Gott und die Welt

Gott und die Welt

 Ayatollah Beheschti

Kenntnis vom “Sein“ über den direkten Weg

Wenn wir einen Baum anschauen, werden wir uns über die Existenz des Baumes bewusst. Nach unseren jeweiligen Kenntnissen können wir uns ein mehr oder weniger genaues Bild über das Objekt machen (das Was). Das Verhältnis zwischen dem Bild, das wir uns von dem Baum gemacht haben, zum Objekt selbst (zum Was) ist zu vergleichen mit dem Verhältnis zwischen einer Fotografie und dem Baum selbst. Wann immer das Bild vor uns erscheint, gibt es uns Aufschluss über das Objekt, über dessen Beschaffenheit, Eigenschaften usw.. Es lässt uns aber nicht dessen tatsächliche Existenz erfahren, es sei denn, die Erinnerung an das unmittelbare Erlebnis mit dem Baum in der Natur wird in uns wach. Sadr al-Muta'allihin meint nun, dieses unmittelbare Erlebnis stelle – ohne sich in philosophische Haarspaltereien einzulassen – ein Erlebnis von der Existenz schlechthin dar.

Haben wir uns einmal dieses Bewusstsein von der Existenz über das unmittelbare Erlebnis vor Augen geführt, dann werden wir erfahren, dass im Wesen des Seins (Existenz) niemals Nichtsein beinhaltet sein kann. Die Existenz stellt demnach ein aus sich selbst bestehendes Phänomen dar. Hieraus ergibt sich die weitere Folgerung, dass wir bei unserer ersten Begegnung mit den Wirklichkeiten zunächst mit dem “notwenig Existenten“ und dann erst mit dem “möglich Existenten“ vertraut werden. Das Objekt samt seiner Beschaffenheit und seinen Eigenschaften ist erst dank des Seins möglich, das in Form der verschiedenen Objekte Gestalt angenommen hat.

Sadr al-Muta'allihin bekräftigt die Einzigartigkeit des “notwendig Existenten“: „Das “Sein“ stellt eine einzigartige Wahrheit dar, das seinem Wesen nach frei von jeder Art Mängeln ist. Demnach muss das “Sein“ unendlich und unbegrenzt sein und Wissen und Leben gleichermaßen beinhalten. Es verfügt über Willen und Kraft, die unabdingbar zum Leben gehören. Es ist auf sich selbst stützend, aber der Lebensspender anderer Wesen. Daher ist es diese einzigartige Wahrheit, die allwissend, allmächtig und immer gegenwärtig ist.“

Auf diese Art der Argumentation gelangen wir zur Kenntnis über den Ursprung aller Erscheinungen. Wir gelangen zu Gott nicht über außergöttliche Wesen, sondern lernen Gott über Ihn selbst und Dessen Einzigartigkeit über Seine Existenz kennen.

„Bezeugt hat Allah, dass es keinen Gott außer Ihm gibt.“

(Heiliger Qur´an 3:18)

Gottes Licht durchdringt den ganzen Kosmos, Sein Licht ist überall wahrzunehmen und alles weitere, was wir sehen, sehen wir nur dank Seines Lichts, das es erleuchtet:

„Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Das Gleichnis Seines Lichtes ist wie eine Nische, worin sich eine Lampe befindet. Die Lampe ist in einem Glas. Das Glas ist gleichsam ein glitzernder Stern – angezündet von einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, weder vom Osten noch vom Westen, dessen Öl beinah leuchten würde, auch wenn das Feuer es nicht berührte. Licht über Licht, Allah leitet zu Seinem Licht, wen Er will. Und Allah prägt Gleichnisse für die Menschen, denn Allah kennt alle Dinge.“ (Heiliger Qur´an 24:35)

Zusammenfassend lässt sich zum Gottesbeweis im Heiligen Qur´an folgendes feststellen: Der qur´anische Gottesbeweis wird nicht als eine komplizierte Angelegenheit betrachtet abgehandelt, über die es viel zu diskutieren gäbe. Dennoch gibt es Stellen im Heiligen Qur´an, die mögliche “Zweifel an der Existenz Gottes“ bestätigen. Diese begnügen sich aber damit, den Menschen wachzurütteln.

Hat der Mensch sich in die Frage nach dem Ursprung vertieft, dann wird er über die Erkenntnis, dass alle Wesen abhängig sind, zum unabhängigen Ursprung gelangen. Der Mensch sollte sich vielmehr von seinen inneren Eingebungen leiten lassen, als sich in dieser Angelegenheit auf verschlungene Argumentationen einzulassen. Nun stellt sich die Frage, ob es damit getan ist, dass der Mensch Bewusstsein darüber erlangt, dass es für die Welt einen Ursprung gibt. Können wir noch mehr über Ihn erfahren?

Im Heiligen Qur´an wird mehr als alles andere von der Einzigartigkeit und Einheit Gottes gesprochen. Die wichtigste Botschaft des Heiligen  Qur´an lautet: “La illaha illallah“ - Keine Gottheit außer Gott! Diese Erklärung der göttlichen Einheit erscheint im Heiligen Qur´an über 600 Mal in den verschiedensten Nuancen. In einem kurzen Qur´an-Vers der Sure Aal-Imran[1] wird das Bekenntnis der Einheit sogar zweimal erwähnt:

„Bezeugt hat Allah, dass es keinen Gott gibt außer Ihm, auch die Engel und die Wissenden bezeugen es. Seine Schöpfung in Gerechtigkeit aufrechterhaltend: Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Allgütigen, dem Allweisen.“ (Heiliger Qur´an 3:18)

Beispielhaft seien verschiedene Formen dieser wichtigsten qur´anischen Botschaft genannt:

bulletEs gibt keinen Gott außer Mir! (Heiliger Qur´an 16:2)
bulletEs gibt keinen Gott außer einem einzigen Gott! (5:73)
bulletIhr habt keinen Gott außer Ihm (7:65)
bulletNicht findet sich neben Ihm ein anderer Gott! (23:91)
bulletEuer Gott ist der alleinige Gott (18:110)
bulletEr ist ein einziger Gott! (6:19)
bulletEuer Gott ist ein Gott! (2:163)
bulletWahrhaft, euer Gott ist Einer! (37:4)

[1] Die 3. Sure des Heiligen Qur´an

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