Buch der Rechtleitung
Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aussprache: kitaab-ul-irschaad
arabisch:
كتاب الارشاد
persisch:
كتاب الارشاد
englisch: Book of Guidance [kitab al irshad]

Hintergrundinformationen zum Buch siehe: Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad]

Aufzählung der Kinder Abu Abdillahs (a.), ihre Namen und ein Teil der Berichte über sie

Abu Abdillah (a.) hatte zehn Kinder:

1. Isma´il

2. Abdullah

3. Umm Farwa
Die Mutter (dieser drei) war Fatima bint Hussain ibn Ali ibn Hussain ibn Ali ibn Abu Talib (a.).

4. Musa

5. Ishaq

6. Muhammad

Alle drei waren Kinder einer (ehemaligen) Sklavin.

7. Al-Abbas

8. Ali

9. Asma’

10. Fatima

Alle hatten verschiedene Mütter.

Isma´il war der älteste unter seinen Brüdern, und sein Vater liebte ihn mit großer Güte und Zärtlichkeit. Einige der Schi´iten waren der Ansicht, dass er (das Imamat) übernehmen und der Nachfolger seines Vaters werden würde, da er der älteste unter seinen Brüdern war sowie aufgrund der Zuneigung seines Vaters zu ihm. Jedoch starb er in al-Arid (ein Tal in der Nähe von Medina) während der Lebenszeit seines Vaters (a.), und er wurde auf den Schultern der Männer zu seinem Vater nach Medina getragen und auf (dem Friedhof) al-Baqi’ begraben.

Es ist überliefert, dass Abu Abdillah (a.) sehr bekümmert war und ihn heftig betrauerte. Er schritt der Totenbahre barfuß voran und ohne Umhangtuch. Er ließ die Bahre vor der Beerdigung mehrmals auf die Erde niederlegen, und er enthüllte sein (Isma´ils) Gesicht und schaute es an. Auf diese Weise wollte er die Tatsache des Todes seines Sohnes denjenigen klarmachen, die letzteren für seinen Nachfolger hielten und um jeglichen Zweifel von ihnen zu nehmen, die ihn noch am Leben glaubten. [1]

Als Isma´il (r.) starb, gaben die Anhänger seines Vaters, die der Überzeugung gewesen waren, dass er (Isma´il) nach ihm der Imam sein würde, ihre Meinung auf. Eine kleine Gruppe (jedoch) behauptete, dass er am Leben sei, und sie gehörten weder zu den Anhängern seines Vaters (chassa) noch zu den Überlieferern über ihn, sie waren Extremisten und Übertreiber.

Als al-Sadiq (a.) starb, machte sich ein Teil von ihnen auf, um das Imamat Musas ibn Dscha´fars (a.) (als Nachfolger) nach seinem Vater (a.) zu verkünden, und die Übrigen teilten sich in zwei Gruppen: Eine Gruppe gab die Überzeugung, dass Isma´il noch am Leben war, auf und erklärten seinen Sohn Muhammad ibn Isma´il zum Imam aufgrund ihrer Annahme, dass das Imamat seinem Vater (Isma´il) zugestanden hätte, und dass ein Sohn ein größeres Anrecht darauf habe, das Imamat anzutreten, als der Bruder. Eine (andere) Gruppe hielt (an der Überzeugung) fest, dass Isma´il (noch) am Leben sei, (jedoch) heute sind sie extrem selten, und niemand von ihnen, auf den hingewiesen werden könnte, ist bekannt. Diese beiden Gruppierungen werden Isma´iliten genannt.

Diejenigen, die heute (noch) bekannt sind, sind diejenigen, die behaupten, dass das Ima­mat nach Isma´il seinem Sohn zugestanden hätte und dem Sohn seines Sohnes bis an das Ende aller Zeiten.

