Zivilisation und ...

Azmi Efendis Gesandtschaftsreise an den preußischen Hof

Ein Beitrag zur Geschichte der diplomatischen Beziehungen Preußens zur Hohen Pforte unter Friedrich Wilhelm II.

Dissertation Otto Müller 1918 n.Chr.

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Ahmed Azmi Efendi wird nach Berlin geschickt

Unter dem Vorwand der Erwiderung der bei dem letzten Thronwechsel dargebrachten Glückwünsche wurde am 12. November 1790 der außerordentliche Gesandte Ahmed Azmi Efendi, ein Neffe jenes Gesandten Ahmed Resmi, mit dem er schon 1763 einmal in Berlin war, von Konstantinopel nach Berlin gesandt.  Er sollte ein an den König gerichtetes Schreiben des Sultans überbringen, worin dieser verlangte, dass der König den Krieg gegen Russland nun bestimmt im Frühjahr beginne und nicht eher Frieden schließe, als bis die Krim wiedererobert sein würde.

Dazu hatte er die Aufgabe, in Berlin zu bleiben, um während der Friedensunterhandlungen zu Szistowa die Pforte dauernd über die Absichten des Königs zu unterrichten und seinen Einfluss darauf geltend zu machen. So drang er schon im März durch Diez mit bitterer Beschwerde an den König, den schleppenden Gang der Friedensverhandlungen mit Osterreich, der der Türkei so sehr schade, zu beschleunigen.

Zwar wurde er mit großer Feierlichkeit in Berlin aufgenommen — worüber sich die Blätter der Tage oft in mehreren Spalten ergingen — doch hatte seine Mission keinen wesentlichen Erfolg. Und als er am 14. Januar 1792 auf Drängen des Königs, der ihm die Tagegelder hatte entziehen lassen, um ihn zur Abreise zu nötigen. Als er Berlin wieder verließ, widmete man ihm nur die Bemerkung: Der Herr türkische Gesandte Ahmed Efendi ist mit seinem Gefolge wieder von hier abgereist.

Das Interesse nicht nur der Führer des Volkes, sondern auch der Menge selbst hatte sich inzwischen völlig von den Geschehnissen im Osten abgewandt und blickte jetzt in ängstlicher Spannung allein auf die gewaltige Umwälzung der französischen Revolution.

Ich lasse Azmis Bericht seiner Gesandtschaftsreise, der bisher noch nicht übertragen wurde, nunmehr in deutscher Übersetzung folgen. Der Text von Azmis Reisebericht findet sich in folgenden Handschriften und Drucken, die bis auf Schreib- bzw. Druckfehler nahezu wörtlich miteinander übereinstimmen, so dass im wesentlichen keine Verschiedenheit ist:

1. In einer Handschrift, die eine Sammlung von Gesandtschaftsberichten enthält, im Besitz von Professor Tschudi in Hamburg. Im folgenden abgekürzt als Hs. Tsch.

2. In einer sehr flüchtig geschriebenen Handschrift im Besitz der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Näheres über die Herkunft der Handschrift vermochte mir die Morgenländische Gesellschaft nicht mitzuteilen. Sie wird in folgendem mit Hs. DMG bezeichnet.

3. In einem Druck der Kütübchane (Nr. 22) Konstantinopel 1303 [1885] (abgekürzt Eb ).

4. Als Druck in dem Geschichtswerk des Hof-Historiographen Ahmed Dschevdet; etwa um 1850 geschrieben. 1. Aufläge Konstantinopel 1271-1301 [1854-1883]. Ab. gekürzt als Dsch. Dieser Text ist der folgenden Oberst Setzung zu Grunde gelegt.

Die Form von Azmis Gesandtschaftsbericht entspricht der von Resmi Ahmeds Berichten seiner Gesandtschaften in Wien 1757 und Berlin 1763, sowie auch Vasif Efendis Bericht seiner Gesandtschaft nach Spanien 1787— 1788*0 Nach einer formelhaften Einleitung folgt der tagebuchartige Reisebericht, an den sich eine Betrachtung über die Verhältnisse und Zustände des bereisten Landes schließt. Das Ganze ist, wie Barbier de Meynard von Vasifs Reise nach Spanien sagt:

ni un memoire diplomatique ni une descviption ä la turque de lEspagne et de ses moeurs, mais un simple rapport ecvit ä la häte sur ce ton de supeviorite dedaigneuse que les Osmanlis affectaient alors dans leuvs relations avec lEurope.

Es ist aber wohl nicht unwahrscheinlich, dass bei der Veröffentlichung dieser Gesandtschaftsberichte alle wichtigeren Stellen über den Zweck und Erfolg der Reise getilgt sind.

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