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von und über Imam Chamenei finden Sie im Verlag Eslamica.
Imam
Sayyid Ali
Chamenei ist
seit 1989 das geistige Oberhaupt der
Islamischen Republik Iran.
Er wurde am 19. April 1939 als Sohn einer
Gelehrtenfamilie, welche direkt vom Prophetenenkel
Imam Husain (a.) abstammt,
in der heiligen Stadt
Maschhad geboren und ist somit ein
Sayyid.
Sein Vater, Sayyid
Dschawad Chamenei al-Hussaini, war einer
der angesehenen Gelehrten der Stadt im Rang eines
Mudschtahid. Seine Mutter
Chadidscha Mirdamadi ist
ebenfalls in einer Gelehrtenfamilie aufgewachsen. Und der Großvater Imam Chameneis war der in der Stadt
Nadschaf lehrende
Ayatullah Sayyid
Husain Chamenei (r.). Die weiteren Vorfahren sind im
Stammbaum Imam Chameneis aufgelistet. Imam Chameneis
Geburtshaus ist heute als
Geburtshaus Imam Chameneis besuchbar.
Imam Chamenei beschreibt die Zeit seiner Kindheit selbst so: "Die
Zeit meiner Kindheit war unter sehr schweren Umständen, insbesondere weil die
Zeit in die Jahre des zweiten Weltkrieges fiel. Obwohl
Maschhad zum
Kriegsgebiet gehörte, waren die meisten Dinge im Vergleich zu den anderen
Städten leichter zu erhalten und preiswerter. Weil aber unsere finanzielle
Situation sehr schwierig war, konnten wir uns kein Weizenbrot leisten. In der
Regel gab es bei uns Gerstenbrot. Manchmal wurde ein wenig Weizen hinzugemischt
und ein Mischbrot gebacken. Ich bin im Armenviertel von Maschhad in einem Haus
mit einem einzigen 60 oder 70 m2 großen Zimmer und einem dunklen Keller geboren
und groß geworden.
Da mein Vater der Gelehrte des Viertels war, hatten wir sehr viele Gäste.
Wegen der räumlichen Enge in unserem Haus gingen wir Kinder bis zum Abschied
der Gäste immer in den Keller. Nachdem uns die Bevölkerung des Viertels ein
kleines benachbartes Grundstück vermacht hatte, bauten wir zwei Zimmer an unser
Haus an und hatten somit drei Zimmer. Was die Kleidung betraf, lebten wir mit
den gleichen Schwierigkeiten. Meine Mutter nähte etwas aus den alten Kleidern
meines Vaters, damit wir es anziehen konnten".
Imam Chamenei musste oft mit leerem Magen zu Bett gehen. Es war immer
schwierig für seine Mutter gewesen, genügend Brot für die elfköpfige Familie
zu bekommen. Sein Vater zog seinen einzigen
Aba (religiöses Gewand) 40 Jahre
lang an. Auch in besseren Zeiten bewahrte er seine Unabhängigkeit von
materiellen Dingen: Als die Mutter einmal darum bat, die Jahrzehnte alten
Gardinen in den drei Zimmern auszuwechseln, stimmte der Vater zu, allerdings bis
auf die Gardinen in seinem eigenen Arbeitszimmer. Diese durften Zeit seines Lebens nicht
ausgewechselt werden.
Mit vier bis fünf Jahren ging Imam Chamenei mit seinem älteren Bruder
Seyyid Muhammad in eine
Qur'an-Schule und wurde einige Jahre später in die
religiöse Schule namens
Haus der religiösen Ausbildung (Dar-ut-Talim-i-Diyanet).
Nachdem Imam Chamenei sechs Jahre an dieser Schule gelernt hatte, erzielte
er die Abschlüsse für die Grundschule, die Mittelstufe (heute
Orientierungsstufe), und bereits innerhalb von 2 Jahren erhielt er den
Oberstufen-Abschluss (entspricht einem Gymnasium vor der Oberstufe), weil er
eine Klasse übersprang. Hierfür lernte er bis spät in die Nacht unter
schweren Umständen. Da Imam Chamenei auch nach dem
Abendgebet [salat-ul-maghrib] und
Nachtgebet [salat-ul-ischa]
lernen wollte, bat seine Mutter um zwei Petroleum-Lampen. Der Vater entgegnete,
dass das reiche, was sie haben (nämlich nur Kerzen). Erst nach Drängen der
Mutter wurden zwei Petroleum-Lampen gekauft. Sie existieren heute noch in diesem
Haus.
**Nach der Oberstufe wurde Imam Chamenei in die Schule Suleyman Khan (eine
Mischung aus Oberstufe des Gymnasiums und Universität) eingeschrieben und
begann sein Studium der arabischen Sprache und Sprachwissenschaft. Mit 14 Jahren
las er bereits einige Meisterwerke der arabischen Sprache und nahm nun auch an
dem Unterricht seines Vaters teil, den dieser für Gelehrtenschüler gab. Bis
zum Abschluss seiner neuen Schule lernte er auch Fiqh (islamische
Rechtswissenschaft), Usul-u-Fiqh (Prinzipien der Rechtsfindung),
Logik [mantiq] und vieles mehr.
