Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Überblick über die Berichte über die Ruhmestaten Abu Dscha´fars (a.) und die Beweise (für sein Imamat) und seine Wunder

Al-Ma´mun hatte eine große Zuneigung zu Abu Dscha´far (a.) aufgrund der großen Tugenden, die er von ihm trotz seines geringen Alters sah, wegen des Wissens, der Weisheit und der Vollkommenheit des Verstandes, die er erreichte und in denen niemand der Gelehrten seiner Zeit ihm gleichkam. Daher verheiratete er (al-Ma´mun) ihn mit seiner Tochter Umm al-Fadhl. Er (Abu Dscha´far al-Dschawad) nahm sie mit nach Medina. Al-Ma´mun sparte nicht an Ehrung, Verherrlichung und größter Wertschätzung für ihn.

Al-Hassan ibn Muhammad ibn Sulaiman überlieferte von ´Ali ibn Ibrahim ibn Haschim, von seinem Vater, von al-Rayyan al-Schabib, welcher berichtete: Als al-Ma´mun seine Tochter Umm al-Fadhl mit Abu Dscha´far Muhammad ibn Ali (a.) verheiraten wollte, kam das den Abbasiden zu Ohren und (diese Nachricht) schockierte sie und stimmte sie in höchstem Maße besorgt, denn sie fürchteten, dass die Angelegenheit (das Kalifat) so enden würde wie mit al-Ridha (a.) und waren bestürzt darüber.

Er (al-Ma´mun) versammelte die Nächsten seiner Familienangehörigen, und sie sagten zu ihm: „Wir beschwören dich bei Allah, o Fürst der Gläubigen, dass du von diesem Plan Abstand nimmst, zu dem du dich entschlossen hast, nämlich der Verheiratung des Sohnes al-Ridhas (mit deiner Tochter), denn wir fürchten, dass du von uns etwas von der Macht nimmst, die Allah uns zueigen gemacht hat und uns das ausziehen wirst, womit Allah uns bekleidet hat. Du weißt, was zwischen uns und diesen Leuten ist, früher und heute, und (auch die Politik) der Rechtgeleiteten Kalifen vor dir, sie (die Ahl-al-Bait, a.) zu isolieren und zu erniedrigen. Wir sind erschrocken über dein Vorhaben mit al-Ridha, bis Allah uns in dieser wichtigen Sache genügt. Bei Allah, wir bitten Dich, bringe uns nicht den Gram zurück, dem wir entkommen sind, und nimm von deiner Meinung über den Sohn al-Ridhas Abstand. Nimm jemand anderen, den du als gleichwertig erachtest von deiner Familie, der für diese Sache tauglich ist.“ Da sagte al-Ma´mun zu ihnen: „Ihr seid doch der Grund für das, was zwischen euch und der Familie von Abu Talib war. Es wäre besser für euch, wenn ihr sie gerecht behandeln würdet. Was nun das betrifft, was diejenigen vor mir mit ihnen getan haben, so war das ein Einschnitt in die Verwandtschaft, und ich nehme meine Zuflucht zu Allah davor. Bei Allah, ich bereue nicht, dass ich al-Ridha zu meinem Stellvertreter gemacht habe. Ich bat ihn, diese Aufgabe zu übernehmen und ich wollte mein (Kalifat) aufgeben, aber er weigerte sich. Der Befehl Allahs war eine beschlossene Sache. Was Abu Dscha´far Muhammad ibn ´Ali angeht, so habe ich ihn ausgewählt aufgrund seiner Überlegenheit gegenüber allen übrigen tugendhaften Männern an Wissen und Tugend trotz seiner Jugend sowie wegen seiner wundersamen Natur darin. Ich hoffe, dass er den Leuten zeigen wird, was ich schon von ihm weiß, so dass sie verstehen mögen, warum ich dies Ansicht über ihn habe.“

