Die Weisheiten des Befehlshabers der Gläubigen (a.) 121-125
121. Und er (a.) sagte:
Es gibt
zwei Unterschiede zwischen zwei Handlungen: Die Tat, deren
Vergnügen vergeht, deren (negative) Folge jedoch verbleibt,
und die Tat, deren Schwierigkeit vergeht, doch deren Lohn
verbleibt.
122. Und er (a.) folgte einem
Leichenzug und hörte einen Mann lachen. Er (a.) sagte
daraufhin:
(Er
lacht,) als ob der Tod darin (in der Welt) nur für die anderen
bestimmt wäre, als ob die Wahrheit darin nur für andere als
uns verpflichtend wäre, und als ob diejenigen von den Toten,
die wir als Reisende sehen, bald zu uns zurückkehren würden!
Wir senken sie in ihre Gräber herab, wir verzehren ihr Erbe,
als ob wir nach ihnen ewig leben würden! Dann haben wir jeden
Mahner und Mahnerin vergessen, und haben uns in jegliche
Katastrophe und Unheil gestürzt!
123. Und er (a.) sagte:
Gesegnet
ist der, der sich in seiner Seele demütigt, dessen Verdienst
rein, dessen Gesinnung rechtschaffen und dessen Natur gut ist,
der das über das Notwendige Hinausgehende seines Eigentums
spendet und das über das Notwendige seiner Zunge Hinausgehende
zurückhält, der sein (eigenes) Übel von den Menschen abhält,
der die Verfahrensweise [sunna] (des Propheten) verinnerlicht
hat und nichts mit unzulässiger Erneuerung [bida] zu tun hat.
(Sayyid) Radhi sagte: „Ich sage:
Manche Leute schreiben dieses Aussage dem Gesandten Allahs
(s.) zu, wie auch die Aussage davor.“
124. Und er (a.) sagte:
Die
Eifersucht der Frau ist Unglaube [kufr], und die Eifersucht
des Mannes ist Überzeugung [iman].
Erläuterung
Gemeint ist nach Ansicht aller Interpreten nicht ein
ständiges Misstrauen oder übertriebene Eifersucht vonseiten
des Mannes! Es ist nicht gemeint, dass der Mann seine Frau
grundlos beschuldigt oder Gründe konstruiert. Hier ist
vielmehr die Anerkennung der außergewöhnlichen Besonderheit
und Schönheit des Weiblichen gemeint, die der Ehemann auch
dadurch ehrt, dass er verdeutlicht, dass es ihm eben nicht
gleichgültig ist, wer diese Schönheit genießen könnte. Der
besondere in ihrer Veranlagung verankerte Wunsch der Frau
“begehrenswert“ zu sein und Schönheit zu verkörpern, findet
u.a. seinen Ausdruck in der Eifersucht des Ehemannes, der ihr
dadurch auch signalisiert, wie begehrenswert sie ist. Hingegen
drückt die Frau ihre Selbstsicherheit und Verbundenheit durch
ein besonderes Vertrauen aus, dass sie durch ihre besondere
Zuneigung zu ihrem Ehemann ohnehin davon ausgeht, derart
begehrt zu sein, dass er keine anderen Frauen begehrend
ansieht. Daher sind, bei unterschiedlichen Veranlagungen von
Mann und Frau, die Eifersucht des Mannes und die Verneinung
der Eifersucht der Frau die zwei sich gegenseitig ergänzenden
Teile der einen vereinigten Seele, die in der Ehe zusammen
finden. Beide Verhaltensformen sind somit Spiegel der anderen.
Manche islamische Gelehrte früherer Zeiten interpretierten
die Aussage auch dahingehend, dass der Frau das verboten sei,
was dem Mann erlaubt ist, da er unter bestimmten Umständen bis
zu vier Ehefrauen haben könne, während die Frau nur einen Mann
heiraten kann. Aber jenes Erklärungsmuster erscheint nicht
hinreichend in einer Zeit, in der die größten Gelehrten der
Schia ihren Anhängern empfehlen, nur eine Frau zu heiraten.
Zudem sind Anlass und Zusammenhang jener Aussage Imam Alis
(a.) nicht bekannt, so dass sie sich möglicherweise auf eine
bestimmte Person oder Personengruppe beziehen könnte. So ist
z.B. die Eifersucht unter manchen Ehefrauen des Propheten
Muhammad (s.) untereinander und insbesondere auf seine erste
Frau Chadidscha (a.) bei allen Muslimen bekannt.
125. Und er (a.) sagte:
Ich habe
den Islam in einer Art definiert (veröffentlicht), wie ihn
niemand vor mir definiert (veröffentlicht) hat: Islam ist
Ergebung, Ergebung ist sichere Gewissheit, sichere Gewissheit
ist die Bestätigung, die Bestätigung ist das Eingeständnis,
das Eingeständnis ist die Erfüllung (der Pflichten), und die
Erfüllung (der Pflichten) ist die (gute) Tat.
Erläuterung
Mit “niemand vor mir“ sind vermutlich die drei Kalifen vor
ihm gemeint, nicht aber der Prophet Muhammad (s.), von dem
Imam Ali (a.) die Weisheiten gelernt hat. Auch kann es heißen,
dass Prophet Muhammad (s.) diese Definition, obwohl er sie
Imam Ali (a.) gelehrt hat, sie selbst noch nicht
veröffentlicht hat, um die Veröffentlichung Imam Ali (a.) zu
überlassen.