Thailand
Thailand

Aussprache:
arabisch:
تايلاند
persisch:
تایلند
englisch: Thailand

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Thailand ist ein Staat mit einer konstitutionellen Monarchie in Südostasien. Es grenzt an Myanmar, Laos, Kambodscha, Malaysia, das Andamanische Meer (Teil des Indischen Ozeans) und den Golf von Thailand (Teil des Pazifiks). Die Einwohnerzahl ist aufgelistet unter Islamische Weltgemeinschaft [ummah].

Größere Städte sind neben der Hauptstadt Bangkok: Chiang Mai, Nonthaburi, Samut Prakan, Nakhon Ratchasima (früher Khorat), Khon Kaen und Chonburi. Es gehören ca. 100 Inseln zu Thailand.

 Die Thai-Könige von Ayutthaya, Thonburi und Bangkok bevorzugten bis zum Ende ihrer absoluten Monarchie 1939 und für kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1949 für ihr Reich (divergierender territorialer Ausdehnung) den Namen Siam (Thai: Sayam); sich selbst rühmten sie, Herrscher über eine multi-ethnische Population zu sein. Thailand ist der einzige Staat Südostasiens, der dem Kolonialismus trotzen konnte, im Gegensatz zu seinen Nachbarn Malaysia, Myanmar, Laos, Kambodscha und Vietnam. Aus diesem Grund wurde der Name „Thailand“ angenommen, was übersetzt „Land der Freien“ bedeutet. Später gelang es den Thailändern einen Einmarsch und langjährige Besatzung der USA zrückzuschlagen.

Zwar ist der Theravada-Buddhismus faktisch Staatsreligion, und mehr als 94 % der Bevölkerung bekennen sich dazu, aber der Islam ist mit 4 %  (überwiegend Malaien im Süden), die mit Abstand am schnellsten wachsende Religion des Landes. Thailand hat seit 1998 den Status eines nicht stimmberechtigten Beobachters bei der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC).

In den südlichen Provinzen des Landes gibt es viele Moscheen. Um 1980 wurden mehr als 2000 Moscheen im ganzen Land gezählt; allein 434 in der Narathiwat Provinz. Der größte Teil der Muslime im Land sind malaysischer Abstammung. Die so genannten Malay-Muslime, stellen mit etwa drei Prozent der Gesamtbevölkerung etwa 60 Prozent der in Thailand lebenden Muslime. In ihren hauptsächlich bewohnte Provinzen Narathiwat, Pattani, Yala und Satun bilden sie mit knapp 75 Prozent die große Mehrheit der Einwohner. Kleinere Enklaven von Muslimen finden sich nahezu auch in jeder anderen südlichen Provinz Thailands.

Ein wesentliches Merkmal unterscheidet die Malay-Muslime von den anderen Minderheiten im Lande. Sie kamen nicht nach Thailand, sondern Thailand kam zu ihnen.

Die im 14. und 15. Jh. n.Chr. vollzogene Islamisierung der malaiischen Fürstentümer änderte zunächst nichts an den bestehenden Machtverhältnissen der Fürstentümer und Herrscher der Region. Die am Anfang des 16. Jahrhunderts eintreffenden Europäer mussten Verträge mit Siam abschließen, um in den florierenden internationalen Zentren auf der malaiischen Halbinsel Handel treiben zu dürfen. Doch die Unterwerfung der malaiischen Fürstentümer war nur so lange wirksam, wie Siam die Macht hatte, sie auch durchzusetzen. So kam es 1569 n.Chr. wie auch 1767 n.Chr. , als Ayutthaya jeweils durch die Burmesen erobert wurde, zur Lossagung der malaiischen Sultanate durch ihre jeweiligen Radschas. Dies wurde vom siamesischen Hof als Rebellion aufgefasst und nach der eigenen Regenerationsphase so schnell wie möglich wieder rückgängig gemacht, indem die Herrschaftsgebiete zurück erobert wurden. Erst mit dem Aufkommen des europäischen Kolonialimperialismus stellte sich die Machtfrage völlig neu und in Südostasien mussten erstmals auch die Außengrenzen des siamesischen Königreiches klar definiert werden. 1894 wurden die malaiischen Sultanate Patani, Kedah, Kelantan, Trengganu und Perlis zum integralen Bestandteil des Königreiches von Siam erklärt. Gewissermaßen über Nacht wurde den Malay-Staaten die ihnen garantierte Autonomie aufgekündigt. Die Tributzahlungen waren zwar nicht mehr zu entrichten, jedoch wurde nun der Großteil der Steuern direkt von Bangkok erhoben. Das zuvor gültige islamische Recht [scharia] verlor seine legitime Kompetenz an staatliche Gerichte, in denen Siamesen nach westlichen Zivilrecht urteilten. Den malaiischen Koranschulen, den Pondoks, wurden säkulare thaisprachliche Schulen gegenübergestellt. Die Siamesen - weder in der Sprache, noch in der Religion der Malaien bewandert - nahmen auf die Befindlichkeiten einer ihnen fremden Kultur nicht sonderlich Rücksicht, was die Ursache für spätere Konflikte in der Region sein sollte. So kam es, dass der durch den Verlust der Steuereinnahmen geschwächte Sultan von Patani, Tengku Abdul Kadir, an die Briten in Singapur appellierte "er ziehe britische Kolonisation der siamesischen Unterdrückung vor."

