Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib

Der Feldzug gegen die Banu Quraiza

Als die Verbündeten (Ahzab) in die Flucht geschlagen wurden und den Muslimen den Rücken kehrten, wandte sich der Gesandte Allahs (s.) gegen die Banu Quraiza. Er schickte den Fürsten der Gläubigen ´Ali ibn Abi Talib (a.) mit dreißig (Männern) vom Stamme der Chazradsch zu ihnen. „Schau, ob die Banu Quraiza ihre Festungen verlassen haben“, sagte er zu ihm. Als er über ihre Wände schaute, hörte er sie lästerliche Reden führen. Er kehrte zum Propheten (s.) zurück und berichtete ihm. Dieser sagte:

„Lass sie, Allah wird uns Macht über sie verleihen, Er ist Derjenige, Der dir die Macht über ´Amr ibn ´Abd al-Wudd gab. Er wird dich nicht im Stich lassen. So warte, bis sich die Leute vor dir versammeln und du ihnen vom Sieg Allahs berichtest, denn Allah hatte mir geholfen, indem Er (unter den Götzendienern) Schrecken verbreitete von hier bis (zur Entfernung von) einer Monatsreise.“

´Ali (a.) berichtete: „Die Leute versammelten sich vor mir, und ich ging nahe an ihre Wände heran. Sie schauten auf mich, und als sie mich sahen, schrie einer von ihnen: ‚Da ist der Mörder von ´Amr‘, und ein anderer sagte:‘ Der Mörder ´Amrs ist zu euch gekommen‘, und sie begannen, einander das zuzurufen, und Allah jagte Schrecken in ihre Herzen, und ich hörte jemanden rezitieren:

´Ali hat ´Amr getötet. - ´Ali hat einen Falken gejagt.

´Ali zerbrach ihm den Rücken, - ´Ali hat ihre Sache schwach gemacht,

´Ali brachte Schande über sie.’

Ich sagte: ‚Preis sei Allah, Der dem Islam den Sieg verliehen und die Götzendienerei zu Fall gebracht hat‘. Der Prophet (s.) sagte zu mir, als ich mich zu den Banu Quraiza aufmachte: ‚Geh mit dem Segen Allahs, denn in der Tat, Allah hat dir ihr Land und ihre Wohnstätten versprochen. ‘So ging ich und war der Hilfe Allahs, Des Mächtigen und Erhabenen, gewiss. Ich setzte das Banner an den Fuß der Festung. Sie empfingen mich, wobei sie in ihrer Festung blieben und den Gesandten Allahs (s.) beschimpften!

Als ich hörte, wie sie ihn (s.) beschimpften - und ich hasste es, dass der Gesandte Allahs (s.) das hörte - entschloss ich mich, zu ihm zurückzukehren. Doch da war er schon erschienen und hörte, wie er beschimpft wurde. Und so rief er ihnen zu : ‚Ihr Brüder von Affen und Schweinen, wenn wir auf dem Hof der Leute erscheinen, wie schrecklich wird dann der Morgen für diejenigen, die gewarnt worden waren[1]. Sie sagten zu ihm: ‚Abu al-Qasim, du bist kein Unwissender, noch ein Lästerer!‘ Der Gesandte Allahs (s.) fühlte sich beschämt, und zog sich eine Weile zurück.“ Dann ließ er sein Zelt gegenüber ihrer Festung aufschlagen.“[2]

Der Prophet (s.) belagerte die Banu Quraiza noch fünfzehn Nächte, bis sie baten, (sich zu ergeben), und sie stimmten zu, sich unter das Kommando von Sa´d ibn Mu´adh zu begeben. Und Sa´d fällte das Urteil, dass die Männer getötet werden, die Frauen und Jugendlichen versklavt und ihr Eigentum aufgeteilt werde sollte.

Der Prophet (s.) sagte: „Sa´d, du hast über sie geurteilt gemäß dem Urteil Allahs von den sieben Firmamenten.“ Der Prophet befahl, dass die Männer herabgebracht werden sollten - und es waren neunhundert Männer- und sie wurden nach Medina gebracht, ihr Vermögen wurde aufgeteilt, die Frauen und Kinder wurden versklavt.

