3. Meine Reise nach Ägypten
Im Serapeum von Memphis.
Im Monat Februar sollte mir die Freude zu teil werden,
Auguste Mariette in seiner Einsiedelei des Serapeums, in der
Wüste zwischen den Araberdörfern Abusir und Sakkarah, von
Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen und damit das Band
lebenslänglicher Freundschaft anzuknüpfen. Der herzliche
Empfang, dessen ich mich von seiner Seite her erfreute, war
dazu angethan, mich von seiner Persönlichkeit fesseln zu
lassen, die bei manchem anderen das gerade Gegenteil bewirkte.
Er war von großem Wuchse, starkem Körper, sein von einem
blonden Barte umrahmtes Gesicht war rotbraun wie das eines
ägyptischen Fellachen gebrannt, in seinen Zügen lagerte eine
gewisse Melancholie, die wiederum von einer auffallenden
Heiterkeit augenblicklich verdrängt werden konnte. Dabei war
er schwer beweglich und zog das Reiten auf seinem arabischen
Schimmel dem Gehen zu Fuß vor. Der Witz und mit Vorliebe der
französische Calembour war sein angeborenes Erbteil. Daneben
besaß er eine tiefe Lebensklugheit in allen seinen Plänen, die
nur in einem Punkte scheiterte, der in dieser bösen Welt eine
Hauptsache bildet, in allen Geldfragen, die an ihn
herantraten. Er verstand es nicht, mit dem Gelde
haushälterisch zu wirtschaften, weil es ihm vollständig
gleichgiltig geworden war, nachdem er bei dem Eintritt in das
Leben mit der ganzen Not des Daseins eines armen Mannes zu
kämpfen gehabt hatte. Er konnte freigebig wie ein König sein
und im nächsten Augenblick nicht wissen, mit welchen Mitteln
er die kleinste Ausgabe decken sollte. Er besaß den ganzen
Ehrgeiz des Mannes, der sich bewußt ist, daß die Augen der
ganzen Welt infolge einer vom glücklichen Zufall begünstigten
großartigen Entdeckung auf ihn gerichtet sind, dabei aber
peinigte ihn das Gefühl eigener Unzulänglichkeit, die zahllose
Menge der Denkmäler, die er zu Tage gefördert hatte, mit
voller Erkenntnis ihrer Bedeutung nicht beherrschen zu können
und andern die Ausbeute des Gewonnenen überlassen zu müssen.
Mit seinem Wissen auf dem Gebiete der hieroglyphischen
Entzifferungen war es im ganzen schwach bestellt und er fühlte
sich in seinem Gewissen beengt durch die Unsicherheit seiner
gelieferten Übertragungen. Er gestand es mir in unseren
Zwiegesprächen nicht weniger wie in seinen brieflichen
Mitteilungen offen und ehrlich, daß er durchaus keine
Veranlagung für die philologische Seite unserer Wissenschaft
besitze und dies tief beklage. Er sei, so erklärte er mir,
vielmehr eine Künstlernatur, die an der Form ihre einzige
Befriedigung empfände, wozu ihm die ägyptische Antike gerade
nicht den geeignetsten Stoff liefere. Im besten Falle
verstände er es zu organisieren, ein Museum einzurichten und
die zusammengehörigen Stücke harmonisch aufzustellen und zu
katalogisieren, darüber hinaus fehlte ihm zwar nicht der gute
Wille, aber wohl die erforderliche Kraft zur
wissenschaftlichen Ausbeute. Er beklage es, einen falschen
Lebensweg eingeschlagen zu haben, denn sein Reich und sein
Ideal sei die Welt des Schönen und er eigentlich berufen, sich
als Schriftsteller, vielleicht sogar als Dichter, einen
geachteten Namen zu erwerben. Jetzt müsse er sich mit dem
Schicksal abfinden und als gepriesener Entdecker des Serapeums
alles daran setzen, seinen so plötzlich eroberten Ruf zu
behaupten und seine zukünftigen Arbeiten danach einrichten.
