3. Schriftstück – Zu Schuraih ibn al-Harith
Es
wurde überliefert, dass Schuraih ibn al-Harith, der vom
Befehlshaber der Gläubigen (a.) eingesetzte Richter, während
seiner Amtszeit ein Haus kaufte für achtzig Dinare. Er (Imam
Ali, a.) hörte davon, ließ Schuraih rufen und sagte zu ihm:
„Ich erfuhr, dass du dir ein Haus für
achtzig Dinare gekauft hast, und dass du es schriftlich
niedergelegt und dafür Zeugen genommen hast.“ Schuraih
antwortete: „So war es, Befehlshaber der Gläubigen“,
und er (Imam Ali, a.) schaute ihn mit zornigem Blick an, dann
sagte er: „Schuraih, ich warne dich, bald wird der
(Todesengel) zu dir kommen, der nicht auf das Schriftstück
schauen und dich nicht über deinen Beweis (dafür) fragen wird,
doch er wird dich daraus (aus dem Haus) wegnehmen, dich weit
fortbringen und dich deinem Grab überantworten, wo du ganz
allein sein wirst. Siehe, Schuraih, möge es nicht so sein,
dass du dieses Haus mit anderem Geld als deinem eigenen
gekauft oder den Preis mit etwas bezahlt hast, das nicht
erlaubt für dich war. Denn dann hast du sowohl das Haus des
Diesseits verloren als auch das des Jenseits! Aber wenn du bei
deinem Kauf deines Kaufgegenstandes zu mir gekommen wärst,
hätte ich dir ein Schriftstück ausgestellt auf diesem Papier,
und dann hättest du dieses Haus nicht einmal für einen Dirham
kaufen wollen, erst recht nicht für mehr. Das Papier ist
dieses:“
Dies ist das, was ein demütiger Diener
(Allahs) gekauft hat, von einem Toten, der zum Aufbruch
getrieben wurde, und von diesem hat er ein Haus gekauft von
der Heimstätte des Truges, in der Nähe der Vergänglichen,
deren Bestimmung der Untergang ist. Dieses Haus umfasst vier
Grenzen: Die erste Grenze endet bei dem Anlass für Übel, die
zweite Grenze endet bei dem Anlass von Heimsuchungen, die
dritte Grenze endet beim Anlass für Verderbnis bringenden
Begierden, und die vierte Grenze endet bei dem betrügerischen
Satan, und für diese (vierte Grenze) öffnet sich die Tür
dieses Hauses.
Dieser von (falscher) Hoffnung Betrogene
hat von diesem, von der Frist (seines Todes) Fortgetriebenen,
dieses Haus gekauft, indem er sich aus der Ehre der
Genügsamkeit heraus und in die Erniedrigung des Verlangens und
der Demütigung hinein begeben hat. Dieser Käufer hat nicht
verstanden, was er sich an (schlechten) Konsequenzen
eingehandelt hat für den, der den Verfall der Körper von
Königen antreibt (der Tod), die Seelen der Despoten entreißt,
der das Reich der Pharaonen zum Untergang führt wie Chosrau,
Cäsar, Tubba und Himjar sowie derer, die Reichtum um Reichtum
anhäuften und (ihn) vermehrten, die hohe Häuser bauten und sie
schmückten und verzierten, die (Schätze) aufspeicherten und
daran festhielten, für (ihre) Kinder, wie sie meinten. Ihre
Entsendung geht allesamt zum Halteplatz des Jüngsten Gerichts
und der Abrechnung, sowie zum Ort für Lohn und Bestrafung:
„Wenn der Befehl durch Fällung des
Urteils ergeht, dann sind die verloren, die der Falschheit
folgen.“
Dies bezeugte der Verstand, der der
Gefangenschaft der Begierden entgangen ist und von
Anhänglichkeiten an das Diesseits unversehrt blieb.“
Erläuterung
Chosrau I.
war von 531 bis zu seinem Tod 579 n.Chr. persischer Großkönig
der Sassaniden. Der Begriff Chosrau bezeichnet aber auch
allgemein einen König, dessen Herrschaftsbereich sich weit
erstreckt und war ein Titel der Herrscher des Iran,
vergleichbar der Doppelbedeutung des Begriffs Cäsar.
Offensichtlich ist in dem Schriftstück die allgemeine
Bedeutung verwendet, wie bei Cäsar, welches der Titel der
römischen Herrscher war. Entsprechend ist Tubba die
Bezeichnung der Könige von Himjar und Hadhramaut, die das
letzte der antiken Königreiche im Jemen gründeten. Die Tubba
sind im Heiligen Qur´an erwähnt (siehe 44:37 und 50:14).
Die Himjar
waren ursprünglich ein bedeutender Stamm im antiken Königreich
von Saba in Südwest-Arabien. Später waren es die mächtigen
Herrscher eines Großteils des südlichen Arabien von ca. 115
v.Chr. bis ca. 525 n.Chr. Die Himjariten konzentrierten sich
im Gebiet namens Dhu Raydan (das spätere Qataban) an der Küste
des heutigen Jemen. Am Anfang des 4. Jh. n.Chr. wurde die
Hauptstadt von Himjar nach Norden nach Sana verlegt, und
später in jenem Jahrhundert fassten sowohl Christentum als
auch Judentum Fuß in der Region. Innere Unruhen und wechselnde
Handelsrouten verursachten den Niedergang des Königreiches,
und 525 n.Chr. zerschlugen abessinische Eindringlinge die
Himjariten nach mehreren erfolglosen Versuchen. Ein Ersuchen
um Hilfe vonseiten der Himjariten an Persien führte 575 zu
persischer Kontrolle mit entsprechenden Folgen für die Annahme
des Islam durch Jemen im folgenden Jahrhundert.