Auf fernen Meeren

Auf fernen Meeren

Tagebuchfragmente und Briefe

1924 n.Chr.

Pierre Loti

Inhaltsverzeichnis

An Bord des »Petrel«.

An der Mündung der Minez (Guinea), November 1873.

Hafandi ist ein Dorf, das aus runden Hütten besteht, die von spitzen Dächern gekrönt und von fremdartigen Ornamenten überragt werden, auf welchen für gewöhnlich riesenhafte Geier Rast halten. Einige ungeheuere, blätterlose Bäume strecken über den Siedlungen ihre grauen entblößten Umrisse gen Himmel, unnatürlich in ihrer Struktur und ohne jede Proportion zu allem, was sie umgibt.

Rings um das Dorf breitet sich eine Ebene voller hoher dürrer Gräser, und überall am Horizont grüßen tropische Wälder in tiefem Grün, mit zur Erde geneigten Palmen, die wie mächtige Farnkräuter aussehen, buschigen Bäumen, Schlingpflanzen, und da und dort aus dem Gewirr hervorschnellenden, schmalen hohen Palmenbäumen, die wie Säulen emporstreben.

Wir sind hierhergekommen, um mit Babou Manguil zu unterhandeln, dem Oberhaupt des Ortes, und man führt uns dorthin, wo eine kleine Festung steht, von einer Mauer mit Schießscharten umgeben. Der Machthaber ist übrigens schon von unserer Ankunft verständigt worden und hat uns einen sozusagen offiziellen Empfang bereitet.

Wir sehen die schwarze Menge bereits um seine Tür geschart, und Babou Manguil in eigener Person schreitet uns entgegen.

Das Fest, das uns zu Ehren stattfindet, beginnt mit Chorgesängen. Diese begleitet der Lärm des Tam-Tam und der einer Art Strohfiedel, deren Klänge einigen Flaschenkürbissen entquellen, die über den Saiten angebracht sind. Die Tasten dieses Instrumentes ergeben richtige Töne in der Reihenfolge der Negertonleiter und von angenehmer Klangfarbe.

Dann naht ein Trupp winziger Kinder von drei bis vier Jahren, alle gleich rotbraun, alle gleich rund und mit glänzender Haut. Sie vollführen beim Klang des Tam-Tam einen komplizierten Charaktertanz, mit einstudierten Bewegungen und mit dem Ernst erwachsener Menschen. –

Nach beendigtem Empfang müssen wir uns mit Babou Manguil über unsere Einkäufe unterhalten, die aus den feingeflochtenen Matten dieses Landes bestehen sollen, die wir in gutem Silbergeld bezahlen müssen.

Die Besprechung dieses Handels währt lang, doch sie vollzieht sich in voller Höflichkeit. Auch Frauen reden mit, und das Publikum ist ganz Ohr. Nach kaum einer halben Stunde ist der Preis um die Hälfte gefallen und das Geschäft ist abgeschlossen.

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