Nach einem Zwischenabschluss der Hochschule (vergleichbar dem Vordiplom)
durfte Imam Chamenei mit 16 Jahren an dem exklusiven Unterricht über die
letzte Stufe der Rechtsfindung in Fiqh (Darse Kharedsch) und Usul-ul-Fiqh von
Ayatollah Milani
teilnehmen. Es sei bemerkt, dass so große Gelehrte wie
Ayatollah Milani ihre Schüler für einen derartigen Unterricht selbst
aussuchen. Und es ist äußerst selten, dass ein Sechzehnjähriger an dem
exklusiven Unterricht eines solch großen Gelehrten teilnehmen darf. Imam
Chamenei nahm außerdem am Unterricht der großen Gelehrten Ayatollah Kazerulni und Ayatollah Mirza Dschavad Agha Tehrani im Bereich Philosophie teil.
Imam Chamenei bezieht den Erfolg während seiner Ausbildung auf die großen
Mühen seines Vaters und beschreibt es so: "Mein Vater besaß ein sehr
umfangreiches Wissen. Er unterrichtete mich seit meinen ersten Studien im
Bereich der Islamwissenschaften. Aufgrund seiner großen Verbundenheit zu
unserer islamischen Ausbildung und Erziehung unterrichtete er meinen älteren
Bruder, mich und später auch meine jüngeren Geschwister selbst. Deshalb stehen
wir alle, aber insbesondere ich, tief in seiner Schuld. Wenn er nicht gewesen
wäre, hätte ich zahlreiche Erfolge im Fiqh und Usul-ul-Fiqh nicht erringen
können. Bevor ich nach Qum gegangen bin, nahm ich neben dem Unterricht meines
Vaters auch an den öffentlichen Veranstaltungen an der religiösen Hochschule
in Maschhad teil. In den Sommerferien erteilte uns unser Vater als Ersatz für
die fehlenden öffentlichen Lehren nun zusätzliche Unterrichtsstunden". In
seinem Vater sah Imam Chamenei immer den strengen und verantwortungsvollen und
gleichzeitig liebenden Wegbereiter seiner Entwicklung, die von der liebevollen
Mutter jederzeit unterstützt wurde.
In der Zeit des Schah-Regimes im Iran war Imam Chamenei ein aktiver Kämpfer
für die Befreiung der Muslime. Den Beginn seiner politischen Laufbahn bringt
Imam Chamenei selbst in Zusammenhang mit seiner Begegnung mit dem Gelehrten
Nawab Safawi in den Jahren 1952-1953. Imam
Chamenei selbst bezeichnet
diese Hinwendung als "Führung durch eine verborgene Kraft". Eines
Tages hörte er die feurige Rede von Nawab in der Moschee. Darin erwähnte
dieser, dass die Muslime erwachen und das Komplott und die Intrigen des Schahs
und der Briten offen zur Sprache bringen müssten. Imam Chamenei hörte Nawab
sagen: "Die Regierenden dieses Landes sind alle Lügner. Sie sind keine
Muslime". Seit dieser Zeit wuchs in Imam Chameneis Herz unaufhörlich die
Hoffnung der Islamischen Revolution, und Imam Chamenei selbst äußerte, dass
er diese Hoffnung dem gesegneten Nawab verdanke.
In den Jahren 1954-1955 begann im Iran ein aktiver Widerstand gegen das
damalige Regime. Zu der Zeit war ein Mann namens Farruh als Provinzleiter nach
Maschhad entsandt worden. Dieser Mann hatte überhaupt nichts mit dem Islam zu
tun. Ursprünglich war es in der Stadt üblich gewesen, dass in den Monaten
Muharram (erster und geschichtlich tragisch belasteter Monat im islamischen
Mondkalender) und Safar (zweiter Monat) die Kinos in
Maschhad geschlossen
blieben. Der neue Gouverneur beschloss, die Kinos bereits am 14. Muharram wieder
öffnen zu lassen, und erst nach massiven Protesten verlängerte er die Frist bis
zum 20. Muharram. In dieser Zeit begann Imam Chamenei die Muslime während
seiner Veranstaltungen dazu aufzufordern,
Gutes zu
gebieten und Schlechtes zu verwehren.
Vom Anfang seiner religiösen Hochschulausbildung an war Imam Chamenei
sowohl Student als auch Lehrer. Insbesondere in seinen Jahren in
Maschhad, also
bis 1958, lehrte und lernte er gleichzeitig in den Fächern Sarf und Nahw
(Morphologie und Syntax, d.h. Formen- und Satzlehre), Ma'ani (Stilistik), Bayan
(Lehre vom Vergleich der Metapher), Usul-ul-Fiqh und Fiqh.
Im Jahr 1957 ging er zu Besuchszwecken für eine kurze Zeit nach
Nadschaf, und die dortige Situation gefiel ihm nach eigenen Angaben so gut,
dass
er einige Zeit an der dortigen Hochschule bleiben wollte. In
Nadschaf traf er so
große Gelehrte wie Ayatollah Hakim, Ayatollah Khu'i, Ayatollah Schahrudi und viele andere mehr. Und nach Imam
Chameneis eigenen Aussagen
erfreute er sich am meisten der Lehren von Ayatollah Hakim, dem Vater der
großen Gelehrtenfamilie im Irak (Gelehrte, wurden Jahre später von Saddam
kaltblütig ermordet.).
