Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib

Die Schlacht von Hunain

Danach ereignete sich die Schlacht von Hunain, in der der Gesandte Allahs (s.) aufgrund der großen Zahl (der Feinde, die) sich (gegen ihn) versammelt hatten, um Hilfe gebeten hatte. Er (der Prophet) zog gegen den Feind (zusammen) mit zehntausend Muslimen aus. Die meisten von ihnen dachten, dass die niemals besiegt werden würden, als sie ihre (der Muslime) große Anzahl und ihre Waffen sahen. Abu Bakr war voller Verwunderung über die große Anzahl (der Muslime) an jenem Tage und sagte: „Wir werden heute wegen unserer geringen Zahl keine Niederlage erleiden“, doch die Sache kehrte sich ins Gegenteil von dem, was sie angenommen hatten, und Abu Bakr hatte durch seinen Stolz auf sie[1] dazu beigetragen.

Als sie auf die Götzendiener trafen, dauerte es nicht lange, bis diese sie alle in die Flucht schlugen, und nur noch zehn Mann waren bei dem Propheten (s.): Neun von den Bani Haschim, der Zehnte war Aiman ibn Umm Aiman, und Aiman wurde getötet, möge Allah barmherzig mit ihm sein. Die neun Männer der Banu Haschim hielten stand, bis diejenigen, die geflohen waren, zu dem Gesandten Allahs (s.) zurückkehrten, und sie kamen zurück, einer nach dem anderen, bis sie dicht aufeinander folgten und sie (genug waren), um einen Angriff gegen die Götzendiener zu starten. Bei dieser Gelegenheit sandte Allah, Der Erhabene, hinsichtlich des Stolzes Abu Bakrs folgenden (Vers) herab: „...und am Tage von Hunain, als eure große Zahl euch stolz machte - allein sie frommte euch nichts, und die Erde, in ihrer Weite, wurde euch eng; da wandtet ihr euch zur Flucht. Dann senkte Allah Seinen Frieden auf Seinen Gesandten und auf die Gläubigen.“[2]

Damit[3] war der Fürst der Gläubigen, Ali ibn Abi Talib (a.) gemeint sowie diejenigen der Banu Haschim, die mit ihm standhaft geblieben waren. Sie waren an jenem Tage acht, und der Fürst der Gläubigen (a.) war der Neunte von ihnen: ´Abbas ibn ´Abd al-Muttalib war auf der Rechten des Gesandten Allahs (s.), und Al-Fadhl ibn al-Abbas ibn ´Abd al-Muttalib auf seiner Linken. Abu Sufyan ibn al-Harith hielt den Schweifriemen am Sattel seines Maultieres fest, und der Fürst der Gläubigen (a.) stand mit dem Schwert vor ihm. Naufal bin al-Harith, Rabi´a ibn al-Harith, ´Abdallah ibn al-Zubair ibn ´Abd al-Muttalib, sowie ´Utba und Mu´attib, die beiden Söhne von Abu Lahab, umringten ihn. All die anderen wandten ihren Rücken (zur Flucht), außer denjenigen, die wir erwähnten.

Darüber erzählte Malik ibn ´Ubada al-Ghafiqi (dichterisch): „Niemand tröstete den Propheten außer den Banu Haschim, im Angesicht der Schwerter am Tage (der Schlacht) von Hunain.- Die Männer flohen, außer der Schar der neun, sie riefen den Männern zu: Wo seid ihr? Dann standen sie mit dem Propheten im Angesicht des Todes, und sie verweigerten uns jede Zier, außer Entehrung. - Aiman beschützte al-Amin[4] vor dem Feind und wurde dabei Märtyrer, und so bekam er die (ewige) Glückseligkeit als Lohn (dafür).“

Al-Abbas ibn ´Abd al-Muttalib sagte über diese Situation (dichterisch): „Wir neun halfen dem Gesandten Allahs im Krieg, und diejenigen, die fliehen konnten, waren geflohen und hatten sich zerstreut. Immer, wenn al-Fadhl mit seinem Schwert gegen die Feinde losstürmte, waren meine Worte: ‚Noch einmal, mein Sohn, sie kommen zurück!‘ Wir erlebten den Tod selbst, denn was auf (dem Wege) Allahs gegeben wird, verursacht keinen Schmerz.‘“

(Im ersten Gedicht) ist Aiman ibn Umm Aiman gemeint.

