Die Moderne Theologie

Die Moderne Theologie

Ayatollah Dschawadi-Amuli

Inhaltsverzeichnis

Die Aufgaben der Spekulativen Theologie

Nun wollen wir darüber sprechen, was die Aufgaben der Theologie sind. Jede Wissenschaft sollte ihre Fundamente und ihre Inhalte besitzen, weil sie auf diesen beiden Faktoren aufgebaut ist. Die spekulative Theologie stellt zum Beweis des höchsten göttlichen Wesens, des Monotheismus, der göttlichen Eigenschaften usw. rationale Argumente auf. Danach beweist sie auf der Grundlage von göttlicher Rechtleitung, Weisheit und genauer Analyse die Notwendigkeit der Offenbarung und des Prophetentums. Sie unterstützt und verteidigt die Religion, allerdings auf rationale Weise. Sie verteidigt und bewahrt etwas, was sie selbst begründet hatte. Die Aufgabe der Theologie ist etwas der Art. Aber und bis wohin reicht ihr Einflussbereich? Ihr Bereich endet natürlich bei der Grenze, die sie sich selbst gesetzt hat.

Die spekulative Theologie entspricht in zwei Dingen den Bedürfnissen des Menschen. Jeder Mensch denkt bei sich: "Ich verstehe viele Dinge, weil sie grundlegende Sachverhalte darstellen. Ich verstehe auf der anderen Seite viele Dinge nicht, deren Erkenntnis aber lebenswichtig und unerlässlich ist. Es bleibt mir kein Weg, als diese Dinge der Offenbarung zu überlassen. Aus diesem Grunde ist die Offenbarung notwendig. Ich begreife viele Geheimnisse der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft nicht, die ich aber auf jeden Fall wissen muss". Dies ist keine falsche Begeisterung, sondern rührt von der Tatsache her, dass der Mensch der Ewigkeit angehört. Er stirbt nicht, nachdem er seinen Körper verlassen hat, sondern seine Seele breitet ihre Schwingen aus und schwebt von dannen.

Der Tod bedeutet die Befreiung der Seele aus dem Gefängnis des Körpers. Die Seele stirbt doch niemals. Es ist der Körper, der stirbt, um dann wieder lebendig zu werden. Ich, der ich ein ewiges Wesen bin, muss doch verstehen, wohin ich gehe. Bestimmt gibt es eine Belohnung und bestimmt eine Strafe. Aber wie sehen die beiden aus? Was sind sie? Was verlangen sie? Wie kann ich frei werden? Wie kann ich diesen Sieg erlangen? Ich muss diese Dinge doch verstehen und sehe keine Ausweg. Jemand muss mir doch den Weg zeigen. Dies ist Wissen, das nicht beim Menschen liegt. In vielen Konferenzen und Seminaren wurde Ihnen bereits gesagt, dass der allmächtige Gott zum ehrwürdigen Propheten sprach: Diese Geheimnisse der Religion und deines Weges (Scharia) sind keine Dinge, die du lernst, die jemand weiß oder die irgendwo geschrieben stehen, oder die du durch Nachdenken in Erfahrung bringen kannst. Dieser Ausspruch beinhaltet eine neue Botschaft. Das heißt, Gott lehrt dich etwas, und du bist nicht derjenige, der lernt, trotz deines Genies.

So verhielt es sich mit allen Propheten. Nach einer Aussage des Gottesfreundes Abraham lehrt uns die Offenbarung Dinge, die in keiner menschlichen Denkschule zu finden sind. Gerade diese Dinge sind aber für uns wie das Lebenselixier notwendig. Wir wissen viele Dinge nicht, die wir aber auf jeden Fall wissen müssen. Hier eröffnet sich uns aber kein anderer Weg als die Offenbarung. Diese Anmerkungen bezüglich unserer Zwischenwelt (barzach), unseres Grabes und unserer Ewigkeit nur am Rande. Nun aber zur Welt: Die Gesamtheit der Menschen steht mit der Gesamtheit dessen, was sich in der Ordnung unseres Sonnensystems befindet, in enger Beziehung, ob man es nun will oder nicht. Diese enge Verknüpfung verlangt jedoch, dass der Mensch weiß, worin sein Vor- und Nachteil liegt. Weil das Resultat dieser Frage nach dem Tod in Erscheinung tritt, der Mensch aber vieles vorher wissen muss und er keinen Weg hat, als die Offenbarung, muss der allmächtige Gott also selbst die Offenbarung beweisen. Nun haben wir den Bereich der spekulativen Theologie abgesteckt und festgelegt, bis wohin er reicht. Wo die Theologie versteht, dass sie etwas nicht erfassen und verteidigen kann, tut sie dies mittels einer anderen Quelle, z. B. der Offenbarung.

Der Philosoph Sadr al-Mutaallihîn hat einen sehr treffenden Ausspruch in seinen Asfàr. Er schreibt, dass die Aussage des Unfehlbaren (Propheten, 12 Imame) in der Mitte der Argumentation ihren Platz einnimmt. Man kann also sagen: "Dies ist das, wovon uns auch Imam Sadiq berichtet hat." Diese Aussage gilt für den Fall, dass man bezüglich des Textes und des Dokumentes zur Gewissheit gelangt ist, was seine Richtigkeit betrifft. Die Aussage des Unfehlbaren nimmt die Mitte des Argumentes ein, ist also das Herzstück des Beweises. Er ist ein weiser Philosoph und dies ist seine Meinung im Buch Asfar. Wo der Verstand begreift, dass er nicht verstehen kann, stellt er mit Hilfe eines Vermittlers eine These auf und verteidigt sie. Wo der Verstand jedoch versteht, dass er verstehen kann, tut er dies ohne Vermittler. Hierin unterstützen ihn auch die Überlieferungen (naql).

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