Imam Chamenei bat seinen Vater in einem Brief um Erlaubnis, weiter in
Nadschaf zu studieren, aber sein Vater war damit nicht einverstanden, so
dass er
zurückkehrte.
Im Jahr 1958/59 schloss Imam Chamenei seine "Dars-e- Kharidsch"
(höchste Stufe der islamischen Ausbildung) bei seinem großen Lehrer
Ayatollah Milani ab. Es ist kaum bekannt, dass ein anderer Gelehrter diese hohe Stufe
der Lehre bereits mit 20 Jahren abgeschlossen hat.
Bald darauf ging er mit der Erlaubnis seines Vaters nach
Qum. Dort lehrte und
lernte er wiederum gleichzeitig. Hier hatte er so große Lehrer wie Ayatollah
Borudscherdi, Ayatollah Scheich Murtaza Ha'eri und vor allem Imam
Khomeini. Er verpasste keine Unterrichtsstunde von Imam Khomeinis Lehren
über Fiqh und Usul-ul-Fiqh. Im philosophischen Bereich nahm er an den
Vorlesungen von einem der größten Philosophen und Qur'an-Interpreten unserer
Zeit Ayatollah Allamah Tabataba'i teil. Bereits 1960, also
mit nur 21 Jahren war Imam Chamenei in der Gelehrtenstadt
Qum nicht als
Schüler, sondern vielmehr als ein angesehener Gelehrter bekannt.
Die politischen Aktivitäten der Schah-Gegner steigerten sich in der Zeit
nach 1962. Die Gelehrten und Schüler der religiösen Hochschulen verbreiteten
furchtlos und mit großer Aufrichtigkeit die Worte Imam Khomeinis (r.) und
anderer großer Gelehrter im ganzen Volk. Imam Chamenei erhielt dabei sehr oft
die schwierigsten Aufgaben übertragen. So sollte er unter anderem in der Stadt Birdschand, der Stadt des Regierungschefs des Schahs, eine Rede halten.
Gleichzeitig war er der Vertraute von Imam Khomeini (r.), der einige sehr
wichtige Briefe von diesem an Ayatollah Milani (r.) in Maschhad überbringen
sollte, in denen er unter anderem zu einem Massaker des Schah-Regimes am
Aschura-Tag3 Hussain (a.) in Kerbela Stellung nahm.
Am siebten Tag des Muharram im Jahr 1963 hielt der nun 24 jährige Imam
Chamenei in der Feyziye Madrasa (islamische Hochschule von Qum) eine derart
wirkungsvolle Rede gegen das Schah-Regime, dass die Agenten des Diktators ihn
festnehmen wollten. Die ergriffene Menge umringte Imam Chamenei so dicht und so
eng, dass die Agenten nicht durchkamen, und erfolglos blieben. Zwei Tage später
stand Imam Chamenei wieder auf der Minbar (Kanzel) und hielt eine noch
ergreifendere Rede. Dieses Mal wurde Imam Chamenei, nach einigen Berichten zum
ersten Mal während seines unermüdlichen Einsatzes für die Revolution
festgenommen. Er blieb jedoch aufgrund des enormen Druckes der Muslime auf das Schah-Regime nur für zehn Tage im Gefängnis. Kaum wieder auf freiem Fuß,
sammelte er seine Schüler und organisierte die Aufklärung des Volkes durch
weitere Vorlesungen und Vorträge.
Imam Chameneis Unerschrockenheit wird durch ein Ereignis sehr deutlich: Im
Ramadan 1963 wurde der verhasste Ministerpräsident des Schahs namens Hassan Ali
Mansur getötet. Imam Chamenei hielt gerade einen Unterricht über Qur'an-Tafsir (Qur'an-Auslegung), als die Nachricht erwähnt wurde, worauf die
Schüler ein leises Salawat (Gruß an den Propheten) riefen. Daraufhin sagte
Imam Chamenei deutlich zu seinen Schülern: "Heute ist Mansur getötet
worden, ruft doch ein lautes Salawat".
Bereits im darauf folgenden Ramadan, als er eine Rede anlässlich des
Geburtstages von Imam Hassan (a.) gehalten hatte, wurde er wiederum vom
berüchtigten Geheimdienst SAVAK festgenommen und in das schlimmste Gefängnis
von Teheran deportiert, das den Namen "Qezel Qala" (Rote Burg) trug.
Dort wurde er nahezu zwei Monate lang auf die verschiedensten Arten gefoltert.
Nach der Freilassung war seine erste Tat ein Besuch bei Imam Khomeini (r.), der
zu dieser Zeit in einem anderen Gefängnis in Teheran gefangen gehalten wurde.
Diese Unerschrockenheit und sein offener Einsatz für die Wahrheit führten
dazu, dass Imam Chamenei in der Zeit von 1963 bis zum Sieg der Islamischen
Revolution (1979) sechsmal festgenommen, insgesamt drei Jahre eingesperrt und
sehr oft gefoltert wurde.