Als der Gesandte Allahs die Feinde vor ihm fliehen sah, sagte er zu al-Abbas (r.), der eine sehr laute starke Stimme hatte: „Rufe die Leute und erinnere sie an den Schwur (´ahd)“, und ´Abbas rief mit allerlautester Stimme: „Oh ihr Leute, die ihr am Baum den Treueid geschworen habt, ihr Leute von der Sure al-Baqarah, wohin flieht ihr? Erinnert euch an den Schwur, den ihr dem Gesandten Allahs (s.) abgelegt habt“, jedoch die Leute wandten weiterhin ihren Rücken (zur Flucht), und es war finsterste Nacht. Der Gesandte Allahs (s.) befand sich im Tal, die Götzendiener kamen von den Schluchten des Tals, von allen Seiten und Engen gegen ihn, mit ihren gezogenen Schwertern, Keulen und Steinen.

(Es wurde berichtet): Der Gesandte Allahs (s.) schaute auf die Männer, wobei er ihnen einen Teil seines Gesichts in der Dunkelheit zuwandte, und es leuchtete, als ob es der Mondschein in einer Vollmondnacht sei. Dann rief er den Muslimen zu: „Wo seid ihr, die ihr Allah geschworen habt (die Wahrheit zu beschützen)?“  Der erste von ihnen hörte es, dann der andere, und es gab keinen (einzigen), der es hörte, ohne sich auf die Erde zu werfen, und sie ließen sich herabfallen, wo sie im Tal waren, bis sie auf den Feind stießen.

Ein Mann von den Hawazin näherte sich den Leuten auf einem Kamel mit roter (Decke) mit einem schwarzen Banner auf einem langen Speer. Immer, wenn er über die Muslime einen Sieg errang, warf er sie auf das Gesicht. Wann immer einer der Leute ihm entkam, reichte er ihn an die Götzendiener hinter ihm weiter, die ihn verfolgten.

Er rezitierte: „Ich bin Abu Dscharwal, es wird keinen Rückzug geben, bis wir den Feind zerstören, oder wir zerstört werden.“ Der Fürst der Gläubigen (a.) begab sich zu ihm. Er schlug auf das Hinterteil seines (Abu Dscharwals) Kamels und brachte ihn zu Fall, dann schlug er ihn nieder und warf ihn auf die Seite, dann sagte er: „Jetzt wissen die Leute, wem der Morgen gehört. Ich bin derjenige, der (den Feinden) Schande bringt.“

Die Flucht der Götzendiener begann mit der Tötung Abu Dscharwals (l.). Dann fühlten sich die Muslime getadelt und formierten sich in Reihen gegen den Feind. Der Gesandte Allahs (s.) sagte: „O Allah, du hast den ersten Quraischiten eine Strafe kosten lassen, so lasse den Letzten eine Gabe (des Sieges) kosten“, und die Muslime und die Götzendiener bekämpften einander. Als der Prophet (s.) das sah, legte er seinen Sattel auf sein Reittier, damit er einen Überblick über ihre Truppen hatte und sagte: „Jetzt ist der Feuerofen angezündet worden.[5] Ich bin der Prophet, das ist keine Lüge, und ich bin der Nachkomme von ´Abd al-Muttalib.“

Schon sehr bald danach kehrten die Feinde ihre Rücken (zur Flucht), und die Kriegsgefangenen wurden gefesselt vor den Gesandten Allahs (s.) gebracht.

