114. Predigt – Für das jenseitige Leben vorzusorgen
(Diese Predigt wurde gehalten)
über Enthaltsamkeit, Gottesehrfurcht und die Bedeutung, für
das jenseitige Leben vorzusorgen.
Alles Lob
gebührt Allah, Der Seiner Lobpreisung Gnadengeschenke
anschließt und den Gnadengeschenken Dankbarkeit. Wir
lobpreisen Ihn wegen Seinen Wohltaten, so wie wir Ihn für
Seine Heimsuchungen lobpreisen. Wir ersuchen Ihn um Hilfe
gegen diese Seelen [nufus], die langsam sind (in der
Ausführung) dessen, was ihnen geboten wurde, (die aber)
schnell in dem sind, was ihnen untersagt wurde. Wir bitten Ihn
um Vergebung für das, das Sein Wissen umfasst, und was Sein
Buch aufzählte: Wissen, das keine Unzulänglichkeit kennt, und
ein Buch, das nichts auslässt.
Wir sind über Ihn fest überzeugt mit der Überzeugung dessen,
der (so ist, als ob er) die verborgenen Dinge mit eigenen
Augen gesehen hat und das Versprochene erlangt hat (und) mit
der Überzeugung, deren Aufrichtigkeit den Götzendienst und
deren feste Gewissheit den Zweifel hinweg wäscht.
Wir bezeugen, dass es keinen Gott außer
Allah gibt, Er ist der Eine, der keinen Partner hat, und dass
Muhammad (s.) Sein Diener und Gesandter ist; zwei Bekenntnisse,
welche die Rede erhöhen und die Tat erheben. Eine Waagschale,
in die diese beiden gelegt werden, wird nicht leicht werden,
und keine Waagschale, von der sie genommen werden, wird schwer
wiegen.
Ermunterung der Menschen zu Gottesehrfurcht
Ich rate
euch, ihr Diener Allahs, zur Gottesehrfurcht, welche die
Wegzehrung (für das Jenseits) ist und mittels derer ihr euren
Zufluchtsort erreicht: Eine Wegzehrung, die euch zum Ziel
bringt und ein Zufluchtsort, der Erfolg bringt. Der, der den
Ruf gehört hat, hat zu dieser (Gottesehrfrucht) aufgerufen,
und der beste Bewahrer hat sie bewahrt. So hat ihr Rufer sie
vernehmen lassen, und der, der sie bewahrt hat, hat gewonnen.
Ihr Diener Allahs, die Gottesehrfurcht
schützt die Freunde Allahs vor Dessen Verboten und hat ihren
Herzen die Ehrfurcht vor Ihm auferlegt, bis sie diese (Freunde
Allahs) dazu gebracht hat, ihre Nächte wach zu verbringen und
ihre (Tage) in härtestem Durst.
Sie bekamen Wohlbefinden durch Anstrengung und Tränkung durch
Durst. Sie sahen die Frist (des Todes) nahe und eilten zu
(guten) Taten. Sie betrachteten die (leere) Hoffnung als Lüge
und behielten die Frist (ihres Todes) im Auge.
Schließlich ist das Diesseits die
Heimstätte der Vernichtung, der Plage, Wechsel und Lehren. Was
die Vernichtung angeht, so hat die Zeit ihren Bogen gespannt,
und ihre Pfeile verfehlen (ihr Ziel) nicht. Ihre Wunden heilen
nicht, sie trifft das Lebendige mit dem Tod, den Gesunden mit
Krankheit und den Sicheren mit Untergang. Sie ist verzehrend
und wird nicht satt, und trinkend, ohne dass ihr Durst
gestillt werden kann. Es gehört zu den Plagen, dass der Mensch
das anhäuft, was er nicht verzehrt, und das erbaut, worin er
nicht wohnen wird. Dann zieht er aus zu Allah dem Erhabenen,
ohne dass er Reichtum bei sich hat oder ein Gebäude, das er
bewegt. Was die Wechsel angeht, so siehst du den Erbärmlichen
beneidenswert und den Beneideten (plötzlich) als erbärmlich.
Dies ist, weil ein Gnadengeschenk vergangen und Unglück
herabgekommen ist.
Was ihre Lehren angeht, so steht ein
Mensch kurz vor der Erfüllung seiner Hoffnungen, während das
Herannahen seiner Frist diese (Erfüllung) ihm abschneidet. Es
gibt keine Hoffnung mehr, die erreicht wird, noch wird der
Hoffende verschont. Gelobt sei Allah, wie selten ist dessen
Freude,
wie Durst erregend dessen Tränkung und wie brennend dessen
Schatten! Das, was kommen wird kann nicht zurückgeschickt
werden, und was fortgeht, kommt nicht zurück. So ist Allah
gelobt, wie nahe ist das Lebendige dem Tod, den es treffen
wird, und wie fern ist das Tote dem Lebenden, weil es sich von
ihm getrennt hat! Wahrlich, nichts ist schlimmer am Übel als
seine Bestrafung, und nichts ist besser am Guten als seine
Belohnung. In dieser Welt ist alles das, was gehört wird,
besser als das, was gesehen wird, während alles im Jenseits,
das gesehen wird, großartiger ist als das, was gehört wird. So
solltet ihr euch mit dem Gehör gegenüber dem Gesehenen
begnügen sowie mit der Nachricht gegenüber dem Verborgenen.
Und wisset, dass der Mangel im Diesseits und die Fülle im
Jenseits besser sind als der Mangel im Jenseits und die Fülle
im Diesseits: Denn wie viel Mangel gibt es, der zum Gewinn
führte, und wie viel Fülle, die zu Verlust führte! Das, was
euch geboten wurde, ist reichlicher als das, was euch
untersagt wurde, und was euch erlaubt wurde, ist mehr als das,
was euch verboten wurde. So gebt das Geringe für das Viele auf
und das Beschränkte für das Reichhaltige. Er hat euch die
Garantie zum Lebensunterhalt gegeben und euch ist befohlen
worden, tätig zu werden. Die Forderung nach dem, was euch
garantiert wurde, soll euch nicht mehr wert sein als das,
dessen Ausführung euch zur Pflicht gemacht wurde. Doch bei
Allah, trotzdem hat sich (bei euch) Zweifel in den Weg
gestellt, und die Überzeugung wurde verdorben durch falsche
Vorstellungen, soweit, bis (dass es scheint), als ob das, was
euch garantiert wurde, euch zur Pflicht gemacht wurde, und als
ob das, was euch zur Pflicht gemacht wurde, von euch
aufgehoben wurde. So eilt zu (guten) Taten, und fürchtet das
Plötzliche des Endes der Frist, denn die Rückkehr der
(diesseitigen) Lebenszeit kann nicht erhofft werden, so wie
die Rückkehr des Lebensunterhalts erhofft werden könnte. Das,
was heute an Lebensunterhalt verpasst wurde, kann morgen mit
Mehrung zurückkommen, doch die Rückkehr dessen, was gestern an
Lebensjahren verpasst wurde, kann heute nicht mehr erhofft
werden. Hoffnung kann nur auf das Kommende gesetzt werden, und
die Verzweiflung ist mit dem Vergangenen. So „fürchtet
Allah, in geziemender Ehrfurcht und sterbt nicht außer als
Gottergebene.“
Erläuterung
Die Aufforderung zur Hinwendung auf ewige Werte und die
Abwendung auf vergängliche Werte zieht sich wie ein roter
Faden durch alle eloquenten Predigten und Reden Imam Alis
(a.).