1964 verlor sein Vater aufgrund einer schweren Krankheit die Sehkraft.
Mehrere Versuche, ihn zu heilen, schlugen fehl. Selbst der Versuch Imam
Chameneis, seinen Vater durch die damals zumeist in Teheran befindlichen
Spezialisten zu heilen, führten zu keinem Erfolg. So beschloss Imam Chamenei
nach Maschhad zurückzukehren, um seinen Vater zu pflegen, obwohl ihn mehrere
Gelehrte baten, in Qum zu bleiben.
Die Entscheidung fiel ihm sehr schwer. Würde er Qum verlassen, so würde ihm
die Basis seiner Lehre und Weiterentwicklung entzogen werden. In diesem schweren
Gewissenskonflikt wandte er sich an einen Gelehrten seines Vertrauens (dessen
Namen er allerdings nicht nennt). Er schilderte ihm die Situation seines Vaters
und die schwierige Entscheidung, vor der er steht. Der Gelehrte fragte ihn, ob
nicht seine Geschwister die Pflege übernehmen könnten. Imam Chamenei
bedauerte, dass diese nicht die Gelegenheit dazu hätten, und er es deshalb als
seine Pflicht betrachte, seinen Vater zu pflegen. Darauf empfahl der Gelehrte
ihm, seine von ihm so empfundene Pflicht zu erfüllen und den Rest Allah zu
überlassen. Wenn er schon, um Allahs Willen zu erfüllen, nicht mehr in der
Gelehrtenstadt Qum verbleiben könnte, so ist es für Allah doch leicht, die
Möglichkeiten von Qum nach Maschhad zu bringen. Dementsprechend schlug der
Gelehrte ihm vor, ein Abkommen mit Allah zu schließen: Wenn er um Allahs Willen
seinen Vater pflegt und dafür gezwungenermaßen nach Maschhad fährt, dann
sollte er Allah bitten, die Möglichkeiten von Qum für ihn nach Maschhad zu
bringen. Diese Worte stärkten Imam Chameneis Entscheidung, und er kehrte mit
seinem Vater zurück in ihr Haus in Maschhad. In einer Rede, nachdem er zum
Imam-ul-Ummah ernannt worden war, führte er die zahllosen Gnaden Allahs in
seinem Leben vor allem auf diese Entscheidung in seiner Jugend zurück; die
Geschichte wurde von ihm im Zusammenhang einer Rede über die islamische Ehrung
der Eltern erwähnt.
Zurück in seiner Heimatstadt lehrte er nun insbesondere in den Fächern
Makasib (Erfolgslehre), Qiyafeh (Ausdruckskunde), Tafsir (Lehre der Auslegung)
und Aqa'id (Erkenntnislehre/ Glaubensprinzipien). Einer seiner Schüler
Hodschat-ul-Islam Amoli sagte sinngemäß zu Imam Chameneis Art zu lehren:
"Seine Methode, uns Gelehrte zu erziehen, hatte 5 Prinzipien: Erstens gab
er dem Schüler immer das Gefühl der Selbständigkeit und Gleichwertigkeit. Der
einzige Unterschied (zwischen ihm und uns) war das Übermaß seines Wissens,
seine besonderen Gedanken und sein überragendes moralisches Benehmen. Sonst
hätte man während des Unterrichts den Professor von den Studenten nicht
unterscheiden können, zumal er auch abwechselnd Sitzungsleiter gewählt hatte,
so dass seine Studenten sich entwickeln konnten. Zweitens war er immer sehr
bemüht, dass seine Schüler bei Entscheidungsprozessen nicht emotional gelenkt
wurden, sondern fundiertes Wissen erreichten. Bei der Qur'an-Interpretation
wurde Spontanität unterdrückt und die Forschungsfähigkeit unterstützt.
Drittens war er selbst ein praktisches Vorbild für seine Schüler. Er hat immer
mehr gehandelt als geredet. Viertens versuchte er seine Schüler immer in der
Gemeinschaft und gemeinschaftlich zu erziehen, um Kooperation und kollektives
Handeln zu fördern. Fünftens bemühte er sich, dass seine Schüler auch
selbständiges Arbeiten lernten und ihren eigenen Anteil bzw. Einfluss bei
gemeinschaftlichen Arbeiten hatten". Es sei hier noch erwähnt, dass der
Lehrer sich vom Alter her nur wenig von seinen Schülern unterschied.
Neben der Ausbildung von islamischen Gelehrten widmete sich Imam Chamenei
auch sehr gerne den Kindern. Ein Moscheediener in Maschhad erzählte
(sinngemäß übersetzt): "Die Kinder wurden nach der Ausbildung des
Qur'an-Lesens belohnt. Die Besten erhielten einen Anzug oder ein Fahrrad (aus
Spenden), und alle wurden beschenkt. Selbst ich habe als Analphabet durch das
bloße Zuhören beim Unterricht mehr als die Hälfte des Qur'ans auswendig
gelernt".