Als der Fürst der Gläubigen (a.) Abu Dscharwal (l.) tötete und die Feinde durch dessen Tötung geschwächt waren, schwangen die Muslime ihre Schwerter gegen sie. Der Fürst der Gläubigen (a.) führte sie an, bis er vierzig Männer von den Feinden getötet hatte, und da ereignete sich die Flucht und die Gefangennahme (der Feinde). Abu Sufyan[6] Sachr ibn Harb nahm an dieser Schlacht teil, und er war unter der Schar derjeniger unter den Muslimen, die (zuerst) geflohen waren. Es wurde von Muawiya ibn Abi Sufyan (dazu) folgendes überliefert: „Ich traf meinen Vater[7], als er gerade mit den Mekkanern aus dem Stamme seines Vaters (Banu Umayya) floh. Ich rief ihm zu: ‚O Sohn des Harb, bei Allah, hast du denn nicht mit deinem Vetter ausgeharrt? Du hast nicht für deine Religion gekämpft, noch hast du deine Frauen vor diesen Beduinen geschützt.’ ‚Wer bist du?‘, fragte er[8]. ‚Ich bin Mu´awiya‘, antwortete ich. ‚(Bist du) der Sohn Hinds?‘, fragte er. ‚Ja‘, erwiderte ich. ‚Mögen mein Vater und meine Mutter für dich geopfert werden!‘, rief er, dann blieb er stehen, und die Mekkaner versammelten sich um ihn. Ich schloss mich ihnen an, dann griffen wir die Feinde an und überwältigten sie, und die Muslime fuhren fort, die Götzendiener zu töten und (andere) von ihnen gefangen zu nehmen, bis es Mittag wurde. Der Gesandte Allahs befahl, von ihnen abzulassen und rief aus, dass keiner der feindlichen Kriegsgefangenen getötet werden sollte.“

Während der Tage der Eroberung (Mekkas) hatte (der Stamm) der Hudhail einen Mann namens Ibn al-Akwa´[9] als Spion auf den Propheten (s.) angesetzt, um Informationen über ihn zu bekommen. Er war mit seinen Informationen zu den Hudhail zurückgekehrt, und am Tage von (der Schlacht von) Hunain wurde er gefangengenommen. ´Umar ibn al-Chattab ging an ihm vorüber. Als er ihn sah, ging er zu einem Mann von den Ansar und sagte: „Das ist der Feind Allahs, der als Spion bei uns war, und jetzt ist er ein Gefangener. Töte ihn.“, und der Mann von den Ansar köpfte ihn. Als das dem Propheten (s.) zu Ohren kam, missfiel ihm dies, und er sagte: „Habe ich euch nicht befohlen, dass ihr keinen Kriegsgefangenen töten sollt?!“ Dschamil ibn Mu´mmar ibn Zuhair wurde nach ihm (ebenfalls) getötet, und er war Kriegsgefangener. Da schickte der Prophet (s.) nach den Ansar, und er war (immer noch) zornig und sagte: „Was hat euch dazu verleitet, ihn zu töten, wo doch der Gesandte doch zu euch gekommen war, dass ihr keinen Kriegsgefangenen töten sollt?“ „Wir töteten ihn nur auf ´Umars Worte hin“, sagten sie. Der Gesandte Allahs (s.) wandte sich (von ihnen) ab, bis ´Umair ibn Wahb bei ihm vorsprach, dass er ihnen vergeben möge.

Der Gesandte Allahs (s.) teilte die Beute von Hunain auf, vor allem unter den Quraisch. Er gab einen reichhaltigen Anteil (an sie), um die Herzen zu besänftigen, wie (die Herzen) von Abu Sufyan ibn Harb, ´Ikrima ibn Abi Dschahl, Safwan bin Umayya, al-Harith ibn Hischam, Suhail ibn ´Amr, Zuhair ibn Abi Umayya, ‘Abdullah ibn Abi Umayya, Muawiya ibn Abi Sufyan, Hischam ibn al-Mughira, al-Aqra´ ibn Habis und ´Uyayna bin Hisn, um einige Beispiel zu nennen.