Abdullah ibn Dscha´far war der älteste seiner Brüder nach Isma´il, aber er hatte nicht die ehrenvolle Stellung bei seinem Vater wie die anderen seiner Söhne. Er wurde der Gegnerschaft der Lehren seines Vaters beschuldigt, und es hieß, dass er sich unter die Haschwiyya[2] zu mischen pflegte und der Glaubensrichtung der Murdschi´a[3] zuneigte. Er beanspruchte nach seinem Vater das Imamat und argumentierte, dass er der älteste unter den überlebenden Brüdern war. Eine Gruppe der Anhänger Abu Abdillahs (a.) schloss sich seiner Erklärung an, dann kehrten die meisten von ihnen später zu der Überzeugung zurück, dass sein (d.h. Abdullahs) Bruder Musa (a.) der (rechtmäßige) Imam war, als ihnen die Schwäche seiner Behauptung, die Stärke der Autorität Abu al-Hassans (d.h. Imam Musa, a.) sowie die Anzeichen und Beweise für dessen Imamat klar wurden. Eine kleine Anzahl von ihnen (jedoch) bestand auf ihrem Glauben und bekannten sich zu dem Imamat von Abdullah ibn Dscha´far. Sie sind die Sekte, die den Beinamen die Plattfüßigen (al-fathiyya) bekam, und dieser Spitzname hing ihnen an aufgrund ihrer Behauptung, dass sie Abdullah für den Imam hielten, denn dieser hatte Plattfüße[4]. Es heißt auch, dass sie so genannt wurden, weil derjenige, der das Imamat Abdullahs propagierte, Abdullah ibn Aftah genannt wurde.

Ishaq ibn Dscha´far (a.) gehörte zu den Leuten von (herausragendem) Verdienst, Rechtschaffenheit, Frömmigkeit und Anstrengung (auf Allahs Weg), und die Menschen überlieferten von ihm Aussprüche und Berichte. Wenn Ibn Kasib uns etwas über ihn berichtete, sagte er: „Die zuverlässige befriedigende Quelle Ishaq ibn Dscha´far hat (es) mir gesagt.“ Ishaq pflegte für das Imamat seines Bruders Musa ibn Dscha´far (a.) einzutreten, und er überlieferte durch seinen Vater die Ernennung seines Bruders Musa (a.) zum Imam.[5]

Muhammad ibn Dscha´far war mutig und großzügig. Er fastete gewöhnlich jeden zweiten Tag, (jedoch) er hatte die Ansicht der Zaidiyya bezüglich der Rebellion mit dem Schwert. Durch seine Frau Chadidscha bint Abdillah ibn al- Hussain wurde überliefert: „Muhammad verließ uns niemals mit einem Kleidungsstück, ohne dass er zurückkam und es jemand anderem gegeben hatte.“ [6] Jeden Tag pflegte er einen Schafbock für seine Gäste zu schlachten. Er führte eine Aufstand an gegen Ma’mun[7] im Jahre 199 n.H. (814/5) in Mekka, und der Zweig der Dscharudiyya der Zaidis folgten ihm. ‘Isa al-Dschaludi kämpfte gegen ihn, und er zerstreute seine (Muhammads) Truppe, nahm ihn (Muhammad) gefangen und schickte ihn zu Ma’mun. Als er dort ankam, behandelte Ma’mun ihn ehrenvoll, ließ ihn nahe bei sich sitzen und gab ihm die schönste Belohnung, und er residierte mit ihm (Ma’mun) in Chorassan und ritt zu ihm in einem Trupp (bestehend aus) dessen Neffen. Ma’mun ließ ihm Sachen durchgehen, die ein Herrscher (normalerweise) seinen Untertanen nicht durchgehen lässt.

(Jedoch) ist (auch) überliefert, dass Ma’mun ihm verweigerte, mit einer Gruppe Abkömmlingen Abu Talibs zu ihm zu reiten, die gegen Ma’mun im Jahre 200 n.H. aufgestanden waren und denen er Sicherheit gewährt hatte. Folgender Beschluss erreichte sie: „Reitet nicht mit Muhammad ibn Dscha´far, reitet mit Abdullah ibn al-Hussain“, jedoch weigerten sie sich, zu reiten und blieben in ihren Häusern. Dann kam der Beschluss zu ihnen: „Reitet, mit wem ihr wollt.“ Immer, wenn sie zu Ma’mun ritten, ritten sie mit Muhammad ibn Dscha´far, und gingen, wenn er ging.[8]