Noch im gleichen Jahr (1964) wurde eine erste geheime Vereinigung der großen
Gelehrten unter Mitwirkung von Imam Chamenei organisiert. Unter diesen großen
Gelehrten waren Namen wie Ayatollah Meschkini, Schahid Ayatollah Quddusi, Ayatollah Rabbani Amlaschi, Ayatollah Rabbani Schirazi,
Ayatollah Misbah Yazdi, Ayatollah Azeri Qummi, Ayatollah Ibrahim Amini
Nadschafabadi und viele andere mehr. Imam Chamenei hätte damals der Sohn
der meisten, ja sogar der Enkel einiger der Gelehrten sein können! Mit der
Festnahme von Ayatollah Azeri Qummi im Jahr 1965 und der anschließenden
Hausdurchsuchung gerieten alle Mitglieder der Vereinigung in zusätzliche
Gefahr, konnten jedoch größtenteils entkommen.
Eine weitere Festnahme Imam Chameneis, dieses Mal für mehr als vier Monate,
erfolgte 1969 nach dem Dahinscheiden von Ayatollah Hakim. Ein Jahr später
(1970), als bei den so genannten 2500 Jahresfeierlichkeiten der Schah-Dynastie
die Zentrale der elektrischen Stromversorgung explodierte, wurde Imam Chamenei
wiederum festgenommen und dieses Mal viel stärker als zuvor erbarmungslos
gefoltert. Doch aus Imam Chamenei war weder eine Information herauszubekommen,
noch konnte seine Entschlossenheit gebrochen werden. Um den steigenden Druck der
Bevölkerung nicht anzustacheln, hat das Schah-Regime ihn nach zwei Monaten
wiederum freigelassen.
Bei einem seiner Gefangenschaften wurde er aus Sicherheitsgründen mit einer
ganzen Kompanie (ca. 100 Soldaten) von Maschhad nach Birdschand verlegt. Die
Bevölkerung von Birdschand brachte dem Gefangenen als Liebesbeweis so viel
Speise, dass sich die ganze Kompanie davon ernähren konnte. Imam Chamenei
sagte dazu: "Die Liebe der Bevölkerung war die schönste Erinnerung (an
die Gefängniszeit)".
Auch im Gefängnis gewann Imam Chamenei unerwartete Anhänger für die
Islamische Revolution. Es gehörte zu der damaligen Zermürbungstaktik des
Schah-Regimes, jeweils einen muslimischen Aktivisten mit einem Kommunisten in
eine Zelle zu stecken. So erzählt ein kommunistischer Häftling der Schah-Zeit,
wie er besorgt erlebte, dass auch in seine Zelle ein islamischer Gelehrter
gebracht wurde. Er befürchtete, dass der Geistliche ihm das Leben mit den
islamischen Reinheitsgeboten schwer machen würde. Aber nichts dergleichen
geschah. Sie aßen zusammen, tranken aus dem vorhandenen Becher, und der
Geistliche fiel, gemäß den Aussagen dieses Gefangenen, besonders durch seine
Freundlichkeit und sein umfangreiches Wissen auch über den Kommunismus auf. Als
der Geistliche entlassen werden sollte, bat der Kommunist ihn, einige Dinge zu
erledigen. Der Kommunist glaubte nicht daran, dass der Geistliche seinen Bitten
nachkommen würde. Doch nach seiner eigenen Entlassung musste er feststellen,
dass alles, genau wie er es erbeten hatte, erfüllt worden war. So fand dieser
ehemalige Kommunist nach eigenen Angaben zum Islam zurück. Der geistliche
Zellennachbar war Imam Chamenei4 Materialismus annahm, er es nur deshalb tat,
weil er den Islam nicht verstanden hatte. Deshalb versuchte Imam Chamenei - wie
auch in diesem Fall - bei jeder Möglichkeit, die Menschen aufzuklären, auch
wenn diese ungläubig schienen..
Bei einer seiner Freilassungen hatte Imam Chamenei aufgrund der erlittenen
Folter im Gefängnis große Magenbeschwerden und konnte nichts essen. Sein
Schüler, der ihn abgeholt hatte, hielt bei einem Obstgeschäft und kaufte, ohne
Imam Chamenei zu fragen, ein Kilo Bananen als Magenberuhigung. Bananen waren
damals ein Luxusartikel im Iran, da sie importiert werden mußten und waren
deshalb sehr teuer. Als der Schüler seinem erkrankten Lehrer eine Banane anbot,
fragte dieser nach dem Preis. Nachdem er den Preis erfahren hatte, fragte er
rhetorisch nach: "Können die einfachen Leute sich auch so teures Obst
leisten?" Daraufhin verzichtete Imam Chamenei auf die Banane und gab sie
zurück. Auch in einer körperlich geschwächten Situation versucht Imam
Chamenei immer wieder seine Ideale vorbildhaft vorzuleben. Und er wollte in
einer Situation der Armut des überwiegenden Teils der Bevölkerung nicht ein
derartiges Luxus-Obst essen.