Er hatte mit seinem Geständnis den Nagel auf den Kopf
getroffen, denn sein Gemüt war weich und den zartesten
Empfindungen zugänglich. Erfinderisch schweifte seine
Phantasie im unbegrenzten Reiche der dichterischen Schöpfungen
umher und seine Gedanken kleideten sich in eine formvollendete
Sprache, die selbst der starren ägyptischen Antike den Odem
des Lebens einblies. Seine Beschreibungen von Altertümern
verraten nach dieser Richtung hin den Mann der geistvollen
Feder, die nur durch die Ode und Leere des Stoffes gebunden
ist und vergeblich die einmal gezogenen Schranken zu
durchbrechen versucht. Wo es ihm frei stand, eine
Dichterausgabe zu lösen, da schwelgte er im Genuß der Gunst
des Augenblickes und wie unser Georg Ebers fabulierte er mit
der Lust des Poeten von Gottes Gnaden. Es wird nur sehr
wenigen bekannt sein, daß die bekannte Oper Aïda den Stoff und
die Erfindung ihrer Handlung Mariette allein verdankt. Er
verfaßte das Libretto in französischer Sprache und Verdi
erhielt den vizeköniglichen Auftrag, sie gegen ein Honorar von
150000 Francs in Musik zu setzen. Auch die Zeichnungen zu den
ägyptischen und äthiopischen Kostümen der Personen, die in der
Oper auftreten, rühren bis zu den Schmuckgegenständen und
Waffen hin von Mariettes Hand her. Er war die eigentliche
Seele des ganzen Stückes, das von seiner ersten Aufführung in
Kairo sich eines so außerordentlichen Erfolges erfreute, ohne
daß irgend jemand seines Namens gedacht hätte.
Mariettes Schicksale ähnelten in vieler Beziehung den
meinigen. Wir hatten beide von der Pike an gedient, uns
frühzeitig für das alte Ägypten begeistert, standen berühmten
Autoritäten gegenüber, die uns mehr oder weniger darum
grollten und Hindernisse jeder Art bereiteten, hatten früh
geheiratet und besaßen das Glück einer kinderreichen Familie,
für die wir den Kampf um das Dasein zu führen hatten. Sogar
nach einer andern Richtung hin gleichen sich unsere
beiderseitigen Schicksale. Wie ich in König Fried rich Wilhelm
IV. und in Alexander von Humboldt meine großmütigen Beschützer
wie Heilige verehrte, so war für Mariette inder Person des
damaligen Prinzen Louis Napoleon ein edler Schutzherr
erstanden, der es nicht vergessen konnte, daß während seiner
Gefangenschaft in Hamm der jugendliche Mariette ihm die
Zeichnung für seine artilleristischen Arbeiten geliefert
hatte. Ich habe diese merkwürdige Episode aus Mariettes
eigenem Munde erfahren. Als Präsident der ersten französischen
Republik und später als Kaiser bezeugte ihm Napoleon bei jeder
Gelegenheit seine thatsächlichste Teilnahme. Als vermittelnde
Person diente ihm außerdem die Milchschwester des Kaisers,
Madame Cornu, bekannt durch ihre ausgezeichnete französische
Übersetzung von Goethes »Faust«, eine Dame von großem Geiste,
aber republikanisch gesinnt, die es Napoleon niemals verzeihen
konnte, daß er gegen seinen einst geleisteten Eid es wagte,
die Kaiserkrone auf sein Haupt zu drücken. Ich werde später
Gelegenheit haben, auf diese merkwürdige Frau zurückzukommen,
da sie mir ihre volle Freundschaft erwies und in mein eigenes
späteres Leben mit ganzem Erfolge eingriff.
