Zusammenfassung der Beweise (für sein Imamat) und Berichte
über ihn
Dscha´far ibn Muhammad berichtete mir von
Muhammad ibn Ya´qub, von Muhammad ibn Yahya, von Ahmad ibn
Muhammad, von Ibn Mahbub, von Hischam ibn Ahmar,
welcher berichtete: „Abu al-Hassan der Erste (Musa, a.) sagte
zu mir: ‚Wusstest du, dass einer von den Leuten des Westens
(Maghrib) gekommen ist?’ – ‚Nein,’ erwiderte ich.
‚Doch, ist es so,’ sagte er, ‚jemand aus dem Westen
(Maghrib) ist nach Medina gekommen. So komm mit uns.’ Er
ritt davon und ich mit ihm, bis wir bei dem Mann ankamen, und
da war er, der Mann aus dem Westen (Maghrib), und er hatte
Sklavenmädchen bei sich. ‚Zeig uns, was du hast,’ sagte
ich zu ihm. Er präsentierte uns sieben Sklavenmädchen, doch
die ganze Zeit sagte Abu al-Hassan (a.): ‚Ich benötige sie
nicht,’ dann sagte er: ‚Zeige uns (was du sonst noch
hast).’ – ‚Ich habe nur eine kranke Sklavin,’ sagte
er (der Maghribiner). – ‚Was ist mit dir, dass du sie nicht
(zum Verkauf) anbietest?,’ fragte Abu al-Hassan. Doch der
Maghribiner weigerte sich und ging weg. Am nächsten Tag ließ
(Abu al-Hassan) mich rufen und sagte: ‚Frage ihn, wie viel
er als Höchstpreis für sie (die Sklavin) haben will. Wenn er
dir sagt: ‘So-und-so viel’, dann sage ihm, dass du sie nehmen
wirst.’ Ich ging zu ihm, und er sagte: ‚Ich will keine
geringere als die-und-die Summe für sie.’ – ‚Ich nehme
sie,’ antwortete ich. ‚Sie gehört dir,’ sagte er, ‚aber
erzähle mir von dem Mann, der gestern mit dir zusammen war’.
– ‚Ein Mann von den Bani Haschim,’ erwiderte ich.
‚Von welchen Bani Haschim?’ fragte er. ‚Ich habe nicht
mehr (Information) als das,’ gab ich zurück. ‚Ich will
dir sagen,’ sagte er, ‚dass, als ich sie aus einer
fernen Gegend im Westen (Maghrib) gekauft habe, eine Frau von
den Ahl-al-Kitab
auf mich traf und mich fragte, wer diese Dienerin war, die ich
bei mir hatte. Ich sagte (ihr), dass ich sie für mich selbst
gekauft habe. Sie sagte, dass es nicht für sie (das Mädchen)
angemessen sei, bei einem wie mir zu sein, und dass es
angebracht sei, dass diese Sklavin bei dem Besten der
Erdenbewohner sei, denn sie würde ihm bald einen Sohn gebären,
dessen Gleichen noch niemand weder im Osten noch im Westen
geboren habe (in jener Zeit).’ So brachte ich sie (zu Abu
al-Hassan, a.), und es dauerte nicht lange, bis sie al-Ridha
(a.) gebar.’“
Abu al-Qasim berichtete mir von Dscha´far
ibn Muhammad, von Muhammad ibn Ya´qub, von Muhammad ibn Yahya,
von Ahmad ibn Muhammad, von Safwan ibn Yahya, der berichtete:
„Als Abu Ibrahim (a.) starb, und Abu al-Hassan al-Ridha (a.)
sprach, fürchteten wir deswegen um ihn.
Man sagte zu ihm: „Du hast eine große
Sache öffentlich gemacht, und wir fürchten um dich wegen
dieses Tyrannen“, und er sagte: „Lasst ihn das
versuchen, so wie er will, er wird keinen Weg gegen mich
finden.“
Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad
berichtete mir von Muhammad ibn Ya´qub, von Ali ibn Muhammad,
von Ibn Dschamhur, von Ibrahim ibn Abdillah, von (Ahmad ibn
‘Ubaidullah),
von al-Ghaffari, welcher sagte: „Ein Mann aus der Familie Abu
Rafi’ – ein Gefolgsmann des Gesandten Allahs (s.) – genannt
so-und-so hatte mich in seiner Schuld. Er forderte (deren)
Begleichung von mir und drängte mich (dazu). Als ich das
merkte, verrichtete ich das Morgengebet in der Moschee des
Gesandten Allahs (s.), dann machte ich mich auf den Weg zu
al-Ridha (a.) und er war an jenem Tage in al-’Uraidh.