Musa ibn Salama erwähnte: „(Es) kam (eine Nachricht) zu Muhammad ibn Dscha´far, in der es hieß: „Die Diener des (Mannes) der beide zwei Führungspositionen innehat[9], haben deine Diener geschlagen wegen (eines Streits über) Feuerholz, das sie gekauft haben. Er ging hinaus, während er zwei Obergewänder anlegte, nahm einen dicken Stock mit und rezitierte folgenden Vers: ‚Der Tod ist besser für dich als ein Leben in Demütigung.’ Die Leute folgten ihm, bis er die Diener des Mannes mit den beiden Führerpositionen schlug, und er nahm das Holz von ihnen weg. Die Kunde (darüber) kam zurück zu Ma’mun. Dieser ließ den Mann mit den beiden Führungspositionen rufen und sagte zu ihm: ‚Geh zu Muhammad ibn Dscha´far, entschuldige dich bei ihm und lasse ihn entscheiden, (was) mit den Dienern (zu tun ist).’ Der Mann mit den beiden Führungspositionen ging zu Muhammad ibn Dscha´far.“

Musa ibn Salama berichtete weiter: „Ich saß bei Muhammad ibn Dscha´far, als er kam. Es wurde zu ihm (Muhammad) gesagt: ‚Dieser ist der Mann mit den zwei Führungspositionen’, und er (Muhammad) sagte: ‚Er soll nur auf dem Boden sitzen,’ und er und diejenigen bei ihm nahmen den Teppich, der sich im Hause befand und warfen ihn beiseite. Es war nur noch ein Kissen im Hause verblieben, auf dem Muhammad ibn Dscha´far saß. Als der Mann mit den beiden Führungspositionen zu ihm eintrat, machte Muhammad ihm auf dem Kissen Platz. Er jedoch weigerte sich, darauf zu sitzen und setzte sich auf dem Boden, entschuldigte sich bei ihm und gab ihm die Vollmacht, über seine Diener zu richten.“ [10]

Muhammad ibn Dscha´far starb in Chorassan, (wo er) mit Ma’mun (lebte), und Ma’mun ritt los, um (bei seinem Begräbnis) anwesend zu sein. Er traf sie (diejenigen, die das Begräbnis durchführten), als sie ihn (Muhammad ibn Dscha´far) gerade hinaustrugen, und als er auf die Totenbahre blickte, stieg er (von seinem Pferd) ab und ging zu Fuß, bis er zwischen die beiden Tragestangen (der Bahre) kam. Er blieb dort, bis (die Bahre auf den Boden) abgelegt wurde, dann trat er vor und sprach das Totengebet über ihn. Dann trug er ihn, bis er das Grab erreicht hatte, trat daraufhin in die Grabstätte hinein und blieb dort, bis (das Mausoleum) darüber errichtet wurde. Anschließend ging er hinaus und stand am Grabmal, bis das Begräbnis beendet war. Ubaidullah ibn al-Hussain rief ihm zu: „Fürst der Gläubigen, du bist müde geworden, möchtest du nicht lieber reiten?“ Ma’mun antwortete: „Dieses Band der Verwandtschaft ist für zweihundert Jahre zerschnitten worden.“

Von Isma´il ibn Muhammad ibn Dscha´far ist folgendes überliefert: „Ich sagte zu meinem Bruder, der neben mir stand, während Ma’mun am Grab stand: ‚Wenn wir ihm (d.h. Ma’mun) über die Schulden des Ehrwürdigen (Muhammad ibn Dscha´far) berichten würden, wir würden zu dieser Zeit niemanden finden, der ihm (dem Toten) näher steht als er,’ und wir begannen, (dies) Ma’mun gegenüber (zu erwähnen), und er erwiderte: ‚Wie viele Schulden hinterließ Abu Dscha´far?’ ‚Fünfundzwanzigtausend Dinar‘, antwortete ich. ‘Allah hat bereits seine Schulden von ihm genommen,’ sagte er (Ma’mun), ‚wem hinterließ er sein Testament?’ ‚Einem seiner Söhne namens Yahya in Medina,’ gaben wir zur Antwort. ‚Er ist nicht in Medina,’ gab er zurück. ‚Er ist in Ägypten, und wir wussten, dass er dort ist, aber wir wollten ihn nicht wissen lassen (,dass wir) über sein Verlassen von Medina (Kenntnis haben), damit ihm kein Schaden dadurch entsteht, dass er weiß, dass wir seine Abreise von dort missbilligen.’[11]