Sie sagten: „Dieser Junge, der dir gefällt, braucht Anleitung, denn er ist ein Junge ohne Einsicht (ma´rifa) und Kenntnis (fiqh). So lasse ihm noch Zeit, so dass er Erziehung und Verständnis in der Religion gewinne. Dann mach, was du für ihn als richtig erachtest.“ – „Wehe euch“, rief er, „ich weiß besser über diesen Jungen Bescheid als ihr, denn er ist von den Ahl-al-Bait, deren Wissen von Allah kommt, und die von Ihm Liebe und Eingebung bekommen. Seine Vorfahren sind noch immer reich an Wissen um Religion und Literatur, welches weit über dem des Volkes ist, dem es an Rang (ihrer) Vollkommenheit mangelt. Wenn ihr wollt, dann prüft Abu Dscha´far, auf dass er euch klarmache, dass sein Zustand so ist, wie ich euch beschrieben habe.“ „Wir sind damit einverstanden, ihn zu prüfen, für dich und für uns“, erwiderten sie, „so lasst uns unter uns jemanden bestimmen, der in deiner Anwesenheit ihn nach etwas aus dem Religionsrecht fragt. Wenn er darauf korrekt antwortet, dann werden wir da nicht mehr widersprechen und die richtige Ansicht des Fürsten der Gläubigen (Ma´mun) wird sowohl der Elite als auch der Allgemeinheit klar werden. Aber, wenn er dazu unfähig ist, dann werden wir ihm in dieser Hinsicht Schutz gewähren.“„Das ist eure Sache“, sagte Ma´mun, „und sie wird stattfinden, wann ihr wollt.“

Sie verließen ihn und kamen darin überein, Yahya ibn Aktham zu fragen. Dieser war zu der Zeit der Richter und in der Lage, eine Frage zu stellen, die er (Abu Dscha´far, a.) nicht würde beantworten können. Sie versprachen ihm wertvolle Dinge dafür. Sie kehrten zu Ma´mun zurück und baten ihn, einen Tag für die Versammlung auszuwählen, und er gab dem statt.

So kamen sie an dem verabredeten Tag zusammen, und Yahya ibn Aktham war (ebenfalls) anwesend. Er (Ma´mun) ließ für ihn (Abu Dscha´far, a.) einen Sessel mit zwei ledernen Polstern bringen. Abu Dscha´far (a.) trat hervor, und er war zu der Zeit neun Jahre und einige Monate alt. Er setzte sich zwischen die Lederpolster und Yahya ibn Aktham setzte sich ihm gegenüber. Die Männer standen in ihren angeordneten Positionen, und al-Ma´mun saß auf dem Sessel unmittelbar neben dem Abu Dscha´fars (a.).

„Fürst der Gläubigen“, sagte Yahya ibn Aktham, „erlaubst du mir, dass ich Abu Dscha´far frage?“„Frage ihn, ob er das erlaubt“, antwortete al-Ma´mun. Da ging Yahya ibn Aktham zu ihm (Abu Dscha´far, a.) hin und fragte: „Erlaubst du mir - möge ich dein Opfer sein - dich (etwas) zu fragen?“. – „Frage, wenn du willst“, erwiderte Abu Dscha´far (a.). „Was sagst du - möge ich dein Opfer sein - über einen Muhrim[1], der auf der Jagd (ein Tier) tötet?“, fragte Yahya ibn Aktham. „Tötete er es in dem nicht-heiligen Bereich (hill) oder im Heiligen Bereich (haram)? War er sich dessen bewusst, dass er Muhrim war oder war er sich dessen unbewusst? Tötete er es absichtlich oder aus Versehen? War der Pilger ein freier Mann oder ein Sklave, jung oder alt? Für das erste Mal oder zum wiederholten Mal? (War) das gejagte (Tier) Geflügel oder anderes? Klein oder groß? Bestand er darauf, was er getan hatte, oder war er reuig? Fand die Jagd bei Nacht oder bei Tag statt? War er ein Muhrim auf der Umra oder bei der Hadsch?“

Yahya ibn Aktham war verwirrt, und auf seinem Gesicht spiegelten sich Ratlosigkeit und Unentschlossenheit wider. Er stotterte so, dass die bei der Versammlung Anwesenden die Lage erkannten, und Ma´mun sagte: „Gepriesen sei Allah für diese Wohltat und den Erfolg (in der Bestätigung) meines Urteils“, dann schaute er seine Familiemitglieder an und sagte zu ihnen: „Gebt ihr jetzt zu, was ihr immer verneint habt?“ Dann ging er zu Abu Dscha´far hin und sagte zu ihm: „Würdest du zu uns sprechen, Abu Dscha´far?“„Ja, Fürst der Gläubigen“, erwiderte dieser, und Ma´mun sagte: „So sprich - möge ich dein Opfer sein - über dich, denn ich für meinen Teil bin mit dir zufrieden. Ich möchte dich mit meiner Tochter Umm al-Fadhl verheiraten, trotz (des Widerwillens) der Leute darüber.“„Preis sei Allah“, sagte Abu Dscha´far, „für die Bestätigung Seiner Wohltat. Es gibt keinen Gott außer Allah, (ich bezeuge) aufrichtig Seine Einheit. Allah segne Muhammad, den Herrn Seiner Geschöpfe und die Reinen seiner Familie.“ Dann fuhr er fort: „Es gehört zu der Gnade Allahs Seinen Geschöpfen gegenüber, dass er sie mit (der Unterscheidung) des Erlaubten von dem Unerlaubten bereicherte.“ Dann zitierte er (folgenden Vers):

