Leben des Fürsten der Gläubigen ‘Ali ibn Abi Talib
Feldzug nach Tabuk und die Abordnung des Fürsten der
Gläubigen (a.) als Vertretung für den Propheten (s.) nach
Medina
Dann ereignete sich die Schlacht von
Tabuk, und Allah, Gesegnet und Erhaben sei Sein Name,
offenbarte dem Propheten (s.), dass er selbst dorthin gehen
und Leute zum Kampf aufrufen solle, damit sie mit ihm
ausziehen. Er (Allah) teilte ihm (dem Propheten, s.) mit, dass
es dabei keine Notwendigkeit zum Krieg gab, dass es keinen
Kampf gegen den Feind geben würde, da seine Angelegenheiten
ohne Schwert für ihn geregelt werden würden. Dies machte er
sich dazu zunutze und um seine Gefährten zu testen, ob sie
gewillt waren, mit ihm auszuziehen, um sie auf die Probe zu
stellen, damit sie voneinander unterschieden werden konnten,
und damit ihre Geheimnisse offenbar werden würden.
Der Prophet (s.) rief sie zum Kampf auf
gegen die Länder des Byzantinischen Reiches. Jedoch waren ihre
Feldfrüchte reif geworden (die sie ernten wollten), und die
Sommerhitze war für sie schwer zu ertragen. So waren die
meisten von ihnen langsam
im Gehorsam gegen ihn aus dem Wunsch heraus nach Verzögerung,
aus Gier nach Lebensunterhalt und Wohlstand sowie aus Furcht
vor der starken Sommerhitze, der weiten Entfernung und dem
Zusammentreffen mit dem Feind. Aber einige von ihnen erhoben
sich, obwohl es beschwerlich für sie war, um aufzubrechen,
während andere zurückblieben.
Als der Prophet (s.) aufbrechen wollte,
ernannte er den Fürsten der Gläubigen (a.) als seinen
Vertreter über seine Familie, seine Kinder, seine Gattinnen
und seinen Zufluchtsort, und er sagte zu ihm: „´Ali, Medina
wird es nur durch mich oder dich wohlergehen.“ Er sagte
dies, weil er die schlechten Absichten der Beduinen kannte
sowie die der Mekkaner und derjenigen, die um Mekka herum
wohnten, die er bekämpft und deren Blut er vergossen hatte. Er
hatte die Sorge, dass sie danach streben würden, Medina (zu
kontrollieren,) während er fern von ihr (Medina) sein und die
Länder des byzantinischen Reiches oder die umliegenden
(Länder) einnehmen würde. Da es dort (in Medina) niemanden
gab, der seinen Platz einnehmen konnte, gäbe es keine
Sicherheit vor ihrer Schändlichkeit und der Verderbnis, die
sie in der Stätte der Auswanderung (Hidschra) verursachen
würden, sowie davor, dass sie sich gegenseitig darin
übertreffen würden in Taten, die seiner Familie und seinen
Zurückgelassenen Schaden zufügen würden. Er wusste, dass es
niemanden gab, der seinen Platz einnehmen könnte hinsichtlich
der Einschüchterung der Feinde, der Bewachung des
Zufluchtsortes und der Behütung dessen Einwohner, außer dem
Fürsten der Gläubigen (a.). Daher ernannte er (der Prophet,
s.) ihn offiziell zu seinem Nachfolger und bestimmte ihn klar
zum Imam nach ihm.
Das wurde verdeutlicht durch die
Überlieferung, dass als die Heuchler erfuhren, dass der
Gesandte Allahs (s.) ´Ali (a.) zu seinem Nachfolger über
Medina ernannt hatte, sie ihm dies neideten. Nach dem Auszug
des Propheten (s.) wurde seine (´Alis, a.) Position für sie
unerträglich, da sie wussten, dass diese (Stadt) von ihm
bewacht werden würde, und dass den Feinden dort keine Hoffnung
bleiben würde, und das missfiel ihnen. Daher hätten sie es
vorgezogen, dass er (´Ali, a.) mit ihm (dem Propheten, s.) mit
ausgezogen wäre, wegen Verderbnis und Chaos, auf dessen
Eintreten sie bei Abwesenheit des Propheten (s.) von Medina
hofften, während diese (Stadt) ohne einen Mann sein würde, der
sie bewachen und (unter den Heuchlern) Furcht erzeugen würde.
Sie beneideten ihn (und klagten ihn an),
ein luxuriöses und angenehmes Leben zu haben, indem er bei
seiner Familie blieb, während die, die ausgezogen waren,
Härten zu ertragen hatten durch Reisen und Gefahren. Sie
verbreiteten Gerüchte über ihn, indem sie behaupteten: „Der
Gesandte Allahs (s.) hat ihn gar nicht zu seinem Vertreter
ernannt, weil er ihn ehrt, achtet und liebt, sondern weil er
ihm eine Last war.“ So verleumdeten sie ihn mit der
Verbreitung dieser Gerüchte, wie die Quraisch den Propheten
(s.) verleumdet hatten, indem sie ihn manchmal der
Besessenheit bezichtigten, zu anderen Zeiten mit (bösartigen)
Gedichten, ihn manchmal der Zauberei, zeitweise der
Wahrsagerei anklagten. Dabei wussten sie genau, dass (die
Tatsachen) genau dem Gegenteil entsprachen und im Widerspruch
(zu ihren Aussagen) standen, wie auch die Heuchler wussten,
dass (die Tatsachen) im Gegensatz und völlig konträr zu den
Gerüchten standen, die sie über den Fürsten der Gläubigen (a.)
verbreiteten. Der Prophet (s.) hatte den Fürsten der Gläubigen
(a.) gegenüber den Menschen hervorgehoben, und er war ihm der
Liebste unter den Menschen, der, der bei ihm am glücklichsten
war sowie der, der ihm unter ihnen am nächsten stand.
