Katib Çelebi
Katib Tschelebi (Çelebi)

Aussprache: kyatib tschelebii
arabisch:
 جلبي
persisch:
اا چلبي
englisch: Katib
Çelebi

1609 - 6.11.1657 n.Chr.

Bild: Seite aus dem reichlich illustrierten Werk Tschelebis "Tuhfetu-l-Kibar fi Asfari-l-Bihar"

.Bücher von Allama Tabatabai finden Sie im Verlag Eslamica.

Katib Tschelebi war ein bekannter Osmanischer Wissenschaftler des 17. Jh. n.Chr., der wichtige Werke in den Bereichen Geschichte, Geographie und Biographie veröffentlicht hat.

Katib Tschelebi wurde im Jahre 1609 in Istanbul geboren und starb dort am 6. November 1659. Sein eigentlicher Name ist Mustafa. Er ist auch mit dem Namenszusatz Hadschi Chalifa bekannt, woraus latainisiert Hadschi Kalfa wurde.

Sein Vater Abdullah wurde in Enderun im Ausbildungsschule des Sultanpalastes zum "Bewaffneten" [Silahdar] ausgebildet. Bis zu seinem 14. Lebensjahr erhielt Katib Tschelebi Privatunterricht und in 1623 n.Chr. trat er in der anatolischen Buchführungskanzlei ein. Er beteiligte sich in der Zeit von Murat IV. als Schreiber an einigen Feldzügen. Nachdem er 1635 nach Istanbul zurückgekehrt war, gab er sich vollständig dem Lesen und Schreiben hin. Er versuchte durch Unterrichten bei bekannten Wissenschaftlern der Zeit fehlende Kenntnisse zu überwinden.

Neben seinem reichhaltigen Wissenserwerb in den Bereichen der Geschichte bis zur Medizin, Geographie und Astronomie baute er gleichzeitig eine reichhaltige Privatbibliothek auf. 1654 legte er seinen Dienst bei der Kanzlei nieder, als ihm der Aufstieg im Beruf versagt wurde. Aber er wurde im Jahre 1648 durch sein Werk Takvimü’t- Tevarih durch die Vermittlung von Scheichül-Islam Abrürrahim Efendi zum II. Vorsitzenden der Kanzlei ernannt.

Katib Tschelebi hat über zwanzig Bücher geschrieben, teils eigene Werke, teils Übersetzungen. Als wichtigste gelten jene im Bereich Geschichte, Geographie und Bibliographie. Außerdem wurde er durch seine Werke, in denen er die damalige Lage der Theologie und die fehlende Berücksichtigung der wissenschaftlichen Entwicklung in den Madrasas kritisierte, bekannt.

Das erste Werk, dass er im Bereich der Geschichte geschrieben hat, ist die arabische kurze Darstellung "Fadhlakati Akwalull-Ahyar fi Ilmi-Tarih wal-Ahbar" die er im Jahre 1642 beendet hat. Das Buch beinhaltet die Bedeutung der Geschichte und eine Grundbibliographie über die Werke in diesem Bereich. Im Anschluss wurden die Staaten nach der damaligen Geschichtsauffassung geordnet und die wichtigsten Ereignisse seit der Erschaffung der Welt, beginnend mit der Erschaffung Adams (a.), bis zum Jahr 1639 aufgelistet. In einer türkischsprachigen Version wurde die osmanische Geschichte zwischen 1591-1654 hinzugefügt. Nach der chronologischer Auflistung der Ereignisse eines Jahres, folgt die Auflistung der Staatsmänner und Wissenschaftler, die in jenem Jahr gestorben sind mit Auskunft über ihre Leben und Werke.

Sein berühmtestes Werk "Tuhfetu-l-Kibar fi Asfari-l-Bihar" erzählt die Geschichte der osmanischen Seeschifffahrt, die Verwaltung der osmanischen Flotte, die Werft und Marine von der Gründung des Osmanischen Reichs bis zum Jahr 1656. Außerdem enthält das Buch die Lebensgeschichten der Grossadmirale. Am Ende des Buches gibt er Ratschläge zur Überwindung der Misserfolge, denen man auf dem Gebiet der Marine begegnet.