‚Verheiratet die Witwen unter euch, die Rechtschaffenen unter euren Sklaven und Dienerinnen. Wenn sie arm sind, dann wird Allah sie aus Seiner Fülle reich machen. Allah ist Allumfassend, Allwissend.’[2]

Er fuhr fort: „So wird Muhammad ibn Ali ibn Musa um die Hand Umm al-Fadhls anhalten, der Tochter von Abdullah al-Ma´mun. Er hat für sie eine Brautgabe bereitgestellt, die Brautgabe seiner Urgroßmutter Fatima, der Tochter von Muhammad (a.), die 500 gute Dirham beträgt. Willst du ihn, Fürst der Gläubigen, für diese Brautgabe mit ihr verheiraten?“„Ja“, erwiderte al-Ma´mun, „ich habe Abu Dscha´far mit meiner Tochter Umm al-Fadhl für die erwähnte Brautgabe verheiratet, akzeptierst du die Heirat?“„Ich habe dieses akzeptiert und bin damit zufrieden.“, sagte Abu Dscha´far (a.). Al-Ma´mun befahl den Leuten, sich auf die höheren und niederen Ränge zu setzen. Al-Rayyan berichtete: „Es dauerte nicht lange, und wir hörten Stimmen wie die von Seefahrern in ihren Gesprächen. Dann erschienen Sklaven und zogen ein Boot aus Silber mit Seilen aus Seide und Karren gefüllt mit Ghalia[3]. Al-Ma´mun ordnete an, dass die Bärte der Hochangesehenen mit diesem Ghalia parfümiert werden sollten, dann wurde es an die von niederem Rang weitergereicht und sie wurden damit (ebenfalls ) parfümiert. Tische wurden aufgestellt, und die Leute aßen, für alle wurden gemäß ihres Ranges Geschenke verteilt.

