Über das Verhalten des Propheten
Das, was der Religion, die der Gesandte Gottes verkündete,
zugrunde liegt und was er als Quell zum Glück des Menschen
verstand, war das Grundsätzliche, Eigentliche, von dem alles
abhängt. Mit anderen Worten: ‘Tawhid”.
Das heißt: Derjenige, der die Welten erschuf und dem allein
Anbetung gebührt, ist der Eine, Einzige Gott. Niemand anders
außer Ihm - Allah - ist zu huldigen. Nur Er ist anzubeten und
zu lobpreisen. Das aber bedeutet, dass es in der menschlichen
Gesellschaft - so nach dem Tawhid-Prinzip vorgegangen wird -
Diskriminierung nicht geben darf und kann. Alle sind
Brüder..., gleichwertig. Niemandem ist bedingungsloser
Gehorsam entgegenzubringen ais einzig und allein Gott.
Wie Gott im 63. Vers der Sure 3, Ale-Imran, spricht:
Sprich: O Volk der Schrift! Kommt und lasst uns in einem,
das euch und uns gegeben ist , einig sein. Nämlich, dass wir
niemanden als nur den Einzigen Gott, den Schöpfer und Erhalter
der Welten anbeten und Ihm keine weitere Gottheit beisetzen.
Das nicht die einen von uns andere aus unseren Reihen als
unumschränkte Herren und Gebieter betrachten und ihnen absolut
gehorchen und dienen!
Hadrat Muhammad (s.) wollte den Tawhid-Glauben
verbreiten. Das war sein Ziel. Und so lud er mit zu Herzen
gehenden Worten und seinem freundlichen Verhalten zum
Ein-Gott-Bekennen ein..., anhand überzeugender Argumente. Auch
seine Gefährten wies er an, in der gleichen Weise vorzugehen.
Diesbezüglich lesen wir im 108. Vers der Sure 12, Yussuf:
Sprich : Ich lade die Menschen zu Gott ein, und zwar so,
dass sie meine Botschaft wirklich verstehen und akzeptieren
können. Und jene, die mir folgen, gehen ebenso vor.
Hadrat Muhammad (s.a.a.s) betrachtete alle Menschen als
gleichwertig und als Brüder. Dementsprechend verhielt er sich
und handelte er. Bei der Durchführung der göttlichen Gebote
und Regelungen (auch der strafrechtlichen) machte er niemals
Unterschiede. Das göttliche Maß und Gesetz galt für alle.
Diskriminiert bzw. bevorzugt wurde niemand.
Verwandtschaftliche oder freundschaftliche Beziehungen ließ er
bei Beurteilungen und Entscheidungen nicht gelten.
Ob jemand arm war oder reich, angesehen oder nicht schwach
oder stark, schwarz oder weiß etc. war völlig bedeutungslos,
wenn es darum ging, Gerechtigkeit walten zu lassen.
Einem jeden sprach er das zu, was das göttliche Gesetz, das
Gesetz der Religion, forderte und erwartete. Er sagte:
Und wenn meine Tochter Fatimah, die mit das Liebste auf
Erden ist, sich des Diebstahls schuldig machte, so ließe ich
ihr die Hand abschlagen..
Niemand hatte das Recht, seinen Mitmenschen Befehle zu
erteilen, über sie zu bestimmen oder ihnen Gewalt anzutun.
Das Gesetz musste eingehalten werden, ansonsten besaß die
Bevölkerung volle Freiheit. (Allerdings..., und das durfte
wohl einem jeden klar sein, Freiheit einem allgemeinen Gesetz
gegenüber - welchem auch immer, nicht nur dem islamischen -
kann es nicht geben, da ein Öffentliches Gesetz zu
respektieren ist.
Im 158. Vers der Sure 7, A’taf, lesen wir:
Jene aus dein Volk der Schrift’ (AhI-ul-Kitab), die dem “Nabi
Ami“ (des Lesens und Schreibens nicht kundigen Propheten)
folgen, über den in ihren Buchern - Thora und Evangelium
geschrieben steht..., er ist jener Prophet, der sie zu dem
aufruft, was ihr reines, gottgebendes Wesen als gut erkennt
und der ihnen das verwehrt, was es als nicht gut empfindet.
Das, was rein und gut ist, erlaubt er ihnen und das, was
schlecht und verderblich ist, untersagt er. Er, der sie von
harten, schwierigen Sitten und Regelungen befreit und ihnen
die Ketten nimmt, von denen sie gefesselt waren. Wer ihm
glaubt und ihn akzeptiert, wer dem Licht, das ihm hinabgesandt
ward (Koran) folgt, ist errettet. 0 Prophet, sag den Menschen:
Gott hat mich zu euch geschickt . Und das , zu was mich Gott
aufgerufen hat , werde ich unter euch praktizieren.