Als ich mich seiner Tür näherte, erschien er auf einem Esel.
Er trug ein Hemd und ein Gewand (rida). Als ich ihn anschaute,
schämte ich mich vor ihm. Als er mich erreichte, schaute er
mich an, und ich begrüßte ihn – es war im Monat Ramadan – und
ich sagte:
‚Möge ich dir geopfert werden, dein
Anhänger so-und-so hat mich in seiner Schuld, bei Allah, er
hat (Dinge) über mich verbreitet’, und ich vermutete bei
mir, dass er ihm befehlen würde, von mir abzulassen. Bei
Allah, ich hatte ihm nicht gesagt, wie viel Schulden ich bei
ihm hatte, noch hatte ich irgendwelche näheren Erklärungen
dazu abgegeben. Er befahl mir, mich bis zu seiner Rückkehr
hinzusetzen. Ich saß immer noch da, bis ich das Abendgebet
verrichtete, und ich hatte gefastet. Ich wurde unruhig und
wollte gehen. Plötzlich erschien er, und um ihn herum waren
(eine Menge) Leute. Bettler kamen zu ihm, und er gab ihnen
Almosen. Dann ging er in sein Haus, kam wieder heraus und rief
mich. Ich erhob mich und trat mit ihm ein. Er setzte sich, und
ich setzte mich zu ihm. Ich begann, ihm über Ibn Musayyib
zu erzählen, und ich berichtete ihm oft über ihn. Als ich
geendet hatte, sagte er zu mir: ‚Ich glaube, du hast noch
nichts gegessen.’ – ‚Nein,’ erwiderte ich. Er ließ
mir Essen kommen, und es wurde vor mich gestellt. Er sagte zu
dem Diener, dass er mit mir essen solle. Der Diener und ich
bekamen unser Essen. Als wir fertig waren, sagte er (der
Imam): ‚Hebe das Kissen hoch und nimm, was darunter ist.’
Ich hob es hoch, und dort waren (viele) Dinare. Ich nahm sie
und steckte sie in meinen Ärmel. Er wies vier seiner Diener
an, mich bis zu meinem Haus zu begleiten. Ich sagte: ‚Möge
ich dein Opfer sein, der Spion von Ibn Musayyib wird (dort)
sitzen, und ich möchte nicht, dass er mich sieht, während
deine Sklaven bei mir sind:’ – ‚Du hast richtig
gesprochen,’ sagte er, ‚möge Allah dich recht leiten.’
Er sagte ihnen (den Sklaven), dass sie sich entfernen sollen,
wann immer ich sie zurückschicken würde. Als ich mich meinem
Hause näherte, so dass ich es erkennen konnte, schickte ich
sie zurück. Ich ging zu meinem Haus, ließ mir eine Kerze
bringen und sah mir die Dinare an. Es waren achtundvierzig
Dinare, und ich schuldete dem Mann (nur) achtundzwanzig
Dinare. Unter ihnen war ein Dinar, der (besonders) glänzte,
und seine Schönheit erfreute mich. Ich nahm ihn und hielt ihn
dicht an die Kerze heran. Auf ihm war deutlich eingraviert:
‚Du schuldest dem Mann achtundzwanzig Dinare, und der Rest
gehört dir.’ Nein, bei Allah, ich hatte ihn über den
genauen Betrag (meiner Schulden) nicht in Kenntnis gesetzt.“
Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad
berichtete mir von Muhammad ibn Ya´qub, von Ali ibn Ibrahim,
von seinem Vater, von einigen seiner Gefährten, von Abu
al-Hassan al-Ridha (a.): Er (Imam al-Ridha, a.) verließ
Medina, weil er die Große Pilgerfahrt (Hadsch) vollziehen
wollte, in dem selben Jahr, in dem (auch) Harun die
Pilgerfahrt beging. Er gelangte zu einem Berg namens Fari’,
der sich auf der linken Seite des Weges befand. Abu al-Hassan
(a.) schaute zu ihm hin, dann sagte er: ‚Fari’, demjenigen,
der (einen Rastplatz in dir) zerstört, wird Glied für Glied
abgeschnitten werden.’ Wir wussten nicht, was dies zu
bedeuten hatte. Als Harun diesen Ort erreichte, stieg er dort
ab. Dscha´far ibn Yahya stieg auf den Berg und ordnete an,
dass dort für ihn (Harun) ein Rastplatz errichtet werden
sollte. Bei seiner Rückkehr von Mekka stieg er wieder auf den
Berg und ließ ihn (den Rastplatz) zerstören. Als er nach Irak
kam, wurde Dscha´far ibn Yahya Glied für Glied abgetrennt.
Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad
berichtete mir von Muhammad ibn Ya´qub, von Ahmad ibn
Muhammad, von Muhammad ibn al-Hassan, von Muhammad ibn Isa,
von Muhammad ibn Hamza ibn al-Haitham, von Ibrahim ibn Musa:
„Ich bedrängte Abu al-Hassan al-Ridha (a.) wegen einer Sache,
die ich von ihm wünschte und von der er mir versprach, (dass
ich sie bekommen würde), und er brach eines Tages auf, um den
Gouverneur von Medina zu treffen, und ich ging mit ihm. Er kam
in die Nähe des Palastes des so-und-so und stieg unter einigen
Bäumen ab. Ich stieg (auch) mit ihm ab. Es war kein Dritter
bei uns, und ich sagte zu ihm: ’Möge ich dein Opfer sein,
dieses Fest rückt (immer) näher, und, bei Allah, ich besitze
nicht einen Dirham oder Gleichwertiges.’ Er (Imam Ridha,
a.) schabte mit seiner Peitsche hart auf die Erde, dann schlug
er mit der Hand (darauf) und nahm einen Goldbarren an sich,
dann sagte er: ‘Nutze es, aber halte geheim, was du gesehen
hast.’“
Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad
berichtete mir von Muhammad ibn Ya´qub, von al-Hussain ibn
Muhammad, von Mu´alla ibn Muhammad, von Musafir, welcher
sagte: „Ich (d.h. Musafir) war mit Abu al-Hassan al-Ridha (a.)
in Mina, als Yahya ibn Chalid vorbeikam und sein Gesicht (zum
Schutz) vor dem Staub bedeckte. Das bemerkte ar-Ridha (a.):
‘Armselig sind die, die nicht wissen, was ihnen dieses Jahr
zustoßen wird,’ dann fügte er hinzu: ‘Das
Überraschendste wird sein, dass Harun und ich wie diese beiden
sein werden’, und er legte seine beiden Finger aneinander.
Bei Allah, ich verstand nicht die Bedeutung dieser Aussage,
bis wir ihn mit ihm (Harun) begruben.’“
Ma´mun hatte nach einer Gruppe der
Familie Abu Talib geschickt und ließ sie von Medina zu sich
bringen. Unter ihnen war (auch) al-Ridha Ali ibn Musa (a.).
Sie wurden den Weg entlang nach Basra geführt, bis sie dorthin
gebracht wurden. Derjenige, der für ihre Reise verantwortlich
war, war bekannt als (Isa) al-Dschaludi. Er brachte sie zu
Ma´mun, und letzterer brachte sie in ein Haus. Er brachte
al-Ridha Ali ibn Musa (a.) in ein (anderes) Haus, ehrte ihn
(durch Gastfreundschaft) und erwies ihm großen Respekt. Dann
ließ er ihn rufen (und sagte zu ihm): „Ich möchte das
Kalifat ablegen und es dir übertragen. Was meinst du dazu?“
Al-Ridha (a.) lehnte dieses ab und sagte: „Ich suche
Zuflucht für dich bei Allah von diesen Worten, o Fürst der
Gläubigen, und (davor,) dass irgendjemand davon hören könnte.“
(Ma´mun) erwiderte ihm mit einem Brief: „Wenn du dich
weigerst (anzunehmen), was ich dir angeboten habe, dann wirst
du zweifellos mein Nachfolger sein.“ Al-Ridha verweigerte
ihm (dies) nachdrücklich. Er (Ma´mun) ließ ihn rufen. Er war
allein mit al-Fadhl ibn Sahl, dem Mann, der die beiden
Befehlsgewalten innehatte (die zivile und die militärische).
Niemand außer ihnen hielt sich sonst in der Versammlung auf.
„Ich hielt es für angemessen“, sagte Ma´mun, „dir
die Befehlsgewalt über die Muslime zu übertragen und mich von
dieser Verantwortung zu befreien, indem ich sie dir gebe.“
– „Allah, Allah!“, erwiderte al-Ridha (a.), „ich habe
weder die Macht noch die Kraft dazu.“ – „Dann
werde ich dich als mein Nachfolger einsetzen“, erwiderte
er (Ma´mun). „Fürst der Gläubigen,“ antwortete er
(al-Ridha, a.), „erlasse mir dies.“ – „‘Umar ibn al-Chattab,“
sagte Ma´mun (in einer Form), als ob er ihm aufgrund seiner
Weigerung gegen ihn drohte, „berief ein Gremium aus sechs
(Personen) ein, unter ihnen war dein Urahn, der Fürst der
Gläubigen, Ali ibn Abu Talib, und er (‘Umar) stellte die
Bedingung, dass jeder, der sich (dem gefassten Beschluss)
widersetzte, geköpft werden würde. So bleibt (auch) dir nichts
anderes übrig, als das zu akzeptieren, was ich von dir
wünsche. Ich sehe keinen Ausweg daraus.“ – „Ich werde dem
nachkommen, was du von mir wünschst“, erwiderte al-Ridha
(a.), „was deine Nachfolge betrifft, unter der Bedingung,
dass ich weder Befehle noch Verbote erlasse, keine
Rechtsgutachten (fatwa) erstelle oder juristische
Entscheidungen fälle, dass ich weder (irgendjemanden) ernenne,
noch entlasse, noch dass ich den gegenwärtigen Zustand von
irgendetwas ändere.“ Ma´mun gab all dem statt.
