Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

Die Weisheiten des Befehlshabers der Gläubigen (a.) 316-320

316. Und er (a.) sagte:

Ich bin der “Ya´sub“ (Führer) der Gläubigen, und der Besitz ist der Führer der Ausschweifenden.

Sayyid Radhi sagte: „Dies bedeutet: „Der Gläubige folgt mir, und der Ausschweifende folgt dem Besitz, wie die Bienen ihrem “Ya´sub“ folgen, der ihr Führer ist.

Erläuterung

Es wurde bereits erklärt, was “Ya´sub“ bedeutet in der ersten im Kapitel “Abschnitt mit den wunderbaren Aussagen des Befehlshabers der Gläubigen (a.), die der Auslegung bedürfen“, und es wurde herausgestellt, dass dieser Titel dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) durch den Propheten (s.) selber verliehen wurde. Und es wurden verschiedene Äußerungen dazu zitiert.

Daher wird hier eine der Überlieferungen zitiert, in der dieser Titel erscheint. Sie wurde von Abu Laila al Ghiffari überliefert, von Abu Dharr, Salman, Ibn Abbas und Hudhaifa ibn al-Yaman, dass der Heilige Prophet (s.) zu sagen pflegte:

„Schon bald nach meinem Tod wird es Zerwürfnisse geben. Wenn das eintritt, haltet euch an Ali ibn Abu Talib, da er der Erste sein wird, der mich am Tage der Auferstehung sehen und meine Hand schütteln wird. Er ist der größte Mann der Wahrheit [as-siddiq al-akbar], und er ist der Unterscheider [faruq] unter dieser Gemeinde [umma], die zwischen Wahrheit und Falschheit unterscheidet, und er ist der Anführer [ya´sub] der Gläubigen, während Reichtum der Anführer [ya´sub] der Heuchler ist.“ [1]

317. Einige Juden sagten zu ihm (a.): „Ihr hattet euren Propheten (s.) noch nicht begraben, als ihr über ihn in Meinungsverschiedenheiten bekamt!“, und er (a.) sagte darauf:

Wir hatten nur Meinungsverschiedenheiten nach ihm, nicht über ihn, doch ihr, kaum dass eure Füße nach (der Teilung ) des Meeres getrocknet waren, fragtet doch euren Propheten (Moses, a.): „Mach uns einen Gott, wie sie Götter für sich haben, und er sagte: ´Ihr seid wahrlich ein unwissendes Volk´.“

Erläuterung

Der Zweck hinter dieser Kritik der Juden – und es ist davon auszugehen, dass hier die Gelehrten der Juden sprachen – sollte zeigen, dass das Prophetentum des Propheten Muhammad (s.) eine kontroverse Angelegenheit war, doch der Befehlshaber der Gläubigen (a.) stellte den exakten Fokus heraus, indem er den Ausdruck “nach ihm“ benutzte, im Gegensatz zu “über ihn“, nämlich dass die Kontroverse nicht über sein Prophetentum ging, sondern über seine Nachfolge und Statthalterschaft. Dann erinnerte er die Gelehrten der Juden an ihre Geschichte, nämlich der Juden, welche an der Einheit Gottes zu zweifeln begannen, selbst während Moses (a.) unter ihnen weilte. Nachdem sie aus der Sklaverei der Ägypter befreit worden waren, erreichten sie die andere Seite des Flusses und sahen die Figur eines Kalbes in einem Tempel in Sina, und sie baten Moses (a.), ihnen eine ähnliche Figur herzustellen, woraufhin Moses (a.) sie dafür tadelte, dass sie immer noch starrköpfig waren wie in Ägypten. Die Aussage Imam Alis (a.) bedeutet, dass die Gelehrten der Juden keinerlei Recht haben, irgendwelche Differenzen unter den Muslimen zu kritisieren, so lange sie sich nicht von dem distanziert haben, was ihre Glaubensvorfahren den Propheten bereits zu deren Lebzeiten angetan haben oder versucht haben anzutun, wie im Fall von z.B. Jesus (a.).

318. Und er (a.) wurde gefragt, mit welchen Mitteln er die gleichwertigen Gegner besiegt hätten, und er (a.) sagte darauf:

Nie traf ich einen Mann, ohne dass er mir half gegen sein Ego.

Sayyid Radhi sagte: „Er wies damit auf die Einsetzung der Ehrfurcht vor ihm in den Herzen hin“.

Erläuterung

Wer von seinem Gegner überwältigt wird, wird mit Sicherheit eine Niederlage erleiden, denn physische Kraft reicht nicht aus, wenn man mit dem Feind konfrontiert wird, sondern man braucht auch Standhaftigkeit im Herzen und starken Mut. Wenn der Gegner seinen Mut verliert und sich sicher ist, dass er besiegt wird, dann wird er sicherlich auch besiegt werden. Genau das passierte dem Gegner des Befehlshabers der Gläubigen (a.): Er war so beeinflusst durch dessen allgemein bekanntes Ansehen, dass er sicher war zu sterben, infolgedessen kamen seine geistige Kraft und Selbstvertrauen zum Ende und sein mentaler Zustand führte ihn zum Tod.

319. Und er (a.) sagte zu seinem Sohn Muhammad ibn Hanafiyya:

Mein Sohn, ich fürchte für dich die Bedürftigkeit, so suche davor Zuflucht bei Allah, denn wahrlich, die Bedürftigkeit verursacht Unzulänglichkeit in der Religion und Verwunderung des Verstandes ruft den Hass (der Menschen) hervor!

320. Und er (a.) sagte, als ihm ein (unsinniges) Rätsel gestellt wurde, um ihn unfähig erscheinen zu lassen:

Frag mich nach Verständnis, aber nicht, weil du mich in Verwirrung bringen willst, denn der lernende Unwissende ähnelt dem Gelehrten, doch der Gelehrte, der willkürlich verwirrt, ähnelt dem verbohrten Unwissenden.

[1] Zusätzlich zu den bereits angeführten Belegen in der vorher genannten Erklärung zu “Ya´sub“ siehe auch: “Faidh al-Qadir“, Band 4. S. 358; “Kanz al-Ummal“, Band 12, S. 214; “Muntachab al-Kanz“, Band 5, S. 33; “Ibn Abu al-Hadid“, Band 13, S. 228; “Tarich asch-Scham“, von Ibn Asakir (über die Biographie des Befehlshabers der Gläubigen), Band 1, S. 74-78; “Sira al-Halabiyya“, Band 1, S. 380; “Dhacha´ir al-Uqba“, S. 56; “Yanabi´al-Mawadda“, S. 62, 82, 201 und 251

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