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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Prof. Dr. Alexander Rüstow war ein deutscher Soziologe, Ökonom
und Philosoph, der als einer der Begründer des Neoliberalismus
gilt und in die
Türkei fliehen musste.
Er ist besonders bekannt für seine Arbeiten zur sozialen
Marktwirtschaft und für die Prägung des Begriffs
„Vitalpolitik“. Während der Zeit des Nationalsozialismus floh
er aus Deutschland und verbrachte einen bedeutenden Teil
seines Exils in der
Türkei, was einen wichtigen Abschnitt seines Lebens
darstellt.
Rüstow ist 8. April 1885 in Wiesbaden in eine preußische
Offiziersfamilie geboren. Er begann seine akademische Laufbahn
als Philosoph und Soziologe. In den 1920er Jahren widmete er
sich zunehmend wirtschaftlichen Fragen und entwickelte seine
Ideen über eine liberale Wirtschaftsordnung mit sozialem
Ausgleich. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten
1933 wurde er aufgrund seiner politischen Überzeugungen und
jüdischer Herkunft verfolgt. Er floh in die
Türkei.
Rüstows Zeit in der
Türkei war ein bedeutender Abschnitt in seinem Leben und
Werk. Er nahm eine Position an der Universität Istanbul an und
lehrte dort bis 1949 als Professor für Wirtschaft und
Soziologie. In dieser Zeit setzte er seine Forschungen fort
und entwickelte einige seiner wichtigsten theoretischen
Arbeiten, darunter seine Vorstellungen von einer sozialen
Marktwirtschaft und seine Kritik an totalitären Systemen. Er
prägte den Begriff „Neoliberalismus“, der sich auf eine
Wirtschaftsordnung bezieht, die eine freie Marktwirtschaft mit
staatlichen Eingriffen zur sozialen Gerechtigkeit kombiniert.
Rüstow erwähnte den Begriff "Neoliberalismus" erstmals 1938
auf dem Colloque Walter Lippmann. Rüsotow selbst war Großneffe
von Walter Lippmann. Der Begriff Neoliberalismus sollte als
Bezeichnung für eine erneuerte liberale Ordnung, die sich vom
Laissez-faire-Liberalismus unterscheidet, verwendet werden. Im
Laufe der Zeit erfuhr der Begriff allerdings einen erheblichen
Bedeutungswandel.
Während seines Aufenthalts in der
Türkei war Rüstow in den intellektuellen Austausch mit
anderen exilierten Wissenschaftlern eingebunden, darunter auch
der Wirtschaftswissenschaftler
Wilhelm Röpke, der ebenfalls in
die Türkei geflohen war. Beide waren Teil der intellektuellen
Bewegung, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Grundlagen für
das Konzept der sozialen Marktwirtschaft legte, das später in
Deutschland umgesetzt wurde.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Rüstow 1949
nach Deutschland zurück. Er wurde an der Universität
Heidelberg Professor für Sozialpolitik und Wirtschaftstheorie
und setzte seine Arbeit in der deutschen Politik und
Wirtschaft fort. Seine Ideen beeinflussten maßgeblich die
wirtschaftspolitische Ausrichtung Deutschlands in der
Nachkriegszeit.
Er starb am 30. Juni 1963 in Heidelberg.