Als die Leute sich zerstreuten, blieben nur einige Hochrangige übrig. Ma´mun sagte zu Abu Dscha´far: „Möge ich dein Opfer sein, würdest du uns das Gesetz (fiqh) mitteilen, das die Aspekte des Tötens (eines Tieres) durch einen Muhrim auf der Jagd detailliert festlegt, so dass wir es wissen und davon profitieren können?“„Ja“, antwortete Abu Dscha´far (a.), „wenn der Muhrim außerhalb des Heiligen Bereiches ein Tier tötet und es Geflügel und ausgewachsen war, dann (hat er eine Sühne) von einem Schaf zu leisten. Wenn er es innerhalb des Heiligen Bezirks (haram) erlegt hat, dann obliegt ihm die doppelte Sühne. Wenn er einen Jungvogel außerhalb des Heiligen Bezirks getötet hat, dann obliegt ihm (die Sühne) von einem entwöhnten Lamm. Wenn er es in dem Heiligen Bezirk getötet hat, dann muss er ein Lamm und (den Wert) eines Jungvogels (entrichten). Was das Wild angeht, wenn es ein Wildesel war, dann muss er ein Rind opfern. Wenn es ein Strauß war, muss er ein Kamel opfern. Wenn es eine Gazelle war, dann muss er ein Schaf opfern. Wenn er irgendeins davon im Heiligen Bezirk getötet hat, dann obliegt ihm das doppelte an Sühne als Opfer, das die Kaaba erreicht. Und wenn der Muhrim etwas erlegt hat, was ein Opfer erfordert und er den Ihram für die Hadsch angelegt hat, dann muss er in Mina opfern. Wenn sein Ihram für die Umra war, muss er in Mekka opfern. Die Sühne für einen Wissenden und einen (um das Verbot) Unwissenden ist gleich. Wenn er es absichtlich getan hat, ist es eine Sünde. Die Sündhaftigkeit wird von ihm genommen, wenn er es aus Versehen getan hat, und der Freie muss für sich selber Sühne leisten, und der Herr für seinen Sklaven. Der Minderjährige muss keine Sühne leisten, jedoch ist es verpflichtend für den Volljährigen. Der Reuige entkommt durch seine Reue der Strafe des Jenseits, jedoch der, der darauf besteht, wird im Jenseits Strafe zu erleiden haben.“ Da sagte al-Ma´mun zu ihm: „Das hast du schön gesagt, Abu Dscha´far, Allah hat dir Gutes gegeben. Meinst du, du kannst Yahya eine Frage stellen, wie er dir eine gestellt hat?“„Darf ich dich etwas fragen?“, fragte Abu Dscha´far Yahya. „Möge ich dein Opfer sein“, erwiderte dieser, „das liegt bei dir, doch wenn du die Antwort auf deine Frage weißt, dann werde (auch) ich nur davon profitieren.“„Sage mir“, sagte Abu Dscha´far: „Was ist das für ein Mann, der eine Frau bei Tagesbeginn angeschaut hat, und es war für ihn verboten, sie anzusehen? Wenn aber der Tag voranschritt, war sie ihm erlaubt. Mittags war sie für ihn verboten, und nachmittags war sie ihm erlaubt. Bei Sonnenuntergang war sie ihm verboten, doch als die Nacht hereinbrach, war sie ihm erlaubt. Bei Mitternacht war sie ihm verboten, und als die Morgendämmerung heraufzog, war sie ihm erlaubt. Was ist der Zustand der Frau, und warum war sie ihm zu verschiedenen Zeiten erlaubt und verboten?“„Bei Allah, Er hat mich nicht dahingehend geleitet, diese Frage beantworten zu können“, sagte Yahya, „und ich kenne nicht den Zugang dazu. Meinst du, du könntest uns davon profitieren lassen?“ Da sagte Abu Dscha´far (a.): „Diese Frau ist eine Sklavin eines Mannes. Ein Fremder (adschnabiy) schaute sie bei Tagesbeginn an, und es war für ihn verboten, sie anzuschauen. Als der Tag voranschritt, kaufte er sie von ihrem Herrn, und so wurde sie ihm erlaubt. Am Mittag ließ er sie frei, und so wurde sie ihm (wieder ) verboten. Als es Nachmittag wurde, heiratete er sie, und so wurde sie ihm erlaubt. Bei Sonnenuntergang machte er Zihar[4] zu ihr, und so wurde sie ihm verboten. Bei Einbruch der Nacht leistete er für das Zihar Sühne, und sie war ihm (wieder ) erlaubt, bei Mitternacht schied er sich mit der ersten Scheidungserklärung von ihr, da war sie ihm verboten, bei Morgendämmerung nahm er sie zurück, und sie war ihm (wieder) erlaubt.“ Dann ging al-Ma´mun zu den Anwesenden seiner Familie hin und sagte ihnen: „Ist unter euch jemand, der auf diese Frage so hätte antworten oder auf die vorhergehende Frage etwas hätte sagen können?“„Nein, bei Allah“, sagten sie, „wahrlich, der Fürst der Gläubigen weiß besser, was er entscheidet.“„Wehe euch“, sagte er zu ihnen, „die Mitglieder dieser Familie wurden unter der Schöpfung auserwählt für ihre Ruhmestaten, die ihr seht, und geringes Lebensalter hindert sie nicht an der Perfektion. Wisst ihr denn nicht, dass der Gesandte Allahs (s.), seine Einladung zum Islam (da´wa) damit begann, dass er Ali ibn Abu Talib (a.) dazu aufrief, ihm zu folgen, als dieser (erst) zehn Jahre alt war, und dass (dieser) von ihn den Islam annahm und damit Recht sprach? Er hat niemanden anderen in seinem Alter (zum Islam) aufgerufen. Al-Hassan und al-Hussain (a.) leisteten ihnen (dem Propheten und Imam ´Ali, a.) den Treueid, als sie jünger als sechs Jahre waren. Er nahm von keinem anderen Kind außer den beiden den Treueid an. Begreift ihr jetzt, wie Allah diese Menschen ausgezeichnet hat? Sie sind Nachkommen, die aufeinander folgen, so dass der Letzte von ihnen das ausführt, was der Erste von ihnen nicht ausführen konnte?!“„Du hast die Wahrheit gesprochen, Fürst der Gläubigen“, antworteten sie, dann erhoben sich die (anwesenden) Leute.

