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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Der Begriff Erster Golfkrieg bezeichnet den Überfall des
Irak unter Führung von Saddam auf die
noch junge Islamische Republik Iran.
Er
dauerte vom 22. September 1980 bis zum 20. August 1988. Er
endete mit hohen menschlichen und wirtschaftlichen Verlusten
auf beiden Seiten, aber einer
Islamische
Republik Iran, die ihre erste schwere Bewährungsprobe
überstanden hatte; letztendlich gegen die ganze Welt, da
Saddam damals von den USA und dessen Verbündeten unterstützt
wurde.
Die Ursachen gehen auf das Widererstarken des
Islam in der Region zurück. So hatte
bereits im Vorfeld der große irakische Gelehrte
Muhammad Baqir al-Sadr
seine Landsleute aufgefordert sich "mit
Imam Chomeini zu verschmelzen
wie Imam Chomeini sich
mit dem Islam verschmolzen hat".
Diese Aussage führte dazu, dass Saddam ihn und seine Schwester
Bint-ul-Huda gefangen nehmen und dann vor seinen Augen
ermorden ließ. Manche behaupten, er hätte die Hinrichtung
persönlich durchgeführt. In den Wirren der Islamischen
Revolution und den Auflösungserscheinungen der Armee des
Schah, sah Saddam seine Chance vermeintliche historische
Gebietswünsche umzusetzen.
Saddam Hussein spielte häufig auf die angebliche islamische
Expansion im Iran an und gewann die
Westliche Welt für
seinen Feldzug. Am 2. April 1980, ein halbes Jahr vor
Kriegsausbruch, zog Saddam Hussein zum Beispiel während seines
Besuchs in der al-Mustansiriyyah-Universität in Bagdad
Parallelen zur persischen Niederlage im 7. Jahrhundert in der
Schlacht von Kadesia (auch Al-Qadisiyah) und erklärte: „In
eurem Namen, Brüder, und im Namen der Iraker und aller Araber
sagen wir diesen [iranischen] Feiglingen und Zwergen, die sich
für Al-Qadisiyah rächen wollen, dass der Geist von
Al-Qadisiyah, sowie das Blut und die Ehre der Menschen von
Al-Qadisiyah, die ihre Sendung auf ihren Speerspitzen trugen,
größer ist als ihre Bemühungen.“
Saddam setzt auch darauf, dass arabische Teile des Iran ihn
unterstützen würden, was allerdings eine Fehlkalkulation war.
Am 22. September 1980 befahl Saddam der irakischen Armee,
den Iran mit neun von insgesamt zwölf
Divisionen auf einer 600 km breiten Front anzugreifen. Dies
bildete den Beginn. Die Truppen marschierte nahezu
widerstandslos in den
Iran ein, da es
keine intakte Armee gab, die Widerstand hätte leisten können.
Der Einmarsch erfolgte derart reibungslos, das manche
irakische Kommandeure eine Falle oder Hinterhalt vermuteten.
Kurz nach dem Beginn des ersten Krieges fand am 7. Juni
1981 ein israelischer Luftangriff mit zwei
F-16-Kampfflugzeugen auf den im Bau befindlichen irakischen
Atomreaktor in Osirak statt, bei dem ein französischer
Techniker getötet wurde. Israel begründete diesen
Militärschlag gegen den Irak damit, dass es sich um eine
vorbeugende Maßnahme gegen das irakische Atomwaffenprogramm
gehandelt habe, da Israel den Reaktor im Verdacht hatte,
weniger der zivilen Stromgewinnung als vielmehr dem Bau einer
irakischen Nuklearwaffe zu dienen.
Es dauerte einige Monate, teilweise Jahre, bis die
Revolutionäre im Iran den Widerstand organisierten und nach
und nach den Angreifer bei großen eigenen Verlusten zurück
drängten.
