Wali und Wilaya

Freundschaften und Führerschaften

Ayatollah Morteza Motahhari

veröffentlicht 1982 in Al-Fadschr

Allgemeine Form positiver wala

Der Islam fordert die Muslime auf, ein unabhängiges Leben als eine geordnete und sozial homogene Einheit zu führen. Um die muslimische Gesellschaft groß und stark, werden zu lassen. wird von jedem Muslim erwartet, dass er sich selbst als Mitglied dieser Gemeinschaft ansieht, Der heilige Quran bringt den Wunsch zum Ausdruck, dass die muslimische Gesellschaft allen anderen überlegen sein soll: "Ermattet nicht und trauert nicht, ihr werdet sicherlich die Oberhand behalten, wenn ihr Gläubige seid."(3:140)

Das Kriterium für die Überlegenheit der muslimischen Gesellschaft ist der Glaube. Dies ist ihre motivierende Kraft, der Antrieb ihrer Unabhängigkeit. die Hauptstütze ihrer Natur und die wesentliche Voraussetzung für ihre Einheit, wie der heilige Quran zum Ausdruck- bringt: "...und hadert nicht miteinander, damit ihr nicht kleinmütig werdet und euch die Kraft nicht verlasse; seid standhaft!" (8:46).

Interne Meinungsverschiedenheiten und Streit schwächen die Struktur und den Charakter der muslimischen Gesellschaft. Glaube ist die Basis gegenseitiger Freundschaft, Liebe und Loyalität unter den Muslimen. Im heiligen Quran heißt es: "Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Freund. Sie gebieten das Gute und verbieten das Böse und verrichten das Gebet und zahlen die Zakat und gehorchen Allah und Seinem Gesandten.... " (9:71)

Die Muslime sind eng miteinander verbunden und unterstützen sich gegenseitig. Sie sind am Schicksal des anderen interessiert; d.h. sie sind in Wirklichkeit an ihrem eigenen Schicksal interessiert, da sie alle zusammen eine kompakte Einheit bilden. Das ist der Grund, warum sie sich gegenseitig ermahnen, Gutes zu tun und sich schlechter Handlungen zu enthalten. Diese Ermahnung und dieses Abhalten entspringen der gegenseitigem wala. Das ist der Grund. weshalb im heiligen Quran der Satz: "Sie gebieten das Gute und verbieten das Schlechte", unmittelbar nach der Aussage, dass die Muslime der waly, des jeweils anderen sind, angefügt wurde.

Das menschliche Interesse am Schicksal einer anderen Person basiert auf dem Interesse an dieser Person selbst. Ein Vater, der seinen Kindern mit Aufmerksamkeit begegnet, wird automatisch um ihre Zukunft besorgt sein. An den Kindern anderer wird er jedoch nicht interessiert sein und da er ihnen keine Beachtung schenkt, wird er sich wahrscheinlich auch nicht um ihr Schicksal sorgen. Somit wird ihr gutes oder schlechtes Verhalten vermutlich keine positiven oder negativen Gefühle in ihm hervorrufen. Die Ermahnung, das Gute zu praktizieren und das Schlechte zu unterlassen, sind das Resultat eben dieser positiven und negativen Gefühle. Solche Gefühle entstehen nicht, ohne dass Liebe und Zuneigung vorhanden sind. Ist ein Mensch an einer Person nicht interessiert, wird er deren Verhalten und Benehmen mit Gleichgültigkeit begegnen. Schenkt er dieser Person jedoch Beachtung, wird seine Zuneigung ihm nicht gestatten, unbekümmert zu bleiben. Deshalb wurde im heiligen Quran die Ermahnung zum Guten und das Verwehren des Schlechten mit dem Begriff wala verbunden.

Im heiligen Quran sind zwei weitere Dinge erwähnt, die dieser Ermahnung und Zurückhaltung folgen: "Sie verrichten das Gebet und zahlen die Zakat" Das Gebet repräsentiert die Beziehung zwischen Schöpfer und Menschen, und die Zakat steht für den guten Willen zwischen den Muslimen, die einander wegen ihrer Zuneigung und Sympathie füreinander unterstützen. Weiter ist im Quran geschrieben. "Sie sind es, deren Allah sich erbarmen wird".

Im weiteren Verlauf wird gezeigt, dass nicht nur diese, sondern viele andere Verse des heiligen Quran, die allgemein wala erwähnen, eine Art von Verantwortung im Bezug auf den gegenseitigen guten Willen untereinander enthalten. Ein bekannter Ausspruch des heiligen Propheten lautet: "Die Muslime sind in ihrer gegenseitigen Bindung und Sympathie wie der menschliche Körper: leidet ein Teil davon, sind alle alle anderen Teile von Fieber befallen und fühlen sich unwohl."

Hinsichtlich des heiligen Propheten und jenen, die von ihm unterrichtet wurden, heißt es im heiligen Quran': "Muhammad ist der Gesandte Allahs. Und die mit Ihm sind, hart sind sie wider die Ungläubigen, doch gütig gegeneinander." (48:21) Dieser Vers bezieht sich sowohl auf die positive wie auch auf die negative wala. Wie bereits erwähnt wurde, heben viele Verse des heiligen Quran hervor, dass die Feinde des Islam 'immer versucht haben, die negative wala in eine positive zu ändern und die positive in eine negative. Mit anderen Worten. Sie setzen alles daran, die Beziehungen zwischen den Muslimen und den Nicht-Muslimen Freundlich und unter den Muslimen selbst, unter diesem oder jenem Vorwand feindlich zu gestalten. Aus diesem Grund schüren sie die sektiererischen Meinungsverschiedenheiten, In der Gegenwart haben diese Fremden große Aktivitäten in dieser Hinsicht gezeigt und haben ungeheure Geldsummen ausgegeben. Unglücklicherweise ist es ihnen gelungen, gewisse Elemente unter den Muslimen heranzuziehen. deren einzige Sorge es ist, die positive wala in eine negative, und die negative wala in eine positive umzuwandeln.

Dies ist die beklagenswerteste Tragödie,. mit der der Islam heute konfrontiert ist. Imam Ali sagte: " Es ist wirklich störend und am überraschendsten, dass der Feind obwohl er im Unrecht ist, geeint ist und ihr uneins seid, obgleich ihr recht habt.

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