An diese göttliche Weisung, an das Prinzip
“Gleichberechtigung in der Gesellschaft bzw. soziale
Gerechtigkeit’ hielt sich Hadrat Muhammad (s.)
konsequent, weshalb er beispielsweise für sich selbst niemals
Privilegien und dergleichen akzeptierte bzw. in Anspruch nahm.
Wer ihn nicht kannte, wusste nicht, wer von den Anwesenden
einer Versammlung, an der Hadrat Muhammad (s.) teilnahm,
der Prophet war. Denn niemals setzte sich der Gesandte Gottes
auf einen ‘Ehrenplatz, sondern er saß inmitten der anderen...,
schlicht und bescheiden wie die Einfachsten der Gesellschaft.
Er half im Haushalt mit, empfing einen jeden, der zu ihm
kam, persönlich und lauschte aufmerksam dessen Worten.
Ging er auf Reisen, so geschah es ohne jeglichen Aufwand,
ohne ein besonderes bzw. offizielles Protokoll. Er reiste wie
die übrigen auch.
Mit finanziellen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen,
half er im wesentlichen Bedürftigen aus ihrer Not. Nur einen
sehr geringen Teil davon verwendete er in eigener Sache, um
die notwendigsten Ausgaben seines privaten Lehens davon zu
bestreiten. Doch selbst darauf verzichtete er häufig, um
Notleidenden unter die Arme zu greifen. Er sparte sich den
Bissen vom Munde ab, um denen zu geben, die hungrig waren...,
er hungerte mit den Hungrigen, lebte wie die Ärmsten der
Gesellschaft und setzte sich zu ihnen.
Nichts unterließ er, um den Entrechteten zu ihrem Recht zu
verhelfen. Dafür setzte er sich ein. Wenn es jedoch um seine
persönlichen Angelegenheiten ging, so war er voller Nachsicht
und Verzicht.
Erinnern wir uns: Als nach der Eroberung Mekkas die Großen
der Quraisch zu ihm kamen, verhielt er sich gütig und
verzeihend, obgleich sie ihm vor seiner Auswanderung nach
Medina hart zugesetzt, ihm Leben und Wirken schwer gemacht und
auch danach mit Intrigen, Angriffen und Komplotts gegen ihn
gearbeitet hatten. Kein scharfes Wort sprach er zu ihnen, er
verzieh ihnen allen.
Bei Freund und Feind war er bekannt für seine hohe Tugend
und edle Gesinnung. Sein gutes, wohlwollendes und feines
Verhalten, seine Freundlichkeit, Großherzigkeit, seine
Bescheidenheit, Gute, Noblesse und Geduld waren sprichwörtlich
und beispiellos.
Einen jeden, dem er begegnete - ob Mann, Frau oder Kind -
grüßte er zuerst.
Einer seiner Gefährten bat ihn, sich ihm zu Füßen werfen zu
dürfen. Der Prophet sprach: Was sagst du da? Das sind
Methoden, derer sich Könige und Fürsten bedienen. Ich aber bin
Prophet und Diener Gottes.
Von dem Tage an, da Gott ihn aussandte, um die Menschheit
rechtzuleitend und ihr die göttliche Botschaft zu verkünden,
bemühte er sich unermüdlich darum, seiner prophetischen
Mission gerecht zu werden. In den dreizehn Jahre nach seiner
Ernennung zum Propheten, die er in Mekka unter größten
Schwierigkeiten und Repressalien, die ihm seitens der
Götzendiener widerfuhren, verbrachte, beschäftigte er sich mit
nichts anderem als der Verkündigung der Lehre Gottes, des
Islam.
Und ebenfalls in den zehn Jahren nach seiner Emigration
setzte er sich ohne Unterlass für die Aufklärung über den
Einzigen Gott, sein Wort sowie die Durchführung und
Verbreitung der islamischen Gesetze ein. Trotz all der Harten,
denen er und die Muslime ausgesetzt waren, trotz all der
Probleme und Komplikationen, die die Feinde Gottes
heraufbeschworen, trotz der Sabotageakte, die aus dem Lager
der. Juden und Munafiqan kamen. Ganz abgesehen von den mehr
als achtzig militärischen Auseinandersetzungen mit den
Feinden, die er und die Muslime zu bewältigen hatten.
Doch nicht nur das. Die Führung der muslimischen
Gesellschaft und Verwaltung ihrer Angelegenheiten bzw. des
gesamten islamischen Herrschaftsbereiches - der sich
inzwischen über die gesamte arabische Halbinsel erstreckte -
oblag ihm. Sogar um individuelle Probleme seiner
Glaubensgeschwister kümmerte er sich persönlich.
Was seine Couragiertheit und Kühnheit betraf, soviel: Er
war so beherzt, dass er sich in einer Zeit und Gesellschaft, in
der rohe Gewalt, Unrecht und Torheit das Zepter führten, erhob
und trotz aller Widerstände und Drohungen die Religion Gottes
verkündete. Unerschrocken und unermüdlich. Rohheiten und
Verfolgung vermochten ihn nicht zu hindern bzw. Zaudern und
Schwäche in ihm hervorzurufen. Dieses und auch die Tatsache,
dass er niemals, in keinem Gefecht, vor dem Feind die Flucht
ergriff, dürften genügen, um sich ein Bild von seinem Mut und
seiner Tapferkeit machen zu können.