Imam Chamenei versucht heute, wie bereits auch früher, Vorbild in einer
bescheidenen Lebensführung zu sein. Ein Schüler erzählte sinngemäß: In Maschhad hielt Imam
Chamenei eine Spezialvorlesung bei sich zu Hause mit 5-6
vertrauten Schülern. Da es keinen Teppich im Haus gab, legten eines Tages die
Schüler zusammen und kauften einen wertvollen Teppich als Geschenk für ihren
Lehrer. Als Imam Chamenei den mitgebrachten Teppich sah, wurde er entgegen
unserer Erwartung traurig und sagte zu uns: 'Es wäre besser gewesen, wenn Sie
mich vorher gefragt hätten. Solche Sachen passen nicht zu unserem Leben!' Um
unsere gute Absicht dennoch anzuerkennen, empfahl er uns stattdessen ein oder
zwei dick geknüpfte Kelims (einfache preisgünstige Teppiche) zu besorgen.
Daraufhin haben wir den mitgebrachten Teppich zurückgebracht und für ein
Zehntel des Preises drei Stück Kelims gekauft. Zerstückelte Teile dieser vor
nahezu 30 Jahren gekauften Teppiche habe ich noch vor kurzem in seinem Haus
gesehen. Und ein Bekannter von Imam Chamenei erzählte: "Wir haben vor der
Islamischen Revolution einen Hängeleuchter bei ihm aufgehängt. Als Imam
Chamenei nach Hause kam, fragte er: 'Was soll das sein?' Er wurde betrübt und
forderte uns auf, den Leuchter abzuhängen, sonst würde er nicht in das Haus
kommen".
Zum besseren Verständnis der Persönlichkeit Imam Chameneis soll nach
diesen Beispielen die Frage aufgeworfen werden, ob er ein "Feind der
Lebensgenüsse" ist. Die Antwort lautet: Sicherlich nicht! Er ist vielmehr
ein "Freund der Armen und Entbehrenden"! Er handelt nicht wie viele im
Westen nach dem Motto "Brot für die Dritte Welt, aber die Wurst bleibt
hier". Imam Chameneis Ansicht ist, dass er sich mit einer einfachen
Lebensweise bescheiden muß, solange es zahllose verarmte Menschen auf Erden
gibt, die weder Wurst noch genügend andere Nahrungsmittel haben. Sein aktiver
Einsatz für die Armen wird auch im folgenden Ereignis deutlich:
Die Gemeinschaft der Imam-Hassan-Moschee in Maschhad bat Imam Chamenei, die
Leitung der Moschee zu übernehmen, und nach aufrichtigem Drängen der
Gemeinschaft willigte Imam Chamenei ein, stellte allerdings auch eine sehr
bedeutsame Bedingung: "Wenn auch nur ein Armer zur Moschee kommt, um zu
betteln, dann werde ich die Moschee verlassen". Imam Chamenei bestand
darauf, dass die Moscheegemeinde keinen Bedürftigen vernachlässige, und die
Bedürftigen sollten in ihren eigenen Heimen versorgt werden. Denn das Betteln
verstößt gegen die Würde des Muslims und der muslimischen Gemeinde, die eine
solche Armut zuläßt. Außerdem sollte dadurch sichergestellt werden, dass die
Moschee nicht zum Bettelhaus herabgewürdigt wird. Die Gemeinde willigte ein und
handelte danach.
Imam Chamenei selbst versuchte durch sehr fortschrittliche Entscheidungen,
die Armut auf Dauer zu bekämpfen. Vor seiner Zeit in dieser Moschee war es
üblich, die Zakat-ul-Fitr (Armenabgabe zum Ramadan-Fest) in Form von
Lebensmitteln den Armen zukommen zu lassen, damit diese wenigstens einmal im
Jahr ein reichhaltiges Festmahl genießen konnten. Imam Chamenei erklärte der
Gemeinde, dass diese Form der Hilfe eher zur Abhängigkeit als zur
Selbstversorgung führt. Daraufhin wurden die Spendengelder gesammelt, und die
Gemeinde ermittelte die Bedürftigen, um ihnen ein Startkapital zur
Selbstversorgung zur Verfügung zu stellen. Beispielsweise wurde eine Schubkarre
gekauft, mit deren Einsatz sich ein Bedürftiger Geld verdienen konnte.
Im Ramadan des Jahres 1970, also neun Jahre vor der Islamischen Revolution,
hielt Imam Chamenei in einer Moschee in Maschad 25 Tage lang Reden über die
Voraussetzungen, Bedingungen und Säulen der Revolution, wobei er u.a. über den
"Aufstand (enqelab) der Gelehrten" sprach. Damit war Imam Chamenei
einer der ersten islamischen Gelehrten, der das Wort "enqelab"
(Revolution) öffentlich aussprach.
