Nahdsch-ul-Balagha - Pfad
der Eloquenz
(Diese
Predigt wurde gehalten) als ihm in Medina der Treueid
geschworen wurde. Und darin teilt er (a.) ihnen mit, worin ihr
Zustand mündet, und darin teilt er sie in Gruppen auf.
Meine Verantwortlichkeit für das, was ich
sage, ist eine Garantie, und ich bin dafür Bürge. Wem die
warnenden Beispiele klar geworden sind über das, was er an
Lehren (für vergangene Völker) gesehen hat, den hinderte die
Gottesehrfurcht daran, in Zweifel zu fallen. Fürwahr, euer
Unheil ist zurückgekehrt, so wie (es) am Tage (existierte),
als Allah Seinen Propheten sandte, Allah segne ihn und schenke
ihm Heil. Bei Dem, Der ihn (s.) mit der Wahrheit entsandte,
ihr werdet in schwerste Unruhe versetzt, durchgesiebt und
geschüttelt und umgerührt werden wie in einem Topf, bis der
Niedrigste unter euch der Höchste und der Höchste unter euch
der Niedrigste sein wird. Die, die (vorher) in hinterer
Position waren, werden überholen und vorne sein, und die, die
(vorher) vorn waren, werden zurückfallen und hinten sein. Bei
Allah, ich habe nicht ein einziges Wort verborgen gehalten,
noch habe ich eine Lüge geäußert. Ich bin schon von dieser
Lage und diesem Tage informiert worden. Wahrlich, die Sünden
sind wie ein widerspenstiges Pferd, auf denen ihre Reiter
getragen werden, deren Zügel fallen gelassen wurden, (um) mit
ihnen ins Feuer (zu) stürzen. Höret! Die Frömmigkeit ist (wie)
gezähmte Reittiere, auf denen ihre Reiter getragen werden,
ihre Zügel sind ihnen (in die Hand) gegeben worden, und sie
bringen sie ins Paradies. (Es gibt) Wahrheit und Falschheit,
und für beides gibt es Anhänger; wenn die Falschheit die
Oberhand hat, das ist immer in der Vergangenheit so gewesen,
und wenn die Wahrheit unterliegt, auch das ist (ebenfalls)
häufig passiert. Selten kommt eine Sache hervor, die
zurückgelegen hat.
Sayyid al-Radhi sagte zu dieser Predigt:
Ich sage: In dieser Predigt liegt mehr Schönheit, als sie
Zustimmung finden könnte, und der Anteil der Verwunderung, die
daraus entspringt, ist größer als der Anteil der Verwunderung,
die man daraus fühlt. Trotz dessen, was wir beschrieben haben,
hat sie so viele Facetten der Redekunst, die die Zunge nicht
ausdrücken und keiner ihren Pfad erklettern kann. Niemand kann
verstehen, was ich sage, außer wenn er diese Kunst wirklich
beherrscht und bis zu ihrer Wurzel vorgedrungen ist. „Und
niemand begreift es außer den Wissenden.“
Aus der
gleichen Predigt, in der er die Menschen in drei Gruppen teilt
Wer das Paradies und das Feuer vor sich
hat, ist beschäftigt. Wer sich anstrengt und schnell ist,
rettet sich, und wer langsam ist, hat Hoffnung, und wer
unzulänglich handelt, stürzt ins Feuer. Zur Rechten und zur
Linken sind irreführende (Pfade), doch der mittlere Weg ist
die Straße, auf der das immerwährende Buch und die Spuren des
Prophetentums liegen.
Er ist das Einfallstor der
Verfahrensweise [sunna],
und dorthin ist die letztendliche Rückkehr. Wer (etwas
anderes) behauptet, wird zugrundegehen, und wer lügt, wird
Schande erlangen. Wer sich mit seinem Angesicht der Wahrheit
entgegenstellt,
wird vernichtet werden. Es ist unwissend genug von dem
Menschen, dass er seinen Rang nicht kennt, und wer in der
Gottesehrfurcht fest verwurzelt ist, fällt nicht der
Vernichtung anheim. Die Saat eines Volkes, die auf dieser
(Gottesehrfurcht) gepflanzt wurde, wird nicht dürsten.