Sein wichtigstes Werk im Bereich der Geographie "Cihannuma" (die Weltkarte) wirkte in der osmanischen Geographie bahnbrechend. Katib Tschelebi schrieb das Buch gleich zwei Mal. Das erste Buch, das er 1648 begann, baute auf Basis der klassischen Geographie der Muslime auf. Bevor er dieses Werk beendet hatte, bekam er die Karte von Gerardus Mercador in Besitz, die er mit der Hilfe von Mehmet Ihlasi, ein den Islam angenommener Franzose, aus dem Latein ins Türkische übersetzen ließ. Mit diesen neuen Erkenntnissen begann er  und gewann dadurch neue Kenntnisse und im Jahre 1654 begann er "Cihannuma" (die Weltkarte) aufs neue zu schreiben. Unmittelbar danach bekam er, wieder von Mercator, den Atlas Minor in die Hand. Außer dieser Quellen bediente er sich der westlichen Geographen wie Ortelius, Cluverius und Lorenz und verband deren Ereknntnisse mit denjenigen der Werke alter arabischer, persischer und osmanischer Geographen. Im Einleitungskapitel des zweiten Cihannüma wurde der Schwerpunkt auf die physikalische Geographie gelegt, die beweist, dass die Welt rund ist. Danach wird über die Entdeckungsreisen von Christoph Columbus und Magellan berichtet. Dahinter beschreibt er die asiatischen Länder von Japan angefangen. Er veröffentlicht dabei Informationen über ihre Geschichten, Verwaltungsart, Wirtschaft und den Glauben. Dazwischen weist er auf die Fehler der muslimischen Geographen hin. Erstmalig tauchen geographische Erkenntnisse der Westlichen Welt in der osmanischen Literatur auf.

Als das in der Westlichen Welt bekanntes Werk Katib Tschelebis gilt "Kaschf-u-Zunun-an Asamul-Kutubi wal Funun". Das Werk ist eine Art arabische Bibliographie und enthält 14.500 Namen von Büchern und Broschüren sowie deren Autoren. Seine Vervollständigung dauerte zwanzig Jahre.

Die geschichtliche Philosophie und gesellschaftliche Ansichten Katib Tschelebis wurden in seinem Werk "Dusturul-Amal li-Islahi’l-Halel" veröffentlicht. In dem Werk, das aus vier kurzen Broschüren besteht, ist der Einfluss Ibn Chalduns nicht zu übersehen. Katib Tschelebi wiederholt die Ansicht, dass Gesellschaften, wie die andere Lebewesen, zur Welt kommen, sich entwickeln und sterben, und er fügt hinzu, dass sich die Länge oder die Kürze dieser Phasen den Gesellschaften und Menschen entsprechend ändert. Durch Vorschläge versucht er Maßnahmen zu entwickeln, damit das Leben der osmanischen Gesellschaft verlängert werden kann.

Einer seinem wichtigsten Werke, in dem er meistens religiöse Themen bestritt, ist "Ilhamul-mukaddes fi Fayzil-Akdas". Darin werden die Themen wie die Definition des Ritualgebets und des Fastens [saum] in nördlichen Ländern mit extremen Sonnenuntergangszeiten behandelt. Er wirft auch die Frage auf, ob es einen Ort in der Welt gibt, an dem man sich in alle Richtungen gleichermaßen nach Mekka wenden kann. Er betont in disem arabisch geschrieben Werk, dass er diese Fragen zuerst an den Scheich-ül-Islam gestellt habe aber keine befriedigende Antwort bekommen konnte.

In seinem letzten Werk "Mizan-ul-Hakk fi Ihtiyaril-Ahakk" erläutert er seine Gedanken über die verschiedenen Themen, welche die Wissenschaftler seiner Zeit diskutiert haben. Er geht auf einige Konflikte zwischen Wissenschaft und Theologen ein und betont, dass die Auseinandersetzungen der Theologen untereinander ohne jede Grundlage schädlich seien. Am Ende seines Werkes erwähnt er seine eigene Lebensgeschichte.

Seine wichtigsten Werke waren:

bulletTuhfet-ul-kibar fi Asfari-l-Bihar (postum veröffentlicht 1729 n.Chr.)
bulletCihanuma (postum veröffentlicht 1732)
bulletTakwimut Tarawih (postum veröffentlicht 1733)
bulletDustur-ul-Amelli-Islahi’l-Halal (postum veröffentlicht 1863)
bulletNizan-ul-Hakk fi Ihtiyaril-Ahakk (postum veröffentlicht 1864)
bulletTürkçe Fezleke (postum veröffentlicht 2 Bände 1869-1870)
bulletKaschfu’z-Zunun-an Asami-il-Kutubi wal-Funun, (postum 1971)

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