Der Qur´an im Islam
Allgemeingültigkeit und Anwendbarkeit des Qur´an
Der Qur´an ist allumfassend und ewig. Er
ist daher gültig für das Sichtbare und das Verborgene, er ist
relevant für Gegenwart und Zukunft, wie dies in der
Vergangenheit der Fall gewesen war. Wenn beispielsweise Verse
offenbart wurden, die den Gläubigen früherer Zeiten unter
besonderen Umständen entsprechende Verpflichtungen
auferlegten, so müssen die Gläubigen späterer Zeiten diese
Verpflichtungen unter den gleichen Umständen ebenfalls ohne
Abstriche erfüllen. Verse, die bestimmte menschliche
Eigenschaften loben oder tadeln, den Menschen mit diesen
Eigenschaften ein gutes oder schlimmes Ende verkünden, sind
jederzeit und an jedem Ort für die Menschen gleichen
Charakters gültig.
Daher ist ein offenbarter Vers nicht auf
den aktuellen Anlass beschränkt, d.h., die Verse, die in Bezug
auf eine oder mehrere Personen offenbart worden sind, bleiben
nicht nur in diesem Bezugsrahmen eingefroren, sondern beziehen
sich auch auf alle anderen Fälle, die die gleichen
Eigenschaften und Merkmale teilen. Und das versteht man im
Besonderen gemäß Überlieferungen unter dem Begriff
Allgemeingültigkeit.
Der 5. Imam hat gemäß einer Überlieferung
gesagt: „Träfe es zu, dass ein Vers, der in Bezug auf ein
bestimmtes Volk offenbart worden ist, die Gültigkeit verlieren
würde, sobald das betreffende Volk aussterben würde, so bliebe
nichts von dem Qur´an übrig. Doch der Qur´an ist, solange es
Himmel und Erde gibt, voll und ganz gültig. Für jedes Volk
gibt es darin etwas zu lesen und davon zu profitieren.“
In einigen Überlieferungen wird der
innere Sinn des Qur´an, d.h. die Anwendung des Qur´an auf die
Fälle, die durch die Analyse konstruiert werden, als Beispiel
für dessen Allgemeingültigkeit betrachtet.