An Bord des »Tonnerre«.
Lorient, Februar 1878.
Mein Freund Hassan schreibt mir: »In Erinnerung an unser
Kennenlernen vor genau einem Jahr auf den Felsen des Cap Sigri«
...
Ich erinnere mich noch genau jenes seltsamen Séjours, der
die letzte Rast unserer türkischen Fahrt bedeutete.
Wir waren, Hassan und ich, zum Hochzeitsfest vom Sohne des
Scheiks gebeten worden. Dies Hochzeitsfest währte drei Tage
und ward durch einen unvorhergesehenen Zwischenfall ins
Tragische gewendet, denn mitten in den Festesrausch brachte
ein Grieche die Kunde, daß die Franzosen, den Russen
verbündet, sich Sigris bemächtigen wollten.
Es war eine von den herrlichen Frühlingsnächten des
Orients, diese letzte, die sich so bewegt gestaltete. Des
Mondes Licht fiel voll auf die mächtigen Felsen von Mytilene,
und, so weit das Auge reichte, auf das blaue Mittelmeer.
Ich sehe mich noch, wie ich, mitten durch diese Nacht,
gelaufen bin wie ein Toller, mit aller Schnelligkeit, deren
ich fähig war, von Stein zu Stein gesprungen bin, meinen
Turban verlor, meinen Gurt am Gestrüpp zu Fetzen riß. Und
hinter mir Hassan, der mir nicht folgen konnte, keuchend und
schreiend. Und das Ganze hätte ungeheuer komisch angemutet,
wenn nicht einiger Menschen Leben auf dem Spiel gestanden
hätte.
Während zwanzig Minuten rasender Lauf: Dann erreichte ich
ein Häuflein Bergbewohner, die ganze Bevölkerung von Sigri war
es. Sie liefen auch, und trugen sämtlich Bogen, Yatagane,
Stöcke und Gabeln, kurz alle Waffen, die ihnen beim jähen
Aufbruch der Zufall in die Hand gespielt hatte.
Ich richtete türkische Worte an sie, – und es war hohe
Zeit: vor uns über die Felsen kam eine schwarze Masse nah und
näher: Die französischen Matrosen des »Gladiateur«.
Als das Mißverständnis aufgeklärt war, endigte alles in
heiteren Scherzen, und bei frohen Dudelsackklängen kamen wir
ins Dorf zurück, während die Matrosen sich in der Bucht von
Aiguade einschifften. –