In der Imam-Hassan-Moschee begann Imam Chamenei wiederum auch mit seinem Tafsir-Unterricht (Lehre zur Auslegung des Qur'an). Große Gelehrte wie Schahid
Ayatollah Motahhari (r.) und Schahid Ayatollah Dr. Bahonar5 (beide Opfer der
iranischen Terrorgruppen "Forqan" und "Volksmudschaheddin) waren
nach eigenen Angaben bei ihren Reisen nach Maschhad sehr beeindruckt über seine
Vorlesungen. Einmal hielt Ayatollah Motahhari (r.) bei seinem Besuch in Maschhad
selbst einen Vortrag vor den Schülern von Imam Chamenei über die Vermischung
von islamischen und nichtislamischen Aspekten in der Gesellschaft (siehe hierzu
[9]). Nach der anschließenden Diskussion stellte er - sehr erfreut über den
hohen Bildungsstand der Schüler - fest: "Es gibt viele Orte, in denen
diese Feinheiten (des Wissens) nicht erkennbar sind, und diese Intelligenz nicht
spürbar ist, und in Maschhad sind diese Erkenntnisse durch das segensreiche
Wesen unseres verehrten Herrn Chamenei verbreitet". Der gesegnete
Ayatollah Taleghani (r.), der einflussreichste Ayatollah in Teheran vor und
während der Islamischen Revolution, insbesondere in der Exilzeit von Imam
Khomeini (r.), hatte schon damals festgestellt: "Seyyid Ali Chamenei ist
die Hoffnung für die Zukunft. Wenn ihr nach Maschhad geht, dann besucht ihn
unbedingt!". Wie recht sollte er doch behalten.
1971 war das Ableben von Ayatollah Ha'eri (r.), dem Gründer der House Ilmi
Qum (traditionsreiches Theologie-Zentrum) und Lehrer von Imam Khomeini (r.). Der
große Ayatollah Ha'eri war es gewesen, der lange vor seinem Ableben Imam
Chamenei, der damals noch nicht einmal 30 Jahre alt war, als "Experten des
Islam in Begabung und Itschtihad (selbständige Rechtsfindung)" bezeichnet
hat.
1973 verbrachte Imam Chamenei wiederum mehrere Monate im Gefängnis. Zeuge
der grausamen Folterungen damals war auch
Muhammad Ali Radschai,
der nach Absetzung von Bani
Sadr zweiter Staatspräsident wurde. Am 27. Juni 1981 wurde Imam Chamenei Opfer eines Bombenanschlags
der Terrororganisation "Volksmudschahedin". Und er bestätigte, dass trotz brutaler Vorgehensweise, und obwohl der Geheimdienst mit allen
Mitteln versuchte, Belastungsmaterial gegen Imam Khomeini (r.) zu sammeln, kein
einziges Wort aus Imam Chamenei herauszubekommen war. Er sagte: "Ich war
in Zelle Nummer 18 und Herr Chamenei war in Zelle 20. Wir hatten gelernt, uns
durch Morsezeichen zu unterhalten. So klopfte ich Signale an meine Nachbarzelle,
und dieser gab die Nachrichten jeweils weiter".
In den nächsten Jahren erarbeitete Imam Chamenei mit mehreren Geistlichen
einen Plan zur Gründung der
Vereinigung der kämpfenden Geistlichkeit, aus der später die
Islamisch-Republikanische Partei entstand.
Da Imam Chamenei, sobald er wieder auf freiem Fuß war, immer unverzüglich
seine Aktivitäten aufnahm, wurde er dementsprechend immer wieder festgenommen.
Nach einer weiteren Festnahme 1977 durfte er nicht nach Maschhad zurückkehren
und wurde in die Stadt Iranschahr und Dschiroft (mit einer großen sunnitischen
Gemeinde) verbannt, in der Hoffnung, ihn dort als schiitischen Gelehrten zu
isolieren. Auch dort blieb Imam Chamenei seiner aufgeweckten Seele treu und
engagierte sich in den islamischen Bewegungen. Durch seinen unermüdlichen
Einsatz gelang es, die sunnitischen und schiitischen Gemeinden zur islamischen
Einheit und zum einheitlichen Einsatz für den Islam zu gewinnen. Seine
späteren Fatwas zum gemeinsamen Gebet von Sunniten und Schiiten sind ein Beleg
für diesen unermüdlichen Einsatz zur Einheit der Muslime.
Im gleichen Jahr ereilte die Stadt Iranschahr eine fürchterliche
Überschwemmung durch einen Wolkenbruch. Die Häuser wurden teilweise unter
Schlammmassen begraben. Große Teile der Bevölkerung mussten obdachlos in der
Wüste Zuflucht suchen. Imam Chamenei sammelte unverzüglich seine Schüler und
organisierte eine sehr erfolgreiche Hilfsaktion. Die Organisation war derart
effektiv und hilfreich, dass selbst der damalige SAVAK-Chef der Stadt zu seinen
Mitarbeitern voller Neid sagte: "Ihr seid alle so faul und nutzlos. Seht
nur, wie ein Verbannter in kürzester Zeit die Lage (für das Volk) verbessert
hat." Ähnliche Erfolge erzielte Imam Chamenei bei einem Erdbeben in Ferdows.
Bei einer anderen Hilfeleistung nach dem Tabas-Erdbeben (nach der Islamischen
Revolution) ereignete sich etwas Kurioses: Durch eine Verwechselung der Namen
bei der Informationsweitergabe dachten die Leute in den Dörfern und
Kleinstädten, dass Imam Khomeini persönlich anwesend sei. Daraufhin strömten
die Massen nach Tabas um den verwechselten Imam Chamenei zu sehen. Als sie aber
diese Verwechslung erkannten, erwiesen sie ihm die gleiche Ehre und Achtung, die
sie für Imam Khomeini (r.) empfanden.