Es heißt, dass er den Ansar nur wenig gegeben hat, und das meiste denjenigen, die wir aufgezählt haben. Eine Gruppe der Ansar wurde darüber zornig, und ihre Aussagen des Unwillens erreichten den Propheten (s.). Er rief sie, und sie versammelten sich. Er sagte: „Setzt euch, und niemand soll außer euch mit euch sitzen.“ Als sie saßen, kam der Prophet (s.), und der Fürst der Gläubigen (a.) folgte ihm. Er setzte sich in ihre Mitte und sagte zu ihnen: „Ich werde euch über eine Sache fragen, und ihr sollt mir antworten.“ Sie sagten: „Sprich, o Gesandter Allahs.“ Er fragte: „Wahrt ihr nicht im Irrtum, und Allah hat euch durch mich geleitet?“ „Doch“, sagten sie, „(es ist) die Gnade Allahs und Seines Gesandten.“ Er fragte weiter: „Wart ihr nicht am Rande einer Feuergrube, und Allah hat euch durch mich davor gerettet?“ „Doch“, antworteten sie, „(es ist) die Gnade Allahs und Seines Gesandten.“ „Wart ihr denn nicht wenige, und Allah hat euch durch mich gemehrt?“ „Doch“, erwiderten sie, „(es ist) die Gnade Allahs und Seines Gesandten.“ „Wart ihr denn nicht Feinde, und Allah hat eure Herzen durch mich versöhnt?“ „Doch“, sagten sie, „(es ist) die Gnade Allahs und Seines Gesandten.“ Dann schwieg der Prophet (s.) für eine kurze Weile, dann sagte er: „Werdet ihr mir dementsprechend antworten, was in euren Gedanken ist?“ „Was für eine andere Antwort können wir dir geben, als dass unsere Väter und unsere Mütter dir geopfert seien?“, erwiderten sie, „wir haben dir bereits geantwortet, dass du äußerste Tugenden, Gnade und Macht über uns hast.“ „Wenn ihr gewollt hättet“, sagte er, „dann hättet ihr sagen können: ‚Du kamst zu uns als ein Vertriebener, und wir gaben dir Obdach. Du kamst zu uns in Furcht, und wir gaben dir Sicherheit. Du kamst zu uns, der Lüge geziehen, und wir glaubten dir.‘“ Ihre Stimmen erhoben sich im Weinen, und ihre Ältesten und ihre Führer standen auf und küssten seine Hände und Füße, dann sagten sie: „Wir sind zufrieden mit Allah und Seinem Gesandten. Hier ist unser Eigentum zu deiner Verfügung. Wenn du willst, dann teile es unter deinem Volk auf. Diejenigen von uns, die gegen dich gesprochen haben, taten es nur aus Feindschaft und Groll im Herzen. Sie dachten, dass (deine Aktion) im Zorn gegen sie geschah und um sie zu erniedrigen. Sie haben Allah um Vergebung für ihre Sünden gebeten, so vergib ihnen (auch), o Gesandter Allahs.“ Der Prophet(s.) sagte: „O Allah, vergib den Ansar, den Söhnen der Ansar und den Söhnen der Söhne der Ansar. Ihr Leute der Ansar, seid ihr nicht damit zufrieden, dass niemand außer euch mit Gnade und Wohltaten zurückkehren wird? Denn wenn ihr zurückkehrt, dann wird euer Anteil (der Lohn für die Schlacht) bei dem Gesandten Allahs sein (in eurer Stadt).“ „Ja, wir sind (damit) zufrieden“, sagten sie. Der Prophet (s.) sagte: „Meine engsten Anhänger sind die Ansar und meine Familie. Wenn die Leute das Tal entlang gegangen wären, und die Ansar einen Bergpass, dann wäre ich den Bergpass der Ansar entlanggegangen. O Allah, vergib den Ansar.“

