Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

57. Predigt – Eigenschaften eines Tadelnswerten

(Diese Predigt wurde gehalten) über die Eigenschaften eines Tadelnswerten, dann über seine (a.) eigenen Tugenden.

Über euch wird nach mir ein Mann[1] mit großem Schlund[2] und dickem Bauch die Oberhand gewinnen: Er wird verschlingen, was er vorfindet, und er wird das verlangen, was er nicht findet. So tötet ihn, (doch ich weiß), ihr werdet ihn niemals töten! Nein, er wird euch befehlen, mich zu schmähen und euch von mir loszusagen. Was das Beschimpfen angeht, so beschimpft mich, denn das ist Reinigung für mich und Rettung für euch (da ihr sonst getötet werdet). Was das Lossagen betrifft, so sagt euch nicht von mir los, denn ich wurde mit der Gott suchenden Natur [fitra] geboren, und ich war vorausgehend in der mit Wissen verbundenen bewussten Verinnerlichung [iman] sowie in der Auswanderung von Mekka nach Medina.

Erläuterung

Manche Leute dachten, dass die Person, auf die der Befehlshaber der Gläubigen (a.) in dieser Predigt anspielte, Ziyad ibn Abi war, manche dachten, dass er Hadschadsch ibn Yusuf al-Thaqafi, und andere dachten, dass er Mughira ibn Schu´ba meinte. Aber die meisten Kommentatoren sind der Ansicht, dass er Muawiya meinte, weil die Eigenschaften, die der Befehlshaber der Gläubigen (a.) beschrieben hat, allein voll und ganz auf ihn zutreffen. Daher hat Ibn Abu´l Hadid über die Gier von Muawiya geschrieben, dass der Prophet (s.) ihn einmal rufen ließ und ihm gesagt wurde, dass Muawiya mit Essen beschäftigt sei. Dann wurde ein zweites und drittes Mal ein Botschafter zu ihm gesandt, um ihn zu rufen, doch er brachte die gleiche Nachricht. Daraufhin sagte der Prophet (s.): „Möge Allah seinen Bauch niemals sättigen.“ Das Resultat dieses Fluches war, dass er, wenn er vom Essen müde geworden war, sagte: „Nehmt es weg, denn bei Allah, ich bin nicht gesättigt, aber ich bin überdrüssig und angeekelt.“ Genauso sind seine Schmähungen und seine Anordnungen an seine Beamten akzeptierte Tatsachen der Geschichte, die zweifelsfrei belegt sind. In diesem Zusammenhang wurden auf den Kanzeln derartige Worte verwendet, dass selbst Allah und der Prophet (s.) geschmäht wurden. Deshalb schrieb Umm Salama[3] an Muawiya: „Deine Leute schmähen sicherlich Allah und den Propheten, und genauso schleuderst du Schmähpredigten gegen Ali und diejenigen, die ihn lieben, während ich Zeuge dafür bin, dass Allah und der Prophet ihn liebten.“[4] Dankenswerterweise setzte Umar ibn Abdulaziz[5] den öffentlichen Schmähungen Imam Alis (a.) in den Moscheen ein Ende.

In dieser Predigt hat der Befehlshaber der Gläubigen (a.) Muawiyas Tötung auf der Basis des Befehls des Propheten (s.) angeordnet, um dem größeres Blutvergießen, welches Muawiya bewirkt hatte und weiterhin bewirken würde, entgegen zu wirken und den schamlosen Missbrauch der Religion für Gewaltherrschaft zu verhindern. Prophet Muhammad (s.) wollte verhindern, das Muawiya jemals seine Schandtaten im Namen des Islam ausführt. Daher hatte er gesagt: „Wenn ihr (oh Muslime) Muawiya auf meiner Kanzel seht, dann tötet ihn!“[6]

[1] Gemeint ist Muawiya

[2] Sinngemäß: gierig

[3] Eine der Witwen des Propheten (s.)

[4] Al-Idq al-Farid, Band 3, S. 131

[5] Umar II. bzw. Umar Ibn Abdulaziz war der achte Kalif der Umayyaden. Er lebte 681-720 n.Chr. und regierte 717-720 n.Chr.

[6] „Kitab Siffin“, S. 243, 248; „Scharh ibn Abu´l Hadid”, Band I, S. 348; „Tarich Bagdad”, Band 12, S. 181; „Mizan al-I´tidal”: Band 2, S. 128; „Tahdhib al-Tahdhib”, Band 2, S. 428; Band 5, S. 110; .Band 7, S. 324

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