36. Brief – An seinen Bruder Aqil ibn Abu Talib
An
seinen Bruder Aqil ibn Abu Talib über eine Armee, die er gegen
einen seiner Feinde ausgesandt hatte, und dies ist die Antwort
auf einen Brief, den Aqil ihm geschrieben hatte.
Ich habe gegen ihn eine mächtige Armee
aus Muslimen entsandt, und als er dies erfuhr, machte er sich
auf zur Flucht und wich reuig zurück. Sie holten ihn unterwegs
ein, als der Sonnenuntergang nahe war. Sie kämpften sofort
miteinander, doch es dauerte keine Stunde, bis er sich
rettete, halb erwürgt, nachdem er bei der Kehle gepackt worden
war und kaum noch Leben in ihm war, und so rettete er sich mit
letzter Kraft. So lass die Quraisch in die Irre rennen,
herumirrend in ihrer Spaltung und Widerspenstigkeit im Irrtum,
denn sie haben sich vereinigt, um gegen mich Krieg zu führen,
so wie sie sich vor mir gegen den Gesandten Allahs (s.)
vereinigt hatten. Mögen die Quraisch die Entlohnung bekommen
für ihre (schlechten) Taten gegen mich! Sie haben meine
Verwandtschaftsbande missachtet und haben mir die Herrschaft
des Sohnes meiner Mutter entrissen.
Was deine Frage angeht über meine Ansicht
über den Kampf, so halte ich es für richtig, diejenigen, die
den Krieg als erlaubt erachten, zu bekämpfen, bis ich Allah
begegne. Die Menge der Leute mehrt mich nicht an Macht, noch
ihre Zerstreuung von mir an Einsamkeit. Wähne den Sohn deines
Vaters nicht demütig und furchtsam, auch wenn ihn die Menschen
im Stich gelassen haben, noch als ein im Unrecht Verhafteter,
als Schwächlicher, der willfährig die Zügel aus der Hand gibt,
noch senkt er seinen Rücken für den Reiter, damit er darauf
sitzen kann. Aber er ist so, wie jener von den Banu Salim
sagte:
„Wenn du mich fragst „wie bist du?“,
so bin ich wahrlich standhaft gegenüber den Zweifeln der Zeit
und hart,
es wäre mir unerträglich, dass du mich bekümmert siehst,
so dass der Feind sich über mein Unglück freut
und der Geliebte sich schlecht fühlt.“
Erläuterung
Als Muawiya
nach dem manipulierten Schiedsgericht eine Kampagne von Mord
und Verwüstung startete, entsandte er eine Streitmacht von
viertausend Mann unter Dahhak ibn Qais al-Fihri, die die
Städte des Befehlshabers der Gläubigen (a.) angreifen sollte.
Als der Befehlshaber der Gläubigen (a.) von seinen Aktivitäten
erfuhr, forderte er die Leute von Kufa auf, eine
Verteidigungslinie aufzubauen, aber sie suchten faule
Ausreden. Schließlich erhob sich Hudschr ibn Adi al-Kindi mit
einer Streitmacht von viertausend Mann, und sie erwischten
Dahhak bei Tadmur. Als die Dunkelheit hereinbrach, entkam
Dahhak in ihrem Schutz. Das war die Zeit, als Aqil ibn Abu
Talib nach Mekka zur Umra gekommen war. Als er erfuhr, dass
Dahhak nach dem Angriff auf al-Hira lebend entkommen war und
dass die Leute von Kufa vor dem Krieg Angst hatten und all
ihre Aktivitäten zum Erliegen gekommen waren, schickte er
einen Brief an den Befehlshaber der Gläubigen (a.) durch
Abdurrahman ibn Ubaid al-Azdi und bot ihm seine Hilfe an. Als
Antwort darauf schrieb der Befehlshaber der Gläubigen (a.)
diesen Brief, in dem er sich über das Verhalten der Leute von
Kufa beklagte und die Flucht von Dahhak erwähnte.
Der Stamm der
Banu Salim wohnte ein wenig außerhalb von Medina. Imam Ali
(a.) zitiert ein Gedicht jenes Stammes, welches gut auf die
Situation passt.