Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

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Keiner will Mörder sein

Ein gewisser Minhal (L Muhanna ben Omar) trat zu 'Ali ben Husein und fragte ihn: wie befindest du dich heute Morgen, o Sohn der Tochter des Gottgesandten? Er antwortete: wie jemand, dessen Vater gestern getötet ist und der heute zum Tode verdammt wird; wir beklagen uns bei Gott über das, was uns gestern und heute widerfährt. Dann fuhr er fort: Gestern rühmten sich die Araber gegen die Ausländer, dass Muhammed von ihnen abstamme, heute rühmen sich die Kureisch vor den Arabern, dass er zu ihnen gehöre, und wir, die Glieder seines Hauses sind die, denen Unrecht geschieht, die Unterdrückten. Er hatte dies mit lauter Stimme gesprochen und brach danach in Weinen und Wehklagen aus, sodass Jazid für sein eigenes Leben fürchtete. Er sagte deshalb zu dem, welcher ihn hatte die Kanzel besteigen lassen: weshalb hast du diesen Burschen auf die Kanzel steigen lassen, dass er eine solche Rede halte? du wünschest selbst nur, dass mein Wohlergehen, meine Herrschaft ein Ende nehme. Der Mann erwiderte: Ich habe nicht gedacht , dass dieser Bursch bei seinen jungen Jahren eine solche Rede halten würde. Jazid fuhr fort: wehe dir! der ist so einer von jenem Schlage; gebiert eine Schlange etwas anders als kleine Schlangen? dies ist ein Blatt von jenem Baume, er gehört zu der Familie des Prophetenhauses. — Der Mann entgegnete: Da du wusstest, dass er zu der Familie des Prophetenhauses gehöre, warum hast du seinen Vater, seine Angehörigen und seine Hausgenossen getötet? Er antwortete: Gebe uns Gott für dich einen anderen, der besser gegen uns gesinnt ist als du, und gebe dir Gott für uns einen, der schlechter gegen dich ist als wir. Jazid befahl, ihm den Kopf abzuschlagen.

Die Einwohner von Damaskus befanden sich in einem Schlafe und als sie erwachten, und müßig auf den Märkten standen, fingen sie an so zu reden: Dies ist der Kopf des Sohnes der Tochter des Gottgesandten, davon hat uns Jazid nichts wissen lassen, er hat uns nur gesagt, es sei ein Rebell, der im Lande Irak gegen ihn aufgestanden sei. Als Jazid dies hörte, ließ er für sie einzelne Teile des Koran anfertigen und in den Moscheen verteilen, wenn dann das Frühgebet gesprochen war, wurden ihnen die Teile auf ihren Plätzen in die Hände gegeben, damit sie sich damit beschäftigten und an Husein nicht denken sollten. Aber die Leute unterhielten sich von nichts anderem als von Husein und einer sprach zu dem anderen: weißt du schon, was mit dem Sohne der Tochter des Gottgesandten geschehen ist? Dies wurde Jazid hinterbracht und er merkte, dass sie sich mit nichts anderem als mit der Geschichte Huseins beschäftigen würden. Er ließ deshalb ausrufen , dass sie zu ihm kommen sollten , und als sie alle versammelt waren, trat er unter ihnen als Redner auf und sprach: Ihr Bewohner von Damaskus behauptet, dass ich Husein ben 'Ali getötet habe; bei Gott! ich habe ihn nicht getötet und auch nicht befohlen, dass er getötet werde , sondern mein Präfekt Ihn Margana hat ihn getötet; bei Gott! ich werde den töten, der ihn getötet hat. Dann ließ er die herbeirufen, welche in dem Kampfe gegen Husein an der Spitze gestanden und ihm den Kopf abgeschnitten hatten, und als sie sich vor ihm aufgestellt hatten, wandte er sich an Schabath ben Rib'f und sagte: wehe dir ! habe ich dir befohlen Husein zu töten oder hast du ihn (aus freien Stücken) getödtet. Schabath antwortete: bei Gott! ich habe es nicht getan. — Wer denn? — el-Mugabir ben el-Duheina. — Nun wandte sich Jazid an diesen und sagte : wehe dir , Mucabir ! du hast Husein getödtet. — Bei Gott ! ich habe es nicht getan. — Wer denn? — Keis ben el-Rabi' . — Wehe dir, Keis ! du hast Husein getödtet. — Bei Gott: ich habe es nicht getan. — Wer denn? — Schimr ben Dsul-Gauschan, den Gott verdamme. — Er wandte sich jetzt an Schimr und sagte : habe ich dir befohlen Husein zu töten, oder hast du es getan? — Er antwortete: Verfluche Gott seinen Mörder! Sinan ben Anas el-Nacha'i hat es getan. — Wehe dir, Sinan! habe ich dir befohlen Husein zu tödten? — Bei Gott! ich habe es nicht getan, Gott verdamme seinen Mörder ! — Jetzt wurde Jazid aufgebracht und sagte : wehe euch! einer schiebt die Schuld auf den andern. Da sprach Keis ben el-Rabi': o Fürst der Gläubigen, ich würde dir sagen, wer Husein getötet hat. wenn ich sicher wäre nicht getötet zu werden. — Sprich ! du hast volle Sicherheit. — Nun sprach er: Kein anderer hat Husein getötet als der, welcher die Fahnen entfaltet, das Geld verteilt und schriftlich dem Obeidallah den Befehl gegeben hat, sich von Bacra nach Kufa zu begeben, und welcher die Truppen ein Corps nach dem anderen abgeschickt hat. — Und wer hat das getan? — Bei Gott! das hat kein anderer getan als du, kein anderer hat ihn getötet als du. — Jazid wurde über seine Worte aufgebracht, er stand auf, ging in seinen Palast, legte den Kopf in eine Schüssel und bedeckte ihn mit einem Dabikischen Tuche; er nahm ihn in seinen Schoß, trat in ein dunkles Zimmer und fing an, sich ins Gesicht zu schlagen, indem er sprach: was habe ich mit Husein ben 'Ali zu schaffen? wehe mir! was habe ich getan und wie habe ich mich gegen mich selbst versündigt!

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