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Al-Hakim bi-amr Allah, zuweilen auch Abu Ali al-Mansur genannt, war
der sechste
Kalif
der
Fatimiden und regierte 996–1021 n.Chr..
Mit dem Tod seines Vaters
Al-Aziz Billah (975-996) wurde al-Hakim als
Elfjähriger
Kalif
der
Fatimiden. Zunächst
verhinderte der slawische Eunuch Bardschuwan mit Hilfe
türkischer Söldner die Erneuerung des Einflusses der
Berbertruppen aus
Ifriqiya auf die Regierung. Nach der
Ausschaltung anderer Thronanwärter und Konkurrenten übernahm
er selbst die Regentschaft. Wenn Bardschuwan auch die Macht
der
Fatimiden im Inneren des Reiches festigen konnte, so
musste er in Nordsyrien im Kampf gegen Byzanz einige
Rückschläge hinnehmen. So musste er nach byzantinischen
Feldzügen in Syrien einen Waffenstillstand auf 10 Jahre mit
Byzanz abschließen (1001 n.Chr.).
Im März 1000 wurde Bardschuwan im Auftrag von al-Hakim
ermordet, worauf dieser persönlich die Regierung übernahm.
Zunächst konnte er sich dem Ausbau des Reiches widmen, doch
wurde die Herrschaft der
Fatimiden durch den Aufstand des Abu
Rakwa in der Cyrenaika (1004-1005 n.Chr.) erschüttert, zumal sich
dieser als Vorkämpfer der
Sunniten gegen die
Schiiten der
Fatimiden darstellte. Zwar wurde die
Rebellion niedergeschlagen, doch erfolgte zum Ausgleich eine verstärkte
Annäherung al-Hakims an die
Sunniten, die 1009 n.Chr. in der
zeitweiligen Gleichstellung mündte. Nachdem 1013 n.Chr. auch ein Aufstand
der Beduinenstämme in
Palästina niedergeschlagen worden war,
konnte die Hakim die Oberhoheit der
Fatimiden nach dem Sturz der
Hamdaniden 1015 auch auf
Aleppo ausgedehnt werden.
Im Bestreben den Islam unter der Bevölkerung zu festigen
und unislamische Gewohnheiten zu bekämpfen, erließ Hakim ab
1004 mehrere Dekrete, die sich u. a. gegen den
Alkoholkonsum
der
Muslime richteten. Das Dekret zeichnet ein düsteres Bild
der davor liegenden Zeit unter
Muslimen. Von diesen Anweisungen waren auch die
Juden und
Christen betroffen, deren bisherige große Freiheiten auf
das in anderen muslimischen Ländern übliche Maß zurückgeführt
wurden. In der nach wie vor überwiegend von Christen dominierte Verwaltung
sah Hakim eine Gefahr für seine Macht und versuchte
Gefolgsleute an Schlüsselpositionen unterzubringen.
Hakim wird vorgeworfen ab 1008 n.Chr. im Zuge seiner
Machterweiterung und im Rahmen von Finanzproblemen auch
Kirchen geplündert und enteignet zu haben, was gemäß dem
Islam
verboten gewesen wäre. Das führte verständlicherweise zu einer erheblichen Verschlechterung der
Beziehungen zu den
Christen. Die angebliche Zerstörung der
Grabeskirche
Jesus
(a.) in
Jerusalem durch Haikm am 18.10.1009 wurde später
als ein Auslöser der
Kreuzzüge genannt. Das Verhalten Hakims war mit dem
Islam
nicht zu rechtfertigen, was auch zunehmend Kritik unter
Muslimen hervorrief, die zuvor in friedlicher
Nachbarschaft zu den
Christen gelebt hatte.
Je mehr sich Hakim von der Basis der Bevölkerung entfernte,
umso sehr gab er sich skurrilen Vorstellungen hin, die in der
Vergottung durch die
Drusen
ihren Höhepunkt fanden. Als die
Drusen 1019
n.Chr. al-Hakim
öffentlich als
Gott verehrten, kam es zu schweren
Ausschreitungen. Bis heute ist das Verhältnis von al-Hakim zu
den
Drusen nicht sicher geklärt. Genauso wenig geklärt blieb
die Ermordung Hakims am 13. Februar 1021. Sein Nachfolger wurde
sein Sohn
Zahir Billah, der sich zunächst unter der
Regentschaft von Sitt al-Mulk befand.
Im Gegensatz zu seinem innenpolitischen Verhalten wir Hakim
für die Förderung der Wissenschaft oft gewürdigt. Er ließ 1005
n.Chr. das „Haus der Weisheit“ (dar al-hikma) in
Kairo errichten, das sich in der Folgezeit zu
einem Zentrum der Wissenschaft entwickelte. Dabei wurde
besonders die Astronomie gefördert um mit der Erforschung des
Himmels und der Gestirne, der Astrologie und dem Aberglauben
im Volk den Boden zu entziehen. Zu dem bekannten Astronomen
der Zeit gehörte Ibn Yunus
as-Safadi.
Das
Ableben von Hakim wurde von einigen Anhängern als Übergang
in die
Verborgenheit ausgelegt, da er as Inkarnation Gottes galt;
eine Lehre, die man sich bei der
Schia kopiert hatte. Auf diesem Mythos beruht die Gründung
der
Drusen.