Von einer ähnlichen Verwechslung erfuhr Hodschat-ul-Islam Abu Turabi. Er ist
einer derjenigen, der am längsten in irakischer Gefangenschaft waren. Heute ist
er der Vertreter von Imam Chamenei bei der Organisation zur Hilfe für
ehemalige Gefangene. Dadurch hat er viel Kontakt mit den Folteropfern aus den
Gefängnissen im Irak. Einer dieser Opfer, namens Ali Golzadeh aus Babol
(Nord-Iran), der zehn Jahre in den Gefangenenlagern Saddams war und zum
Invaliden gefoltert wurde, erzählte ihm von einem Traum im Gefangenenlager: Er
sah Imam Khomeini (r.) und Imam Chamenei beide hell erleuchtet. Er erkannte
zwar, dass er diese beiden heiligen Personen vor sich hatte, aber durch die
gleiche Helligkeit des Lichtes konnte er beide nicht voneinander unterscheiden.
Beide schienen ihm gleich zu sein. Es sei vermerkt, dass dieser Traum aus einer
Zeit stammt, in der die iranischen Gefangenen noch in irakischer Gefangenschaft
waren.
Imam Chameneis Verbannung in die Provinz dauerte insgesamt ein Jahr. Auf
Druck der Revolutionäre und mit der schwindenden Kontrolle des Schah-Regimes
kehrte Imam Chamenei 1978 nach Maschhad zurück, wo er bis zum Sieg der
Islamischen Revolution blieb.
In Maschhad organisierte Imam Chamenei 1978 die ersten gemeinschaftlichen
Aktivitäten der Gelehrten. Hierfür konnten in Zusammenkünften die Gelehrten
Ayatollah Rabbani Amlaschi (r.), Ayatollah Mowahhidiye Kermani (derzeitiger
Parlamentsabgeodneter), Ayatollah Beheschti (r.) und Ayatollah Bahonar (r.)
motiviert werden.
Wie bereits erwähnt, ging bzw. blieb Imam Chamenei nach seinen jeweiligen
Freilassungen immer wieder in Maschhad. Er stand auch dort unter der ständigen
Kontrolle der Agenten des Schah-Geheimdienstes SAVAK. Dennoch führte er
unaufhörlich seine eigenen Studien fort und unterrichtete inzwischen auch
selber sehr umfangreich Fiqh und Usul-ul-Fiqh. Insbesondere seine Lehren zum
Qur'an und zu Nahdschul-Balagha7 fanden gerade unter jugendlichen Schülern
großes Interesse. Er selbst spezialisierte sich in seinen Studien u.a. auf die
islamische Geschichte, insbesondere das Leben der Ahl-ul-Bait (auserwählte
Nachkommenschaft des Propheten).
Ein Ziel von Imam Chameneis Lehrveranstaltungen bestand auch darin,
diejenigen kennenzulernen, die gottesehrfürchtig und zuverlässig waren, um sie
in die islamischen Aktivitäten einbinden zu können. So überprüfte er das
Verhalten seiner Schüler auch in ihrer Selbständigkeit. Einmal hatte Imam
Chamenei einen großen Qur'an Rezitator aus Ägypten eingeladen. Imam Chamenei,
kündigte an, selbst nicht anwesend zu sein, um einen offiziellen Charakter zu
vermeiden und beauftragte seine Schüler, die Sitzung durchzuführen. Am
nächsten Tag fragte er seine Schüler, warum sie selbst nicht so schön gelesen
hätten, wie sonst? Auf die Frage, woher er das wisse, ohne anwesend gewesen zu
sein, erwiderte Imam Chamenei, dass er stillschweigend in einer Ecke der
Moschee gesessen und sie beobachtet habe.
Imam Chamenei förderte Qur'an-Veranstaltungen und Lesesitzungen. Bei einer
Sitzung gab es ein Ereignis zum Schmunzeln: Ein begnadeter Leser las den Qur'an
derart herzvoll, dass er die Zuhörer begeisterte. Nach jedem Vers ertönte als
Lob "Allah, Allah", oder "Allah yaftahu alaik" (möge Allah
dir eröffnen) und "Allah yazidak" (möge Allah dich mehren). Ein als
ständiger Störenfried der Moschee bekannter Mann kam zu Imam Chamenei und
sagte in seiner Unkenntnis der arabischen Sprache: "Wie kann es sein, dass
man Yazid an Imam Hussain (a.) in dieser Moschee grüßt? Es wäre doch
notwendig, ihn zu beschimpfen". Imam Chamenei antwortete ihm sinngemäß:
Seien Sie unbesorgt, die Menschen meinen, 'möge Allah Yazid verfluchen'.
Um Imam Chamenei von seinen Schülern zu isolieren, verbot die SAVAK ihm
immer wieder die Lehrveranstaltungen und stellte ihn unter Hausarrest. Auch die
Veröffentlichung seines Buches "Die Zukunft gehört dem Islam"
führte zu zahlreichen Festnahmen von Verlegern und Druckern.
Unter seinen Werken befinden sich zahlreiche von der SAVAK verbotene
Schriften.