Am nächsten Tag kamen die Leute (wieder) und (auch) Abu Dscha´far (a.). Die Führer, die Kammerleute, die Höflinge und die einfachen Leute kamen, um al-Ma´mun und Abu Dscha´far (a.) zu gratulieren. Drei Tabletts aus Silber wurden gebracht, worauf sich haselnussgroße Stücke aus Moschus und geknetete Safran befanden, und diese Stücke enthielten Stücke von Papier, worauf ansehnlicher Reichtum niedergeschrieben war, das jährliche Einkommen und Landgüter. Ma´mun ließ sie unter die Höflinge verteilen. Jeder, in dessen (Hand) diese Nuss fiel, nahm ein Schriftstück heraus, und er ersuchte um dessen Einlösung, die ihm gewährt wurde. Große Geldsummen wurden an die Führer und andere verteilt. Die Leute zerstreuten sich und waren aufgrund der Geschenke und Gaben reich geworden, und al-Ma´mun gab Almosen an alle Armen, und er war immer großzügig zu Abu Dscha´far (a.), verherrlichte ihn sein Leben lang und empfahl ihn seinen Kindern und seiner gesamten Familie an. [5]

Die Leute haben überliefert: Umm al-Fadhl, die Tochter al-Ma´muns, schrieb ihrem Vater aus Medina einen Brief und beklagte sich über Abu Dscha´far (a.):

„Er hat Sklavinnen genommen (und befreit) und mich damit eifersüchtig gemacht“, und al-Ma´mun schrieb ihr (zurück): „Mein Töchterchen, wir haben dich nicht mit Abu Dscha´far verheiratet, um ihm zu verbieten, was erlaubt ist. Erwähne das, was du geschrieben hast, nicht noch einmal.“ [6]

Als sich Abu Dscha´far (a.) mit Umm al-Fadhl von al-Ma´mun in Bagdad in Richtung Medina aufmachte, kam er an die Straße, an der sich das Tor von Kufa befindet, wo ihn die Leute begleiteten. Er machte bei Sonnenuntergang bei dem Haus von Musayyib Halt, stieg ab (von seinem Reittier) und ging in die Moschee. In deren Hof war ein Lotusbaum, der noch keine Früchte getragen hatte. Er ließ einen Krug mit Wasser bringen und verrichtete die rituelle Waschung (wudhu´) an den Wurzeln des Lotusbaumes und verrichtete mit den Leuten das Abendgebet. In der ersten (rak´at[7]) verlas er die Sure „al-Hamd“[8] (al-Fatiha) und die Sure „al-Nasr“[9], in der zweiten (rak´at) verlas er „al-Fatiha“ und „Al-Ichlas“[10] und vor der Verbeugung (ruku´ der zweiten rak´at) betete er das Qunut-Bittgebet. Dann betete er die dritte (rak´at) und verrichtete die Bekenntnisverlesung (taschahhud) und den (abschließenden) Friedensgruß (salam). Danach saß er eine Weile und gedachte Allahs, Des Erhabenen. Anschließend stand er auf, ohne ein dem Gebet nachfolgendes Bittgebet zu sprechen (ta´qib) und verrichtete vier Gebetsabschnitte (rak´at) freiwilliges Gebet (nafilah). Danach sprach er ein anschließendes Bittgebet (ta´qib) und verrichtete zwei Dankbarkeits-Niederwerfungen (sadschda al-schukr), dann ging er hinaus. Als er an den Lotusbaum kam, trug er schöne Früchte. Die Leute sahen dies und wunderten sich darüber, sie aßen davon und fanden süße Lotusfrüchte ohne Kerne vor. Sie verabschiedeten sich von ihm, und er ging zu dieser Zeit in Richtung Medina. Er blieb da, bis al-Mu´tasim ihn im Jahre 220 n.H. (835 n.Chr.) nach Bagdad entsandte. Er blieb dort, bis er am Ende des Monats Dhu al-Qa´da im gleichen Jahr starb. Er wurde hinter seinem Großvater Abu al-Hassan Musa (a.) bestattet.

Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad, von Muhammad ibn Ya´qub, von Ahmed ibn Idris, von Muhammad ibn Hassan, von Ali ibn Chalid, der berichtete: „Ich war in al-Askar (Samarra´), und es wurde mir gesagt, dass dort ein Mann gefangen war, der aus Syrien in Ketten hergebracht worden war. Man sagte, er habe sich als ein Prophet ausgegeben. Ich ging zum Tor (des Gefängnisses) und überredetet die Wachmänner, bis ich zu ihm kam, und ich sah einen verständigen und intelligenten Mann. Ich fragte ihn: ‚Du, was ist deine Geschichte?’, und er erwiderte: ‚Ich war ein Mann in Syrien, der Allah an einem Ort diente, von dem des hieß, dass der Kopf von al-Hussain (a.) dort aufgespießt sein sollte. Eines Nachts war ich an meinem (Gebets-)Platz der Gebetsnische (mihrab) zugewandt, und gedachte Allahs, Des Erhabenen, als ich einen Mann vor mir stehen sah. Ich schaute ihn an, und er sagte, ich sollte aufstehen. Ich stand auf mit ihm, und er ging mit mir ein wenig. Plötzlich waren wir bei der Moschee von Kufa, und er fragte: ‚Kennst du diese Moschee?’, und ich antwortete: ‚Ja, das ist die Moschee von Kufa’, und er sagte: ‚Lass uns beten’, und ich betete mit ihm, bis er hinausging, und ich ging mit ihm. Er ging mit mir eine Weile, dann waren wir plötzlich bei der Moschee vom Gesandten Allahs (s.) . Er betete, und ich betete mit ihm. Danach ging er hinaus, und ich ging mit ihm mit. Er ging (wieder) eine Weile, dann waren wir plötzlich in Mekka, er umrundete das (Heilige) Haus, und ich umrundete es mit ihm. Danach ging er von dort weg und wanderte eine Weile, und da war ich plötzlich (wieder) an meinem Platz in Damaskus, an dem ich Allahs, Des Erhabenen, zu gedenken pflegte. Der Mann verschwand aus meinen Augen, und ich blieb verwundert zurück und war ergriffen von dem, was ich gesehen hatte. Das nächste Jahr sah ich jenen Mann (wieder) und freute mich (ihn zu sehen). Er rief mich, und ich antwortete ihm. Er tat (wieder) das Gleiche, das er im vorhergehenden Jahr gemacht hatte. Als er sich in Damaskus von mir trennen wollte, sagte ich zu ihm: ‚Ich bitte dich bei der Wahrheit, von der ich schätze, dass du sie besitzt nachdem, was ich von dir gesehen habe: Würdest du mir sagen, wer du bist?’‚Ich bin Muhammad ibn Ali ibn Musa ibn Dscha´far’. Ich erzählte jemandem, der zu mir kam, diese Geschichte über ihn. Dies erreichte Muhammad ibn ´Abd al-Malik al-Zayyat[11], und er ließ mich holen, festnehmen und in eisernen Ketten legen. Er brachte mich nach Irak und ich wurde eingesperrt, wie du siehst, und des Betruges angeklagt.’ – ‚Ich werde deine Geschichte Muhammad ibn ´Abd al-Malik al-Zayyat vortragen’, versprach ich. ‚Tu das’, antwortete er. Ich schrieb diese Geschichte und erläuterte seine (jenes Mannes) Anliegen darin und schickte sie zu Muhammad ibn Abd al-Malik ibn al-Zayyat. (Der Brief wurde zurückgeschickt), und auf seiner Rückseite stand folgendes: ‚Sage doch dem, der dich nachts von Damaskus nach Kufa gebracht hat, und von Kufa nach Medina, von Medina nach Mekka, und dich dann von Mekka nach Damaskus zurückgebracht hat, dass der dich aus diesem Gefängnis befreien soll.’ Das betrübte mich für sein Anliegen, ich hatte Mitleid mit ihm, ging fort und war traurig für ihn. Ich verließ ihn betrübt. Am nächsten Tag ging ich früh zum Gefängnis, um ihn über die Situation zu unterrichten und ihn zu Standhaftigkeit und Geduld zu mahnen, und ich fand dort die Soldaten, die Wachmänner, Gefängniswärter und eine große Menschenmenge hin- und her eilen. Ich fragte, was mit ihnen sei, und man sagte mir: ‚Der Mann aus Damaskus, der sich als Prophet ausgegeben hat, verschwand gestern aus dem Gefängnis, und man weiß nicht, ob die Erde ihn verschluckt oder die Vögel ihn geschnappt haben!’

Dieser ´Ali ibn Chalid (war) ein Zaidit, doch er bekannte sich zum Imamat (von Abu Dscha´far, a.), als er das gesehen hatte, und sein Glaube berichtigte sich.[12]

Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad berichtete mir von Muhammad ibn Ya´qub, von Muhammad al-Hussain ibn Muhammad, von Mu´alla ibn Muhammad, von Muhammad ibn ´Ali, von Muhammad ibn Hamza, von Muhammad ibn ´Ali al-Haschimi, der berichtete: „Ich (d.h. Muhammad ibn Ali al-Haschimi) ging am frühen Morgen nach seiner Hochzeit mit der Tochter Ma´muns zu Abu Dscha´far Muhammad ibn Ali (a.). In der Nacht hatte ich Medizin eingenommen. Ich war der Erste, der ihn an jenem Morgen besuchte. Mich überkam Durst, aber ich wollte nicht gern nach Wasser fragen. Abu Dscha´far (a.) schaute in mein Gesicht und sagte: ‚Ich sehe, dass du durstig bist’, und ich bejahte das. ‚Junge, bring uns Wasser’, sagte er (zu seinem Diener). Ich sagte zu mir selbst: ‚Sie werden ihm jetzt vergiftetes Wasser geben’ und ich war deswegen traurig. Der Diener kam mit Wasser. (Al-Dschawad, a.) lächelte mir ins Gesicht und sagte: ‚Diener, gib mir Wasser.’ Der gab ihm das Wasser und er (Abu Dscha´far, a.) trank es, dann gab er es mir, und ich trank. Ich war längere Zeit bei ihm und wurde (wieder) durstig. Er ließ Wasser bringen, und er tat so, wie er das erste Mal getan hatte, er trank, dann gab er es (das Wasser) mir und lächelte.“ Muhammad ibn Hamza fügte hinzu: „Muhammad ibn ´Ali al-Haschimi sagte zu mir: ‚Bei Allah, ich glaube, dass Abu Dscha´far wusste, was in den Seelen (der Menschen) ist, wie die Rafidhiten behaupten.’[13]

Abu al-Qasim Dscha´far ibn Muhammad berichtete mir von Muhammad ibn Ya´qub, von einer Gruppe seiner Gefährten, von Ahmad ibn Muhammad, von al-Hadschal und ´Amr ibn ´Uthman, von einem Mann aus Medina, von Mitrafi, der erzählte: „Abu al-Hassan al-Ridha (a.) starb, während er mir 4000 Dirham schuldetet, und niemand außer ihm und mir wusste davon. Abu Dscha´far (a.) ließ mich am darauffolgenden Tag zu sich rufen, und ich ging am nächsten Morgen zu ihm. ‚Abu al-Hassan ist gestorben, während er dir 4000 Dirham schuldete?’, fragte er. ‚Ja’, erwiderte ich, und er hob den Gebetsteppich hoch, der sich unter ihm befand, und darunter waren (eine Anzahl) von Dinaren, und er zahlte sie mir aus. Ihr Wert entsprach zu der Zeit 4000 Dinaren.´“[14]

Abu al-Qasim berichtete mir von Muhammad ibn Ya´qub, von al-Hussain ibn Muhammad, von Mu´alla ibn Muhammad, (von ´Ali ibn Asbat[15]), und er (Mu´alla ibn Muhammad) sagte: „Ali Abu Dscha´far (a.) war ein junger Mann, als sein Vater dem Tode nahe war, und ich schaute auf seine Gestalt, damit ich meinen Gefährten seine Erscheinung beschreiben konnte. Er setzte sich hin, dann sagte er: „Ali [16], Allah hat das Imamat bewiesen, wie er auch das Prophetentum bewiesen hat’“ und er rezitierte (folgenden Vers): Und Wir gaben ihm (Yahya, a.) die Urteilskraft (hukm) im Kindesalter.[17]

Abu al-Qasim, von Muhammad ibn Ya´qub, von ´Ali ibn Muhammad, von Sahl ibn Ziyad, von Dawud ibn al-Qasim al-Dscha´fari, der sagte: „Ich (Dawud ibn al-Qasim al-Dscha´fari) besuchte Abu Dscha´far (a.), und ich hatte drei Schriftstücke bei mir, die ohne Namen waren, und ich zweifelte darüber (wem sie gehörten) und war deswegen bekümmert. Er nahm eines davon und sagte: ‚Dies ist das Schriftstück von Rayyan ibn Schabib’, dann nahm er das zweite und bemerkte: ‚Dies ist das Schriftstück von dem und dem’, und ich sagte: ‚Ja, möge ich dein Opfer sein.’ Und er gab mir 300 Dinare und befahl mir, es zu einem seiner Cousins zu bringen und sagte: ‚Er wird zu dir sagen: ‚Zeig mir den (Geschäfts-)Partner, der für mich damit Hausrat kaufen will’, und ich sagte: ‚Ja’. Unterwegs sprach mich ein Kameltreiber an und bat mich, (Abu Dscha´far, a.) darauf anzusprechen, einen seiner Gefährten in seine Angelegenheiten einzuführen. So ging ich zu ihm, um mit ihm zu sprechen, und ich fand ihn mit einer Gruppe (von Leuten) beim Essen, so dass ich nicht mit ihm sprechen konnte. ‚Iss, Abu Haschim’, forderte er mich auf, und er stellte das vor mich hin, wovon ich essen sollte, dann fing er an zu sprechen, ohne dass ich gefragt hatte: ‚Diener, sieh nach dem Kameltreiber, mit dem Abu Haschim zu uns gekommen ist und geselle dich zu ihm’.