Al-Scharif Abu Muhammad al-Hassan ibn
Muhammad berichtete mir: „Mein Großvater (Yahya ibn al-Hassan)
erzählte mir: ‘Musa ibn Salama berichtete mir: ‘Ich ( d.h.
Musa ibn Salama) war mit Muhammad ibn Dscha´far in Chorassan.
Ich hörte, dass der Mann mit den beiden Befehlsgewalten (al-Fadhl
ibn Sahl, der die militärische und die zivile Verwaltung unter
sich hatte) eines Tages hinausging und sagte: ‘Wie
erstaunlich, ich habe ein Wunder gesehen, fragt mich (doch),
was ich gesehen habe.’ Sie fragten: ‚Was hast du
gesehen, möge Allah dich rechtleiten?’ – ‚Ich sah
Ma´mun, den Fürsten der Gläubigen’, antwortete er, ‚wie
er zu Ali ibn Musa al-Ridha sagte: ‘Ich halte es für
angemessen, dich mit den Angelegenheiten der Muslime zu
betrauen und mich von dieser Verantwortung zu befreien, indem
ich sie zu deiner mache. Ich vernahm, wie Ali ibn Musa sagte:
‘O Fürst der Gläubigen, ich habe weder die Macht noch die
Kraft dazu.’ Nie sah ich ein Kalifat, das mehr
heruntergekommen war als dieses. Der Fürst der Gläubigen
befreit sich davon, bietet es Ali ibn Musa an, und Ali ibn
Musa lehnt es ab und weigert sich.’“
Eine
Gruppe von Historikern (ashab al-achbar) und Biographen (ruwat
al-siyar) aus den Zeiten der Kalifen berichten: Ma´mun nahm
sich vor, von al-Ridha ibn Musa die Abmachung (‘aqd) zu
verlangen (nach ihm das Kalifat zu übernehmen), und er rief
al-Fadhl ibn Sahl zu sich und teilte ihm mit, zu was er sich
in dieser Sache entschlossen hatte. Er befahl ihm, über diese
Sache mit seinem Bruder al-Hassan ibn Sahl zusammenzutreffen
(um darüber zu beraten), und sie taten dies in seiner (Ma´muns)
Anwesenheit. Al-Hassan begann sich darum für ihn zu sorgen und
machte ihn darauf aufmerksam, was es bedeuten würde, diese
Position aus (der Hand) seiner Familie zu geben.
Ma´mun sagte zu ihm: „Ich habe Allah
versprochen, dass wenn ich es schaffe, mich von dem Kalifat zu
entbinden, ich es an den Verdienstvollsten der Familie Abu
Talib geben werde, und ich kenne niemanden auf der (ganzen)
Erde, der verdienstvoller ist als dieser Mann.“ Als
al-Hassan und al-Fadhl seine Entschlossenheit bemerkten,
dieses zu tun, hielten sie ihre gegenteilige Meinung zurück.
Er (Ma´mun) schickte sie beide zu al-Ridha (a.), und sie
unterbreiteten ihm dieses (Ma´muns Entschluss). Er (Imam
Ridha, a.) weigerte sich, doch sie bestanden darauf, bis er
zustimmte. Sie kehrten zu Ma´mun zurück und setzten ihn über
seine (Imam Ridhas, a.) Zustimmung in Kenntnis. Er freute sich
darüber und hielt am Donnerstag eine Versammlung für seine
persönlichen Vertrauten (chassa) ab. Al-Fadhl ibn Sahl kam und
informierte die Leute über Ma´muns Meinung über Ali ibn Musa
(a.), und dass er ihn zu seinem Nachfolger ernannt und ihn
al-Ridha (das Einverständnis) genannt hatte. Er befahl ihnen,
sich in grüne Gewänder zu kleiden und am nächsten Donnerstag
wiederzukehren, um ihm (Imam Ridha, a.) den Treueid zu
schwören (bai´a) und die Versorgung für ein Jahr zu erhalten.