Auch folgendes soll nicht ungesagt bleiben: Hadrat Muhammad
(s.) war außerordentlich reinlich und achtete auf ein
gepflegtes Aussehen. Hygiene und
Sauberkeit zu wahren, verstand und bezeichnete er als
Zeichen wahren Glaubens an Gott. Er sagte:
Reinlichkeit und Reinheit sind Zeichen des Glaubens...
Darüber hinaus, dass er reinlich war, achtete er auf
ordentliche, d.h. heile, saubere Kleidung und liebte es, sich
mit Wohlgerüchen zu umgeben. Mit anderen Worten:
Reinlich, in sauberer gepflegter Kleidung, wohlduftend als
auch sich wohlverhaltend begegnete er den Mitmenschen.
Sein Wohlverhalten und adrettes Äußere behielt er sein
ganzes Leben lang bei. Er war bescheiden, dezent und bediente
sich - wie gesagt - niemals irgendwelcher Privilegien und
“Protokolls”, die seinen hohen gesellschaftlichen Stand und
Rang gekennzeichnet hätten.
Während seines gesamten Erdendaseins hat Hadrat Muhammad (s.)
niemals jemanden gekränkt oder verunglimpft. Überflüssige bzw.
sinnlose Reden führte er nicht, und wenn er lachte, geschah es
niemals lauthals und schallend. Er liebte es, nachzudenken und
hörte den Worten eines jeden aufmerksam zu..., sei es, dass
jemand eine Bitte äußerte, sich beschwerte oder sonst was auf
dem Herzen hatte. Nie waren seine Antworten unüberlegt,
schroff oder ungeduldig. Niemals unterbrach er die Rede eines
anderen und verwehrte niemandem, frei zu sprechen. Irrte sich
jemand, so machte er ihn in feiner, niemals verletzender Art
darauf aufmerksam.
Hadrat Muhammad (s.) war überaus gütig, freundlich und
mitfühlend. Es tat ihm weh, wenn jemand litt, doch..., wenn es
galt, Verbrechen und Unrecht. zu ahnden, erlag er seiner
“Weichherzigkeit” nicht, sondern ging gerecht und konsequent
vor. Und wie bereits erwähnt: Bei der Durchführung des
Gesetzes machte er keinerlei Unterschiede zwischen den
Betroffenen.
Als einmal jemand der Ansar bestohlen wurde, standen zwei
Männer - ein Jude und ein Muslim - unter Verdacht. Viele der
Ansar bedrängten den Propheten, den Juden zu verurteilen. Es
ging ihnen um das Ansehen der Muslime, insbesondere der Ansar.
Abgesehen davon stellte die Feindseligkeit, die die Juden
gegen die islamische Ummah hegten, ein offenes Geheimnis dar.
Der Prophet aber, der den Muslim für schuldig befand, ging auf
das Drängen der Ansar nicht ein, er stellte sich ganz
offenkundig auf die Seite des Juden - da dieser unschuldig war
- und ließ den Muslim für sein Vergehen bestrafen.
Als Hadrat Muhammad (s.) zu Beginn des Krieges “Badr”
die Reihen des muslimischen Heeres abschritt, stieß er auf
einen Soldaten, der ein wenig außerhalb seiner Reihe stand. Er
drückte ihn mit seinem Stab zurück, damit er in Reih und Glied
mit den übrigen Kämpfern zu stehen kam. Der Soldat wand ein:
“0 Gesandter Gottes, du hast mir mit deinem Stab wehgetan.
Prophet Muhammad (s.) drückte ihm daraufhin seinen
Stab in die Hand, schob sein Gewand zur Seite und sprach:
“Vergilt es nun!” Der Mann trat hervor, küsste den Leib des
Propheten und sprach: “Ich weiß, dass ich in diesem Gefecht
fallen werde. Aber ich wollte dich, bevor ich den Tod finde,
berühren. Datum trat ich aus meiner Reihe hervor...” Er focht
kühn und kraftvoll gegen den Feind..., bis zum Schahadat.
Prophet Muhammad (s.) unterstützte stets die
Schwachen und Unterdrückten. Seine Gefährten wies er an, ihn
die Bedürfnisse, Wünsche und Klagen der Schwächeren der
Gesellschaft wissen zu lassen, damit ihnen geholfen werden
könne. Und er ermahnte sie, dieser seiner Anordnung
gewissenhaft nachzukommen.
Es wird überliefert, dass seine letzten Worte eine Ermahnung
im Zusammenhang mit Unfreien und den Frauen betrafen, die er
der “Ummah” ganz besonders anempfahl. Gottes Friedens- und
Segensgruß sei mit ihm und seiner edlen Familie.