An jenem Tage hatte der Gesandte Allahs (s.) al ´Abbas ibn Mirdas (nur) vier Kamele gegeben, und dieser war darüber ärgerlich und rezitierte (folgendes Gedicht): „Teilst du meinen Anteil der Beute und Anteil von al-´Ubaid unter ´Uyayna und al-Aqra´ auf? Weder Hisn noch Habis stehen über meinem Führer (Scheich) in der Versammlung, Ich bin nicht weniger Mann als die beiden. Wen du erniedrigt hast, der wird heute nicht erhöht werden.“

Der Prophet (s.) erfuhr, was er gesagt hatte und rief ihn zu sich. Er sagte: „Hast Du (folgende Worte) gesprochen: ‚Teilst du meinen Anteil der Beute und den Anteil von al-´Ubaid unter al-Aqra‘ und ´Uyayna auf?‘ „Nein (das kann doch nicht sein), mögen mein Vater und meiner Mutter für dich geopfert werden“, sagte Abu Bakr zu ihm, „du bist nicht der Dichter.“ „Wie kommt das?“, fragte er (der Prophet). „Er sagte doch: ‚Zwischen ´Uyayna und al-Aqra‘“, sagte er (Abu Bakr)[10]. „Erhebe dich, ´Ali“, sagte der Gesandte Allahs (s.) zu dem Fürsten der Gläubigen (a.), „und schneide seine Zunge ab (für das, was er gesagt hat).“ Da sagte ´Abbas ibn Mirdas: „Bei Allah, diese Worte waren härter für mich als bei der Schlacht von Chath´am, als sie in unsere Häuser eindrangen.“ Er ergriff die Hand von ´Ali ibn Abi Talib und sagte:

„Bringe mich fort (von hier). Wenn ich irgendjemanden wüsste, der mich hiervon befreien würde, ich würde ihn rufen. ´Ali, wirst du derjenige sein, der meine Zunge abschneidet?“ „Ich werde nur ausführen, was mir aufgetragen wurde“, sagte er (´Ali, a.). Danach ging er mit mir fort, und ich sagte: „´Ali, schneidest du mir die Zunge ab?“ „Ich führe nur aus, was mir aufgetragen wurde“, sagte er. Er ging mit mir weiter, bis er mich zu den (Kamel-) Gehegen führte. Er sagte: „Zähle zwischen Vier und Hundert[11]“, und ich sagte: „Bei meinem Vater und meiner Mutter, wie edel, sanftmütig und wissend du bist!.“ „Der Gesandte Allahs (s.),“ sagte er (Imam ´Ali, a.), „hat dir vier (Kamele) gegeben, und das machte dich so zu einem der Auswanderer (Muhadschirun)[12]. Wenn du willst, dann behalte sie. Jedoch, wenn du willst, dann nimm hundert, dann bist du unter (denen, denen) hundert (gegeben wurden).[13]“ „Gib mir einen Rat“, sagte ich. Er sagte: „Ich rate dir, dass du das nimmst, was der Gesandte Allahs dir gegeben hat und damit zufrieden bist.“ „Das werde ich tun“, sagte ich.

