Verstellung [taqiyya]

Ammar ibn Jassir
Verstellung [taqiyya]

Aussprache: taqiyya
arabisch:
تقية
persisch:
تقیه
englisch: concealing

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Die Verstellung [taqiyya] ist eine im Islam erlaubte Methode zur Verheimlichung des eigenen religiösen Bekenntnisses, wenn das eigene oder ein anderes Leben oder der Bestand des Islam bedroht ist. Da Letzteres nach übereinstimmender Meinung aller Gelehrten [faqih] nur in der Anfangszeit des Islam der Fall war, ist nur noch die Bedrohung von Leben die Ausnahmesituation, in der ein Muslim seinen Glauben öffentlich verleugnen und damit lügen darf, was ihm sonst strengstens verboten ist.

Einer der ersten, der die Verstellung im Islam angewandt hat war Ammar ibn Jassir. Als vor seinen Augen seine Mutter Sumajja und sein Vater Jasir ermordet wurden, weil sie nicht bereit waren, dem Islam abzuschwören, tat er dies, um sein Leben zu retten. Der Heilige Qur'an erlaubt es in diesem einen Sonderfall ausdrücklich (vgl. 16:106).

Ein weiteres Beispiel sind Said ibn Zaid und Fatima bint al-Chattab, die nach ihrer Heirat ihre gemeinsame Annahme des Islam vor ihrem Bruder Umar ibn Chattab geheim hielten, weil sie befürchteten, von diesem getötet zu werden.

Die Verstellung bezieht sich nicht auf den Islam allein und wurde auch vorher von gottesehrfürchtigen Menschen angewandt. So erzählt die Bibel von Petrus, wie er in der Nacht der Kreuzigung seinen Glauben gleich mehrfach verleugnet hat, um sein Leben zu retten, wie es ihm Jesus (a.) vorhergesagt hatte bzw. nach islamischer Vorstellung ihn sogar damit beauftragt hatte.

Behauptungen, die Verstellung sei eine grundsätzliche Erlaubnis an Muslime, gegenüber Nichtmuslimen in allen Bereichen zu lügen, stammen aus den Federn von Orientalisten, entbehren aber jeglicher Grundlage und dienen lediglich als Todschlagargument, um den konstruktiven Dialog zu verhindern, der den Beruf des Orientalisten überflüssig werden lassen könnte.

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