Ali ibn Dscha´far (r.) war ein Übermittler von Überlieferungen, korrekt in der Vorgehensweise, mit starker Frömmigkeit und großen Vorzügen. Er war seinem Bruder Musa (a.) sehr nahe und überlieferte vieles von ihm.

Al-Abbas ibn Dscha´far (r.), war von herausragenden Tugenden und edel.

Musa ibn Dscha´far (a.) war unter den Söhnen Abu Abdillahs (a.) der Erhabenste an Rang und der die größte Wertschätzung erfuhr sowie der Verehrteste bei den Menschen aufgrund seines Ansehens. In seiner Zeit wurde niemand gesehen, der großmütiger und freundlicher in Geist und Umgang war als er. Er war unter den Leuten seiner Zeit der am meisten dem Gottesdienst Zugeneigte, der Frömmste, der Erhabenste und der Kenntnisreichste in der islamischen Gesetzeswissenschaft. Die Angehörigen der Partei seines Vaters stimmten über (die Richtigkeit) sein(es) Imamat(s) überein sowie über die Verehrung seines Rechtes (Imam zu sein) und über die (Notwendigkeit zur) Ergebung unter seine Befehle.

(Zahlreiche) Bestimmungen über sein Imamat und Hinweise auf seine Nachfolgerschaft wurden von seinem Vater überliefert. Sie bekamen von ihm die Richtschnur für ihre Religion. Sie (die Überlieferer) berichteten von ihm Zeichen und Wunder, durch welche der Beweis für sich und die Rechtmäßigkeit seines Imamats erbracht wurde.

[1] Al-Tabrassi berichtete es in „A´lam al-Wara“: 284; und ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 47:242.

[2] Haschwiyya: Sie waren der Meinung, dass Ali (a.), Talha und Zubair mit ihrem Krieg im Unrecht bzw. diejenigen im Recht waren, die sich von selbigen fernhielten, sich allesamt von ihnen abwandten, sich von ihnen lossagten und die Angelegenheit Allah überließen. („Firaq al-Schi’a“:15)

[3] Murdschi´a: Sie waren der Ansicht, dass alle Leute der Qibla (ahl-al-qibla, gemeint sind alle Muslime) Gläubige durch ihre klare Versicherung ihres Glaubens waren. Sie ordneten die Wichtigkeit der Tat derjenigen der Absicht unter, und sie erhofften Vergebung (auch) für den widersetzlichen Gläubigen („Firaq al-Schia“: 6)

[4] arabisch bedeutet der Wortstamm von „fathiyya“, aftah, so viel wie plattfüßig.

[5] Al-Tabrassi berichtete es in „A´lam al-Wara“: 290: dort kommt es vor im Kapitel über die Ernennung von Imam Musa ibn Dscha´far (a.) - (zum Imam).

[6] „Maqatil al-Talibiyyin“: 538; „Tarich Bagdad“: 2:113; und ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in “al-Bihar”: 47:243.

[7] Der damalige Kalif (Anm. d. Übersetzung)

[8] Abu al-Faradsch al-Isfahani wies darauf hin in „Maqatil al-Talibiyyin“: 537, und al-Tabrassi berichtete es in A´lam al-Wara“: 285.

[9] Der Mann mit den beiden Führerpositionen (d.h. militärische und zivile Verwaltung) war al-Fadhl ibn Sahl.

[10] ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“: 47:244.

[11] ´Allamah al-Madschlisi überlieferte es in „al-Bihar“:47:244.

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