Unterwegs
Mittwoch, 18. April.
Vor Tagesanbruch wurde ich von Männer- und Frauenstimmen
geweckt, die ganz in der Nähe und ganz leise mit meinem
Dolmetscher flüsterten. Sie baten sehr bescheiden um die
Erlaubnis, das Tor öffnen und hinausgehen zu dürfen.
Wie es scheint, ist das Dorf von Mauern und Schanzwerken
umgeben, fast befestigt, gegen die Strolche der Nacht und
gegen die Bösewichte. Und wir lagen nun am Eingange, am
einzigen Eingange, unter dem Schutzdach des Tores. Und diese
Leute, die uns mit Bedauern weckten, waren Hirten, Hirtinnen:
Es ist an der Zeit, die Herden auf die Weide zu treiben, denn
der Sonnenaufgang ist nah.
Sobald die Erlaubnis gegeben und die Pforte geöffnet wurde,
ergoß sich ein ganzer Strom von Ziegen und schwarzen Böcklein,
die sich in dem engen Gang an uns scheuerten, zwischen uns
hindurch, an unseren Betten entlang; man hört ihr anhaltendes
Meckern, hört das leichte Trappeln der ungezählten kleinen
Hufe auf dem Boden, sie riechen nach dem Stall, nach dem Gras,
nach den würzigen Düften der Wüste. Und dieser Zug ist so
lang, es sind ihrer so unendlich viele, daß ich mich
schließlich frage, ob ich Halluzinationen habe, ob ich träume:
Ich strecke die Arme aus, um mich davon zu überzeugen, daß es
wirklich ist, um den Rücken, die harte Wolle der
vorüberströmenden Tiere zu befühlen. Alsbald folgt die Schar
der Esel und der Füllen, auch sie scheuern sich an uns
entlang, aber schon habe ich eine weniger klare Vorstellung
von ihnen, denn von neuem versinke ich in die Bewußtlosigkeit
des Schlafes.
Vielleicht eine Stunde später werde ich wieder geweckt;
aber diesmal durch ein brennendes Gefühl an den Schläfen, es
ist die blendende Sonne, die an die Stelle des Mondes getreten
ist. Kaum aufgegangen, sendet sie schon ihre sengenden
Strahlen auf uns herab. Unsere Hände, unsere Gesichter sind
schwarz von Fliegen. Und eine Schar kleiner Babys, braun und
nackend, hat sich um unsere Betten versammelt; ihre jungen,
lebhaften, weit offenen Augen starren uns in höchstem
Erstaunen an.
Schnell müssen wir aufstehen, um irgendwo im Schatten einen
Schutz zu suchen.
Ich miete bis zum Abend ein Haus, das man für uns in aller
Eile leert. Geborstene Mauern, aus Lehm, der unter dem Atem
der Wüste zerbröckelt, Stämme von Palmen als Deckenbalken,
Palmenblätter als Dach und eine Gittertür aus dem Gewebe der
Palmen.
Kinder kommen wiederholt, um uns zu besuchen, sehr kleine
Kinder, fünf oder sechs Jahre alt, ganz nackend und wunderbar
schön. Sie begrüßen uns, halten Reden und ziehen sich wieder
zurück. Wahrscheinlich sind es die Kinder des Hauses, die sich
ein wenig als zu uns gehörig betrachten. Sogar die Hühner
bestehen darauf, einzutreten, und schließlich erlauben wir es
ihnen. Und um die Stunde der Mittagsruhe kommen auch die
Ziegen herein, um sich in den Schatten zu legen, und wir
wehren ihnen nicht.
Öffnungen in der Mauer dienen als Fenster, durch die der
Windhauch wie der Atem eines Feuerschlundes streift. Sie
zeigen auf der einen Seite nach der blendenden Wüste, auf der
anderen nach den Kornfeldern, wo die Ernte schon begonnen hat,
und nach der persischen Mauer dort unten, die sich während der
Nacht sichtbar dem Himmel genähert hat. Nach dem langen
nächtlichen Marsch möchte man in der Mittagsstille und der
allgemeinen Müdigkeit gern schlafen. Aber ungezählte giftige
Fliegen sind hier, sobald man sich nicht rührt, bedecken sie
Gesicht und Hände, man wird schwarz übersät von ihnen; so viel
es auch kosten mag, man muß sich bewegen, muß den Fächer in
Schwingungen versetzen.
