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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Der Felsendom ist eines der ältesten
islamischen Heiligtümer sowie unübersehbares Merkmal
Jerusalems.
Er heißt in
Arabisch "Felsenkuppel" [qubbat
as-sachra] und befindet sich südöstlich der
Altstadt von
Jerusalem auf dem Hügel, den
Muslime als "das edle Heiligtum" (الحرم
الشريف) [al-haram al-scharif] und
Juden
als Tempelberg bezeichnen.
Er wurde als Schrein für den
Heiligen Felsen [sachra] errichtet, auf welchem gemäß
islamischer
Überlieferung
Abraham (a.) bereit war seinen Sohn
Ismael
(a.) zu opfern. Von der gleichen Stelle begann die
Himmelfahrt [miradsch] des
Propheten Muhammad (s.), nachdem er in der
Nachtreise zu dem Felsen gekommen war.
Dort lag bereits ein für
Christen heiliger Felsen unter freiem Himmel. Nach der
Eroberung
Jerusalems (637 n.Chr.) veranlasste
Kalif
Umar ibn Chattab, den damals vernachlässigten Platz zu
säubern. In der Südwestecke des Felsens wurden angeblich ein
Fußabdruck des
Propheten Muhammad (s.) sowie weitere Spuren gefunden.
Manche Spuren wurden
Jesus
(a.) zugeschrieben. So bezeichneten die
Christen den Felsendom als "Templum Domini" (Tempel des
Herrn), was auch im direkten Zusammenhang mit dem Templerorden
steht.
Für
Juden war der
Heilige Felsen seit der Tempelzerstörung (70
n. Chr.) eine Stätte der Verehrung, denn der Tempel soll sich
in der Region befunden haben. Im Babylonischen Talmud wird der
Felsen als "Shethiyah", (Gründungsstein) erwähnt. Die
Verbindung dieses Felsens mit dem ehemaligen Tempel, in dem
auch
Maria (a.)
Wunder
vollbracht hat, soll auch in der Bundeslade gestanden haben.
Der ursprünglich für
Juden
so heilige aber zerstörte Tempel galt für die
Christen als überwunden, denn der Leib eines jeden
Menschen sollte ein Tempel Gottes sein, vergleichbar der
Aussage im
Islam,
dass
ALLAH seinen
Thron
im
Herzen eines
Gläubigen [mumin] errichtet. So bestand unter
christlicher Herrschaft kein Bedarf am Wideraufbau des
Tempels, selbst wenn es teilweise versucht aber wieder
abgebrochen wurde. So blieb die vermutete Stelle des Tempels
unbebaut, bis
Muslime sie wieder zu einer heiligen Stätte einrichteten.
Kaum ein anderer Ort symbolisiert in so eindrucksvoller Weise
die tiefe Verbundenheit der drei großen
monotheistischen Weltreligionen.
Der
Grundriss des Gebäudes, in dessen Zentrum sich der
Heilige Felsen
befindet, bildet ein gleichmäßiges Achteck (siehe links), das in einen Kreis
mit knapp 55 m Durchmesser eingepasst ist. Der Durchmesser
des Innenkreises ist gute 20 Meter. Der
Heilige Felsen im Zentrum
besteht offenbar aus dem anstehenden Gestein des umgebenden Berges. Von
Norden nach Süden gemessen beträgt seine Länge ca. 18 m, seine
Ost-West-Ausdehnung beträgt ca. 13 m. Im Westen erhebt er sich
bis auf eine Höhe von ca. 1 m, von wo aus er in Richtung Osten
auf 45 bis 55 cm abfällt. Auf der Nordseite des Felsens
befinden sich zwei Steinplatten, die eine 90 cm tiefe
Vertiefung bedecken. Unter dem südlichen Teil dieses Felsens
befindet sich eine Art Höhle bzw. Grotte, zu der von der
Südostecke aus eine Treppe hinabführt. Diese Treppe ist
bis zu 1,50 m breit und hat 14 Stufen. Der Raum
unter dem Felsen ist annähernd viereckig und misst 7,40 x
6,90m. Seine Höhe schwankt zwischen 1,46 und 2,62m. Ungefähr
in der Mitte des Raumes ist der Felsen von einer Öffnung mit
ca. 90 cm Durchmesser durchbrochen. Dieser Raum wird heute als
Andachts- bzw. Gebetsstätte genutzt.
Gemäß christlicher
Tradition soll dort
Zacharias (a.) das
Wunder
der Schwangerschaft seiner alten Ehefrau
Elisabeth mit
Johannes (a.)
offenbart worden sein, so dass es ein Teil des Tempels
gewesen wäre.
Im Fußboden darunter befindet sich der "Seelenbrunnen" [bir
al-arwah], eine Öffnung zu einem unter dem
Heiligen Felsen verlaufenden
Wasser führenden Kanal, die mit einer runden, etwa 1,70 m im
Durchmesser messenden Marmorplatte bedeckt ist. Der Felsen ist durch einen Riss gespalten, der auf ein Erdbeben im Jahr
1067 zurückgehen soll. Diese Schilderung zeigt große
Parallelen zu dem
Felsenwunder. Die Kuppel über dem Felsen ist mit
Blattgold beschichtet.
