Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

83. Predigt – Die Edle [al-ghara]

Diese wunderbare Predigt heißt „die Edle“ [al-ghara]. Darin sind Charakterisierungen Allahs, Erhaben ist Seine Ehre, dann die Empfehlung zu Ehrfurcht Ihm gegenüber, die Abschreckung vor dem Diesseits, außerdem was (einen) bei der Auferstehung befällt, dann die Warnung der Leute vor ihrem Widerstreben ihm (a.) gegenüber und seine (a.) Freundlichkeit in der Ermahnung (erwähnt).

Seine (Allahs) Eigenschaften, Erhaben ist Seine Ehre

Aller Preis ist Allahs, Der alles überragt, Der Nahe ist durch Seine Güte, der Schenker aller Kriegsbeute und allen Überflusses, Der jegliche Härte hinweg nimmt. Ich lobpreise Ihn für die Güte Seines Großmutes und Seine allumfassenden Gnadengeschenke. Und ich glaube an Ihn, Der existierte vor jeglicher Existenz. Ich suche Rechtleitung bei Ihm als den Nahen und Rechtleitenden, und ich ersuche Ihn um Hilfe als den Bezwinger und Allmächtigen. Ich vertraue auf Ihn, den Genügenden, den Helfer. Ich bezeuge, dass Muhammad (s.) Sein Diener und Gesandter ist, Er entsandte ihn zur Ausführung Seiner Befehle, zur Übermittlung der verstandesmäßigen Beweise und Unterbreitung von Warnungen.

Empfehlung zur Gottesehrfurcht

Ihr Diener Allahs, ich empfehle euch die Ehrfurcht vor Allah, Der Gleichnisse prägte, Der euch feste Fristen setzte, Der euch mit Kleidern ausstattete, Der euch freigiebig Lebensunterhalt gab. Er umgab euch mit Seiner Berechnung (eurer Taten), Er hat für euch Vergeltung bereitet, vor der ihr nicht entfliehen könnt. Er hat euch mit wechselnden Gnadengeschenken geehrt und großzügigen Gaben. Und Er hat euch mit deutlichen Beweisen gewarnt und hat euch an Anzahl berechnet. Er hat euch eine (bestimmte) Zeitdauer (für das Leben) zugewiesen in der Heimstätte der Prüfung. Ihr werdet darin geprüft werden, und ihr werdet dafür Rechenschaft ablegen müssen.

Abschreckung vom Diesseits

Wahrlich, diese Welt ist eine Tränke trüben Wassers, eine mit Schlamm verschmutzte Wasserstelle, deren Anblick bezaubert, doch deren Ort der Versuchung Vernichtung bringt. Sie ist ein vergänglicher Trug, ein untergehender Schein, ein vergehender Schatten, eine sich senkende Stütze. Wenn der, der sie ablehnt, mit ihr vertraut geworden ist, und der, der sie nicht kennt, von ihr befriedigt wird, dann erhebt sie sich, und schlägt ihre Füße zusammen (vor Freude), verwickelt sie in ihre Schlingen, macht ihn zur Zielscheibe ihrer Pfeile, bindet dem Menschen die Seile des Todes um den Nacken und führt ihn in die Enge des Grabes, der Trostlosigkeit des Ortes der Rückkehr und zum Anblick des Ortes, wohin er kommen wird und zum Lohn seiner Taten. Und so ergeht es (auch) den Späteren, die auf die Vorangegangenen folgen. Der Tod lässt sich nicht davon abhalten, sie dahinzuraffen, und die Überlebenden enthalten sich nicht der Missetaten. Sie nehmen die Formen ihrer früheren Taten an. Sie gehen in Gruppen zum letztendlichen Ziel und dem Zustreben nach Vernichtung.

Nach dem Tod kommt die Auferstehung

Wenn die Dinge abgeschnitten werden, die Zeit in Stücke zerstückelt und die Auferstehung herangekommen ist, dann wird Er sie aus den Ruhestätten der Gräber hervorkommen lassen, aus den Nestern der Vögel, aus den Bauten der Hyänen und den gefährlichen Orten. Sie hasten zu Seinem Befehl, zum Ort der Rückkehr eilend, in kleinen Gruppen, schweigend, (dann) aufgereiht stehend. (Allahs) Blick durchdringt sie, und der Rufer wird sie (seinen Ruf) hören lassen. Sie werden die Kleidung der Demut, Ehrfurcht, Unterwerfung und Demütigung tragen. Listen sind fehlgeschlagen, Hoffnungen wurden zerschlagen, die Herzen werden sinken und still, die Stimmen senken sich angstvoll, Schweiß erstickt die Kehle (dass man nicht mehr sprechen kann), die Furcht wird groß werden, und die Ohren werden von der donnernden Stimme des Rufers zum (letzten) Gericht erzittern, zum Austausch von Vergeltung, Strafe und Konsequenzen (für Schlechtes) und Lohn (für Gutes).

Warnung der Schöpfung

Die Diener (Allahs) sind Erschaffene als (Beweis) für die Macht (Allahs) und wurden in Unterwerfung (in Allah) aufgezogen. Sie (sind dazu bestimmt, vom Todesengel) ergriffen zu werden, sie werden von den Gräbern umschlossen, und sie werden zu Staub und Bruchstücken werden, und sie werden nacheinander auferweckt werden. Sie werden dem Gericht unterzogen, ihre Entgeltung empfangen und einzeln Rechenschaft ablegen müssen. Ihnen ist Aufschub gewährt worden, einen Ausweg zu suchen, sie wurden auf den klaren Weg geleitet, ihnen wurden Lebenszeit und Frist gewährt, um Zufriedenheit (durch gute Taten) zu erreichen. Die Finsternis des Zweifels wurde von ihnen genommen, sie wurden freigelassen und dem Trainingsplatz für Rennpferde überlassen, um für das Rennen am Tage des Gerichts trainiert zu sein, und um durch Nachdenken und Erforschung mit dem Licht (der Rechtleitung) während der Dauer der Frist (ihres Lebens) nach dem Gewünschten zu suchen und (gute) Taten zu vollbringen.

Vorzüge der Erinnerung

Wie treffend sind doch diese Beispiele und wie heilsam diese Ermahnungen, vorausgesetzt, sie träfen auf reine Herzen, aufmerksame Ohren, entschlossene Blicke und scharfen Verstand. So habt Ehrfurcht gegenüber Allah wie derjenige, der (die Ermahnung) gehört hat und (daraufhin) Demut zeigt, und wenn er (eine Sünde) begangen hat, sie zugibt, wenn er sich fürchtet, (richtig) handelt, wenn er gewarnt wurde, er (zu guten Taten) eilt, derjenige, der Überzeugung gewinnt und bestens handelt, und wenn ihm eine Lehre erteilt wird, er daraus dann die richtigen Schlüsse zieht, wenn er (vor etwas) gewarnt wurde, er sich davor hütet und wenn er von etwas abgehalten wird, er davon Abstand nimmt. Er antwortet (auf den Ruf Allahs) und wendet sich (zu Ihm), und wenn er (zur Sünde) zurückkehrt, bereut er. Wenn er (jemandem) nacheifert, ahmt er (Gutes) nach, und wenn ihm (der richtige Weg) gezeigt wird, sieht er ihn.

So eilte er (die Wahrheit) suchend und erlangte Rettung, indem er (vor dem Bösen) floh. Er zog Nutzen, indem er (gute Taten) aufspeicherte, er reinigt sein Gewissen, baut (sein Haus) für das Jenseits, stattet sich aus mit Proviant für den Tag der Reise (ins Jenseits) und behält seinen Weg, den Zustand seiner Bedürfnisse und den Standpunkt seines Mangels im Blick. Er schickt (Gutes) voraus für die Heimstätte seines Aufenthalts (im Jenseits). So seid ehrfürchtig zu Allah, ihr Diener Allahs, und behaltet im Blick, wozu euch Allah geschaffen hat, und hütet euch im äußersten Grad vor dem, vor dem Allah euch vor Sich Selbst gewarnt hat. Zeigt euch dessen würdig, was Er für euch bereitet hat im Vertrauen auf die Erfüllung Seines Versprechens und auf der Hut vor den Schrecken des Jenseits.