Als der Gesandte Allahs (s.) die Beute von Hunain aufgeteilt hatte, kam ein hochgewachsener Mann auf ihn zu, der zwischen seinen Augen eine Haut­verdickung hatte, die Spur der (vielen) Niederwerfungen (im Gebet). Er grüßte ihn (den Propheten, s.), ohne ihn als den Propheten anzusprechen, dann sagte er: „Ich habe gesehen, was du mit dieser Beute gemacht hast.“ „Wie hast du das gesehen?“, fragte er (der Prophet, s.). „Ich habe gesehen, dass du nicht gerecht gehandelt hast“, erwiderte der Mann. Da wurde der Gesandte Allahs (s.) zornig und sagte: „Wehe dir! Wenn ich nicht gerecht bin, wer dann?!“ „Sollen wir ihn töten?“, fragten die Muslime. „Lasst ihn“, sagte der Prophet, „er wird Anhänger haben, die sich von der Religion trennen werden, wie sich der Pfeil vom Bogen trennt. Allah wird ihnen durch die Hand desjenigen den Tod bringen, der ihm nach mir am liebsten ist (Imam ´Ali, a.).“ Der Fürst der Gläubigen (a.), ´Ali ibn Abi Talib (a.) tötete ihn bei der Schlacht von Nahrawan unter den Chawaridsch, die er tötete.

Man betrachte die Qualitäten des Fürsten der Gläubigen (a.) in dieser Schlacht. Wenn man darüber nachdenkt und sich deren Bedeutsamkeit vor Augen führt, dann wird man finden, dass er (a.) jede herausragende Tat ausführte, die darin vorkam. Das kam durch (seine Eigenschaften), die kein anderer in der Ummah teilte. Denn er war derjenige, der mit dem Propheten (s.) ausharrte, als sämtliche Leute flohen, außer wenigen, die an seiner Seite blieben. Wir haben schon über al-Abbas und al-Fadhl, seinen Sohn, von Abu Sufyan al-Harith und den anderen in der Gruppe Informationen über seine Spitzenstellung in Mut, Tapferkeit, Ausdauer und Kraft bekommen und auch durch seine Aktionen bei anderen Gelegenheiten, bei denen keiner von ihnen anwesend war, auch durch die Berichte über diese Schlacht mit Männern gleicher Stärke und der Tötung (ihrer) Helden durch ihn.

Niemand unter ihnen war bekannt für eine ähnliche Stellung, und kein getöteter (Feind) wurde auf diese (anderen) zurückgeführt aufgrund von Berichten. Es war bekannt, dass (selbst) ihre Standhaftigkeit seinetwegen war, und wenn es nicht seinetwegen gewesen wäre[14], dann wäre es ein Verbrechen gegen die Religion gewesen, das nicht korrigierbar wäre. Daraus, dass er diese Stellung einnahm und durch seine Standhaftigkeit mit dem Propheten (s.), resultierte die Rückkehr der Muslime zum Krieg und ihre Ermutigung, sich dem Feind zu stellen. Weil er Abu Dscharwal, den Vordersten der Götzendiener, getötet hatte, unterlagen die Feinde und siegten die Muslime. Dadurch, dass er ihn und die vierzig anderen getötet hatte, ergriff die Götzendiener Schwäche, und das war die Ursache für ihre Niederlage und Schrecken, und die Muslime errangen den Sieg über sie. Es war das Fehlurteil desjenigen, der ihn (Imam ´Ali, a.) nach dem Gesandten Allahs (s.) im Kalifat voranging[15], dass er die Muslime dazu brachte, über die (eigene) große Anzahl Bewunderung zu äußern (und so überheblich zu werden), und ihre Flucht geschah aus diesem Grunde, oder (es) war (zumindest) einer der Gründe.

Dann war es sein (Abu Bakrs) Gefährte[16], der die Tötung feindlicher Kriegsgefangener veranlasste, obwohl der Prophet (s.) ihre Ermordung verboten hatte. Dadurch verübte er eine große Sünde gegen Allah und Seinen Gesandten.