Mariettes Einladung, seine Wohnung im Serapeum zu teilen,
nahm ich mit den dankbarsten Gefühlen an, und ich wurde bald
nicht nur sein guter, sondern auch sein bester Kamerad. Die
Wohnung, die ich im Sinne habe, steht noch heute an Ort und
Stelle inmitten der Wüste, wenn auch in verschönertem und
erweiterten Zustande. Sie bestand damals aus einem Rohbau, der
mit Hilfe von dicken, an der Sonne getrockneten Erdziegeln
aufgeführt war, die mehr als zweitausend Jahre alten Mauern im
Serapeum selber angehört hatten. Drei sogenannte Zimmer waren
nach vorn gelegen, die Küche und sonstige Räumlichkeiten
befanden sich im Anschlusse daran im Hintergebäude, alles
natürlich zur ebenen Erde auf dem Sandboden der Wüste
errichtet. Auf dem flachen Dache wehte an einer langen Stange
die französische Trikolore. Vor dem Gebäude befand sich eine
umhegte Terrasse, in einem ummauerten kleinen Hofe davor
weilte ein junges ägyptisches Wildschwein in Gesellschaft
einer Gazelle. Wohl an dreißig Affen vom Meerkatzengeschlechte
bildeten die Mitbewohnerschaft des Hauses. Sie tummelten sich
frei in der Wüste herum oder besetzten das Dach, um ihre
unbezahlten Künste vor unseren Augen auszuführen. Ägypter von
reinstem Blute aus dem nahe gelegenen Dorfe Sakkarah waren als
Wächter und Diener den Tag über beschäftigt, um in der Nacht
von echten Söhnen der Wüste abgelöst zu werden. Sie waren
sämtlich meinem Freunde Mariette auf Tod und Leben ergeben.
Die Mädchen aus dem Dorfe wanderten täglich mit einem Kruge
auf dem Kopfe auf dem Dorfe den fast einstündigen sandigen Weg
zur Wüste hinauf, um der kleinen, von der großen Welt
abgeschiedenen Kolonie das notwendige, aber zweifelhafte
Trinkwasser aus den Überschwemmungsseen oder den Kanälen in
der Nachbarschaft zu liefern. Daß es nämlich mit dem Getränk
nicht recht geheuer war, gebe ich gern zu, denn trotz der
Filtration, mit Hilfe eines Sir-Kruges, wimmelte es darin von
sichtbaren Lebewesen, aber die sommerliche Hitze war groß, der
Durst noch größer und ein Glas abscheulich schmeckenden
Absynths wurde fast nach jedem Trunke als Gegengift in
Anwendung gebracht.
Fast acht volle Monate, im ganzen gerechnet, währte mein
Aufenthalt im Serapeum, d.h. in einem der kleinsten Zimmer,
dessen Möbel: ein Tischchen, ein Stühlchen, ein Bettchen, aus
roh zusammengezimmerten Holzbrettern, bestanden. In dem
Gemache war es mir nie gut zu Mute. Schlangenleiber auf dem
Boden, Taranteln und Skorpione an den alten Gemäuerwänden und
fahnenartig von der Decke herabhängende Spinnengewebe mit
dickleibigen Bewohnern im Zentrum teilten meine Wohnstätte.
War die Nacht hereingebrochen, so huschten durch die über der
Thür befindlichen Licht- und Luftlöcher Fledermäuse in meine
Klause, um mit ihrem geisterhaften Geflatter mir das letzte
Restchen von Ruhe zu rauben. Ich pflegte vor dem Einschlafen
die Enden der Mustiquiore uuter die Matratze zu stecken und
empfahl mich danach dem Schutze Gottes und aller Heiligen
mitten in der Wüstenei, in welcher Schakale, Wölfe und Hyänen
in der Umgebung des Hauses ihr nächtliches Geheul ertönen
ließen.
Überdies noch der tägliche Kampf mit dem Affengesindel.
Schrieb ich, und dies mußte aus Mangel eines Fensters bei
offener Thüre geschehen, so sprang ein Teufelskerl plötzlich
auf den Tisch und stürzte das Tintenfaß um; saßen wir bei
Tische, so hockte auf jeder Schulter des Essers ein anderes
Exemplar, um jeden Bissen von der zum Munde geführten Gabel an
sich zu reißen. Drohte man oder schlug einmal fest zu, so
hatte man das ganze Gelichter auf dem Halse nnd mußte sich
selber vor den kecken Angriffen der bissigen Affen wehren.
