Kenntnis vom “Sein“ über den direkten Weg
Wenn wir einen Baum anschauen, werden wir
uns über die Existenz des Baumes bewusst. Nach unseren
jeweiligen Kenntnissen können wir uns ein mehr oder weniger
genaues Bild über das Objekt machen (das Was). Das Verhältnis
zwischen dem Bild, das wir uns von dem Baum gemacht haben, zum
Objekt selbst (zum Was) ist zu vergleichen mit dem Verhältnis
zwischen einer Fotografie und dem Baum selbst. Wann immer das
Bild vor uns erscheint, gibt es uns Aufschluss über das
Objekt, über dessen Beschaffenheit, Eigenschaften usw.. Es
lässt uns aber nicht dessen tatsächliche Existenz erfahren, es
sei denn, die Erinnerung an das unmittelbare Erlebnis mit dem
Baum in der Natur wird in uns wach. Sadr al-Muta'allihin meint
nun, dieses unmittelbare Erlebnis stelle – ohne sich in
philosophische Haarspaltereien einzulassen – ein Erlebnis von
der Existenz schlechthin dar.
Haben wir uns einmal dieses Bewusstsein
von der Existenz über das unmittelbare Erlebnis vor Augen
geführt, dann werden wir erfahren, dass im Wesen des Seins
(Existenz) niemals Nichtsein beinhaltet sein kann. Die
Existenz stellt demnach ein aus sich selbst bestehendes
Phänomen dar. Hieraus ergibt sich die weitere Folgerung, dass
wir bei unserer ersten Begegnung mit den Wirklichkeiten
zunächst mit dem “notwenig Existenten“ und dann erst mit dem
“möglich Existenten“ vertraut werden. Das Objekt samt seiner
Beschaffenheit und seinen Eigenschaften ist erst dank des
Seins möglich, das in Form der verschiedenen Objekte Gestalt
angenommen hat.
Sadr al-Muta'allihin bekräftigt die
Einzigartigkeit des “notwendig Existenten“: „Das “Sein“
stellt eine einzigartige Wahrheit dar, das seinem Wesen nach
frei von jeder Art Mängeln ist. Demnach muss das “Sein“
unendlich und unbegrenzt sein und Wissen und Leben
gleichermaßen beinhalten. Es verfügt über Willen und Kraft,
die unabdingbar zum Leben gehören. Es ist auf sich selbst
stützend, aber der Lebensspender anderer Wesen. Daher ist es
diese einzigartige Wahrheit, die allwissend, allmächtig und
immer gegenwärtig ist.“
Auf diese Art der Argumentation gelangen
wir zur Kenntnis über den Ursprung aller Erscheinungen. Wir
gelangen zu Gott nicht über außergöttliche Wesen, sondern
lernen Gott über Ihn selbst und Dessen Einzigartigkeit über
Seine Existenz kennen.
„Bezeugt hat Allah, dass es keinen
Gott außer Ihm gibt.“
(Heiliger Qur´an 3:18)
Gottes Licht durchdringt den ganzen
Kosmos, Sein Licht ist überall wahrzunehmen und alles weitere,
was wir sehen, sehen wir nur dank Seines Lichts, das es
erleuchtet:
„Allah ist das Licht der Himmel und
der Erde. Das Gleichnis Seines Lichtes ist wie eine Nische,
worin sich eine Lampe befindet. Die Lampe ist in einem Glas.
Das Glas ist gleichsam ein glitzernder Stern – angezündet von
einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, weder vom Osten noch vom
Westen, dessen Öl beinah leuchten würde, auch wenn das Feuer
es nicht berührte. Licht über Licht, Allah leitet zu Seinem
Licht, wen Er will. Und Allah prägt Gleichnisse für die
Menschen, denn Allah kennt alle Dinge.“ (Heiliger Qur´an
24:35)
Zusammenfassend lässt sich zum
Gottesbeweis im Heiligen Qur´an folgendes feststellen: Der
qur´anische Gottesbeweis wird nicht als eine komplizierte
Angelegenheit betrachtet abgehandelt, über die es viel zu
diskutieren gäbe. Dennoch gibt es Stellen im Heiligen Qur´an,
die mögliche “Zweifel an der Existenz Gottes“ bestätigen.
Diese begnügen sich aber damit, den Menschen wachzurütteln.
Hat der Mensch sich in die Frage nach dem
Ursprung vertieft, dann wird er über die Erkenntnis, dass alle
Wesen abhängig sind, zum unabhängigen Ursprung gelangen. Der
Mensch sollte sich vielmehr von seinen inneren Eingebungen
leiten lassen, als sich in dieser Angelegenheit auf
verschlungene Argumentationen einzulassen. Nun stellt sich die
Frage, ob es damit getan ist, dass der Mensch Bewusstsein
darüber erlangt, dass es für die Welt einen Ursprung gibt.
Können wir noch mehr über Ihn erfahren?
Im Heiligen Qur´an wird mehr als alles
andere von der Einzigartigkeit und Einheit Gottes gesprochen.
Die wichtigste Botschaft des Heiligen Qur´an lautet: “La
illaha illallah“ - Keine Gottheit außer Gott! Diese Erklärung
der göttlichen Einheit erscheint im Heiligen Qur´an über 600
Mal in den verschiedensten Nuancen. In einem kurzen
Qur´an-Vers der Sure Aal-Imran
wird das Bekenntnis der Einheit sogar zweimal erwähnt:
„Bezeugt hat Allah, dass es keinen
Gott gibt außer Ihm, auch die Engel und die Wissenden bezeugen
es. Seine Schöpfung in Gerechtigkeit aufrechterhaltend: Es
gibt keinen Gott außer Ihm, dem Allgütigen, dem Allweisen.“
(Heiliger Qur´an 3:18)
Beispielhaft seien verschiedene Formen
dieser wichtigsten qur´anischen Botschaft genannt: