wieder zurückgewinnen. Mit dem weiteren Vordringen der Mongolen nach Westen um die Mitte des 13. Jh. n.Chr. zerfiel das Reich der Seldschuken in viele Fürstentümer. Eine ihrer Dynastien, nach ihrem Führer Osman I. (1281-1326) die Osmanen benannt, eroberte die umliegenden Gebiete und eroberte 1326 auch den byzantinischen Norden bei Bursa. Im Osmanischen Reich verloren alle o. a. antiken Provinzen endgültig ihre Autonomie und meist auch ihren Namen. Das oströmische Reich endete erst 1453 mit dem Fall von Konstantinopel an die Osmanen.

Vor und nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel das Reich der Osmanen und Anatolien von vielen Mächten besetzt. Anatolien wurde unter Mustafa Kemal Atatürk im Krieg gegen die Griechen vereint, die nach 1918 von Smyrna (heute İzmir) aus Richtung Ankara vorgedrungen waren. Diese Kämpfe endeten erst 1922 mit der Vertreibung einiger Millionen Menschen und dem „Bevölkerungsaustausch“ 1923 (Vertrag von Lausanne).

Heute gliedert sich die Türkei in 81 Provinzen, davon 76 in Anatolien und fünf im europäischen Teil westlich Istanbuls.

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