Wie wohl war's mir in meinem sauberen reinlichen Zimmer im
gastlichen Hause des Baron von Pentz zu Mute gewesen, und
welchen Tausch war ich dagegen eingegangent Und dennoch hätte
ich um alles in der Welt mein Leben in der Wildnis selbst für
einen Palast nicht hingegeben, denn die beschriebenen Steine,
welche unter dem Sande der Wüste und aus den unterirdischen
Grüften der heiligen Apisstiere in unbeschreiblicher Fülle
durch die Ausgräber zu Tage gefördert wurden, versüßten mein
Dasein durch ihre hieroglyphischen und demotischen
Überlieferungen und ich schrieb und schrieb vom Morgen bis zum
Abend hin die zahllosen Texte ab, um meine Wißbegierde zu
befriedigen und meine Berichte nach Berlin einsenden zu
können. Das war eine Ernte, wie sie mir nie mehr im Leben zu
teil geworden ist, eine köstliche Quelle, an der ich saß, um
in langen Zügen meinen unersättlichen Wissensdurst zu stillen.
Für Mariette waren meine Arbeiten von ganz besonderem
Werte, denn sie gestatteten ihm, seine eigenen Untersuchungen
bestätigt oder berichtigt zu sehen und seine Studien über den
Apis-Dienst der alten Ägypter, besonders auf Grund der
demotischen Angaben, wesentlich zu erweitern. Ich gewann durch
die Mitteilungen meines Freundes fast mehr, als ich zu geben
vermochte. Hatte er doch bereits 30 lange Monate, fern von
Familie und Heimat, in dieser Wüste gehaust, um dem Serapeum
seine tausendjährigen, unter dem Sande verborgenen und meist
wohlerhaltenen Schätze abzugewinnen, sie vorsichtig zu
verpacken und in Hunderten von Kisten allmonatlich nach dem
Pariser Louvre zu senden. Eine ganze Tischlerei befand sich zu
diesem Zwecke in einer geräumigen Höhle, die früher als
Massengrab für die Mumien heiliger Katzen und Ibise gedient
hatte, und der französische Meister mit seinen Gesellen wurde
nicht müde, von morgens früh bis abends spät mit Säge, Hammer
und Meißel immer neue und neue Kisten zu zimmern.
Die ägyptische Regierung war schließlich aufmerksam
geworden, daß so großartige antiquarische Sendungen auf dem
Nil eingeschifft wurden, und sie fand sich erst darüber
belehrt, daß es sich um die Entführung der wertvollsten
Schätze des Altertums handele, nachdem fast alle in Europa
erscheinenden Zeitungen die Nachrichten darüber nach der
Ankunft einer jeden Sendung getreulich berichtet hatten.
Abbas I. befand sich infolgedessen in höchst ungnädiger
Stimmung und erließ flugs einen Firman, kraft dessen niemand
das Recht habe, ohne seine Bewilligung Ausgrabungen zu leiten,
noch gefundene Denkmäler außer Landes zu führen.
Mariette wurde zur rechten Zeit gewarnt. Er zog die
Trikolore auf seinem Hause auf und erklärte kurzweg die Wüste
beim Serapeum als französisches Terrain. Das bebaute Land sei
Ägypten und da würde er sich hüten zu graben, die Wüste sei
niemandes Eigentum. Der Vizekönig war außer sich vor Zorn und
ein Trupp von Reitern, aus einer wilden Schar mazedonischer
Arnauten bestehend, die in den damaligen Zeiten Polizeidienste
in Ägypten leisteten, wurde nach der Wüste geschickt, um das
Serapeum militärisch zu behaupten. Mariette setzte mit seinen
Leuten, die von jeher übel auf die Türken zu sprechen waren,
das Serapeum in Belagerungszustand und drohte jeden vom Pferde
herunterzuschießen, der es wagen würde, französisches Gebiet
zu betreten. Die Horde ließ sich einschüchtern und zog
unverrichteter Sache ab.
