Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

64. Predigt – Über die Vergänglichkeit der Welt

(Diese Predigt wurde gehalten) über die Vergänglichkeit der Welt.

Fürchtet Allah, ihr Diener Allas, eilt eurer Frist (des Lebens) mit euren (guten) Taten entgegen und erwerbt euch das, was euch bleibt, mit dem Ver­gänglichen, was von euch kommt. Rüstet euch für die Reise, denn ihr werdet getrieben, und bereitet euch auf den Tod vor, der schon seine Schatten über euch geworfen hat. Seid ein Volk, das aufwacht, wenn es gerufen wird, und das verstanden hat, dass diese Welt nicht die (dauerhafte) Heimstätte für sie ist und sie es darum eingetauscht haben (für das Jenseits).

Wahrlich, Allah – Erhaben ist Er – hat euch nicht umsonst erschaffen, und Er hat euch nicht euch selbst überlassen. Es gibt zwischen einem von euch und dem Paradies oder dem Feuer nichts, das auf ihn herabkommt, als den Tod. Jeder Moment verkürzt das Leben, (jede) Stunde zerstört es, und es (muss) als kurz von Dauer bewertet werden. Wahrlich, zwei neue Dinge treiben das Verborgene zu schneller Rückkehr, die Nacht und der Tag. Der Reisende, der sich mit Gewinn oder Elend nähert, verdient die beste Wegzehrung. So stattet euch auf dieser Welt von dieser Welt mit (derartigem) Proviant aus, mit dem ihr euch morgen beschirmen könnt. So soll der Diener (Allahs) ehrfürchtig gegenüber seinem Herrn sein, sich selber Ratschläge geben und seine Buße vorausschicken, seine Begierde besiegen, weil seine Frist vor ihm verdeckt ist. Seine Hoffnung betrügt ihn, der Satan ist für ihn beauftragt und macht ihm den Ungehorsam (gegenüber Allah) so (schmackhaft), dass er ihn begeht und verführt ihn dazu, seine Buße zu verzögern. Wenn seine Wünsche sich auf ihn stürzen, machen sie ihn zum Nachlässigsten. Wie schade ist es um jeden Nachlässigen, wenn sein Leben ein Beweis gegen ihn ist und seine Tage ihn ins Elend führen! Wir bitten Allah den Erhabenen, dass Er uns und Euch zu jenen werden lasse, die Seine Wohltat nicht stolz und übermütig machen, kein Ziel sie dazu bringt, es am Gehorsam gegenüber ihrem Herrn fehlen zu lassen und die Reue und Betrübnis sie nicht (erst) nach dem Tod überkommen.

Erläuterung

Die Aufforderung „erwerbt euch das, was euch bleibt, mit dem Vergänglichen, was von euch kommt“, weist den Menschen darauf hin, dass alle seine Taten des Diesseits zwar einerseits vergänglich sind, aber andererseits manche Taten durch Gott mit der Gnade ausgestattet sind, auch im Jenseits, das ihm bleibt, gnadenreich zu wirken.

Mit dem Hinweis „Rüstet euch für die Reise, denn ihr werdet getrieben, und bereitet euch auf den Tod vor, der schon seine Schatten über euch geworfen hat“ wird der Durchgangscharakter des Diesseits verdeutlicht, wobei der Mensch der Reisende ist. Der Reisende kann aber den Zeitablauf der Reise und die Frist bis zum Ende der Reise nicht selbst bestimmen. Er wird „getrieben“ von Anfang an, denn jede Minute seines Lebens ist eine Annäherung an den Tod. Es ist der Gnade Allahs zu verdanken, dass den gewöhnlichen Menschen ihre Frist nicht bekannt ist. Das Ableben aber ist der Übergang ins Paradies oder ins Feuer, das danach durch den Menschen nicht weiter beeinflusst werden kann. Die Einflussmöglichkeiten des Menschen liegen im Diesseits. Daher heißt es auch in einer Überlieferung des Propheten Muhammad: „Stirb, bevor du stirbst“. Erst dadurch, dass der Mensch das irdische Leben als Übergang versteht und sich nicht daran klammert, erst dadurch, dass er sich bereits zu Lebzeiten „löst“, bekommt er die Freiheit, sein aufrichtiges Wirken auf Gottes Weg „mitnehmen“ zu dürfen. Und dann spielt es keine Rolle, ob er sich dem Tod mit irdischem „Gewinn oder Elend nähert“.

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