Die Briten zögerten nicht, Patani als Spielball der Interessen ihrer Kolonialpolitik zu missbrauchen: Als Tengku Abdul Kadir 1902 n.Chr. durch die siamesische Administration verhaftet wurde, gab sich Britannien empört. Sie erwarben das Recht, in Kelantan, Kedah, Trengganu und Perlis zu intervenieren. 1909 musste Chulalongkorn diese vier malaiischen Gebiete ganz an das britische Kolonialreich abtreten. Neben einem kleinen Bruchstück von Kedah (die heutige Provinz Satun) blieb von den malaiischen Staaten ironischerweise nur Patani in Siam. Die Aufsässigkeit eines Tengku Abdul Kadir könnte auch zu Rebellionen in Britisch Malaya führen, fürchteten die Briten. Es passte besser in das Konzept der britischen Kolonial-Interessen, diesen Unruheherd in Siam zu belassen. Dieser nicht regulierte koloniale Konflikt bedeutete nicht das Ende der historischen malaiisch-siamesischen Kontroverse, sondern den Beginn einer neuen Form, des nun innerstaatlichen Kampfes der Malaien um das eigene kulturelle und religiöse Überleben gegen eine siamesisch-buddhistische Administration.

Chulalongkorns Sohn, König Vachiravudh, Rama VI (1910-1925) benutzte die politische Ideologie des europäischen Nationalismus, vermischte sie mit buddhistisch-hinduistischen Mythen und stimulierte so den Nationalstolz einer sich bis dahin ihrer Identität unbewussten Thai-Nation als Antwort auf den Chauvinismus und Rassismus der Europäer. Vachiravudh war sich durchaus bewusst, dass die Malay- Muslime ein spezielles Problem darstellten. Daher gewährte er ihnen mehr Aufmerksamkeit und mehr Gefälligkeiten als jeder anderen Minderheit im Land. Seine häufigen mehrmonatigen Aufenthalte in den malaiischen Provinzen wurden sowohl als ungewöhnliche Gunstbezeugung erachtet, wie auch von der malaiischen Bevölkerung mit Sympathie aufgenommen. Neben dem erklärten königlichen Schutz aller Muslime und der traditionell zugesicherten Religionsfreiheit wurde, im Kontrast zu der westlich ausgerichteten siamesischen Strafgesetzgebung, das islamische Recht [scharia] zumindest in Personenstandfragen wie Heirat und Erbe wieder eingeführt.

Als 1922 die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, wurden Islamschulen neben den staatlichen Einrichtungen in den muslimischen Provinzen geduldet. Die friedliche Phase des Miteinander endete 1938 mit der Regierungsübernahme Phibun Songkrams, der alle Minderheitenrechte der Muslime abschaffte. Der Freitag als Feiertag wurde abgeschafft. Die im Staatsdienst tätigen Muslime waren offiziellen Konvertierungsversuchen zum Buddhismus ausgesetzt und zudem wurden sie teilweise genötigt, thaiisierte Namen anzunehmen.

Diese Politik führte zur Bildung von ersten organisierten muslimischen Widerstandsgruppen in Thailand. Und im Strudel der internationalen Nachkriegspolitik in Südostasien schien die vom malaiischen Widerstand angestrebte Föderation aller Malay-Staaten durchaus denkbar. Haji Sulong, der Sprecher des 'Islamischen Konzils' in Thailand, fand mit seinem 1947 unterbreiteten Konzept einer weitgehenden Autonomie der Patani Region internationales Gehör. Alle Unabhängigkeitsträume beendete ein von Briten unterstützter Putsch einer Militärjunta im November 1947 in Bangkok. Die Fäden im Hintergrund zog der längst politisch tot geglaubte Phibun Songkram, der sich - nun von den Amerikanern unterstützt - 1948 zum Premier ernannte. Die erneute Phibun-Diktatur führte zu erbitterten Revolten in den Malay-Provinzen, aus denen sich eine jahrzehntelange Widerstandsbewegung entwickelte.

Am 31.8.1957 erreichte Malaya nach langem Kriege gegen die britische Kolonialherrschaft seine Unabhängigkeit. Der dadurch ausgelöste überwältigende malaiische Nationalismus griff auch auf die Patani-Region über. Doch der Versuch der separatistischen Malay Muslim-Bewegung, in diesem Zuge die Weltöffentlichkeit auf das Patani-Problem aufmerksam zu machen, wurde schnell und hart abgewürgt.

In neuerer Zeit fand ein Umdenken in der Regierung und in der Bevölkerung weg von dem historischen Konfrontationskurs statt. Dabei erwarb sich vor allem der thailändische König Bhumipol den Respekt der Bevölkerung. Er finanzierte unter anderem aus seiner eigenen Schatulle eine Übersetzung des Heiligen Qur'an in die thailändische Sprache und setzte sich für den Bau einer Universität in Pattani ein. Heute kümmert sich die thailändische Regierung mit finanziellen Hilfen um den Bau und Erhalt von Moscheen und Beamten wird die bezahlte Teilnahme am Freitagsgebet gestattet. Die Einhaltung der muslimischen Feste [id] ist gesetzlich geregelt worden und die im Staatsdienst Beschäftigten werden einmalig für eine Pilgerfahrt [hadsch] für vier Monate bei vollen Bezügen vom Dienst befreit."

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