Erinnerung an verschiedene Arten der Gnadengeschenke

Er hat euch Gehör gegeben, um zu bewahren, was bedeutsam ist, und Augenlicht, um die Dunkelheit aufzudecken, und Körperglieder, die (sich) aus vielen (kleineren) Gliedern zusammensetzen, deren Formen in Einklang stehen mit der Konstruktion ihrer Gestalten und der Länge ihres Lebens, und Körper, die durch ihren nützlichen Einsatz aufrecht stehen, und Herzen, die nach (Selbst-)Erhaltung suchen, (Er hat euch all das gegeben) abgesehen von reichlichen (zusätzlichen) Gnadengeschenken, verpflichtenden Gaben und undurchdringlichen Festungen Seiner Lebenskraft (für euch). Er hat euch Lebenszeiten zugemessen, die Er vor euch verdeckt hat, und Er hat für euch Lehren von den Spuren derer hinterlassen, die euch vorangegangen sind, von denen, die ihren Anteil (an Gutem) genossen und für deren Galgenstrick der Weg freigegeben war. Der Tod ereilte sie, ohne dass ihre Hoffnungen erfüllt wurden, riss sie von ihnen fort und vernichtete ihre Lebensfrist (d.h., setzte ihnen ein Ende). Sie trafen keinerlei Vorbereitungen, während ihre Körper gesund waren, und sie berücksichtigten (es) nicht in sorglosen Zeiten.

Erwarten diese Jugendlichen mit zarter und feiner Haut etwas anderes als die rückenbeugende Altersschwäche, und die mit Gesundheit Gesegneten (etwas) anderes, als dass Krankheit auf sie herabkommt, und die Lebenden die Zeiten der Vernichtung? Während die Zeit der Trennung (von dieser Welt) nahe und die Zeit des Übergangs unmittelbar bevorsteht, mit Unruhe, Schrecken, Schmerz vor Kummer des Herzens und Würgen des Speichels, und (die Zeit) für Hilferufe an Nachkommen und Verwandte oder wertgeschätzte Freunde gekommen ist! Können dann die Nahestehenden (den Tod) abwenden, oder was nützen die Klageweiber[1]? Er (der Tote) wurde schon am Ort der Toten (dem Grab im Friedhof) gefangen zurückgelassen, allein in der Enge der Liegestätte. Ungeziefer hat seine Haut zerrissen, und Verwesung hat seine Frische faulen lassen. Die Stürme haben seine Spuren verwischt, und Qualen haben seine Merkmale ausradiert. Die Körper sind unwiederbringlich verloren, nachdem sie voll waren, und die Knochen sind verrottet, nachdem sie (einst) stark waren. Der Geist[2] (der Menschen) ist belastet mit der Last (der Sünden), und die verborgenen Kunden sind zur Gewissheit geworden. Die rechtschaffenen Taten können nicht (mehr) hinzugefügt werden, noch können die schlechten Taten (dann noch) gesühnt werden. Seid ihr denn nicht die Söhne, Väter, Brüder und Verwandte von (verstorbenen) Menschen? Folgt ihr nicht ihren Beispielen, beschreitet ihre Wege und betretet ihre Straßen? Doch die Herzen, die ihrem Geschick gegenüber hart sind, sind gegenüber ihrer Leitung achtlos und bewegen sich auf der falschen Linie, so als ob sie nicht gemeint seien, und als ob der Gewinn von Weltlichem richtiges Handeln wäre.