Er (´Ali, a.) war dem Propheten Allahs (s.) eine Hilfe, da er die Ansar versöhnte, indem er sie versammelte und zu ihnen sprach, und so wurde die Religion durch ihn gestärkt, und durch ihn wurde die Furcht vor Zwietracht (fitna) beseitigt, die die Leute überschattete aufgrund der Aufteilung (der Kriegsbeute). So teilte er mit dem Gesandten Allahs diesen Verdienst und hatte mit ihm etwas gemeinsam, woran niemand außer ihm Anteil hatte. Was die Angelegenheit um ´Abbas ibn Mirdas betrifft, so führte er es so aus, so dass es eine Vertiefung des Glaubens in dessen Herzen und das Ende des Zweifels seiner Seele über die Religion bewirkte sowie, dass er den Gesandten Allahs (s.) nicht mehr kritisierte, seinen Befehlen gehorchte und sich mit dessen Urteil zufrieden gab. Weiterhin machte der Gesandte Allahs (s.) ihn (Imam ´Ali, a.) zum Ausführenden seines Urteils gegen denjenigen, der gegen seine Zuteilung protestierte, als ein Zeichen, dass er in seinen Taten im Recht war und (als Zeichen) der Rechtmäßigkeit seiner Kriegsführung. Er rief zum Gehorsam ihm gegenüber auf und warnte vor dem Ungehorsam gegen ihn. In der Tat herrschte das Recht in seinem Einflussbereich und seiner Umgebung, und er bezeugte es, indem er das beste aller Geschöpfe war.

Das steht im Gegensatz zu den Taten, die von seinen Gegnern ausgingen, die sich seine Stellung (des Kalifats) widerrechtlich aneigneten, und es steht auch im Gegensatz zu dem, was sie gegen ihn unternahmen, und das schloss sie von den Verdiensten aus und führte sie zu Fehlern, die wiederum den Betreffenden zugrunde richtete oder es fast getan hätte. Dieses ist noch zusätzlich zu der Größe der Taten (Imam ´Alis, a.), die über denen der Aufrichtigen in jener Schlacht stehen, die nahe am Geschehen des Krieges waren, in dem sie kämpften. Dadurch unterschieden sie sich durch ihre Fehlerhaftigkeit, die wir beschrieben haben, von der (Lobpreisung), die wir erwähnt haben.

[1] Auf die große Anzahl der Kämpfer

[2] Heiliger Qur´an: 9: 25-26

[3] Mi den „Gläubigen“ im vorangehend zitiertem Vers, Anm. d. Übers.

[4] Al-Amin: „Der Vertrauenswürdige“, Titel des Propheten (s.)

[5] Gemeint ist: „Jetzt ist der Krieg ausgebrochen“, Anm. d. Übers.

[6] Der inzwischen zum Islam konvertiert war, Anm. d. Übers.

[7] Abu Sufyan, Anm. d. Übers.

[8] Offensichtlich erkannte er seinen Sohn nicht, Anm. d. Übers.

[9] In anderen Versionen: Ibn Anwa´

[10] Abu Bakr betätigt sich als Anwalt von ´Abbas ibn Mirdas und versucht darzulegen, dass die Anschuldigung nicht richtig sein kann, weil die Namen in umgekehrter Reihenfolge zitiert wurden, Anm. d. Über.

[11] Damit ist gemeint, dass ´Abbas ibn Mirdas sich zwischen vier und hundert Kamelen aussuchen kann, so viel er wünscht, und damit würde „seine Zunge abgeschnitten“ werden, denn seinem Vorwurf wird statt gegeben und er darf sich nehmen, was er wünscht, Anm. d. Übers.

[12] ´Abbas ibn Mirdas erhielt genau so wenige Kamele, wie die andren Auswanderer und ersten Muslime als Ehrung seines Glaubens, da die materiellen Anreize den neuen noch schwachen Gläubigen gewährt wurden.

[13] Also gehört er dann zu denen, die als neue Muslime angesehen wurden.

[14] Wenn sie nicht Standhaft geblieben wären

[15] Gemeint ist Abu Bakr, Anm. d. Übers.

[16] Gemeint ist ´Umar, Anm. d. Übers

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