Bertold Spuler
  Bertold Spuler

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5.12.1911 - 6.3.1990

.Bücher zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.

Bertold Spuler, war ein deutscher Wissenschaftler für osteuropäischen Geschichte und Orientalistik, der sich insbesondere auf den Iran spezialisiert hat.

Er ist am 5. Dezember 1911 bei Karlsruhe geboren, wo er groß geworden ist. Sein Vater Rudolf Spuler (1875-1956) war ein Augenarzt, seine Mutter Natalena, geborene Lindner (1879-1966), stammte aus Schlesien. Die Familie gehörte zur Altkatholischen Kirche, die sich von der römisch-katholischen abgespalten hat, wobei Rudolf auch aktiv darin gewesen sein soll. Sein Abitur mit Schwerpunkt Latein und Griechisch absolvierte er am Bismarck-Gymnasium in Karlsruhe.

Bereits damals soll er als besonders sprachbegabter Schüler Russisch, Polnisch, Hebräisch, Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch gelernt haben. Später lernte er interessen- und berufsbedingt Arabisch, Persisch und Türkisch. Von 1930 bis 1935 studierte er Philologie, Geschichte, slawischen Sprachen und Islamwissenschaft an mehreren deutschen Universitäten, darunter in Heidelberg (1930-1931), München (1931-1933), zwischenzeitlich ein Sommersemester in Hamburg (1932), sowie im damals deutschen Breslau (1935). Im Alter von 24 Jahren schloss er seine Dissertation ab über die europäische Diplomatie in Istanbul bis 1739 und den Friedensvertrag zwischen Habsburg und dem Osmanischen Reich. Sein Doktorvater war Friedrich Andreae (1879-1939).

Ab 1934, war er wissenschaftlicher Assistent der Historischen Kommission von Schlesien und ab 1935 Hochschulassistent am Institut für das Studium der Osteuropa an der Universität Berlin. 1937 wechselte er an die Universität Göttingen und beginnt seine Studien über die Safawiden. 1938 schreibt er seine Habilitationsschrift über die Ilchane im Iran und erhält die Lehrbefugnis für die Bereiche Orientalistik und Islamwissenschaften.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wird er 1939 als Soldat rekrutiert, wobei insbesondere seine Sprachkenntnisse von Interesse waren. Während des Krieges wurde er 1943 zum Professor für semitische Philologie und Islamwissenschaft an der Universität München ernannt.

Nach der deutschen Niederlage bei Stalingrad im Februar 1943 hat die deutsche Armee ihre Bemühungen intensiviert muslimische Freiwillige aus der Sowjetunion zu rekrutieren, da der Islam als eine der Quellen des Widerstands gegen den Kommunismus betrachtet wurde. Spuler beriet diesbezüglich das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) für türkische Angelegenheiten. In 1944 wurden in Göttingen unter Leitung von Spuler sechs Schulungen für muslimische Feldgeistliche organisiert, sogenannte "Mulla-Lehrgänge". Studenten waren muslimische Kriegsgefangene oder Deserteure der Sowjetunion.

Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 kam Spuler in die Programme zur Entnazifizierung und wurde am 4. August 1949 freigesprochen. Später wurde ihm nachgewiesen, dass er in der SA (1933 bis 1934) gewesen und 1937 in die NSDAP eingetreten und dort Zellenleiter gewesen sein soll. Diese Informationen wurden öffentlich nach einem Skandal 1967, als bei einer Veranstaltung protestierende Studenten ein Transparent hochhielten mit der Aufschrift „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“. Er soll daraufhin gerufen haben: „Sie gehören alle ins Konzentrationslager!“ Dafür wurde er - allerdings nur zeitweilig - von seinen Ämtern suspendiert.

Spuler arbeitete nach Kriegsende als außerordentlicher Professor Islamwissenschaft in Göttingen und an der Universität Hamburg. Im Jahr 1948 erhielt er den Lehrstuhl für Islamwissenschaft an der Universität Hamburg, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1980 blieb. Ab 1953 diente er auch als Professor für semitische Sprachen. Nach dem Zweiten Weltkrieg soll er unter anderem die junge Prof. Annemarie Schimmel beeinflusst haben. Später hat er auch mit Prof. Abdoldjavad Falaturi koopertiert.

Spuler war ein aktives Mitglied der Deutschen Orient-Gesellschaft (Deutsche Morgenländische Gesellschaft), und arbeitete für die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Sein hohes Wissenschaftliches Ansehen wird dokumentiert durch Gasprofessuren an den Universitäten von Ankara, Istanbul, Bordeaux, Bagdad, Kabul und Paris. Er wurde zudem mit zahlreichen Ehrendoktorwürden ausgezeichnet. Ab 1948 war er Mitherausgeber der 1910 gegründeten renommierten Zeitschrift "Der Islam", ab war er 1960 alleiniger Herausgeber.

Im Laufe der Jahre schrieb er nicht nur ein sehr umfangreiches Werk, sondern besaß auch eine umfangreiche eigene Bibliothek zum Thema Islam. Im Jahr 1990, kurz vor seinem Tod, verkaufte seine privaten Bibliothek an die Internationale Islamische Universität Malaysia in Kuala Lumpur. Spuler hinterließ bei seinem Ableben seine Frau Ehefrau Gerda, geborene Röhrig (1908-2002), und ihre Kinder Christof (geb. 1942), Thomas (geb. 1945) und Hanna (geb. 1948). Seine Frau war eine Bibliothekarin. Christof Spuler ist Kunsthistoriker und war der Direktor des Internationalen Zeitungsmuseums in Aachen. Die bei manchen Muslimen als besonders islamfeindlich eingestufte Turkologin Ursula Spuler-Stegemann (geb. 1939) ist gemäß Encyclopaedia Iranica seine Großnichte.

Spuler gilt in der Westlichen Welt als einer der bedeutendsten Autoren zur Studie des islamischen Iran in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Er starb am  6. März 1990 in Hamburg.

Zu seinen wichtigsten Werken gehört die Herausgabe des Handbuchs der Orientalistik.

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