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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Die so genannten Sieben Heiligen bzw. Sieben Männer von
Marrakesch sind eine von
Mulai Ismail im 17. Jh. n.Chr. befohlene Heiligenverehrung
gekoppelt an einen Ritus bzw. Legende, um seine eigene Macht
religiös zu untermauern.
Hintergrund der Einführung des neuen Ritus war die
Tatsache, dass
Muslime gerne die Grüber von heiligen Personen aufsuchen,
um für sie zu beten und dadurch ihre
Fürsprache erhoffen. Ziel
Mulai Ismails war es, diesen Brauch in seine Hauptstadt zu
kanalisieren, um seine eigene Macht zu untermauern. Er griff
dabei auf die Schrift eines
Sufi
namens Yusuf at-Talili (gest. um 1230) zurück der
erstmals in
Marokko sieben Heilige erwähnt. Der Ursprung selbst ist
legendenbehaftet, denn es heißt, dass einem
Muslim
im Traum
Prophet Muhammad (s.) erschienen sei und der
Muslim
ihn gefragt hätte, ob es auch in seiner Heimat
Marokko heilige Männer, worauf dieser geantwortet haben
soll, dass es sieben wären. Dieser Siebenerkult breitete sich
im Land aus, so dass es inzwischen mehrere orte in
Marokko gibt, wo jeweils lokale sieben Heilige verehrt
werden.
Die religiöse Macht der Herrscher wurde damals von den
Orden [tariqa]
untergraben.
In einem berühmt gewordenen Streitgespräch zwischen dem
Herrscher
Mulai Ismail und dem
Sufi Abu
Ali al-Hassan al-Yusi (1631–1691) erlangte letztere die
Oberhand. Angeblich zum Dank, dass er ihm die Grenze der
menschlichen Herrschaft gegenüber der göttlichen aufgezeigt
hatte, aber eher wohl, um seine Herrschaft trotz geistiger
Niederlage zu sichern, erlaubte der Sultan, dass sich el-Yusi
als
Scharif bezeichnen und die Anrede
Sidi
führen durfte. 1691 rief el-Yusi kurz vor seinem Tod im
Auftrag von
Mulai Ismail die Wallfahrt der Sieben Heiligen von
Marrakesch ins Leben. Zur Untermauerung der neuen Wallfahrt,
wurden zahlreiche, teils sich widersprechende, Legende
gestrickt.
El-Yusi hat die Namen der sieben Heiligen und die
Reihenfolge, in der ihre Grabstätten besucht werden sollen,
festgehalten: der erste liegt im Südosten vor der Stadt, der
zweite im Osten direkt an der Stadtmauer, der dritte liegt in
der Altstadt im Norden, die vier letzten Gräber beginnen im
westlichen Zentrum der Stadt und enden außerhalb der südlichen
Stadtmauer. Sie waren:
- Yusuf bin Ali as-Sanhagi (kurz Sidi Yusuf ben ʿAlī,
gest. 1197) lebte und starb in Marrakesch als Leprakranker
außerhalb der Stadt in einer Grotte.
- Qadhi Ayyād (Cadi Ayyad Ben Moussa, geb. 1083 in Ceuta,
gest. 1149 in Marrakesch) studierte während der
Almoravidenzeit in
Cordoba.
- Abul-Abbas as-Sabti (Sidi Bel-Abbès, * 1130 in Ceuta,
gest 1204/05 in Marrakesch) war ein Einsiedler.
- Sidi Mohammed bin Sulaiman al-Dschazuli (Sidi ben
Slimane al-Jazouli/al-Gazouli), geb. 1390er Jahre in der
südmarokkanischen Region Sous, gest. 1465 in Afughal) war
ein Sufi
.
- Sidi Abd al-Aziz at-Tabba (Sidi Abdelaziz Tebbaq,
al-Harrar, geb. in Marrakesch, gest. 1508 in Fès) war ein
Sufi.
- Sidi Abdallah al-Ghazwani (Sidi ben Abdallah
El-Ghazouani, Mul la-Qsur, geb. in
Dschabal Amil, gest. 1528 bei Marrakesch) war ein
Sufi.
- Abu-l-Qasim Abd ar-Rahman as-Sohaili (Abderrahmane
Souheili, geb 1114/15 bei Málaga, gest 1185 in Marrakesch)
war ein Asket.
Die Heiligengräber dürfen in der Regel von Nichtmuslimen
nicht betreten werden.