An jenem Tage kamen die Leute nach ihren
Rängen (geordnet) angeritten: Die Kommandanten, die
Kammerherren, die Richter und andere, (alle) in Grün
gekleidet. Ma´mun setzte sich und ließ für al-Ridha (a.) zwei
große Kissen ausbreiten, so dass er den gleichen Sitzplatz und
Möblierung hatte (wie Ma´mun). Er hieß al-Ridha (a.) sich
dorthin setzen; dieser war in grüne Gewänder gekleidet, und er
trug einen Turban und ein Schwert. Dann befahl er seinem Sohn
al-Abbas ibn al-Ma´mun, als erster von den Leuten ihm
(al-Ridha, a.) den Treueid (bai´a) zu schwören. Al-Ridha (a.)
hob seine Hand und berührte sein (eigenes) Gesicht mit den
Handrücken und die Gesichter der anderen mit der
Handinnenfläche. „Strecke deine Hand aus für den Treueid,“
sagte Ma´mun. „Der Gesandte Allahs, möge Allah ihn und
seine Familie segnen,“ entgegnete al-Ridha (a.),
„pflegte den Treueid in dieser Weise entgegenzunehmen, wenn
die Leute ihm den Treueid leisteten,“ und die Leute
leisteten ihm den Treueid, wobei seine Hand sich über ihren
Händen befand. Zehntausend Dinare wurden vorgelegt, Redner und
Dichter erhoben sich und begannen, die Vorzüge al-Ridhas (a.)
aufzuzählen und erwähnten die Rolle, die Ma´mun dabei spielte.
Dann rief Abu Abbad Abbas ibn Ma´mun; und
dieser sprang auf, näherte sich seinem Vater und küsste dessen
Hand. Dieser befahl ihm, sich zu setzen. Daraufhin wurde
Muhammad ibn Dscha´far ibn Muhammad gerufen. „Erhebe dich,“
sagte al-Fadhl ibn Sahl zu ihm. Er erhob sich und ging in
Richtung auf Ma´mun zu, blieb stehen, küsste aber nicht seine
Hand. Ihm wurde gesagt, dass er gehen und sein Geschenk
abholen solle. Da rief Ma´mun ihm zu: „Gehe zu deinem
Sitzplatz zurück, Abu Dscha´far.“ Dann begann Abu Abbad
Aliden und Abbasiden aufzurufen, und sie empfingen ihr
Geschenk, bis das Geld aufgebraucht war. Dann sagte Ma´mun zu
al-Ridha (a.): „Wende dich an die Leute und sprich zu
ihnen.“ Er (Imam Ridha, a.) pries und verherrlichte Allah
und sagte: „Wir haben ein Recht über euch durch den
Gesandten Allahs, und ihr habt ein Recht über uns durch ihn.
Wenn ihr dieses (d.h. eure Pflicht) uns gegenüber erfüllt,
dann sind wir verpflichtet, euch gegenüber (unsere) Pflicht zu
erfüllen.“ Außer diesem wurde nichts über ihn auf jener
Versammlung erwähnt.
Ma´mun befahl, dass für ihn die
Dirham-Münzen mit dem Namen al-Ridhas (a.) geprägt werden
sollten, und so geschah es. Er verheiratete Ishaq ibn Musa ibn
Dscha´far mit der Tochter Ishaqs ibn Dscha´far ibn Muhammad,
seines Onkels väterlicherseits und befahl ihm, die Große
Pilgerfahrt (Hadsch) zu leiten und in jeder Stadt, (die sie
passierten), über al-Ridha (a.) (d.h. über seine Position) als
Nachfolger des Kalifats zu sprechen.
Ahmad ibn Muhammad ibn Sa´id
überlieferte: „Yahya ibn al-Hassan al-Alawi berichtete mir:
‘Jemand, der Abd al-Dschabbar ibn Sa´id
in jenem Jahr von der Kanzel des Gesandten Allahs (s.) in
Medina predigen hörte, sagte: ‘Er sagte in seinem Bittgebet (du´a):
‘Der Nachfolger des Befehlshabers der Muslime ist Ali ibn
Musa ibn Dscha´far ibn Muhammad ibn Ali ibn al-Hussain ibn Ali
ibn Abu Talib (a.). (Er hatte) sechs Vorfahren, die jemals das
Wasser der Regenwolken getrunken haben.’“
Al-Mada´ini überlieferte von seinen
Leuten: „Als al-Ridha ibn Musa (a.) sich in den Ehrenkleidern
des Nachfolgers (für das Imamat) niedersetzte, erhoben sich
die Redner und Dichter vor ihm, und die Fahnen flatterten über
sein Haupt.“ Er berichtete von einigen anwesenden engen
Vertrauten von al-Ridha (a.): „An jenem Tage war ich (einer
der Vertrauten Imam Ridhas, a.) bei ihm, er schaute mich an,
während ich mich freute aufgrund dessen, was geschah. Er
bedeutete mir, näher zu kommen. Ich ging näher zu ihm, und er
sagte mir, so dass es niemand außer mir hören konnte:
‚Bekümmere nicht dein Herz mit dieser Angelegenheit und freue
dich nicht darüber. Es ist etwas, was nicht stattfinden wird.’