Eines Tages ging ich mit ihm (al-Dschawad, a.) in einen Garten. Ich sagte zu ihm: ‚Möge ich dein Opfer sein, ich habe das Verlangen, Erde zu essen, so bete für mich zu Allah’. Er schwieg, dann sagte er zu mir nach einigen Tagen: ‚Von nun an, Abu Haschim, hat Allah (das Verlangen,) Erde zu essen, von dir genommen’. Von dem Tage an war mir nichts verhasster als das.“ [18]

Die Berichte mit solcher Bedeutung sind zahlreich, und die, die wir angeführt haben, sind für unsere Zwecke ausreichend, so Allah will.

[1] Muhrim: Der Pilger im Weihezustand (Anm. d. Übers.)

[2] Heiliger Qur´an: 24:32

[3] Eine Art Parfüm, bestehend aus Moschus, Sandelholz, Kampfer und Albanien-Öl (dahn albani).

[4] Die Aussage: „Du bist für mich wie das Fleisch meiner Mutter“ (Anm. des Übers.)

[5] „A´lam al-Wara“: 335; „al-Ihtidschadsch“:443; und Ähnliches überlieferte al-Qummi in seinem Tafsir:1:182; „al-Mas´udi“ in „Athbat al-Wasiyya“:189, al-Tabari in „Dala´il al-A´imma”: 206; “al-Musannaf fi al-Ichtisas”: 98; Ibn al-Sabagh in “al-Fusul al-muhimma”: 267.

[6] „Manaqib Aal-i-Abi Talib“:4:382, „al-Fusul al-Muhimma”: 270; und ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in “al-Bihar”: 50:79/5.

[7] Gebetseinheit (Anm. d. Übers.)

[8] Die 1. Sure des Heiligen Qur´an (Anm. d. Übers.)

[9] Die 110. Sure des Heiligen Qur´an (Anm. d. Übers.)

[10] Die 112. Sure des Heiligen Qur´an (Anm. d. Übers.)

[11] Wesir der Kalifen al-Ma´mun, al-Mu´tasim und al-Wathiq.

[12] „Basa´ir al-Daradschat: 422/1; “al-Kafi”: 1:411/1; “Dala´il al-A´imma”: 214; “al-Ichtisas”: 320; “A´lam al-Wara”: 3322; “al-Chara´idsch wa al-Dschara´ih”: 380/10; und Ibn Sabagh erwähnte Ähnliches in “al-Fusul al-Muhimma”: 271; und gekürzt in “Manaqib Aal-i-Abi Talib”:4:393; und ´Allamah al-Madschlisi erwähnte es in “al-Bihar“: 50:40.

[13] „Al-Kafi“: 1:414/6; Dala´il al-A´imma”: 215; und “al-Chara´idsch und al-Dschara´ih”: 1:379/9; Ibn Schahraschub überlieferte es unter Auslassung des Anfangsteils in „al-Manaqib“: 4:390, und ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 50:54/28.

[14] „Al-Kafi“: 1:410/11; „A´lam al-Wara“: 334; Ibn Schahraschub erwähnte es mit leichter Abweichung in „al-Manaqib“: 4:391; Ähnliches bei „Chara´idsch wa al-Dschara´ih“: 1:378/7; und ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 50:54/29.

[15] Die Überlieferungskette von Muhammad ibn Ya´qub (a- Kulaini) ist etwas länger, und der Augenzeuge Ali ibn Asbat fehlt bei Scheich Mufid.

[16] In den Textversionen, in denen der Name ´Ali ibn Asbat fehlt, heißt es: „Mu´alla“.

[17] Heiliger Qur´an: 19:12

[18] „Al-Kafi“: 1:414/5; al-Tabrassi in „A´lam al-Wara“: 333, bis zum Buch über die Berichte von Haschim al-Dscha´fari“; al-Qutb al-Rawandi in „al-Chara´idsch wa al-Dschara´ih”: 2:664-665/1,2, 3,4; Ibn Schahraschub in “al-Manaqib”: 4:390; und ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 50:41/4,5, 6,7.

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