Um die Stunde, wo die Schatten der Lehmhäuser länger
werden, gehen wir hinaus, um uns vor die Tür zu setzen. Und
bei allen Nachbarn tut man dasselbe. Das Leben beginnt sich zu
regen in diesem bescheidenen Hirtendorf; die Männer schärfen
ihre Sensen, die Frauen sitzen auf Strohmatten und spinnen die
Wolle ihrer Schafe; mit sehr gemalten Augen sind sie fast
hübsch, diese Mädchen der Wüste, scharf heben sich ihr Profil
und die reinen Linien der Rasse Irans ab.
Auf einem schweißtriefenden Pferd kommt ein hübscher junger
Mann herangesprengt; die kleinen Kinder unseres Hauses, die
ihm ähnlich sehen, eilen ihm entgegen, sie bringen ihm
frisches Wasser, und er küßt sie; es ist ihr Bruder, der
älteste Sohn der Familie.
Jetzt schreitet ein Greis mit weißem Haar auf mich zu, alle
verneigen sich vor ihm, man eilt herbei und breitet den
schönsten Teppich des Dorfes aus, auf den er sich setzen soll;
aus Ehrfurcht ziehen die Frauen sich unter tiefen Verbeugungen
zurück, und Männer, mit langen Gewehren und langen Bärten, die
ihn begleiten, bilden einen schreckeneinflößenden Kreis um
ihn: es ist der Häuptling der Oase; an ihn hatte ich einen
Brief, mit der Bitte um Begleitmannschaft für die folgende
Nacht gesandt, und er sagt mir jetzt, daß er mir vor
Sonnenuntergang drei Reiter zur Verfügung stellen wird.
Sieben Uhr abends; eine durchsichtige Dämmerung hat sich
herabgesenkt, es ist die Stunde, wo ich aufzubrechen gedachte.
Trotz der langen Unterredungen mit meinem Tcharvadar, dem es
gelungen ist, mir noch ein Maultier und einen Maultiertreiber
mehr aufzudrängen, würde alles bereit sein, wenigstens würde
nicht viel mehr fehlen; aber die drei Reiter, die mir
versprochen waren, stellten sich nicht ein, als man sie ruft,
ich habe schon meine Boten nach ihnen ausgesandt, aber auch
diese kommen nicht wieder. Wie gestern, wird es auch heute
dunkle Nacht, bevor wir aufbrechen können.
Bald acht Uhr. Wir warten noch immer. Desto schlimmer für
die drei Reiter. Ich werde auch ohne Begleitung reisen; ich
rufe nach meinem Pferd, und dann aufgesessen! . . . Aber
plötzlich wird das kleine Dorf, wo man nichts mehr sehen kann,
und das schon von meinen Leuten angefüllt ist, von einem Strom
schwarzer Herden überflutet, die blökend heimkehren. Die
unabsichtlichen und lustigen Püffe Tausender von Schafen,
Ziegen und Geißlein trennen uns voneinander, bringen uns
vollkommen in Verwirrung. Sie laufen zwischen unseren Beinen
hindurch, sie bahnen sich unter den Bäuchen der Maultiere
einen Weg, überall dringen sie vor, schmuggeln sich ein, und
immer wieder kommen noch neue hinzu.
Und als endlich der Zug ein Ende nimmt, nachdem der Platz
sich geleert hat, das Vieh zur Ruhe gegangen ist, da begegnen
wir einem neuen Abenteuer: wo in aller Welt ist mein Pferd?
Während der allgemeinen Verwirrung, die durch die Ziegen
hervorgerufen wurde, hat der Mann, der es hielt, es laufen
lassen; das Tor des Dorfes war geöffnet, und so ist es
entflohen; mit dem Sattel auf dem Rücken, dem Zügel um den
Hals, ist es in die freie Wüste hineingaloppiert . . . Zehn
Männer stürzen hinterher, um es einzufangen, sie lassen alle
unsere anderen Tiere los, die sofort eine heillose Verwirrung
anstiften und auch im Begriff sind, auf und davon zu gehen.