Unter den Dichtern, die zu ihm kamen, war
auch Di’bil ibn Ali al-Chuza´ (r.). Als er zu ihm eintrat,
sagte er: ‚Ich habe eine Qasida
komponiert, und ich habe mich verpflichtet, sie niemandem vor
dir zu rezitieren.’ Er hieß ihn sich setzen, bis die
Versammlung sich gelichtet hatte. Dann sagte er: ‚Trage es
vor.’ So rezitierte er sein Gedicht, dessen Anfang
folgender war:
‚Vers-Schulen (der Verse des Qur´an) sind bar der
Rezitation,
die Heimstatt der Offenbarung ist (wie) verödete Höfe ..’
bis er zum Ende kam.
Als er seine Rezitation beendet hatte, stand al-Ridha (a.) auf
und ging in sein Gemach. Dann sandte er einen Diener zu ihm
mit einem seidenen Tuch, in dem sich sechshundert Dinar
befanden. Er ließ den Diener ihm (dem Dichter) ausrichten:
‚Nimm dies zu Hilfe auf deiner Reise und verzeihe uns.’ –
‚Nein, bei Allah,’ entgegnete Di’bil, ‚ich möchte
das nicht, und dafür bin ich nicht gekommen. Aber sage zu ihm:
Kleide mich mit einem deiner Gewänder,’ und er gab es (das
Tuch mit dem Geld) dem Diener zurück, und dieser gab es
al-Ridha (a.) wieder, und dieser sagte: ‚Nimm es (zurück)’
und er schickte ihm (Di’bil) auch eines seiner Gewänder. Er (Di’bil)
machte sich auf den Weg nach Qum. Als (die Leute dort) das
Gewand sahen, boten sie ihm tausend Dinare, aber er weigerte
sich und sagte, ‚Nein, bei Allah, nicht (einmal) ein Stück
Stoff davon (gebe ich) für tausend Dinare (her).’ Dann
verließ er Qum, aber sie verfolgten ihn, lauerten ihm auf und
nahmen (ihm) das Gewand (weg), und er kehrte nach Qum zurück
und sprach mit ihnen darüber. Sie sagten: ‚Du hast keine
Chance, es (wieder)zu bekommen, aber, wenn du willst, hier
sind tausend Dinare.’ – ‚Und ein Stück von seinem
Stoff’, sagte er. Sie gaben ihm tausend Dinare und ein
Stück Stoff vom Gewand.“
Ali ibn Ibrahim überlieferte von Yasir,
dem Diener, und von Rayyan ibn al-Salt:
„Zu der Zeit des Festes, als die
Übereinkunft für al-Ridha (a.) getroffen worden war, die
Nachfolge (des Kalifats) anzutreten, ließ Ma´mun nach ihm
schicken wegen der Prozession zum Fest, des Gebets vor den
Leuten und der Ansprache zu ihnen. Ali Ridha (a.) schickte
(eine Botschaft) zu ihm (zurück), welche lautete: ‚Du
kennst die Bedingungen, die zwischen dir und mir (festgelegt
wurden), damit ich mich auf diese Sache einlasse, so
entschuldige mich davon, den Leuten im Gebet vorzustehen.’
– ‚Ich möchte, dass die Herzen der Menschen dadurch
beruhigt werden, und damit sie deine hohe Stellung erkennen,’
erwiderte Ma´mun. Die Botschafter liefen unaufhörlich zwischen
ihnen hin- und her, und als Ma´mun ihn deswegen bedrängte,
schickte er (Imam Ridha, a.) ihm folgende Botschaft: ‚Wenn
du (es) mir erlassen hättest, wäre es mir lieber gewesen, doch
wenn du es nicht tust, dann werde ich hinausgehen, wie der
Gesandte Allahs (s.) und der Fürst der Gläubigen, Ali ibn Abu
Talib (a.), es zu tun pflegten’ – ‚Gehe hinaus, wie du
willst,’ erwiderte Ma´mun. Dann befahl er den Kommandeuren
und den (übrigen) Leuten, früh am Morgen an al-Ridhas (a.) Tür
zu treten. Die Menschen saßen auf den Wegen und auf den
Dächern (und warteten) auf al-Ridha (a.), die Frauen und
Jugendlichen versammelten sich und warteten auf sein
Erscheinen. Die Kommandeure und die Soldaten gingen zu seiner
Tür und warteten auf ihre Reittiere, bis die Sonne aufging.
