Kopf Huseins bei Jazid
Sie erreichten mit dem Kopfe das Post-Thor, wo ein
Aufenthalt von einer Stunde entstand, und kamen dann an das
Stunden-Thor und er wurde zu Jazid hineingebracht. Marwän ben
el-Hakam, welcher bei ihm war, fragte sie, was sie damit
angefangen hätten. Sie erwiderten: Er kam zu uns mit 18
Personen aus seiner Familie und etlichen über 50 seiner
Anhänger ; wir haben sie bis auf den letzten Mann getötet,
dies sind ihre Köpfe, wir bringen sie und die Gefangenen mit
ihnen. Marwan betrachtete ihn von allen Seiten mit
schadenfroher Miene und sprach:
Vortrefflich, dass du in unsere Hände gefallen bist!
Und deine rote Farbe auf beiden Backen,
als wenn du zwei Moscheen gebaut hättest.
Meine Seele ist geheilt durch das Blut Huseins.
Sahl erzählt: Ich war mit den anderen eingetreten um zu
sehen, was Jazid anfangen würde. Er befahl den Kopf von der
Lanze abzunehmen; er wurde auf eine Schüssel gelegt, mit einem
Dabikischen Tuche zugedeckt und so zu ihm gebracht. Als er vor
ihm hingestellt wurde, hörte er einen Raben krächzen und laut
schreien, da sprach Jazid:
O bunter Rabe, schreckst du zurück? so sprich,
du betrauerst nur etwas , was schon geschehen ist.
Alle Herrschaft und Herrlichkeit nimmt ein Ende
und die Zeitereignisse spielen mit jedem.
Wären doch meine Vorfahren mit bei Badr gewesen,
so würde die Angst der Chazra'g vor den endlosen Kämpfen nicht
entstanden sein.
Sie würden Gott gepriesen, vor Freude gejauchzt
und gesagt haben, o Jazid! fang keinen Krieg an.
Wir haben den ersten von ihren Herren getötet,
mit dem wir uns bei Badr verglichen hatten, sodass alles
ausgeglichen war.
Wir haben Rache genommen an dem Sohne 'Ali's
und haben getötet den edeln heldenmütigen Ritter.
Durch ihren Eintritt bei Jazid war ein starkes Dröhnen
verursacht, welches Hind die Tochter des Abdallah und Frau
Jazid's, der sie sehr liebte, gehört hatte; sie warf ein Kleid
über, stellte sich hinter einen Vorhang und schickte zu ihm,
er möge die Leute aus dem Empfangszimmer entfernen; er befahl
ihnen also sich zurückzuziehen und hieß sie dann hereinkommen.
Sie trat ein und betrachtete den Kopf des Husein ben 'Ali ,
dann rief sie aus: was ist das ? — Der Kopf des Husein. — Doch
nicht des Sohnes der Fatima der Tochter des Gottsesandten? —
Allerdings. — Das wird Fatima sehr betrüben, wenn sie den Kopf
ihres Sohnes, ihres Herzblutes vor dir sieht; bei Gott! du
hast etwas getan, wofür du den Fluch des Volkes bis zum Tage
der Auferstehung verdienst. Du Feind Gottes! du bist mein Mann
nicht mehr, ich gehöre nicht mehr zu deiner Familie. — Was
geht dich Fatima an ? — Durch ihren Vater , ihren Ehemann und
ihre Kinder hat Gott uns auf den rechten Weg geführt ; wehe
dir ! mit was für einem Gesichte willst du Gott und seinem
Gesandten entgegentreten? — Lass das ! bei Gott , ich habe
seinen Tod nicht gewünscht und den Befehl dazu nicht gegeben.
— Sie verließ ihn weinend , zerschlug sich das Gesicht und
zerfleischte ihren Rücken. Hiernach trat Schimr ben
Dsul-'Gauschan el-Dhibabi bei Jazid ben Mu'awija ein und
begann:
Fülle meine Reisetaschen mit Silber und Gold,
ich habe den rechtschaffenen Herrn getötet,
das edelste aller Geschöpfe dem Geschlechte nach,
den Herrn der Bewohner der beiden Heiligtümer der Würde nach.
Den besten der Menschen der Mutter und dem Vater nach habe ich
getötet,
den besten unter ihnen dem Großvater nach, den erhabensten dem
Geschlechte nach.
Ich habe ihn mit der Lanze durchbohrt, bis er niedergestreckt
war,
habe ihn mit dem Schwerte geschlagen, bis er zerhauen war.
Jazid sah ihn von der Seite an und sagte: Gott fülle deine
Taschen mit Feuer und Brand! wenn du wusstest, dass er der
beste der Menschen war, warum hast du ihn getötet und kommst
zu mir mit seinem Kopfe? was hast du durch seine Ermordung zu
erreichen gedacht? — Ich hoffte dafür den Lohn zu bekommen. —
Bei Gott! von mir hast du keinen Lohn zu erwarten; führt ihn
weg von mir ! — Er begab sich sogleich hinaus und suchte das
Weite und irrte als Flüchtling umher, bis er von el-Muchtar
gefangen genommen und getötet wurde und Gott mit seiner Seele
in die Hölle eilte.
Sahl erzählt: Jazid fing an mit einem Stocke, den er in der
Hand hatte, Husein die Zähne auszuschlagen, wobei er sprach:
Wie gefällt dir der Schlag, o Husein?
wie schön du glänzest in zwei Farben!
Du glänzest auf der Schüssel von Silber,
als wäre sie mit zwei Rosen geschmückt.