Wir werden niemals aufbrechen.
Acht Uhr und darüber. Endlich führt man den Flüchtling
zurück. Er ist sehr aufgeregt und ungeduldig. Und wir
verlassen das Dorf, indem wir uns unter den Balken bücken, die
das Schirmdach des Tores bilden, hinter dem wir in der letzten
Nacht geschlafen haben.
Zuerst sind wir an allen Seiten von großen Dattelbäumen
umgeben, deren schwarze Federbüschel sich von dem reichen
Sternhimmel abheben.
Aber bald treten sie nur spärlich auf, die großen Flächen
zeigen uns von neuem ihre ruhige Kreislinie, die durch kein
Hindernis unterbrochen wird. Als wir gerade im Begriff stehen,
die Oase zu verlassen, pflanzen sich drei bewaffnete Reiter
vor mir auf und begrüßen mich; meine drei Beschützer, denen
ich schon nachgetrauert hatte. Es sind dieselben Silhouetten
wie gestern, schöne Gestalten, hohe Hüte und lange Bärte. Und
nachdem wir eine seichte Stelle durchwatet haben, bildet meine
Karawane endlich eine geschlossene Linie, die durch den
unbegrenzten Raum, durch das Ungewisse der nächtlichen Wüste
zieht.
Die unebene Wüste ist heute noch ungastlicher als gestern.
Der Boden ist schlecht, er flößt kein Vertrauen mehr ein. Die
tückischen, schneidenden Steine machen unsere Tiere
straucheln. Und ach! der Mond wird noch lange nicht aufgehen.
Zwischen den fernen Sternen sendet Venus allein, die glänzend
und silbern dort oben steht, ein wenig von ihrem Licht auf uns
herab.
Nach zweiundeinhalb Stunden Weges erreichen wir eine andere
Oase, die viel größer, viel grüner ist als die des gestrigen
Tages. Wir streifen sie, ohne einzudringen, aber eine
wunderbar kühle Luft weht uns hier entgegen, in der Nähe der
Palmen, unter denen man Bäche fließen hört.
Elf Uhr. Endlich verkündet hinter dem Berge dort unten – es
ist noch immer derselbe Berg, dem wir uns stündlich nähern,
und der den Rand der Felsenküste Irans darstellt – endlich
verkündet hinter dem Berge ein helles Licht, daß der Mond, der
Freund der Karawanen, erscheinen wird. Er geht auf, rein und
schön, sendet ein Meer von Strahlen herab und zeigt uns die
Nebel, die wir bis jetzt nicht haben sehen können. Es sind
nicht mehr, wie in den letzten Tagen, Schleier von Staub und
Sand, es sind wirkliche köstliche Wasserdämpfe, die sich dicht
über dem Boden der ganzen Oase lagern, als wollten sie in
diesem kleinen bevorzugten Himmelsstrich Menschen und Pflanzen
zum Leben erwecken, während überall sonst im ganzen Umkreis
Trockenheit herrscht; sie haben sehr bestimmte Formen, man
könnte fast sagen, gestrandete Wolken, die greifbar geworden
sind; ihre Umrisse leuchten auf in demselben blassen Gold wie
die luftförmigen Flocken, die dort oben nahe dem Monde hängen;
und darunter tauchen die Stämme der Datteln auf, mit ihren
Zweigen, die sie zu schwarzen Sträußen geordnet haben. Dies
ist keine irdische Landschaft mehr, denn der Boden ist
verschwunden, nein, vielmehr glaubt man es mit einem Garten
der Fata Morgana zu tun haben, die sich am Himmel zeigt.
Ohne dort einzutreten streifen wir Boradjoune, das große
Oasendorf, dessen weiße Häuser unter schillernden Nebeln und
dunklen Palmen liegen. Zwei persische Reisende, die gebeten
hatten, sich uns anschließen zu dürfen, lassen mich wissen,
daß sie hier haltzumachen gedenken, sie nehmen Abschied und
verschwinden. Und wo sind meine drei Reiter, die sich mir mit
einer so schönen Verbeugung vorstellten? Wer hat sie gesehen?
