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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Muridschiten oder Murdschia war eine Sekte aus der frühen Zeit des
Islam, die sich als Reaktion auf die
Chawaridsch gebildet hatte
und eine Lehre vertrat, in der der
Mensch
nicht als Richter auftreten solle.
Der Name der Sekte bedeutet sinngemäß "die Abwartenden"
oder "Diejenigen, die aufschieben". Sie entstanden als Antwort
auf den ersten
Muslimischen Bürgerkrieg (Fitna) in der Hoffnung auf
Versöhnung.
Die maßgeblich am
Muslimischen Bürgerkrieg (Fitna) beteiligten
Chawaridsch sahen jeden als
vom Glauben abgefallen an, der
schwere Sünden begann, wohingegen die Muridschiten
ausschließlich den bewussten Abfall vom
Glauben selbst als solchen
betrachteten. Muridschiten vertrat die Meinung,
dass
ALLAH allein das Recht hat zu beurteilen, ob ein
Muslim
seinen Glauben verlassen hat oder nicht. Folglich sollten
Musli
den Aufschub [irdscha] des Urteils über diejenigen, die
schwere Sünden praktizieren, gewähren. Zudem vertraten sie die Meinung, dass keine
Sünde dazu führen durfte, dass ein
Muslim
mit Verbannung bestraft wird. Ihre Ideen wurden von den
Umayyaden dankbar aufgegriffen und verbreitet, um ihre
eigenen öffentlichen
Sünden
dadurch zu relativieren.
Die Murdschia entstand somit als theologische Antwort auf
die
Chawaridsch.
Sie reagierten mit dem entgegen gesetzten Extrem,
dass auch schwerste Sünden nicht nur nicht dazu führen, den
Islam zu verlassen, sondern den eigenen Glauben überhaupt
nicht beeinträchtigen. Sie drängten auf Einheit unter den
Muslimen
allerdings unter Ausschluss der
Schiiten,
und ihre versöhnlichen Prinzipien machten sie beliebt. Die
Muridschiten vertraten zudem die
Auffassung, dass man sich nicht gegen die Unrechtsherrschaft
der
Umayyaden auflehnen dürfe, weshalb diese Sekte von den
Herrschern auch unterstützt worden ist.
Abu Hanifa wurde anfänglich vorgeworfen, der Murdschiya
anzugehören, was sich aber als falsch herausstellte. Da die
Muridschiten aber letztendlich Ende des 8. Jh. n.Chr. in den
Hanefiten aufgegangen sind, hilet sich das Gerücht sehr
lange.
Als Gründer wird oft
Hasan ibn Muhammad ibn al-Hanafiyya genannt. Andere Quellen nennen
auch andere Personen aus
Kufa
als Gründe. Früh gab es auch Widerstand gegen die Bewegung.
Ibrahim Nachai forderte dazu auf, nicht mit ihnen
zusammenzusitzen.
Im Laufe der Jahre wurde die Bedeutung des Begriffs
verwässert. Im Laufe des 9.
Jh. n.Chr. galt die Bezeichnung für alle, die
die Grenzen des Glaubens sehr weit zogen, bis sie ihre
Bedeutung ganz verloren haben. Widerbelebungsversuche im 20.
Jh. n.Chr. blieben erfolglos.