Verbergt euch in euren Häusern und korrigiert euch selbst. Die
Reue ist hinter euch, und man sollte nur seinen Herrn
lobpreisen und nur sich selbst tadeln.
Gottesehrfurcht ist das Wort für den Zustand, in dem Herz und
Geist durch die göttliche Größe und Herrlichkeit berührt sind.
Als ein Resultat wird der menschliche Geist von
Gottesehrfurcht erfüllt, und als unvermeidliches Ergebnis
davon wird das Ausmaß an Gottesdienst und Gebet erhöht. Es ist
unmöglich, dass das Herz voller Gottesehrfurcht ist und sich
das nicht in Taten und Handlungen niederschlägt. Da
Gottesdienst und Unterwerfung unter Gottes Willen den Zustand
des Herzens reformieren und den Geist nähren, wird das Herz
reiner mit dem Maß an Gottesdienst. Darum wird im Qur´an
manchmal das Wort „Taqwa (Frömmigkeit, Gottesehrfurcht)“
im Sinne von Furcht angewandt, zuweilen auch im Sinne von
Gottesdienst und Hingabe und manchmal als Reinheit des Herzens
und Geistes. Daher bedeutet „Taqwa“ im Vers „wa
iyyaya fattaqun (und Mich Allein sollt ihr fürchten)“
„Furcht“, im Vers „ittaqu´l-laha haqqa tuqatihi (Verehrt
Allah, wie Er verehrt werden soll)“
bedeutet „Taqwa“ „Gottesdienst und Hingabe“ und im Vers „wa
yachscha´llaha wa yattaqhi fa ula´ika humu-l fa´izun (die
Allah fürchten und sich vor Ihm hüten)“
bedeutet „Taqwa“ die Reinheit des Geistes und des
Herzens.
In den
Überlieferungen wurden der Taqwa (Gottesehrfrucht) drei Stufen
zugeteilt: Die erste Stufe besteht darin, dass der Mensch den
göttlichen Befehlen folgt und sich von Verbotenem fernhält.
Der zweite Grad bezeichnet, dass man die empfohlenen Dinge [mustahab]
ebenfalls einhält und die verpönten Handlungen [makruh]
unterlässt. Bei der dritten Stufe sollte man von Erlaubtem
ebenfalls absehen aus Furcht davor, in Zweifel zu fallen. Die
erste Stufe betrifft einfache Leute, die zweite die edlen und
die dritte hohe Würdenträger. Allah bezog sich auf diese drei
Stufen in folgendem Vers: „Denen, die glauben und gute
Werke tun, soll es nicht als Sünde angerechnet werden, was sie
essen, wenn sie nur Allah fürchten und glauben und gute Werke
tun, abermals fürchten und glauben, dann nochmals fürchten und
glauben und Gutes tun. Und Allah liebt diejenigen, die Gutes
tun“
Der
Befehlshaber der Gläubigen (a.) sagte, das nur Handlungen, die
auf Gottesehrfurcht basieren, lang andauern können und dass
nur eine Tat, die durch Gottesehrfurcht gewässert wird,
erblühen und Früchte tragen kann, weil nur das Gottesdienst
ist, in dem das Gefühl von Unterwerfung unter Allah empfunden
wird. So sagt Allah: „Ist nun der besser, der sein Gebäude
auf Allahs Ehrfurcht und Wohlgefallen gegründet hat, oder
jener, der sein Gebäude auf den Rand einer wankenden,
unterspülten Sandbank gründete, die mit ihm in das Feuer der
Hölle gestürzt ist?“
Folglich ist
jeder Glaube, der nicht auf Wissen und Überzeugung gründet wie
ein Gebäude, das ohne Fundament errichtet wurde, worin keine
Stabilität oder Festigkeit liegt, während jede Tat, die ohne
Gottesehrfurcht ist, einer Pflanzung gleicht, die wegen
mangelnder Wässerung verwelkt.