Die Blätter der Niederwerfung
(As-Sahifat-us-Sadschadiyya)
Imam
Zain-ul-Abidin (a.)
Einführung in das Werk
As-Sahifat-us-Sadschadiyya gilt als das
älteste erhaltene Werk im Islam nach dem Heiligen Qur´an. Es
beinhaltet eine Sammlung von 54 Bittgebeten, die Imam
Zain-ul-Abidin (a.), der Sohn Imam Husains (a.) und Urenkel
des Propheten Muhammad (s.), öffentlich gesprochen hat. Zwar
wurde die Zusammenfassung des Gesamtwerks erst später
verwirklicht, aber die Authentizität der Einzelgebete kann bis
auf die Zeit des Autors zurückgeführt werden.
“As-Sahifat-us-Sadschadiyya“ bedeutet
“die Blätter des sich Niederwerfenden“ (bzw. “Seiten der
Niederwerfung“) was auf einen der Ehrentitel Imam
Zain-ul-Abidin Ali ibn Husains (a.) zurückgeht, der auch “der
sich Niederwerfende“ [sadschad] genannt wurde.
Imam Zain-ul-Abidin (a.), der vierte Imam
der Schiiten, lebte in einer Zeit schwerster Unterdrückung
durch die Umayyaden. Nach dem Massaker an seinem Vater Imam
Husain (a.) und dessen Getreuen zu Aschura in Kerbela, welches
Imam Zain-ul-Abidin (a.) nur durch ein Wunder überlebte,
traute sich kaum noch jemand, die Wahrheit zu veröffentlichen.
Imam Zain-ul-Abidin (a.) selbst musste viele Jahre in den
Gefängnissen der Umayyaden verbringen. Daher wählte er die
Form des Bittgebets, um die Leute zu erziehen. Dementsprechend
sind die Bittgebete und Anrufungen Gottes von hoher
sprachlicher Qualität und großer inhaltlicher Vielfalt und
hohem wissenschaftlichen Niveau.
Imam Zain-ul-Abidin (a.) hat diese als
“Psalmen des Islam“ bekannten Bittgebete und Anrufungen seinen
Söhnen Imam Baqir (a.) und Zaid gelehrt. Die Authentizität
gilt als gesichert.
In einem später ergänzten Gesamtwerk gibt
es weitere kleinere Bittgebete als Zusatz. Das Gesamtwerk wird
oft auch als “as-Sahifat-ul-Kamila“ bezeichnet, womit die
Perfektion [kamila] der Ausdrucksweise gemeint ist. Einige
andere Historiker vertreten die Meinung, dass damit die
Vollständigkeit gegenüber der kürzeren Version zum Ausdruck
kommt. Manche Andere bezeichnen allerdings nur die ersten 54
Bittgebete ohne Anhänge als “as-Sahifat-ul-Kamila“.
Die ersten 54 Bittgebete sind aus der
Zeit unmittelbar nach Imam Zain-ul-Abidin (a.) bekannt und
können mit ununterbrochener Überlieferungskette bis zu der
Zeit zurück geführt werden. Imam Zain-ul-Abidin (a.) hatte die
Bittgebete seinen Söhnen gelehrt. Die angehängten 14
Bittgebete sollen von Schams al-Din Muhammad ibn Makki, der
als “der erste Märtyrer“ [schahid al-awwal]
bekannt ist, im 8. Jh. n.d.H. (14 Jh. n.Chr.) zusammengetragen
und hinzugefügt worden sein. Weitere 15 Anrufungen sollen
später von Allama Madschlisi hinzugefügt worden sein, alle als
Aussagen von Imam Zain-ul-Abidin (a.) identifiziert.
Allerdings stellen nur die ersten 54 Anrufungen Gottes durch
Imam Zain-ul-Abidin (a.) sowohl sprachlich als auch inhaltlich
ein zusammenhängendes Ganzes dar, was in dieser Form in den
Anhängen nicht gewährleistet ist, so dass hier mögliche
Unvollständigkeiten vermutet werden.
Weitere Bittgebete von Imam
Zain-ul-Abidin (a.) wurden später gesammelt und als zweite
Sahifa und dritte Sahifa herausgegeben. Die zweite Sahifa ist
vergleichbar umfangreich und von Muhammad ibn al-Hasan al-Hurr
al-Amili zusammengestellt. Die dritte wurde veröffentlicht von
Riyad al-Ulama Mirza Abdullah ibn Mirza Isa Tabrizi, einem
Schüler Allama Madschlisis. Die längste Sammlung ist die
vierte. Sie beinhaltet alle vorangehenden Sahifas und fügt
einige Bittgebete hinzu.
Unter schiitischen Muslimen gilt die
Sammlung der ersten 54 Bittgebete nach dem Heiligen Qur´an und
Nahdsch-ul-Balagha als das wertvollste Werk. Daher wurden hier
diese 54 Bittgebete bzw. Anrufungen aus dem arabischen
Original ins Deutsche übertragen von Abu Hadi in
Zusammenarbeit mit Fatima Özoguz. Die zweisprachige
Veröffentlichung erfolgt in der Hoffnung, dass es – mit Allahs
Erlaubnis – eine Bereicherung der Herzen deutschsprachiger
Muslime wie auch anderer Leser bewirken möge.
Die
Herausgeber
Delmenhorst, November 2010