Warnung vor dem Schrecken des Sirat

So wisset, dass eure Überquerung des Sirat[3] (ein Weg) des Stolperns, des Ausgleitens der Füße und des schrecklichen Ausrutschens ist, sowie der Schrecknisse auf Schritt und Tritt. So seid ehrfürchtig gegenüber Allah, ihr Diener Allahs, mit der Gottersehrfurcht eines Weisen, dessen Herz mit Nachdenken beschäftigt ist. Die Furcht hat seinen Körper ermattet, und das nächtliche Wachen (im Gebet) hat selbst seinen geringen Schlaf zum Wachen gemacht. Hoffnung (auf den Lohn Allahs) machte seinen Tag (aufgrund des Fastens) während der Mittagshitze durstig, seine Enthaltsamkeit hat seine Lüste verhindert, und das Gedenken an Allah hielt seine Zunge in Bewegung. Ehrfurcht (vor Allah) ließ er seiner Sicherheit vorangehen, und er wendet sich ab von verlockenden (zweifelhaften Wegen) zugunsten von klaren Wegen. Er geht auf dem zielstrebigsten Weg zum gewünschten Ziel, die Phantasien des Irrtums halten ihn nicht ab, und die zweifelhaften Dinge machen ihn nicht blind. Er erlangt die Freude der frohen Botschaft, ein sorgloses Leben und ruhigsten Schlaf. Er verbringt seinen Tag in Sicherheit. Er durchquert diese Welt in lobenswerter Weise und hat glücklich für das Jenseits vorgesorgt. Er eilte (mit guten Taten) voran aus Angst (vor der Strafe Allahs) und bewegt sich schnell durch die kurze Zeitspanne. Er widmet sich dem Verlangen (nach dem ewigen Guten) und flieht vor dem Schlechten. Er bedenkt seinen Tag und denkt an den nächsten. Er geht geradeaus voran. So genügt das Paradies als Lohn und als Gabe, wogegen das Feuer als Strafe und Übel angemessen ist! Und Allah genügt als Vergelter und als Helfer, und das Buch (Allahs) ist ausreichend als Argument und als Widersacher!

Rat zu Gottesehrfurcht

Ich lege (euch) Ehrfurcht vor Allah ans Herz, Der mit dem entschuldigt, womit Er gewarnt hat, Der das als Argument hat, womit Er (den rechten Weg) klargemacht hat. Er warnte euch vor einem Gegner, der heimlich die Herzen durchdrungen hat, jener speit geheime Einflüsterungen in die Ohren und leitet irre und bringt zu Fall. Er macht Versprechungen, weckt falsche Hoffnungen und lässt die schlechten Taten in schöner Gestalt erscheinen. Er zeigt selbst schlimmste Todsünden als leicht. Wenn er seinen Gefährten, den er mit Einflüsterung gefügig gemacht hat, herabstuft (von der Rechtleitung zur Verirrung), und ihn dahin gebracht hat, von wo es keine Läuterung mehr gibt, leugnet er, was er als schön erscheinen ließ, und zeigt das als groß, was er als leicht hat erscheinen lassen, und droht vor dem, was er als sicher gezeigt hatte.