Als die Gefangenen nach Medina gebracht wurden, wurden sie in die Häuser der Banu Nadschar eingesperrt. Der Gesandte Allahs (s.) ging hinaus zu dem Platz, der heute der Markt ist. Gräben waren dort ausgehoben worden. Der Fürst der Gläubigen (a.) war anwesend und mit ihm die Muslime, und er befahl ihnen, dass sie herauskommen sollten. Er hatte dem Fürsten der Gläubigen (a.) zuvor befohlen, dass (die Gefangenen) enthauptet werden sollten, so dass (sie) in die Gräben (fallen würden). Sie wurden in Gruppen vorgeführt, und unter ihnen waren Huyayy ibn Achtab und Ka´b ibn Asad, und sie waren - zu jener Zeit - die Führer ihres Volkes, und sie sagten zu Ka´b ibn Assad, als sie zu dem Gesandten Allahs (s.) gebracht werden sollten: „Ka´b, was glaubst du, wird er mit uns machen?“, und er sagte; „Ihr begreift anscheinend gar nichts. Seht ihr nicht, dass der, der uns ruft, nicht zurückstecken wird, und dass derjenige, der geht, nicht zurückkehren wird, bei Allah, es ist der Tod (der uns bevorsteht).“

Huyayy ibn Achtab wurde herausgebracht, und seine Hände waren hinter seinen Nacken gefesselt. Als er zu dem Gesandten Allahs (s.) schaute, sagte er: „Bei Allah, ich mache mir keine Vorwürfe, dass ich Feindschaft gegen dich hegte, aber wen Allah verlässt, der ist verlassen.“ Dann wandte er sich an sein Volk und sagte: „Leute, es gibt kein Entrinnen von dem Beschluss Allahs. Es ist geschrieben und festgesetzt, und so ein Massaker ist das Los der Söhne Israels.“

Dann stand er vor dem Fürsten der Gläubigen (a.) und sagte: „Ein ehrenvoller Tod durch die Hand eines Ehrenvollen.“ „Vielmehr“, sagte der Fürst der Gläubigen, „werden die Besten im Volk die Schlimmsten töten, und die Bösen unter ihnen werden die Besten töten. Wehe denjenigen, die die Besten und Ehrenhaftesten töten, und wohl denen, die die ärgsten Ungläubigen töten.“ „Das ist wahr“, sagte er (Ka´b), „aber plündere mich nicht aus.“ „Es wäre höchst erniedrigend für mich, das zu tun“, (sagte Imam ´Ali (a.)). „Du hast mich bedeckt (indem du mich nicht ausplündern wirst), so möge Allah dich bedecken“, sagte (Ka´b) und streckte seinen Nacken aus. ´Ali (a.), enthauptete ihn, und er zog ihm nicht vor den Leuten die Kleider aus. Dann fragte der Fürst der Gläubigen (a.) diejenigen, die ihn gebracht hatten: „Was hat Huyayy gesagt, als er zu seiner Hinrichtung geführt wurde?“ Sie antworteten, dass er gesagt habe: „Bei deinem Leben, Ibn Achtab macht sich keinem Vorwurf, doch wen Allah verlassen hat, der ist verlassen. Er kämpfte bis zum Äußersten und strebte nach Größe in jeder turbulenten Situation.“ Da sagte der Fürst der Gläubigen (a.): „Er war (ein Mann) von Ernst, ernst in seinem Unglauben, er wurde gefesselt zu uns gebracht, wie er in der Gruppe hergebracht wurde. Ich traf seinen Nacken mit dem Schwert mit dem Hieb eines Zornigen. Er ging zu dem Grund der Hölle als Gefangener, der er war. Dies ist der Ort der Rückkehr für die Ungläubigen, während diejenigen, die dem Befehl Allahs gehorchen, in der Ewigen (Glückseligkeit) verweilen werden.“

Der Gesandte Allahs (s.) erwählte von ihren Frauen Rayhana bint ´Amr ibn Chunafa, und eine einzige Frau von ihren Frauen tötete er. Sie hatte einen Stein auf ihn geworfen, als er zu den Juden gekommen war, um mit ihnen zu verhandeln, bevor der Krieg zwischen ihnen ausbrach, und Allah bewahrte ihn vor diesem Stein[3]. Der Sieg über die Banu Quraiza und der Sieg Allahs für Seinen Propheten kam durch den Fürsten der Gläubigen (a.) zustande, durch die, die er getötet hatte sowie durch den Schrecken, den Allah in ihre Herzen geworfen hatte. Diese große Tat ist schon unter den (anderen) seiner Ruhmes­taten aufgezählt worden, und deren Rang ähnelt auch denen, die schon von seinen Qualitäten aufgelistet wurden, Friede sei mit ihm.

[1] Ein Hinweis auf den Vers: „Doch wenn sie (die Strafe Allahs) dann in ihre Höfe hinabsteigt, übel wird dann der Morgen sein für die Gewarnten.“ (37 / 177)

[2] Über die Glaubhaftigkeit dieser Passage gibt es unterschiedliche Ansichten, da der Sprachgehbauch nicht der erhabenen Sprache des Propheten entspricht, auch die Handlungen des nächsten Abschnitts sind in der Authentizität umstritten bzw. gelten als unvollständig, wobei wichtige Aspekte der damaligen jüdischen Feindschaft gegenüber dem Propheten (s.) unerwähnt blieben, und dadurch missverständlich, Anm. d. Übers.

[3] Es handelte sich offensichtlich um eine lebensgefährliche Bedrohung, Anm. d. Übers.

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