– Niemand. Sie haben Reißaus genommen, bevor der Mond aufging,
um nicht gesehen zu werden. So ist meine Karawane bis auf die
allernotwendigsten Glieder zusammengeschmolzen: mein
Tcharvadar, meine vier Maultiertreiber, meine zwei persischen
Diener, die ich in Bouchir gemietet hatte, mein treuer Diener
und ich. Zwar habe ich einen Brief an das Oberhaupt von
Boradjoune bei mir, der mich berechtigt, drei neue Reiter zu
fordern; aber der wird schon schlafen, es ist nach elf Uhr,
und das ganze Dorf scheint zur Ruhe gegangen zu sein; wir
würden unendlich viel Zeit verlieren, wenn wir die Flüchtlinge
durch neue ersetzen wollten, die dann schließlich auch noch
bei der ersten Biegung der Wüste das Weite suchen könnten. So
Gott will, laßt uns lieber alleine ziehen, der helle Mond
beschützt uns.
Und hinter uns schwindet die Oase, das ganze Blendwerk der
goldenen Wolken und der schwarzen Palmen erlischt; – statt
dessen eine Wüste, deren Schrecken mit jedem Schritt vorwärts
größer werden, und in der man den Mut verlieren muß. Löcher,
Höhlen, Spalten; ein wellenförmiges, hügeliges Land; ein Land
mit großen zerklüfteten und rollenden Steinen, wo die Pfade
bergauf, bergab führen, und wo unsere Tiere bei jedem Schritt
straucheln. Und auf diese ganze schimmernd weiße Landschaft
fällt das volle Licht des weißen Mondes.
Der frische Hauch, der von den Bäumen und den Bächen zu uns
herüberwehte, ist nicht mehr zu spüren; von neuem begegnen wir
der glühenden, trockenen Hitze, die auch um Mitternacht nicht
nachläßt.
Unsere aufgeregten Maultiere gehen nicht mehr in einer
Reihe, einige laufen davon, verschwinden hinter den Felsen;
andere, die zurückgeblieben sind, geraten plötzlich in Angst,
weil sie sich verlassen sehen, sie traben, was sie nur können,
um sich dem Zug anzuschließen und scheuern dabei rücksichtslos
mit ihrer Last gegen unsere Beine.
Die schreckeneinflößende Felswand Persiens, die sich stets
vor uns auftürmte, hat sich jetzt, wo wir ihr näher gekommen
sind, um das Doppelte vergrößert. Sie zeigt sich uns in ihren
Einzelheiten, zeigt mehrere aufeinander liegende Stockwerke,
und den ersten Absatz werden wir bald erreichen.
Es ist gar nicht möglich, in aller Ruhe hier seinen Weg zu
verfolgen und sich den Träumen hinzugeben, was sonst den Reiz
der flachen, eintönigen Wüsten ausmacht; in diesem
schrecklichen Durcheinander von Steinen, wo man sich verloren
glaubt, muß man unaufhörlich über das Pferd, über die
Maultiere, über alles wachen; – wachen, wachen, selbst wenn
der unbezwingbare Schlaf uns die Augen schließt. Gegen diese
Lähmung anzukämpfen, die plötzlich die Arme, die Hände
kraftlos macht, so daß sie die Zügel nicht mehr halten können,
gegen diese Lähmung anzukämpfen, die die Gedanken verwirrt,
dies Bestreben wird schließlich zu einer wirklichen Angst. Man
versucht alle Mittel, die Stellung zu wechseln, die Beine
auszustrecken, oder sie nach Art der Beduinen auf den Kamelen
vor dem Sattelknopf zu kreuzen. Man versucht abzusteigen, –
aber alsbald wird man bei dem schnellen Marsch durch die
vielen Steine verwundet, das Pferd nimmt Reißaus, und man
verliert den Anschluß in dieser großen, weißen Einöde, wo man
in dem Chaos von dunklen Felsen kaum einander zu sehen vermag.
So schwer es einem auch fallen mag, man muß im Sattel bleiben.
