Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

134. Predigt – Als Umar ibn al-Chattab um Rat fragt

(Diese Predigt wurde gehalten) als Umar ibn al-Chattab ihn hinsichtlich der Schlacht gegen die Römer[1] um Rat fragte.

Allah hat für die Anhänger dieser Religion die Hochhaltung des Besitzes[2] auf Sich genommen und die Bedeckung der Blöße. Er ist es, Der ihnen geholfen hat, während sie wenige waren und keinen Helfer hatten, und Er hielt sie (von Gefahren) ab, während sie wenig waren und keinen Beschützer hatten. Er ist lebendig und stirbt nicht.

Wahrlich, wann auch immer du eigenständig gegen diesen Gegner (zur Verteidigung gegen ihre Angriffe) ziehst, auf ihn triffst und in eine Katastrophe gestürzt wirst, dann wird es für die Muslime keinen Zufluchtsort geben, abgesehen von ihren entferntesten Städten, und sie hätten nach dir auch keinen Ort, an den sie zurückkehren könnten. So schicke einen kriegserfahrenen Mann zu ihnen und entsende mit ihm kriegsbewährte und aufrichtige Männer. Wenn Allah (einen) Sieg verleiht, dann ist es das, was du begehrst, doch wenn das andere (also eine Niederlage) eintrifft, dann wärst du ein Fluchtpunkt für die Menschen sowie ein Punkt der Rückkehr für die Muslime.

Erläuterung

Einerseits trifft man oft auf die Behauptung, dass der Befehlshaber der Gläubigen (a.) in praktischer Politik und Staatsverwaltung schwach und unerfahren gewesen sein soll und dass die Aufstände, die durch die Machtgier der Umayyaden hervorgerufen wurden, aufgrund seiner schwachen Regierung erfolgt seien. Andererseits aber werden zahlreiche Gelegenheiten angeführt, bei denen die Kalifen den Befehlshaber der Gläubigen (a.) in wichtigen Fragen der Staatsführung sowie hinsichtlich der Kriege gegen Angreifer um Rat fragten. Das Ziel solcher Überlieferungen war in bestimmten Quellen nicht, Imam Alis (a.) korrekte Denkweise, Rechtssprechung oder seine tiefe Weisheit aufzuzeigen, sondern um zu zeigen, dass es zwischen ihm und den Kalifen eine Einheit und Übereinstimmung gegeben haben soll, damit der Tatsache, dass sie öfters von der Ansicht des Befehlshabers der Gläubigen (a.) abwichen, keine Aufmerksamkeit gewidmet wird. Die Geschichte zeigt, dass Imam Ali (a.) mit den Grundsätzen der Kalifen differierte und nicht jeden Schritt von ihnen guthieß. Bei der Gelegenheit zur Schlacht von Palästina gegen die byzantinischen Angriffe fragte Kalif Umar Imam Ali (a.) um den Rat, ob er selber teilnehmen solle. Imam Ali (a.) behielt dabei Ansehen und Fortbestehen des Islams im Blick, ungeachtet dessen, ob seine Antwort mit Umars Gefühlen übereinstimmen würde. Er riet ihm, an seinem Platz zu bleiben und jemanden an die Front zu schicken, der sehr kriegserfahren ist, weil ein unerfahrener Kämpfer das etablierte Ansehen des Islams zerstören würde, und der Respekt vor der Verteidigungskunst der Muslime, die seit den Tagen des Propheten (s.) bei allen Angreifern bestanden hatte, verschwinden würde. In der Tat sah der Befehlshaber der Gläubigen (a.) Anzeichen für eine Niederlage gegenüber dem mächtigen Angreifer, falls Kalif Umar dorthin als Anführer der Truppe gegangen wäre, zumal Letzterer nicht erfahren war in der Kriegsführung und in kritischen Situationen und wie bei der Schlacht von Uhud und Chaibar Misserfolge hatte und Imam Ali (a.) es war, der im ersten Fall das Leben des Propheten (s.) rettete und im zweiten Fall den Sieg. Und daher sah Imam Ali (a.) die Interessen des Islams am besten gewahrt, indem er Umar zurückhielt und auf seine Ansicht folgendermaßen sinngemäß hinwies: „Wenn du dich vom Schlachtfeld zurückziehen musst, dann wäre es nicht nur deine persönliche Niederlage, sondern die Muslime würden ihren Mut verlieren, das Schlachtfeld verlassen und sich hierhin und dorthin zerstreuen. Denn mit dem Rückzug des Kommandeurs würde die Armee auch an Boden verlieren. Außerdem, wenn das Zentrum ohne den Kalifen wäre, dann gäbe es keine Hoffnung für irgendeine weitere Hilfe von hinten, die den Mut der Kämpfer erhalten könnte.“ Umar hielt sich an diesen Ratschlag.

[1] Gemeint sind die Byzantiner (Ost-Rom)

[2] Gemeint ist der Schutz des Islams

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