Von den Eigenschaften der Schöpfung des Menschen

Oder schaut diesen an, den Er in den Finsternissen der Mutterschöße geschaffen hat und Schichten von Bedeckungen, aus dem ausspritzenden Samen, dann zu einem formlosen Gerinnsel, dann zu einem Embryo, zu einem Säugling, einem Kleinkind, dann zu einem voll ausgereiften jungen Mann. Daraufhin verlieh Er ihm ein bewahrendes Herz, eine sprechende Zunge und sehende Augen, auf das er verstehen mag, in dem er Lehren zieht und sich (von Schlechtem) abhalten lässt, bis er sein Ebenmaß und seine Vollkraft erreicht hat. Dann tritt er überheblich hervor und stampft verwirrt auf die Erde, seine Begierde in einen großen Eimer schöpfend und strebt hart nach seinem Diesseits und schwelgt in den Lüsten seiner Freuden. Er folgt dem, was seine Wünsche ihm vorgaukeln, danach bedenkt er nicht, dass Verlust eintreten könnte, noch fürchtet er (Allah), und so stirbt er, getäuscht von seiner Versuchung, (nachdem) er ein sündhaftes, sinnloses Leben geführt hat. Es nützte ihm keine Ersatzleistung noch das, was er verdiente, noch vollführte er (seine) Pflichten. Die Schrecknisse des Todes überraschten ihn, während er (noch) in Widerspenstigkeit auf seinen Verhaltensweisen verharrte. Er irrte ratlos umher, verbrachte seine Nächte in Wachheit in tiefsten Schmerzen, in den Härten von Leiden und Krankheit, in der Gegenwart des (Voll-)Bruders, eines mitfühlenden Vaters, einer vor Trauer wehklagenden (Mutter) und einer sich vor Sorge auf die Brust schlagenden (Schwester), während er sich selber in erschöpfender Todespein, in einer alle Hoffnungen beraubenden Drangsal und in schmerzhaften Leiden befand. Seine Seele wurde beim Tod herausgezogen und ausgetrieben, wobei er ermattet. Dann wurde er einbalsamiert[4], in die Leichentücher gewickelt und hinweggenommen, während er widerstandslos und gefügig ist. Dann wurde er auf Holzplanken gelegt in so einem Zustand der chronischen Krankheit und Auszehrung vom Leiden. Die helfenden jungen Männer und zum Beistand eilenden Brüder tragen ihn zu seinem Haus der Fremde, wo ihn niemand besuchen kommt, der Einsamkeit und der Verlassenheit, bis dass die, die ihn begleitet haben, sich zerstreut haben und die (wegen seines Todes) Schmerzerfüllten zurückkehren. Er wird in seinem Grab hingesetzt für eine verwirrende Befragung und (er wird) einer gefährlichen Prüfung unterzogen. Das Schlimmste, was es dort an Katastrophen gibt, ist das herabkommende siedende Wasser und das Eingehen in die Hölle, das Fauchen der lodernden Flammen (des Höllenfeuers) und das ungestüme Ächzen (der Höllenbewohner). Es gibt keine Ruheperiode, keine aufhebende Milde, keine (intervenierend) trennende Macht, keinen (weiteren) Tod, der dem ein Ende setzt, keinen Schlummer, der (den Schmerz) vergessen lässt, zwischen den verschiedenen Phasen der Todespein und der Qual von Stunde zu Stunde. Wahrlich, bei Allah suchen wir Zuflucht!

Die Lehre, die wir von den Verstorbenen ziehen können

Ihr Diener Allahs, wo sind diejenigen, denen langes Leben vergönnt war und die Gnadengeschenke genossen? Sie wurden gelehrt, und sie haben verstanden, ihnen wurde Aufschub gewährt, und sie vertändelten ihn. Ihnen wurde Gesundheit geschenkt, und sie vergaßen (ihre Pflicht). Ihnen wurde eine lange Frist (des Lebens) gestattet. Ihnen wurden schöne Gunstbezeigungen erwiesen, vor Schmerzvollem gewarnt und ihnen wurden gewaltige Verheißungen zuteil! Hütet euch vor den Sünden, die Vernichtung mit sich bringen, und Schandtaten, die den Zorn (Allahs) nach sich ziehen.

Oh die, die ihr Augen und Ohren habt, Wohlergehen und Lebensunterhalt genießt! Gibt es eine Zuflucht oder Erlösung, Rettungsstätte, Asyl oder Gelegenheit zur Rückkehr auf diese Welt (nach dem Tod)? Oder nicht?

Wie lassen sie sich abwendig machen[5], oder wohin werdet ihr gebracht werden? Wovon seid ihr getäuscht worden? Der Anteil eines jeden Einzelnen von euch an der Erde ist nur soviel, wie seine Länge und Breite ist, wo er auf seiner Wange liegt[6], mit Staub bedeckt (d.h. im Grab). Ihr Diener Allahs, noch ist die Kehle frei vom Würgestrick (des Todes), und der Geist ist frei. Im Moment ist (noch Zeit) für die Rechtleitung, die Körper befinden sich im Ruhezustand, der Raum für Truppenansammlung ist da, es gibt Muße für die restliche Zeit des Lebens, ihr habt Willensfreiheit und Aussicht auf Reue und Überfluss für Wünsche. (Das alles) vor der Härte, Enge, Schrecken und Vernichtung, vor dem Eintreffen des Verborgenen, Erwarteten und der Ergreifung durch den Allmächtigen, den Starken.

Sayyid al-Radhi sagt: Es wird überliefert, dass während er (a.) diese Predigt hielt, die Leute anfingen zu zittern, Augen weinten und Herzen erbebten. Manche Leute nannten die Predigt „al-Gharra (die Edle)“.