Der Felsendom ist nicht als
Moschee geweiht sondern ist ein heiliger Schrein. In der
Nähe befindet sich die
Al-Aqsa-Moschee, die vorher bereits als Gotteshaus
existierte. In manchen Publikationen finden Verwechslungen der beiden
Gebäude statt: Während die Bilder des Felsendoms gezeigt
werden, wird die
Al-Aqsa-Moschee erwähnt.
Beide
sind aber leicht an der verschiedenen Kuppel zu
unterscheiden. Die Kuppel des Felsendoms ist größer und
goldfarben. Hingegen ist die Kuppel der
Al-Aqsa-Moschee silbern und kleiner.
Der Beginn der Bauarbeiten zum späteren Felsendom kann
schon zu Lebzeiten
Prophet Muhammad (s.) angenommen werden, als
Jerusalem von Kaiser Herakleios regiert wurde (610-641).
Es ist möglich, dass er den heiligen Felsen schützen wollte.
Nach der Eroberung durch
Kalif
Umar wurde an gleicher Stelle ein erstes Gebäude aus Holz
errichtet. Der gallische Bischof Arkulf, der im letzten
Viertel des 7. Jahrhunderts Palästina bereist hatte, berichtet
im Jahre 679 - also während des Kalifats von
Muawiya - über eine Moschee auf dem
Tempelberg und beschreibt sie als einen über Trümmerresten mit
dicken Balken und Brettern errichteten Bau, der
dementsprechend auch vorher errichtet worden sein muss.
Die Baudaten des heute bestehenden Steinbaus werden aus den
Inschriften entnommen. Die Fertigstellung des Felsendoms in seiner
heutigen Form wird mit 72
n.d.H. (691-692) datiert aus einer Bauinschrift. Als "Bauherr"
wird an jener Stelle allerdings der
Kalif
der
Abbasiden
Mamun
genannt der 813-833 n.Chr. genannt, was mit der Jahresinschrift
der Baufertigstellung nicht übereinstimmen kann. Auch die
teilweise verwendete Bezeichnung "Omar-Moschee" ist in
doppelter Hinsicht falsch, denn weder handelt es um eine
Moschee, noch hat
Kalif
Umar den Bau mitbekommen.
An den Mauern befinden sich
zahlreiche Inschriften aus dem
Heiliger Qur'an. Auffällig dabei ist, dass sich darunter
einige
Verse mit Bezug auf
Jesus
(a.) befinden, was gemäß
muslimischer Vorstellung auch
damit zusammenhängt, dass hier auch die Himmelfahrt
Jesu
(a.)
begann, der demgemäß noch in der
Verborgenheit lebt, und eines Tages zurückkehren wird.
Der
Felsendom ist seit seinem Bau nicht wesentlich verändert
worden, obwohl er sehr viele Herrscher gesehen hat. Die
Verkleidung der Fassade mit den charakteristischen blauen
Fliesen stammt aus der Zeit des
osmanischen Sultans Suleimans. Nur die Verkleidung des Sockels mit
verschiedenfarbigem Marmor soll aus der Errichtungsphase
stammen. Im Vorhof stehen mehrere
Arkaden am Felsendom, die als Durchgänge in den geheiligten Bereich
genutzt werden (siehe Bild oben: Vorhof des Felsendoms 1860)
sowie die
Burhanaddin Kanzel.
Auf dem Gelände befinden sich drei
Minarette: Ghawamina-Minarett,
Silsila-Minarett und Fachriyya-NMinarett.
Während der Kreuzzüge wurde der Felsendom in eine Kirche
umgewandelt und die
Al-Aqsa-Moschee 1104 n.Chr. in einen königlichen Palast
für Baldwin I.
Jerusalem wurde am Freitag, den 2.101187 von
Sultan Saladin zurückerobert und das
islamische Heiligtum in seine alte Funktion zurückgeführt. Das
Kreuz der Kreuzfahrer an der Spitze des Felsendoms wurde durch einen goldenen
Halbmond ersetzt. Die Restaurationsarbeiten reichten weit über
Saladin hinaus bis ca. 1227 n.Chr. Während der
osmanischen Periode wurde die Kuppel mit Blattgold aus
Iznik ummantelt, was sieben Jahre dauerte. Weitere
umfangreiche Renovierungen fanden in 1817 statt. Die Goldbeschichtung wurde 1993 erneuert.
Auch in der Endzeiterwartung im Zusammenhang mit
Imam
Mahdi (a.) spielt der Felsendom eine wichtige Rolle, denn
in einer
Überlieferung heißt es, dass eine
Imam
Mahdi (a.) unterstützende Armee mit schwarzen Flaggen aus
Chorasan kommen wird, geleitet vom
Chorrosani, das unter Besatzung stehende
Jerusalem befreien wird und beim Felsendom die Flaggen
hissen wird.
Fast alle muslimischen Staaten haben Briefmarken zum Felsendom
herausgebracht.
Ein maßstabsgetreues Miniaturmodell des
Felsendoms ist in
Miniatürk ausgestellt.