Abu al-Hassan (Imam Ridha, a.) vollzog
die Vollkörperwaschung (ghusl) und legte seine Gewänder sowie
einen weißen Turban aus Baumwolle an. Ein Ende davon ließ er
über seine Brust hängen, das andere zwischen seine Schultern,
dann trug er etwas Parfüm auf. Er nahm einen Stab in die Hand
und sagte seinen Gefolgsmännern: ‚Tut, was immer ich tue.’
Sie zogen vor ihm los, er war barfuß und hatte seine Hosen bis
auf die Mitte der Beine hochgekrempelt, und seine (anderen)
Kleider waren eingeschlagen. Er ging ein kurzes Stück, erhob
seinen Kopf gen Himmel und sagte: ‚Allahu akbar’, und
seine Gefolgsleute riefen es mit ihm. Dann ging er (weiter),
bis er an der Tür stand. Als die Kommandeure und die Soldaten
ihn in dieser Weise kommen sahen, saßen sie alle von ihren (Reit-)Tieren
ab auf den Boden. Der Beste von ihnen in diesem Moment war
derjenige, der ein Messer bei sich hatte, mit denen er die
Riemen seiner Sandalen zerschnitt, sie auszog und barfuß ging.
Al-Ridha (a.) rief an der Tür: ‚Allahu
akbar,’ und die Leute riefen es mit ihm, und es schien
uns, als ob der Himmel und die Mauern ihm antworteten, und
dass (der Ort) Merw von Weinen und Schreien erschüttert wurde,
als sie Abu al-Hassan (a.) sahen und ihn Allah verherrlichen
hörten. Als dies Ma´mun zu Ohren kam, sagte al-Fadhl ibn Sahl
(derjenige, der sowohl einen militärischen als auch ein
ziviles Amt bekleidete): ‚O Fürst der Gläubigen, wenn
al-Ridha auf diesem Wege den Gebetsplatz erreicht, werden die
Leute von ihm entzückt sein (und gegen uns rebellieren), und
wir alle fürchten um unser Leben. Befehle ihm,
zurückzukommen.’ Ma´mun sandte ihm folgende Botschaft:
‚Wir haben dir eine übermäßige Last aufgebürdet und dich
ermüdet. Wir wünschen nicht, dass du irgendwelche Härten
erfährst. Darum komm zurück und jemand anders soll die Leute
im Gebet anführen in der üblichen Form.’ Abu al-Hassan
(a.) rief nach seinen Stiefeln, zog sie an, stieg auf und
kehrte zurück. An jenem Tag waren die Leute uneins darüber, ob
ihr Gebet korrekt verrichtet worden war.“
Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad
berichtete mir von Muhammad ibn Ya´qub, von Ali ibn Ibrahim,
von Yasir, welcher berichtete: „Als Ma´mun sich entschlossen
hatte, Chorassan zu verlassen und nach Bagdad zu gehen, brach
er auf, und al-Fadhl ibn Sahl, der Mann, der zwei Posten
innehatte, ging mit ihm, und wir gingen mit Abu al-Hassan
al-Ridha (a.). Bei al-Fadhl ibn al-Sahl traf ein Brief von
seinem Bruder al-Hassan ibn al-Sahl ein, als wir uns an einem
der Rastplätze aufhielten, in welchem stand: ‚Ich habe (die
Zukunft) des (kommenden) Jahres erforscht, und ich habe
herausgefunden, dass du in dem-und-dem Monat am Mittwoch die
Hitze der eisernen Klinge (die in dich sticht) und die Hitze
des Feuers kosten wirst. Ich sehe, dass du, der Fürst der
Gläubigen (Ma´mun) und al-Ridha an jenem Tag ins Badehaus (Hammam)
geht, und dass du geschröpft wirst. Du wirst das Blut über
deinen Körper gießen, um das Unheil (jenen Tages) zu
beseitigen.’