Erläuterung

Allah hat jedes Geschöpf mit natürlicher Kleidung ausgestattet, die zum Schutz gegen Kälte und Hitze dient. Daher sind manche Tiere mit Federn bedeckt und andere tragen Wollähnliches am Körper. Doch der hohe Grad von Intelligenz des Menschen und die Art des Schamgefühls in ihm machen es erforderlich, dass er sich von anderen Geschöpfen unterscheidet. Und um diese Unterscheidung aufrechtzuerhalten, wurde ihm gelehrt, wie er seinen Körper zu bedecken hat. Es war sein natürlicher Impuls, dass, als Adam seine Nacktheit bewusst wurde, er seinen Körper in Blätter einzuhüllen begann. Der Qur´an sagt: „Und als sie von dem Baume kosteten, da ward ihre Scham offenbar und sie begannen, sich in die Blätter des Gartens zu hüllen.[7]

Das war die Folge dessen, was er getan hatte. Wenn das Nichtvorhandensein einer Kleidung für ihn eine Schwäche war, so war das Anlegen der Kleidung für ihn eine Gnade, und da dies eine Besonderheit des Menschen ist, wurde es besonders hervorgehoben.

In der detaillierten Darlegung im Abschnitt „Nach dem Tod kommt die Auferstehung“ wird dargelegt, dass Allah alle Toten wieder auferwecken wird, selbst wenn sie von wilden Tieren aufgefressen und in ihren Körpern aufgelöst worden sind. Dies zielt darauf ab, die Meinung der Philosophen zu widerlegen, die denken, dass es unmöglich ist, die nicht mehr Existierenden wiederauferstehen zu lassen und die deshalb nicht an die physische Wiederauferstehung glauben. Kurz gesagt, ihr Argument besteht darin, dass sie behaupten, das etwas oder jemand, der seine Existenz verloren hat, nicht wieder zum Leben gebracht werden kann. Infolgedessen sei es außer Frage, dass nach der Zerstörung der gesamten Welt irgendeines ihrer Wesen zum Leben zurückkehrt. Aber dieser Glaube ist nicht korrekt, denn die Versprengung der Teilchen bedeutet nicht ihre Nicht-Existenz. Schließlich existieren die abgetrennten und zerstreuten Teilchen weiterhin in der einen oder anderen Form. Natürlich ist in diesem Zusammenhang an dieser Ablehnung etwas dran, denn wenn jede Person in ihrer eigenen Gestalt auferweckt wird und eine Person die andere aufgefressen hat, dann würde es in diesem Fall unmöglich sein, einen von ihnen mit seinen eigenen wesentlichen Bestandteilen wieder auferstehen zu lassen, da das eine Fehlerhaftigkeit der Teile mit sich bringen würde, die einander aufgefressen haben.

Die Metaphysiker haben darauf geantwortet, dass in jedem Körper einige Bestandteile sind, die wesentlich sind, und andere, die nicht wesentlich sind. Die wesentlichen Bestandteile bleiben von Anfang an konstant bis zum Ende des Lebens und unterliegen weder Änderung noch Wechsel, und Wiederauferstehung hinsichtlich derartiger Bestandteile würde in keiner Weise ein Defizit im Menschen schaffen, der den anderen aufgegessen hat.

Die Gottesehrfürchtigen hingegen antworten, dass Allah auch das erste Existieren des Menschen aus dem Nichts erschaffen hat und somit Ihm auch eine weitere Schöpfung aus dem Nichts ein Leichtes ist.

[1] Eine vorislamische Sitte arabischer Frauen, die der Islam versucht hat, zu überwinden.

[2] Im Original steht hier die Mehrzahlform „die Geister“, was allerdings in der deutschen Sprache missverständlich klingt. Daher wurde die Einzahlform verwendet.

[3] Bezeichnung einer Brücke ins Paradies, deren Überschreitung nur den Rechtschaffenen erleichtert wird.

[4] Gemeint sind die besonderen Waschungen mit Wasser, Kampfer und Lotus, welche die Leiche eines Muslim nach dem Ableben erhält.

[5] Heiliger Qur´an 40:69, 43:87

[6] Muslime werden auf der rechten Seite liegend mit Blick in Richtung Mekka bestattet.

[7] Heiliger Qur´an 7:22

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