Zur Islamischen Ethik
Weil er “Mensch” ist...
All die zahllosen Dinge, von denen der Mensch zur
Erleichterung seines Lebens Gebrauch macht, standen ihm - mit
Ausnahme einiger weniger - nicht von Anbeginn an zur
Verfügung. Er musste sie sich vielmehr im Laufe der Zeit durch
Fleiß und unermüdliche Anstrengung erarbeiten. Sicher ist
auch, dass er, der Mensch, vom ersten Augenblick an, da er
seinen Fuß in diese Welt setzte bis zum heutigen Tag niemals
die Hände in den Schoß legte und sich von “Arbeit, Erwerb und
Erreichen’ zurückzog. Unentwegt mühte er sich, um die Dinge,
die ihm das Leben erleichtern und die er benötigt, zu
beschaffen, zu nutzen und zu verbessern. Dieses entspricht
seiner ihm von Gott gegebenen Natur. Das kann und darf auch
gar nicht anders sein, da ein .Mensch, dessen
“Aktivitätstrieb” erlischt, “erstirbt”. Alles in ihm
erschlafft, wird ‘inaktiv” und setzt aus..., Herz, Lunge,
Gehirn etc...
Er arbeitet und betätigt sich, weil er “Mensch” ist. Weil
dieses Sich-Aktivieren zur menschlichen Natur gehört. Sein
gottgegebenes “inneres Erkennen” sagt ihm, dass er sich um sein
Wohlergehen und Weiterkommen bemühen muss, weshalb er sich
anstrengt und etwas dafür tut. Instinktiv begreift er - wo und
in weichem Milieu er auch leben mag, ob er religiös
eingestellt ist oder nicht, ob sozial engagiert oder im Despot,
ob Stadtmensch oder Beduine -, dass es eine Reihe von Aufgaben
gibt, die er, um eines intakten Lebens willen erfüllen muss.
Indem er diesen entspricht, kommt er seinen tatsächlichen, in
seinem menschlichen Wesen veranlagten Wünschen entgegen und
schafft die Voraussetzungen zu seinem Lebensglück. Der Wert
dieser Aufgaben und Verpflichtungen, die - so er sie erfüllt -
der einzige Weg zu seinem Wohl sind, entsprechen dem Wert
seiner Menschlichkeit, seines “Mensch-Seins”. Kostbareres und
Wertvolleres aber, dass er mit diesem austauschen möchte, kennt
er für sich nicht...
Mit anderen Worten: Pflichtbewusstsein und
Aufgabenerfüllung haben das wichtigste in unserer Lebenspraxis
zu sein. Darum, weil darin - wie bereits gesagt - unser
Mensch-Sein beruht. Wer seine Verpflichtungen jedoch
vernachlässigt, büßt von seiner Menschlichkeit ein. Und mit
jedem Nicht-Erfüllen seiner Aufgaben sinkt er tiefer und
tiefer hinab.., auf ein immer niedrigeres Niveau. Wenngleich
er in der Tiefe seines Seins über sein eigenes Niedrigsein
recht wohl im Bilde und damit unzufrieden ist. Je tiefer er
aber sinkt und je weniger er seiner Verantwortung als Mensch
gerecht wird, umso mehr schadet er damit seiner Gesellschaft
und vor allen Dingen sich selbst.
Gott spricht im der Sure 103, Asr:
Der Mensch ist Verlußt und Verelendigung ausgesetzt. Außer
jenen, die glaubend sind und gute Werke tun und einander
aufrufen, der Wahrheit zu folgen und standhaft-geduldig zu
sein.
Und im 41. Vers der Sure 30, Rum, heißt es:
Infolge des hässlichen Tuns des Menschen bereitet sich
Unheil und Verderben in der Welt aus.