.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Charles Eugène Vicomte de Foucauld war ein französischer
Forscher, Priester und Mönch, der im Zusammenhang mit dem
Ersten Weltkrieg vor seiner Klause ermordet wurde. Er selbst
hat seinen eigenen Glauben dadurch vertieft, dass er vom
praktizierten
Islam
beeindruckt war.
Charles de Foucauld wurde am 15. September
1858 in Straßburg als älteres von zwei Kindern des Grafen de
Foucauld in eine der damals reichsten Adelsfamilien
Frankreichs geboren. 1863 trennten sich die Eltern, 1864 starb
der Vater an Tuberkulose und kurz darauf die Mutter im
Wochenbett. Foucauld kam daraufhin gemeinsam mit seiner
Schwester Marie in die Obhut seines Großvaters
mütterlicherseits. Während des Deutsch-Französischen Krieges
floh die Familie 1870 vor den Deutschen über die Schweiz nach
Nancy, wo Foucauld das Gymnasium besuchte. 1874 wechselte er
an das private Jesuitengymnasium in Paris. Von dort wurde er
1875 wegen Faulheit und asozialem Benehmen ausgeschlossen. So
legte er 1876 an einer staatlichen Schule das Abitur ab. Im
selben Jahr trat er in die Militärschule Saint-Cyr ein, die er
1878 als Unterleutnant verließ. Während der zweijährigen
Offiziersausbildung in Saint-Cyr erhielt er 45 Strafen wegen
Ungehorsam, Faulheit und Nachlässigkeit, das Examen bestand er
mit Mühe als einer der schlechtesten.
Nach der Militärschule begann er 1878 beim 4.
Husarenregiment in Saumur seinen Dienst. Nachdem im selben
Jahr sein Großvater De Morlet gestorben war, erbte Foucauld
840.000 Goldfranken, die er in wenigen Jahren bei
Prostituierten und mit nahezu täglichen Trink- und Essorgien
mit Freunden vergeudete. 1879 nach Pont-à-Mousson versetzt,
folgte im Dezember 1880 die Verlegung nach
Algerien, wo er am 20. März 1881 wegen anstößigem Benehmen
und Ungehorsam unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde. Er
hatte seine Favoritin unter den Prostituierten namens Mimi mit
nach
Algerien genommen, wo diese Beziehung schließlich seine
Entlassung als Offizier nach sich zog. Hier hatte er eine
erste intensivere Begegnung mit dem
Islam.
Nach dreimonatiger Algerienrundreise mit Mimi las Foucauld in
der Zeitung von einem Aufstand, woraufhin er seine Geliebte
verließ und in Paris die Zustimmung für seine dienstliche
Reaktivierung durchsetzte. Im Gegensatz zu seinem bisherigen
Verhalten erwies er sich nun als tapferer Soldat und erwarb
sich erstmals Achtung.
Seine Soldatenzeit in
Algerien brachte ihn noch intensiver mit dem
Islam
in Berührung und weckte seinen Entschluss,
Marokko,
Algerien und
Tunesien zu erforschen, zumal er in den französischen
Kolonien kaum Probleme hatte. Als sein Ersuchen um
Studienurlaub abgelehnt wurde, verließ er am 28. Januar 1882
auf eigenen Wunsch die Armee und begann Hebräisch zu lernen.
Zusammen mit Rabbiner Mardochi Abi Serur, der eine ähnlich
bewegte Vergangenheit wie Foucauld hinter sich hatte, begann
er nun
Marokko zu erforschen. Am 25. Juni 1883 überquerten die
beiden die Grenze zum damals für Christen verbotenen
Marokko, Foucauld gab sich dabei als russischer "Rabbi
Joseph Aleman" (Joseph der Deutsche) aus, da Juden die
Einreise gestattet war. Alleine mit Sextant und Kompass als
technischer Ausrüstung ausgestattet, fertigten sie erstmals
Kartenskizzen des Atlas-Gebirges an, das bis dahin nur ein
weißer Fleck auf den Landkarten war.
Nach 11-monatiger Reise kehrte Foucauld im Mai 1884 nach
Paris zurück und schrieb mit Unterstützung des berühmten
Saharareisenden Henri Duveyrier über seine Erlebnisse das Werk
Forschungsreise durch Marokko, das ihn berühmt machte. Die
Französische Geographische Gesellschaft verlieh ihm 1885 für
die Ergebnisse seiner Arbeit die Goldmedaille, die englische
Presse war voll des Lobes über Foucaulds Leistungen. Als
angesehener Forscher arbeitete er in den folgenden Jahren in
Algier
und Paris in Bibliotheken. Seine Familie, die ihn wegen seines
früheren skandalösen Lebenswandels am 12. Juni 1882
gerichtlich hatte entmündigen lassen, machte diese Anordnung
aber erst im Januar 1889 wieder rückgängig.
Bereits 1873, im Alter von 15 Jahren, hatte Foucauld nach
eigenem Bekunden jeglichen Glauben an Gott und die Kirche
verloren. Im Laufe seines bisherigen Lebens hatte er die
beiden anderen monotheistischen Religionen
Judentum und
Islam
studiert. In Nordafrika begegnete er oftmals tiefgläubigen
Muslimen, die 5 mal am Tag das
Ritualgebet mit der
Niederwerfung [sadschda] praktizierten, was ihn sehr
beeindruckte. Letztendlich fand er dadurch zum
Glauben zurück; eine Entwicklung, die er mit seinem Freund
Louis Massignon teilte.
