Mutazila
  Mutazila

Aussprache: mu-ta-zila
arabisch:
المعتزلة
persisch:
englisch: Mu'tazilah

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Die Mutazila ist eine inzwischen weitestgehend ausgestorbene rationalistische Glaubensrichtung bzw. Denkschule der Muslime, die einstmals Anhänger unter Sunniten hatte und von manchen Kalifen gefördert wurde, vor allem unter Mamun, wobei die Anhänger zeitweilig Andersdenkende töteten. Heute sind in manchen Gedanken die Einflüsse der Mutazila allerdings noch spürbar.

Einer Legende der Abbasiden nach soll der Kalif Mamun im Traume Aristoteles gefragt haben, was im eigentlichen Sinne gut sei. Die Antwort soll gewesen sein, dass nur das gut sei, was vernünftig ist, was der Grundgedanke der Mutazila sein sollte aber völlig unzureichend für das Verständnis von Einheit [tauhid] war, das nicht Gott sondern eine unklar definierte Vernunft den Glauben bestimmte. So sahen die Geistlichen unter Mamun sich z. B. mit der von ihr selbst aufgeworfenen Frage konfrontiert, wieso Gott das von ihm selbst geschaffene Böse überhaupt bestrafen könne; eine Frage die auf einer Vernachlässigung des Wesens der Schöpfung und des Schöpfers [chaliq] gründend nicht hinreichend beantwortet werden konnte.

Die Anhänger der Mutazila nannten sich selbst "Leute der Einheit und der Gerechtigkeit" [ahl al-tawhid wal-adl] wohingegen die Sunniten, die sich auf die Aschariyya beriefen, sich als "Leute der Verfahrensweise und Gemeinschaft" [ahl as-sunna wal-dschama'al] bezeichneten. Nach unterschiedlichen Betrachtungen war die eine Bezeichnung jeweils eine Reaktion auf die andere.

Als frühe Vordenker der Mutazila gelten Hasan al-Basri (???-728 n.Chr.) sowie seine Schüler Wasil (???-748) und Amr ibn Ubaid, als ihr eigentlicher Gründer aber gilt Abu al-Hudhail (???-841). Er vertrat die Auffassung, dass Gott nur Gutes wolle und auch tue und dass das Böse nur ein Zwischenstadium zwischen Glaube und Unglaube sei wie ein sündiger Muslim selbst, was später von Orientalisten in Einklang mit aristotelischen Lehren gebracht wurde.

In einer sehr freien und den jeweiligen Machthabern oft genehmen Interpretation des Heiligen Qur'an kam man in dieser Denkschule zu dem Schluss, dass der Heilige Qur'an nicht wie Gott ewig sei, sondern anders als Gott zeitlich bestimmt, und somit von Gott für Mensch einer bestimmten Zeit unter bestimmten Umständen erschaffen. Vor allem dieser These wurde stark widersprochen u.a. von Ahmad ibn Hanbal.

Weitere Unterschiede zu orthodoxen Sunniten aber auch zur Schia bestanden in der Betrachtung von Sünde und dem Sünder, in der Lehre der Einheit [tauhid], den Fragen nach dem göttlichen Wesen, der Prophetie und vor allen Dingen nach der Erschaffenheit des Heiligen Qur'an und der Freiheit des Menschen.

Als einer der Vordenker der Mutazila gilt Wasil ibn Ata.

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