Montezari

Foto auf seiner Homepage

Husain Ali Montazeri

Aussprache: hußain ali montazeri
arabisch:
حسین‌علی منتظری
persisch:
حسین‌علی منتظری
englisch: Hossein Ali Montesari

??? - 2.1.1431 n.d.H.
1922 - 19.12.2009 n.Chr.

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Husain Ali Montazeri war eine prominente Figur am Anfang der Islamischen Revolution und später Gegner des des Statthalters der Rechtsgelehrten [waliy-ul-faqih], wodurch er sein ganzes Ansehen in der Islamischen Republik Iran verspielt hatte und ohne größere Anhängerschaft im Alter von 87 Jahren starb.

Er ist 1922 in Nadschafabad in der Provinz Isfahan geboren und setzte sich vor der Gründung der Islamischen Republik Iran für islamische Belange ein. Dafür kam er auch in die Gefängnisse des Schah. Für seine Anhänger erlangte er den Grad eines Groß-Ajatollah.

Am Anfang der Islamischen Revolution wurde er in den Revolutionsrat der Islamischen Revolution berufen. Zwischenzeitlich war er Vorsitzender der Expertenversammlung [madschlis-e-chobregaan]. Ohne bestehende Notwendigkeit hat die Expertenversammlung [madschlis-e-chobregaan] ihn im November 1985 zu Lebzeiten Imam Chomeinis zu dessen Nachfolger nominiert.

Als designierter Nachfolger des Statthalters der Rechtsgelehrten [waliy-ul-faqih] hat er mit seinen Mitarbeitern eine Art "Staat im Staat" aufgebaut, und seine Stabsmitarbeiter waren in Geheimverhandlungen mit den USA während des Irak-Iran-Krieges verwickelt. Diese Verbindung mündete in die zunächst geheime Reise des US-Oberleutnants Oliver North, dem Vertrauensmann des Mossad Amiram Nir und des nationalen Sicherheitsberaters der USA Robert McFarlane mit gefälschten irischen Pässen in die Islamische Republik Iran im Mai 1986. Sie hatten eine vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan signierte Bibel bei sich, um sie Imam Chomeini zu übergeben. Eine solche Begegnung wurde ihnen von den Büromitarbeitern Montezaris (namentlich Mehdi Hashemi) in Aussicht gestellt. Mitarbeiter Imam Chomeinis hatten aber längst von dem "Staat im Staat" erfahren und beobachteten die Aktivitäten. In dem Moment, in dem die geheim Reisenden in der Islamischen Republik Iran landeten, wurde der Komplott aufgedeckt. Einige Mitarbeiter Montezaris wurden 1987 wegen Hochverrats hingerichtet. Montezari selbst wurde zum ungeeigneten Nachfolger Imam Chomeinis disqualifiziert und Imam Chomeini forderte ihn auf, sich Zeit seins Lebens von der Politik fern zu halten, was Montazeri allerdings - zu seinem eigenen Schaden - nicht eingehalten hat.

So traf ihn selbst das, was er einstmals gegenüber Kasem Schariatmadari geäußert hatte. Nach dessen Putschversuch hatte Montazeri ihn als "pseudoreligiöse Persönlichkeit" (16.4.1982) bezeichnet, obwohl viele ihn als Groß-Ajatollah ansahen.

Montazeris zunehmende Wandlung zum entschiedenen Gegner des Statthalters der Rechtsgelehrten [waliy-ul-faqih] führte dazu, dass er große Teile seiner Anhängerschaft in der Islamischen Republik Iran verlor und ab Ende der 1990er Jahre isoliert war. Nur noch Medien der Westlichen Welt wollten mit ihm sprechen, denen er sehr gerne und immerzu Interviews gab. Ansonsten betrieb er eine eigene Homepage, die aber mehr aus dem Ausland aufgerufen wurde.

Nach den Präsidentschaftswahlen 2009 behauptete Montazeri, dass das System der Islamischen Republik Iran keine politische und religiöse Legitimation mehr hätte, was er frei, ungestraft und ohne Zensur äußern konnte. Seine Rechtsurteile [fatwa] fanden zuletzt in der Westlichen Welt mehr Aufmerksamkeit als unter Muslimen.

Er ist am 19.12.2009 in seinem Haus in Qum im Alter von 87 Jahren verstorben. Trotz der großen Feindschaft, die Montazeri gegenüber Imam Chamene'i gezeigt hat, hat Imam Chamene'i zu seinem Ableben eine Kondolenzbotschaft an seine Angehörigen geschickt:

Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Barmherzigen

Uns hat die Nachricht erreicht, dass der geehrte Rechtsgelehrte Ayatollah Hadsch Scheich Husain Ali Montazeri, Gott möge ihm Seine Gnade zukommen lassen, die vergängliche Welt verließ und in die Ewigkeit eilte. Er war ein erfahrener Rechtsgelehrter und ein bekannter Lehrmeister und viele Theologieschüler haben sein Seminar genutzt. Ein langer Lebensabschnitt des Verstorbenen hat im Dienst der Bewegung des verstorbenen ehrwürdigen Imams gestanden und er hat viele Dschihad-Dienste durchgeführt und auf diesem Wege große Härten ertragen. Gegen Ende des gesegneten Lebens des verstorbenen Imams kam es zu einer schweren und wichtigen Bewährungsprobe und ich bitte Gott den Höchsterhabenen diese mit der Hülle Seiner Vergebung und Seiner Barmherzigkeit zu verdecken und die weltlichen Heimsuchungen als deren Sühne gelten zu lassen.

Hiermit möchte ich allen Hinterbliebenen des Verstorbenen insbesondere seiner werten Gemahlin und seinen geehrten Kindern und Nachkommen kondolieren und bitte um göttliche Gnade und Vergebung für ihn.

Seyyed Ali Chamenei

29.9.1388 (20.12.2009)

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