Kapitel 2
Lieder der Klage
Die frohen Freunde laden dich,
O komm an unsre Brust!
Und was du auch verloren hast,
Vertraure den Verlust.
Goethe.
1.
Im Garten klagt die Nachtigall
Und hängt das feine Köpfchen nieder:
Was hilft's, dass ich so schöne Lieder
Und wundersüße Töne habe –
Solange ich mein grau Gefieder
Und nicht der Rose Schöne habe!
Im Blumenbeet die Rose klagt:
Wie soll das Leben mir gefallen?
Was hilft's, dass vor den Blumen allen
Ich Anmut, Duft und Schöne habe –
Solang' ich nicht der Nachtigallen
Gesang und süße Töne habe.
Mirza-Schaffy entschied den Streit.
Er sprach: Lasst euer Klagen beide,
Du Rose mit dem duft'gen Kleide,
Du Nachtigall mit deinen Liedern:
Vereint, zur Lust und Ohrenweide
Der Menschen, euch in meinen Liedern!