Zurück in Paris ging er immer wieder in die Kirche von St.
Augustin. Am 30. Oktober 1886 vollzog sich bei ihm ein
bedeutsamer Wandel, er wandte sich der Kirche endgültig wieder
zu und konnte neu glauben. An diesem Tag begegnete er Abbé
Henri Huvelin, mit dem er von nun an bis an sein Lebensende
befreundet blieb und legte vor diesem eine Lebensbeichte ab.
Immer größeren Stellenwert nahm nun der Glauben in seinem
Leben ein und am 16. Januar 1890 trat er in den Orden der
Trappisten ein, sein Ordensname lautete Bruder Maria-Alberich.
Zuerst in der Abtei Notre-Dame des Neiges in
Saint-Laurent-les-Bains, ließ er sich im Juni desselben Jahres
nach
Syrien in die Abtei Notre-Dame du Sacré-Coeur in Midan
Akbes (Maydan Akbes) im Bezirk Afrin versetzen und am 10.
September 1896 ein weiteres mal nach
Algerien, in das dortige Kloster Staoueli in der Provinz
Algier.
Nach wenigen Monaten im Kloster Akbes beklagte sich
Foucauld beim dortigen Abt, das Klosterleben sei ihm zu wenig
streng, obwohl die Trappisten einer der strengsten Orden der
gesamten katholischen Kirche waren. So trat er am 2. Februar
1897 wieder aus dem Orden aus und lebte unter ärmlichsten
Verhältnissen als Klosterknecht in Nazaret und
Jerusalem. Nachdem er seinen Wunsch nach völliger Armut
erlebt hatte, begab er sich wieder ins Kloster Akbes, wo er
sich auf die Priesterweihe vorbereitete. Nach Erhalt der
Niederen Weihen wurde er am 9. Juni 1901 in Frankreich zum
Priester geweiht. Er spürte nicht mehr dorthin gehen zu
müssen, wo die Erde besonders heilig ist, sondern dorthin, wo
die Menschen ihn am Nötigsten brauchten. Daraufhin begab er
sich nach Beni Abbes in der algerischen Provinz Bechar, wo es
kaum Priester gab. Hier errichtete er eine Einsiedelei,
betreute seelsorglich die dort stationierten französischen
Soldaten der Kolonialisten und pflegte Kontakt zur
einheimischen Bevölkerung. Auf Einladung von General
François-Henry Laperrine, Befehlshaber des französischen
Kamelreiter-Korps, übersiedelte Foucauld am 13. Januar 1914
nach Tamanrasset, um als Vermittler zwischen den dort lebenden
Tuareg und den Franzosen zu wirken. Einige Zeit später
errichtete er etwa 70 km von Tamanrasset entfernt auf dem
Plateau des Assekrem (2804 m), eines Gipfels des
Ahaggar-Gebirges, in 2700 m Höhe eine neue Einsiedelei.
Er lernte Tamascheq, die Sprache der Tuareg, erstellte ein
2000 Seiten umfassendes Wörterbuch dieser Sprache und sammelte
auf 800 Seiten die Gedichte und Fabeln dieses Volkes. Seine
Forschungen zur Literatur und Sprache der Kel Ahaggar zählen
noch heute zu den wertvollsten Arbeiten aus der Frühzeit der
wissenschaftlichen Afrikanistik. Eine tiefe Freundschaft
verband ihn mit Moussa ag Amastan, dem Amenokal (König) der
Tuareg, ebenso half er bei der Schlichtung von Streitigkeiten.
Mission betrieb Foucauld nicht, sondern widmete sich in seiner
kargen Freizeit der eigenen spirituellen Entwicklung zumal er
immer noch beeindruckt war von der Spiritualität der
Muslime. In dieser Zeit dürfte sich seine Ordensidee
entwickelt haben, die sein Leben überdauerte.
Während des Ersten Weltkriegs überwältigten ihn nationale
Gefühle und er vernachlässigte seine Spritualität. Stattdessen
arbeitete Foucauld als französischer Agent und forderte in
seinen Briefen an die französische Militärverwaltung ein
exemplarisches Vorgehen gegen alle Aufständischen. Daraufhin
wurde am 1. Dezember 1916 seine von ihm in Tamanrasset
errichtete Klause von Tuareg und aufständischen Senussi
besetzt und Foucauld wurde bei der Einnahme erschossen.
Anfangs war Foucaulds nackter Leichnam in einem Graben neben
seiner Hütte verscharrt, am 26. April 1929 überführte man
seine sterblichen Überreste in ein eigens errichtetes Grabmal
in der Oase El Golea.
Sein Ordensidee wurde nach ihm fortgesetzt. Charles de
Foucauld wurde am 13. November 2005 in Rom selig gesprochen.
An der von José Kardinal Saraiva Martins geleiteten Zeremonie
nahmen auch mehrere Angehörige von Tuareg-Stämmen teil.