1984 begann im Persischen Golf der so genannte Tankerkrieg,
der im Jahr 1987 auf seinem Höhepunkt anlangte und in dessen
Verlauf mindestens 500 Tanker beschädigt oder zerstört wurden.
Nachdem Kuwait 1986 um Hilfe für seine Tanker gebeten hatte,
flaggten die USA elf Tanker um und beschützte die nun
amerikanischen Schiffe in der Operation Earnest Will.
1985 kam es zum so genannten Städtekrieg, dem
systematischen Raketen- und Artillerie-Beschuss iranischer
Städte durch den Irak, wodurch viele Zivilisten getötet
wurden. Dabei schickte Saddam im Monat
Ramadan seine Raketen pünktlich
zum
Fastenbrechen [iftar].
Der Krieg war durch extreme Brutalität seitens des Irak
gekennzeichnet, einschließlich des Einsatzes chemischer Waffen
(Tabun, Senfgas) (1984), die später auch gegen die eigene
kurdische Zivilbevölkerung sowie Aufstände in grenznahen
Gebieten, insbesondere in
Halabdscha, zum Einsatz kamen. Es gab nahezu keine
Proteste gegen das irakische Vorgehen von der
Westlichen Welt. Eine
halbkritische Bemerkung diesbezüglich durch den damaligen
deutschen Bundesaußenminister Genscher führte dazu, dass man
ihm im Iran als "Bruder Genscher"
bezeichnete.
Die anhaltenden Feindseligkeiten führten, wegen der Präsenz
westlicher Marinekräfte zum angeblichen Schutz der Golfküste,
zum Tod von 37 US-Matrosen bei einem irakischen Raketenangriff
am 17. Mai 1987 auf die US-Fregatte „Stark“ sowie zum Abschuss
eines iranischen Passagierflugzeuges durch den US-Kreuzer „Vincennes“
am 3. Juli 1988, bei dem alle 290 Passagiere und die Besatzung
getötet wurden.
Nachdem die USS Samuel B. Roberts (FFG-58) im April 1988
auf eine iranische Seemine lief, starteten die USA Operation
Praying Mantis, die die Zerstörung zweier iranischer
Ölplattformen sowie mehrerer Schiffe zur Folge hatte.
Im Sommer 1988 zeichnete sich ein baldiger Waffenstillstand
an. In der Zuversicht, bald zu einem Waffenstillstand zu
gelangen, startete Saddam noch einmal eine verheerende
Offensive mit dem Einsatz aller ihm noch zur Verfügung
stehenden Waffensysteme. In jenen Tagen legte
Imam
Chamene'i die Würden seiner Geistlichkeit ab und ging als
Soldat an die Front und Tausende mit ihm, allein schon um ihn
zu beschützen. Am 20.8.1988 endete der
Krieg mit einem Waffenstillstand, den
Imam
Chomeini wie das Trinken aus einem Giftkelch empfand, eine
Symbolik die auf das hindeutete, was den
Ahl-ul-Bait (a.) im Laufe der Geschichte angetan wurde,
denen er sich sehr eng verbunden fühlte.
Die
internationale Isoliertheit des
Iran in
jenen Tagen und der daraus resultierende Mangel an Nachschub
und Ersatzteilen führte zum Aufbau einer eigenen
leistungsstarken Rüstungsindustrie, die heute zahlreiche selbst entwickelte Waffensysteme in Serie
produzieren kann.
Der abschließende Bericht des UN-Generalsekretärs vom 9. Dezember 1991
(S/23273) stellte ausdrücklich die „Aggression des Iraks gegen
den Iran“ durch das Auslösen eines Krieges und die Störung der
internationalen Sicherheit und des Friedens fest. Saddam wurde
später von denjenigen gestürzt, die ihn damals so tatkräftig
unterstützt hatten.
Aus Sicht der
Islamischen
Republik Iran wird der Krieg auch als "Aufgezwungener
Krieg" bzw. "Heilige Verteidigung" bezeichnet.