44. Predigt – Veruntreuung von Schulden und Flucht
Masqala ibn Hubaira
al-Schaibani war zu Muawiya geflohen, und er (Masqala) hatte
einige Kriegsgefangene der Banu Nadschiya von einem
Unterhändler des Befehlshabers der Gläubigen gekauft
und ließ sie frei. Als er (Imam Ali, a.) von ihm den
Zahlbetrag (dann) einforderte, veruntreute er diesen und floh
nach Syrien. Imam Ali (a.) sagte daraufhin:
Möge
Allah Masqala erniedrigen! Er vollbrachte die Tat eines Edlen
(indem er Kriegsgefangene freikaufte), und floh dann wie ein
Sklave! Er hat denjenigen, der Lobendes über ihn äußert, zum
Schweigen gebracht, noch bevor er sprechen konnte, und noch
bevor jemand seine (guten) Eigenschaften bestätigen konnte,
beschimpft er ihn. Wenn er hier geblieben wäre, dann hätten
wir von ihm nehmen können, was ihm leicht fiele, und wir
hätten gewartet, bis er mehr Geld gehabt hätte.
Erläuterung
Als die
Charidschiten nach dem Schiedsgericht meuterten, stand ein
Mann von ihnen namens al-Chirrit ibn Raschid al-Nadschi auf,
um die Leute aufzuhetzen, und brach nach al-Mada´in auf mit
einer mordenden und marodierenden Horde. Der Befehlshaber der
Gläubigen (a.) entsandte Ziyad ibn Chasafa mit dreihundert
Mann, um ihn zu überwachen. Als die beiden Gruppen bei
al-Mada´in aufeinander trafen, griffen sie einander mit
Schwertern an. Erst wenige Gefechte hatten stattgefunden, als
die Abenddämmerung hereinbrach und die Schlacht unterbrochen
werden musste.
Am nächsten
Morgen bemerkten Ziyads Männer, dass fünf Leichen der
Charidschiten dort lagen, und diese das Schlachtfeld verlassen
hatten. Als er das sah, machte sich Ziyad mit seinen Männern
auf den Weg nach Basra, um die Charidschiten zu verfolgen.
Dann stellte er fest, dass die Charidschiten nach Ahwaz
gezogen waren. Ziyad marschierte nicht mehr weiter aufgrund
der Knappheit an Truppen und informierte den Befehlshaber der
Gläubigen (a.) darüber.
Der
Befehlshaber der Gläubigen (a.) rief Ziyad zurück und sandte
Ma´qil ibn Qais al-Riyahi mit zweitausend erfahrenen Kämpfern
in Richtung Ahwaz und schrieb an den Gouverneur von Basra
Abdullah ibn Abbas, dass er ihm zweitausend weitere
Schwertkämpfer aus Basra als Hilfe für Ma´qil bereit stellen
solle. Daraufhin schloss sich ihnen das Kontingent aus Basra
in Ahwaz an und nach sorgfältiger Organisation machten sie
sich bereit, den Gegner zu attackieren.
Al-Chirrit
marschierte mit seinen Truppen zu den Hügeln von Ramhurmuz.
Imam Alis (a.) Leute folgten ihm und überraschten ihn nahe
jener Hügel. Beide ordneten ihre Truppen und begannen einander
anzugreifen. Das Ergebnis dieses Gefechts war, dass
dreihundertsiebzig Charidschiten auf dem Schlachtfeld getötet
wurden, während der Rest floh. Ma´qil informierte den
Befehlshaber der Gläubigen (a.) über seine Tat und über die
Flucht des Gegners. Imam Ali (a.) wies sie an, jene zu
verfolgen und ihnen die Fähigkeit zu nehmen, jemals wieder
angreifen zu können. Als er diesen Befehl erhielt, marschierte
er weiter und holte sie an der Küste des Persischen Golfs ein,
wo al-Chirrit sich die Unterstützung der Einheimischen
gesichert hatte, und er rekrutierte Leute von da und dort, und
so konnte er eine ansehnliche Streitmacht aufstellen. Als
Ma´qil dort ankam, hisste er die Friedensflagge und
verkündete, dass die, die von hier und dort zusammengekommen
waren, sich zurückziehen sollten und sie nicht belästigt
werden würden. Die Wirkung von dieser Ankündigung war, dass
abgesehen von seiner Gemeinschaft alle al-Chirrit verließen.
Er organisierte diese paar Männer und initiierte die Schlacht,
aber versierte Kämpfer aus Basra und Kufa lieferten so
exzellente Schwertkämpfe, dass innerhalb kurzer Zeit
hundertsiebzig der Aufrührer getötet wurden, während al-Nu´man
ibn Suhban al-Rasibi den Gegner al-Chirrit ibn Raschid
al-Nadschi ergriff und tötete. Bald nach dem Fall ihres
Kommandeurs verloren die Gegner Imam Alis (a.) an Boden und
flohen vom Schlachtfeld. Daraufhin versammelte Ma´qil alle
Männer, Frauen und Kinder von ihren Lagern an einen Platz.
Diejenigen unter ihnen, die Muslime waren, wurden (sofort)
freigelassen.
Als Ma´qil
die Stadt Ardaschir Churrah im Iran erreichte, weinten und
klagten die Gefangenen vor dem Gouverneur Masqala ibn Hubaira
al-Schaibani und flehten ihn demütig an, etwas für ihre
Befreiung zu tun. Masqala schickte durch Dhul ibn al-Harith
eine Nachricht an Ma´qil, dass er ihm diese Gefangenen
verkaufen sollte. Ma´qil stimmte zu und verkaufte ihm jene
Gefangenen für fünfhunderttausend Dirham und forderte ihn auf,
den Preis sofort dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) zukommen
zu lassen. Er sagte, dass er die erste Rate sofort begleichen
würde und die restlichen Raten ebenfalls bald geschickt werden
würden. Als Ma´qil den Befehlshaber der Gläubigen (a.) traf,
berichtete er ihm das gesamte Ereignis. Der Befehlshaber der
Gläubigen (a.) befürwortete diese Tat und wartete einige Zeit
auf den Preis, aber Masqala sah, dass er sich ruhig verhielt,
so dass er glaubte, dass er keine Verpflichtungen mehr hätte.
Schließlich entsandte der Befehlshaber der Gläubigen (a.)
einen Botschafter zu ihm, dass er ihm entweder den Preis
senden oder selber kommen sollte. Er kam auf Befehl des
Befehlshabers der Gläubigen (a.) nach Kufa und bezahlte auf
die Zahlungsaufforderung hin zweihunderttausend Dirham, aber
um sich der Begleichung des vollen Preises zu entziehen, ging
er fort zu Muawiya, der ihn zum Gouverneur von Tabarastan
machte. Als der Befehlshaber er Gläubigen (a.) all das erfuhr,
sprach er die Worte dieser Predigt. Zusammenfassend sagte er
darin sinngemäß, dass er erwogen hatte, die Zahlung
auszusetzen und zu warten, bis sich seine finanzielle
Situation gebessert hat, aber er floh, so dass er die Zahlung
schuldig blieb und so auch den Lohn der Befreiung von
Gefangenen verlor. Tatsächlich hätte ansonsten Imam Ali (a.)
selbst wohl die Gefangenen frei gegeben, wie es seine Art war,
aber hier ging es um die Prüfung der Treue eines Gouverneurs.