Djavidan Hanum
Djavidan Hanum

Aussprache: dschawiydaan haanum
arabisch:
جاويدان هانم
persisch:
جاويدان هانم
englisch:
Djavidan Hanem

15.6.1877 - 5.8.1968 n.Chr.
??? - ???  n.d.H.

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Zubeida Djavidan Hanum, auch bekannt als Scheherezade Hanum war eine Schriftstellerin, Malerin und Pianistin, die als Ehefrau des Vizekönigs von Ägypten Berühmtheit erlangte.

Sie wurde am 15. Juni 1877 als Marianna May Török von Szendrő in Philadelphia (USA) geboren. Der Vater war József, 3. Graf Török de Szendrő, die Mutter Sofie, Gräfin Vetter von der Lilie.

So schrieb Zubeida Djavidan Hanum im Jahr 1930 (im Alter von 53 Jahren) über sich selbst im Vorwort zu ihrem autobiografisch inspirierten Buch "Harem", das in Berlin erschien: "In der Ehe des Grafen Josef Török von Szendrö mit der Gräfin Sophie Vetter von der Lilie wurde – infolge eines schicksalhaften Reiseunfalls – in Philadelphia ein Kind geboren."

Marianna May Török wurde zum größten Teil im Schloss Wassen südlich von Graz erzogen. Bereits mit 12 Jahren soll sie Artikel geschrieben haben und konnte Klavier spielen. Ihr älterer Bruder Graf József Török de Szendrő (1873–98) wurde an der Eliteschule Theresianum eingeschrieben, wo er sich mit dem späteren Abbas Hilmi II. anfreundete. Marianna und Abbas trafen sich bei einem Ball der Akademie. Kurz darauf wurde er in Ägypten zum Herrscher ernannt. Sie trafen sich 1900 zum zweiten Mal in Paris, wo sie sich verliebten, und Abbas Hilmi II. lud sie nach Ägypten ein.

Sie heirateten heimlich in Ägypten. Erst viel später fand die offizielle Hochzeit am 28. Februar 1910 mit dem amtierenden Großmufti von Ägypten statt. Marianna nahm in Gegenwart des Großmufti am 28. des Monats Muharram 1328 n.d.H., (9. Februar 1910) den Islam an und war fortan als Zubeida Djavidan Hanum bekannt. Abbas Hilmi II. wurde von seiner ersten Ehepartnerin Ikbal Hanim getrennt.

Djavidan Hanum begleitete ihren Ehemann auf seinen Reisen in die Türkei und nach Europa, was zuvor nicht üblich war. Als das Besuchsprotokoll die Teilnahme von Frauen an staatlichen Veranstaltungen ablehnte, nahm Marianna mit der Komplizenschaft ihres Ehepartners an offiziellen Empfängen teil, indem sie als Mann verkleidet war. Als junge Palastbeamtin begleitete sieh ihn unter anderem am 8. Februar 1909 zur Grundsteinlegung des Assuan-Staudamms.

In ihren eigenen Memoiren „Harem die Häuser der Glückseligkeit“", die 1930 in Berlin veröffentlicht wurden, wird versucht, das Leben von Frauen in der engen Umgebung der Sultan-Haramliks zu beschreiben. Als Mitglied des Roten Kreuzes versorgte sie die Opfer des ersten Balkankrieges von 1912.

Marianna und Abbas ließen sich 1913 scheiden. Der Grund war Abbas neue Beziehung zu Georgette Mesny. Nach der Scheidung geriet Djavidan Hanum zunehmend in Vergessenheit obwohl die Hörspiele schrieb, und mehrere Werke verfasste, darunter "Back to Paradise", "The Great Seven", "Soul And Body" und "Gülzar - Der Rosengarten". Sie gab auch Klavierkonzerte und komponierte 1918 ein Orchesterwerk, das allerdings als verschollen gilt.

Während des Zweiten Weltkriegs lebte sie in Wien und zog nach Kriegsende nach Innsbruck, wo sie im Juli 1945 als Dolmetscherin für die französische Militärregierung arbeitete. In Innsbruck hatte sie sich unter dem Namen „Bajan Djavidan“ angemeldet. Ihre zunehmenden finanziellen Nöte führten dazu, dass sie ihre Biographie aus dem Orient versuchte mit Hilfe von Werbeprofis auszuschlachten, was teilweise gelang. Sie wollte sich auch in der damals neuen Stummfilmbranche engagieren. Sie wurde zu Probeaufnahmen eingeladen und sollte die Königin von Saba spielen.

Djavidan zog 1952 zu Verwandten, Nachfahren von Joseph von Hammer-Purgstall, auf Schloss Hainfeld in der Steiermark. Mit ihr zog ein aus Russland desertierter Offizier namens Kulatschkoff dorthin, mit dem sie schon einige Jahre zusammen - aber in getrennten Wohnungen - lebte. Zwei Jahre später gingen sie nach Graz und wohnten dort wiederum in getrennten Appartements.

Djavidan Hanum starb am 5.8.1968. Drei Tage später, am 8. August 1968, sollte sie auf dem St.-Leonhard-Friedhof in Graz beigesetzt werden. Dem Trauerzug bestand aus einer kleine Trauerschar, darunter Studenten aus dem Orient, die von der nahe gelegenen Universität eilig hinzu gebeten worden waren, weil niemand sonst wusste, wie der Ritus gemäß Islam zu erfolgen hatte. Ihr schmuckloser Grabstein trägt nur ihren Namen – keine Jahreszahlen, keine Ortsangaben.

An der Wand des Hauses Wittekweg 7 in Graz wurde 2003 von der damaligen Kulturhauptstadt eine Gedenktafel mit folgenden Worten angebracht:

Zur Würdigung von Djavidan Hanum (1877 - 1968)
Künstlerin
Geboren in den USA, aus ungarischem Adel,
heiratete sie einen ägyptischen Prinzen.
Sie befreite sich aus Zwängen und zugedachten Rollen,
sie schrieb und musizierte, sie komponierte und malte,
war Weltbürgerin in Graz.

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