Bidil
  Bidil

Aussprache:
arabisch:
عبدالقادر بيدل
persisch:
عبدالقادر بيدل
englisch:
Abd al-Qadir Bidel

1645 - 1721 n.Chr.

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Abdulqadir Bidil, bekannt als Bidil, Bidel oder Bedil war ein persischsprachiger Mystiker aus Indien, der als Meister des indischen Dichtstils bekannt ist.

Er ist 1645 in Patna geboren. Sein vollständiger Name lautet: Abul-Maaniy Mirza Abd al-Qadir ibn Abd al-Chaliq-i Arlas. Sein Beiname "Bidil" bzw. "bi del" bedeutet im Persischen „(Derjenige) ohne Herz“, womit das Entwerden [fana] des Mystikers gemeint ist. Aufgrund seines langen Wirkens in der Stadt Delhi wird seinem Namen meistens auch der Bezugsname „von Delhi“ (دهلوى Dihlawi) hinzugefügt.

Bidil wuchs in Patna im Stamm der Arlas auf, die tschaghataischer Herkunft war. Seine Muttersprache war Bengali, aber er lernte mehrere Sprachen, darunter Urdu, Persisch und Arabisch. Nach dem Tod seiner Eltern wurde er von seinem Onkel Mirza Qalandar erzogen, der sich der Dichtkunst widmete und mit einigen der berühmtesten Sufis seiner Zeit bekannt war

Bidil schrieb unter diesem Einfluss sein erstes Gedicht im Alter von zehn Jahren. Obwohl seine weiteren Arbeiten allesamt der Mystik [tasawwuf] zuzuordnen sind, ist nicht bekannt, ob er jemals in einen Orden [tariqa] eingetreten ist. In der Dichtkunst ahmte er zunächst bekannte persische Meister nach. Im Jahr 1664 n.Chr. siedelte er nach Delhi und entwicklete dort einen eigenen Stil. Zunächst wurde er im Heer des Mogulprinzen Muhammad Azam eingestellt, aber er verließ seinen Dienst, da er sich weigerte, Lobgedichte auf den Prinzen zu verfassen. Er reiste viel durch Indien und lernte die Vielfalt der Religionen im Land kennen.

Bidil starb 1721 in Delhi und seine Grabstätte war zunächst eine bekannte Pilgerstätte. Im Verlauf des 18. Jh. n.Chr. wurde das Grab aber durch Plünderungen weitgehend vernichtet. Das aktuelle Grabmal entstand erst im 20. Jh. n.Chr. und liegt im Bagh-e-Bidil („Garten des Bidil“).

Bidil hinterließ ein Werk, das den indischen Stil der persischen Dichtkunst maßgeblich geprägt hat. Die Grundproblematik der menschlichen Existenz durchzieht sein Werk wie ein roter Faden. Seine Gedichte werden bis heute gelesen.

Zu seinem Werk zählen:

bullet Ghazaliyaat Bidil
bulletLobgedichte, Elegien (قصائد Qassa’id) - als berühmt gilt sein Lobgedicht auf den Propheten Muhammad (s.) und Imam Ali (a.)
bulletZweizeiler (مثنوى Masnawi)  - Bidil schrieb vier Werke in Form des Zweizeilers:
bullet„Der unermessliche Kosmos“ (محيط اعظم Muhit-i a‘tham, 1667) - In mehreren tausend Doppelversen in acht Kapiteln beschrieb er die Erschaffung des Kosmos als Anhänger von Einheit der Existenz [wahdat-ul-wudschud].
bullet„Der Talisman der guten Tat“ - (طلسم خيرت Talasm-i Chayrat, 1669) - Über das Wesen und die Attribute  ALLAH, den Plan der Schöpfung sowie die körperliche und geistige Existenz des Menschen mit der Beziehung zwischen Seele und Körper.
bullet„Der Berg der Erkenntnis“ (طور معرفت Tur-i Ma‘rifat, 1667/68) - 1.100 Doppelverse über das Bairatgebirge, wo er eine Zeit lang verweilte.
bullet„Gnosis“ bzw. „Mystik“ (عرفان ‘Irfān, 1712) - Sein größtes Werk mit Zweizeilern über das Eindringen der bereits existierenden Seele in die Niederungen der materiellen Welt, was schließlich zur Geburt des Menschen führt.
bullet„Die vier Elemente“ (چهار عنصر Tschahar Unsur, 1680-1694) - eine Art Autobiografie in Form gereimter Prosa, die in andere Werke eingestreut sind mit den Kapiteln Luft, Wasser, Feuer und Erde vor allem in Form von Vierzeilern (رباعيات Ruba‘iyat), Kurzgedichten (قطعه Qit‘a) und Zweizeilern (مثنوى Masnawi).
bulletMeinungsäußerungen (نكات Nikat) - Philosophie und Mystik in Form von Vierzeilern, Kurzgedichten, Ghaselen, Zwei- und Fünfzeilern (مخمس Muchammas)
bulletBriefe (رقعات Ruqa‘at) - Briefwechsel mit Nawab Schukrullah Chan und weiteren mogulischen Würdenträgern, mit seinem Lehrmeister ‘Abd al-‘Aziz ‘Izzat und mit seinen Schülern, darunter mit Nizam Asaf Dschah I., dem Begründer des Herrscherhauses der Asaf-Dschahi in Hyderabad.
bullet Divan des Bidil

Ein künstlerisch dargestelltes Gedicht ist in der Islamabteilung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg ausgestellt (siehe Foto). Darin heißt es gemäß Übersetzung des Museums: "Jeder, der Ihm seinen Kummer offenbart, betrübt Ihn. Ich habe einen Kummer der Ihn, wenn ich ihn offenbare, sehr betrübt. Manchmal legt Er in meine Seele so etas wie Zärtlichkeit, manchmal betrübt es Ihn, dass sich in mir Neid regt wegen meiner Seele. Ich herzloser Bidel - wenn ich dieser strahlende Sonne aus Liebe die Trennung offenbare, betrübt ihn das sehr."

Foto Y. Özoguz (2016)

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