Da schlug die ägyptische Regierung einen friedlichen Ausweg
ein, denn eines schönen Morgens erschien ein alter, zahnloser
türkischer Bimbaschi, Monsieur le major, wie ihn Mariette zu
titulieren pflegte, um dem ungeberdigen Franzosen die amtliche
Mitteilung zu machen, er sei erschienen, nicht um die
Ausgrabungen in der französischen Wüste zu stören, wohl aber
um die Entfernung der Denkmäler auf ägyptischem Gebiete zu
überwachen und diese vielmehr als Eigentum der Regierung
dankbarst in Empfang zu nehmen. Da war guter Rat teuer, denn
eine neue ganze Ladung lag aufgespeichert in einer Höhle
verborgen, um ihren Weg nach Alexandrien zu nehmen. Das alles
geschah am Tage meiner Übersiedelung nach dem Serapeum.
Mariette ließ sich nicht einschüchtern. Er bewirtete den
alten Herrn in der freigebigsten Weise, wobei er es nicht an
häufigen Gaben von Raki-Branntwein fehlen ließ, und es
entspann sich zwischen beiden ungefähr die folgende
Unterhaltung, natürlich in arabischer Landessprache.
»Herr Major, Ihr seid ein braver Mann, dem ich das höchste
Vertrauen schenke, und ich freue mich, Eure Bekanntschaft
gemacht zu haben.«
»Gott schenke Euch alles Heil und verlängere Euer Alter!
Ihr habt meinen Bart weiß gemacht.«
»Ich muß Euch darum im Vertrauen mitteilen, daß ich gestern
einen großen Goldfund gemacht habe« –
»Wo ist er, wo ist er? Gebt ihn schleunigst her!«
»Erlaubt, daß ich meine Rede zu Ende führe, – und diesen
Goldfund in einem tiefen Brunnen versteckt halte.«
»Wo ist der Brunnen? Ich muß das Gold sehen.«
»Ich stehe zu Euern Diensten. Steigt selber hinab, um Euch
davon zu überzeugen.«
»Bei Gott! das will ich, das muß ich.«
»Aber bedenkt, bei Eurem Alter? Ihr müßt Euch, auf einem
Stricke sitzend, von zweien meiner Arbeiter an 30 Ellen in die
Tiefe hinabsenken lassen.«
»Das soll geschehen und sofort.«
»Nach Eurem Belieben. Leute, ans Werk!«
Der Herr Major wurde thatsächlich in einen hohlen Schacht
hinabgelassen, in dessen Tiefe sich eine leere Grabkammer
befand, die einst einem alten vornehmen Ägypter als letzter
Ruheplatz gedient hatte. Sobald er mit seinen Füßen den Boden
berührte, ließ Mariette die Stricke hoch ziehen und der Herr
Major blieb vierundzwanzig volle Stunden in unfreiwilliger
Gefangenschaft.
Er bat, schimpfte, fluchte, drohte, – es half ihm alles
nichts. In einem Korbe wurden ihm die notwendigen
Lebensmittel, vor allem auch starke Getränke verabreicht, ein
paar warme Decken flogen in den Brunnen hinein und der arme
Bimbaschi hatte volle Zeit darüber nachzudenken, welch einen
Possen ihm Ma riette gespielt hatte.
Seine lange Wartezeit reichte vollkommen aus, um eine
bereit stehende Kamel-Karawane mit der ganzen Sendung für
Paris zu beladen. Sie schlug ihren Weg nach dem Nil ein, wo
ein Schiff unter französischer Flagge die kostbaren Waren in
Empfang nahm.
Mariette entschädigte den Gefoppten durch ein reiches
Geschenk in barem französischen Golde, verständigte sich mit
ihm und er gehörte fortan zu unseren werten Hausfreunden. War
eine neue Sendung vorbereitet, so verschwand der gute Major
und Türke stets zur rechten Zeit, um mit sehenden Augen nichts
zu sehen.
So wurden die wertvollsten Denkmäler für Frankreich und die
Wissenschaft gerettet und nur ein kleiner Teil, aus etwa 30
beschriebenen Steinen bestehend, wanderte der Schwere halber
nach der Zitadelle von Kairo, um hier in einem besonderen
Raume als Merkwürdigkeiten ersten Ranges aufbewahrt zu werden.
Der türkische Nazir (Vorsteher) der Sammlung ließ die
Inschriften sämtlicher Denkmäler fein abschleifen, um den
Steinen ein hübscheres Aussehen zu geben. Also geschehen im
Jahre 1854!