Mitternacht findet uns am Fuße der Gebirgskette Persiens,
schrecklich von unten ist sie in dieser Nähe anzuschauen; eine
gerade, steile Wand von dunklem Braun, deren Falten, Löcher,
Höhlen, deren ganzes stummes, riesenhaftes Gewirr, der Mond
rücksichtslos bloßstellt. Diese schweigenden, leblosen
Felsmassen atmen uns eine schwere Hitze entgegen, die sie
während des Tages von der Sonne aufgesogen haben, oder
vielmehr, die sie von dem großen unterirdischen Feuer
entleihen, das auch die Vulkane speist, denn sie riechen nach
Schwefel, nach dem Schmelzofen und nach der Hölle.
Ein Uhr, zwei Uhr, drei Uhr, wir schleppen uns am Fuße der
riesenhohen Gebirgswand dahin, die die Hälfte des Himmels über
unseren Häuptern verdunkelt; rötlich braun richtet sie sich
vor diesen weißen Steinfeldern auf; der Geruch von Schwefel,
von faulen Eiern, den sie ausströmt, wird unerträglich, sobald
man an den großen Spalten, an den großen klaffenden Höhlen
vorbeikommt, die aussehen, als wenn sie bis zu den Eingeweiden
der Erde reichten. Inmitten eines unendlichen Schweigens, in
dem sich das Getrampel unserer bescheidenen Karawane und die
mit geschlossenem Munde ausgestoßenen Schreie unserer
Maultiertreiber zu verhallen, sich zu verlieren scheinen,
schleppen wir uns noch immer durch die Schluchten und Spalten
dieser blassen Wüste dahin. Hin und wieder sieht man einige
schwarze Gestalten, deren Schatten der Mond auf die weißen
Steine zeichnet; man könnte sagen, es seien Tiere oder
Menschen, die sich dort aufgestellt haben, um uns aufzulauern,
aber wenn man sich ihnen nähert, ist es nur Buschwerk,
verkümmertes, verkrüppeltes Gesträuch. Überall herrscht eine
Backofenhitze, man erstickt, man ist durstig. Zuweilen hört
man das Wasser in den Felsen der höllischen Mauer brodeln, und
in der Tat sprudeln ganze Ströme daraus hervor, die man
durchwaten muß; aber das Wasser ist lau, verpestet, unter den
Mondstrahlen erscheint es von weißlicher Farbe, und es
verbreitet einen schwefligen Gestank, den man nicht einatmen
kann. In diesen Bergen müssen ungeheure, ungeahnte metallische
Reichtümer liegen, die bis jetzt von keinem Menschen
ausgebeutet wurden.
Zuweilen glaubt man dort unten die Palmen der ersehnten
Oase zu erspähen – die sich diesmal Daliki nennen wird –, und
wo man endlich seinen Durst löschen und sich zur Ruhe begeben
kann. Aber nein; immer wieder sind es die traurigen Sträucher
und nichts weiter. Man ist besiegt, man schläft im Sattel ein,
man hat nicht mehr den Mut, vergebliche Ausschau zu halten,
man vertraut sich dem Instinkt des Tieres und dem Zufall an .
. .
Diesmal täuschen wir uns indessen nicht; vor uns liegt
wirklich die Oase; diese dunklen Wände können nur die
Palmenreihen, diese kleinen weißen Vierecke nur die Häuser des
Dorfes sein. Und um uns von der Wirklichkeit der noch fernen
Dinge zu überzeugen, um uns den Willkommsgruß entgegenzurufen,
dringt jetzt das Gebell der Hunde, der natürlichen Wächter,
die schon unsere Ankunft gewittert haben, dringt auch das
helle Morgenständchen der Hähne durch das große Schweigen des
anbrechenden Tages an unser Ohr. Es ist drei Uhr morgens.
Bald befinden wir uns auf den schmalen Wegen des Dorfes,
zwischen den Stämmen der herrlichen Palmen, und endlich öffnet
sich vor uns die schwere Pforte der Karawanserei, in die wir
uns, wie in einen schirmenden Zufluchtsort, durcheinander
hineinstürzen.