Der Inhaber der beiden Posten (d.h.
al-Fadhl ibn Sahl) informierte Ma´mun schriftlich darüber und
bat ihn, Abu al-Hassan (a.) darüber zu befragen. Ma´mun
schrieb Abu al-Hassan (a.) und fragte ihn danach. Abu
al-Hassan (a.) antwortete ihm folgendes: ‚Ich werde morgen
nicht ins Badehaus gehen.’ Ma´mun schickte die Notiz noch
zweimal, und Abu al-Hassan (a.) schrieb ihm (zurück): ‚Ich
werde morgen nicht ins Badehaus gehen, denn ich habe heute
nacht den Gesandten Allahs (s.) (im Traum) gesehen, und er
sagte zu mir: ‘O Ali, gehe morgen nicht ins Badehaus.’ Darum,
o Fürst der Gläubigen, halte ich es nicht für klug, wenn du
und al-Fadhl morgen ins Badehaus geht.’ Ma´mun schrieb ihm
zurück: ‚Du hast die Wahrheit gesagt, o Abu al-Hassan, und
so (auch) der Gesandte Allahs (s.). Ich werde morgen nicht ins
Badehaus gehen, jedoch al-Fadhl soll selbst entscheiden.’“
Yasir berichtete weiter: „Als es Abend
geworden und die Sonne untergegangen war, sagte al-Ridha (a.):
„Sagt: ‚Wir suchen Zuflucht bei Allah vor dem Unheil, das in
dieser Nacht hereinbrechen wird,’“ und wir wiederholten
das immer wieder. Als al-Ridha (a.) das Morgengebet verrichtet
hatte, sagte er zu mir: ‚Steige auf das Dach und horche, ob
du etwas entdecken kannst.’ Als ich hinaufgestiegen war,
hörte ich Geschrei, welches mehr und mehr anschwoll, aber wir
konnten nichts entdecken. Da sahen wir Ma´mun durch die Tür
eintreten, die sein Haus mit dem Abu al-Hassans (a.) verband.
Er sagte: ‚Mein Herr, oh Abu al-Hassan, möge Allah dein
Leben verlängern für (den Verlust von) al-Fadhl. Er ging ins
Badehaus, und einige Leute stürzten sich mit den Schwertern
auf ihn und töteten ihn. Drei von denjenigen, die ihn
angegriffen hatten, wurden festgenommen. Einer von ihnen war
al-Fadhls Cousin, der Sohn des Mannes mit den beiden
Schreibfedern (d.h. er hatte zwei Ministerämter inne).’
Die Soldaten, die Kommandeure und die
Männer al-Fadhls versammelten sich vor dem Tor von Ma´mun. Sie
sagten: ‚Er (d.h. Ma´mun) hat ihn ermordet,’ und
aufgebracht forderten sie sein Blut. Sie brachten Feuer, um
das Tor in Brand zu setzen, und Ma´mun sagte zu Abu al-Hassan
(a.): ‚Oh mein Herr, würdest du zu ihnen gehen und sie
besänftigen, bis sie sich zerstreut haben?’ – ‚Ja’,
erwiderte er und stieg auf (sein Pferd). Er sagte zu mir:
‚Steig auf, Yasir,’ und ich stieg auf. Als wir aus dem Tor
des Hauses herausgetreten waren, schaute er auf die Leute, die
sich um ihn gedrängt hatten. Er bedeutete ihnen mit
Handzeichen, sich zu zerstreuen. Bei Allah, die Leute
begannen, zu fallen, einer über den anderen. Er zeigte nicht
auf einen von ihnen, ohne dass dieser wegrannte und direkt
verschwand.“
Abu al-Qasim berichtete mir von Dscha´far
ibn Muhammad, von Muhammad ibn Ya´qub, von Mu´alla ibn
Muhammad, von Musafir, welcher berichtete: „Als Harun ibn
al-Musayyib (die Person) Muhammad ibn Dscha´far angreifen
wollte, sagte Abu al-Hassan al-Ridha (a.) zu mir (d.h. Musafir):
‘Gehe zu ihm (d.h. zu Muhammad ibn Dscha´far) und sage ihm:
‘Gehe morgen nicht hinaus, wenn du morgen ausgehst, denn dann
wirst du in die Flucht geschlagen werden, und deine Gefährten
werden getötet werden.’ Und wenn er dich fragt, woher du das
weißt, dann sag ihm, dass du es im Schlaf gesehen hast.’ –
“Musafir fuhr fort: „Ich ging zu ihm und sagte: ‘Möge ich
dir geopfert werden, gehe morgen nicht aus, denn wenn du
ausgehst, dann wirst du in die Flucht geschlagen, und deine
Gefährten werden getötet werden.’ Er fragte mich, woher
ich das wisse. Ich antwortete, dass ich es im Schlaf gesehen
habe. Er sagte: ‘Der Sklave träumt (nur), wenn er nicht
sein Hinterteil gewaschen hat,’ dann ging er hinaus, wurde
in die Flucht geschlagen, und seine Gefährten wurden
getötet.’“