Als der Fürst der Gläubigen (a.) von den
Gerüchten der Heuchler über ihn erfuhr, wollte er zeigen, dass
sie Lügner waren und sie bloßstellen. So folgte er dem
Propheten (s.) und sagte: „Gesandter Allahs, die Heuchler
behaupten, dass du mich zurückgelassen hast, weil ich eine
Last für dich war und weil du mich hasst!“ „Kehre zurück an
deinen Ort, mein Bruder“, sagte der Gesandte Allahs (s.),
„denn Medina wird es nur durch mich und dich wohl ergehen.
Du bist mein Stellvertreter unter meiner Familie, an dem Ort,
nach dem ich ausgewandert bin und bei meinem Volk. Bist du
denn nicht damit zufrieden, dass du die gleiche Stellung bei
mir hast wie Harun bei Musa, außer dass es nach mir keinen
Propheten geben wird?“ Diese Aussage des Gesandten Allahs
(s.) enthielt seine (´Alis, a.) Ernennung zum Imam (nach dem
Propheten, s.) und sah ihn gegenüber allen (anderen) Menschen
für die Stellvertreterschaft (chilafa) vor. Das war ein
Hinweis auf seine Vorzugsstellung, die keiner mit ihm teilte.
Er (der Prophet, s.) sprach ihm damit alle Ränge zu, die Harun
bei Musa innehatte, abgesehen von dem Brauch der (leiblichen)
Bruderschaft, und er schloss ihn auch vom Prophetentum aus.
Ist denn nicht (deutlich) sichtbar, dass
er (s.) ihm all die Rangstufen einräumte, die auch Harun von
Musa bekam, mit der (einzigen) Ausnahme, die seine Worte und
der gesunde Menschenverstand ausschließen würde? Jeder, der
über die Bedeutung des Qur´an nachgedacht und die
Überlieferungen und Berichte studiert hatte, wusste, dass
Harun (a.) der Bruder von Musa (a.) war, durch seinen Vater
und seine Mutter und Anteil an seiner Mission hatte. Er war
sein Helfer, und er war bei seinem Prophetentum und der
Verkündigung der Botschaften seines Herrn (dabei). Allah, Der
Erhabene, stärkte ihm (Musa, a.) den Rücken durch ihn (Harun,
a.); er war sein Stellvertreter bei seinem Volk, hatte die
Funktion des Imams über sie inne, denn die Verpflichtung zum
Gehorsam ihm (Harun, a.) gegenüber war wie das Imamat von ihm
(Imam Ali, a.) und die Verpflichtung, ihm zu gehorchen. Er war
ihm der liebste unter seinem Volk und der Verdienstvollste in
seinen Augen. Allah, Der Erhabene, erzählt über Musa (a.):
Er (Musa, a.) sagte: „Mein Herr, weite mir meine Brust, und
erleichtere mir meine Aufgabe; und löse den Knoten meiner
Zunge; dass sie meine Rede verstehen; und gib mir einen Helfer
von meiner Familie, meinen Bruder Harun; mehre meine Kraft
durch ihn, und lass ihn Anteil haben an meinem Werk.“Allah, Der Erhabene, erfüllte ihm seine Bitte und gab
seinem Anliegen und seinem Wunsch mit folgenden Worten statt:
„Dein Wunsch ist gewährt, o Musa!“,
und Er erzählt über Musa (a.): ‚...und Musa sprach zu
seinem Bruder Harun: „Vertritt mich bei meinem Volk und führe
(es) richtig, und folge nicht dem Pfade derer, die Verderbnis
stiften.“
Als der Gesandte Allahs (s.) ´Ali (a.)
die gleiche Stellung bei ihm einräumte, wie sie Harun (a.) bei
Musa (a.) besessen hatte, forderte er für ihn das gleiche, wie
wir schon aufgezählt haben, außer den speziellen Brauch der
leiblichen Bruderschaft, und er schloss ihn ausdrücklich vom
Prophetentum aus. Diesen Vorzug hatte niemand anderer von den
Geschöpfen mit dem Fürsten der Gläubigen (a.) gemeinsam,
niemand gleicht ihm in seiner Bedeutsamkeit, noch kommt
irgendjemand ihm in irgendeiner Form nahe. Wenn Allah, Der
Erhabene, gewusst hätte, dass Sein Prophet (s.) in diesem
Feldzug irgendeine Notwendigkeit zum Krieg und zur
Unterstützung gehabt hätte, dann hätte er ihm nie erlaubt, den
Fürsten der Gläubigen (a.) zurückzulassen, wie wir es bereits
erwähnten. Vielmehr wusste Er, dass es im allgemeinen
Interesse (maslaha) lag, wenn er (Imam ‘Ali, a.)
zurückgelassen wurde und dass die Tatsache, dass er an seinem
(des Propheten, s.) Ort dessen Platz einnahm, die beste Tat
war. Er hatte die Schöpfung und die Religion so geordnet, wie
Er es diesbezüglich bestimmt hatte, und Er brachte es so
hervor, wie wir verdeutlicht und erklärt haben.