Der Quran im Islam
Sammeln des Quran in einem Mushaf
- Der Quran vor dem Tode des Propheten (s.)
Der Quran, der Vers für Vers und Sure
für Sure offenbart wurde, erlangte wegen seines
außergewöhnlich hohen rhetorischen und stilistischen Wertes
einen steigenden Ruhm unter den Arabern, die der
Sprachgewandtheit eine erstaunlich große Aufmerksamkeit
schenkten. Sie kamen bisweilen aus den weit entlegenen Orten
zu dem Propheten (s.), um einige Verse zu hören und sie
auswendig zu lernen.
Die führenden Männer der Stadt und die
Einflussreichen der Quraisch,
die Götzenvertreter und erbitterte Feinde des Islam waren,
versuchten, die Menschen von dem Propheten (s.) möglichst
fernzuhalten. Sie redeten den Arabern ein, dass der Quran ein
Zauberbuch sei, um ihnen Angst zu machen und sie vom Zuhören
abzuhalten.
Doch sie kamen heimlich nachts im Schutze
der Dunkelheit, ohne Wissen ihrer Verwandten, Vorgesetzten und
Untergebenen, ließen sich irgendwo am Hause des Propheten (s.)
nieder und lauschten seiner Stimme, wenn er den Quran
rezitierte.
Die Muslime bemühten sich andererseits, den Quran auswendig
zu lernen und ihn aufzuzeichnen, weil sie das Wort Gottes als
ihre einzige religiöse Urkunde betrachteten und darüber hinaus
verpflichtet sind, während des rituellen Gebetes die
Eröffnungssure und einige andere Teile des Quran zu
rezitieren, und weil der Prophet (s.) beauftragt war, sie den
Quran und andere islamische Gebete zu lehren.
Dieses Verfahren wurde nach der
Auswanderung des Propheten nach Medina, wo eine unabhängige
islamische Gemeinschaft gegründet wurde, systematisiert. Auf
Anweisung des Propheten befasste sich eine große Gruppe von
seinen Gefährten mit dem Lesen des Quran sowie dem Lernen und
Lehren islamischer Gebote, die Tag für Tag offenbart und
vervollständigt wurden. Sie wurden sogar auf ausdrückliche
Quranische Anordnung vom Wehrdienst befreit.
Da die meisten Helfer des Propheten,
insbesondere die von Mekka nach Medina ausgewanderten
Gefährten, ungebildet und Analphabeten waren, wurden auf
Anweisung des Propheten (s.) die jüdischen Kriegsgefangenen
als Lehrer der damaligen Schrift, die sehr einfach und leicht
zu lernen war, herangezogen. Auf diese Weise wurde eine Gruppe
von schriftkundigen Muslimen ausgebildet.
Diejenigen aus dieser Gruppe, die sich
mit dem Lesen, Auswendiglernen und Aufzeichnen der Suren und
Verse befassten, wurden Quran-Leser genannt. Aus dieser
Gruppe starben 40 oder gar 70 Personen in der Schlacht von
Birmauna.
Der allmählich offenbarte Quranische
Text wurde auf Brettern, Schulterknochen von Kamelen,
Palmenstängeln und ähnlichen Gegenständen geschrieben und
aufbewahrt. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass die
Kenntnisse über die meisten Quranischen Verse bereits vor dem
Tode des Propheten (s.) unter den Muslimen weit verbreitet
waren. In Hunderten von Überlieferung, die sowohl von den
Sunniten als auch von den Schiiten über die Art und Weise der
Propagierung des Islam durch den Propheten und seine Gefährten
vor dem Tode des Propheten sowie über die rituellen Gebete,
die er verrichtet hat, und die Art, wie er den Quran verlas,
überliefert worden sind, begegnen wir den Namen dieser Suren.
Darüber hinaus finden sich
Überlieferungen, die aus den Lebzeiten des Propheten berichten
und in denen die Namen, die in der frühislamischen Zeit für
die Bezeichnung der Suren üblich waren, vorkommen. Wie z.B.
Tawwal, Mi'in, Mathani und Mufassalat.