An Bord des »Petrel«.
An der Mündung der Minez (Guinea), November 1873.
Hafandi ist ein Dorf, das aus runden Hütten besteht, die
von spitzen Dächern gekrönt und von fremdartigen Ornamenten
überragt werden, auf welchen für gewöhnlich riesenhafte Geier
Rast halten. Einige ungeheuere, blätterlose Bäume strecken
über den Siedlungen ihre grauen entblößten Umrisse gen Himmel,
unnatürlich in ihrer Struktur und ohne jede Proportion zu
allem, was sie umgibt.
Rings um das Dorf breitet sich eine Ebene voller hoher
dürrer Gräser, und überall am Horizont grüßen tropische Wälder
in tiefem Grün, mit zur Erde geneigten Palmen, die wie
mächtige Farnkräuter aussehen, buschigen Bäumen,
Schlingpflanzen, und da und dort aus dem Gewirr
hervorschnellenden, schmalen hohen Palmenbäumen, die wie
Säulen emporstreben.
Wir sind hierhergekommen, um mit Babou Manguil zu
unterhandeln, dem Oberhaupt des Ortes, und man führt uns
dorthin, wo eine kleine Festung steht, von einer Mauer mit
Schießscharten umgeben. Der Machthaber ist übrigens schon von
unserer Ankunft verständigt worden und hat uns einen sozusagen
offiziellen Empfang bereitet.
Wir sehen die schwarze Menge bereits um seine Tür geschart,
und Babou Manguil in eigener Person schreitet uns entgegen.
Das Fest, das uns zu Ehren stattfindet, beginnt mit
Chorgesängen. Diese begleitet der Lärm des Tam-Tam und der
einer Art Strohfiedel, deren Klänge einigen Flaschenkürbissen
entquellen, die über den Saiten angebracht sind. Die Tasten
dieses Instrumentes ergeben richtige Töne in der Reihenfolge
der Negertonleiter und von angenehmer Klangfarbe.
Dann naht ein Trupp winziger Kinder von drei bis vier
Jahren, alle gleich rotbraun, alle gleich rund und mit
glänzender Haut. Sie vollführen beim Klang des Tam-Tam einen
komplizierten Charaktertanz, mit einstudierten Bewegungen und
mit dem Ernst erwachsener Menschen. –
Nach beendigtem Empfang müssen wir uns mit Babou Manguil
über unsere Einkäufe unterhalten, die aus den feingeflochtenen
Matten dieses Landes bestehen sollen, die wir in gutem
Silbergeld bezahlen müssen.
Die Besprechung dieses Handels währt lang, doch sie
vollzieht sich in voller Höflichkeit. Auch Frauen reden mit,
und das Publikum ist ganz Ohr. Nach kaum einer halben Stunde
ist der Preis um die Hälfte gefallen und das Geschäft ist
abgeschlossen.